Der Mensch vertraut gerne auf Dinge, die er kennt. Deswegen gibt es in vielen Branchen Unternehmen, die bereits Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte am Markt bestehen.
Wenn man heute Kunde eines CBD-Shops wird, geht man in der Regel davon aus, dass man es mit einem jungen Start-up zu tun hat, das mit dem Cannabidiol-Hype entstanden und gewachsen ist. In Österreich gibt es ein Unternehmen, das ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken kann, Hanfland.
Hanfland ist in Hanfthal
Hanfland ist im Hanfthal, einer Gemeinde in Österreich, die zur Stadt Laa an der Thaya gehört. Bekannt ist Hanfthal hauptsächlich aufgrund seiner schönen Blüten. Es hat dafür Auszeichnungen von „Blühendes Niederösterreich“ bekommen. Zwar handelt es sich bei den gewonnenen Preisen um Prämierungen für Blumen, trotzdem klingt das alles so passend, dass es beinahe kein Zufall sein kann. Um der Sache auf den Grund zu gehen, und uns etwas mit den Erzeugnissen von Hanfland zu beschäftigen, freuen wir uns, dass wir Gerda Steinfellner einige Fragen stellen durften.
Hanf Magazin: Hanfland wurde im österreichischen Hanfthal gegründet. Ist das mit dem Namen ein Zufall?
Gerda Steinfellner: Das ist natürlich kein Zufall. 1999 hat sich die Dorfgemeinschaft Hanfthal im Rahmen der 850-Jahr-Feier umfassend mit der Thematik Hanf zu beschäftigen begonnen und besann sich seiner Wurzeln. Schon der Ortsname, 1149 erstmals als HANIFTAL urkundlich erwähnt, bezeugt, dass bereits vor etwa 900 Jahren HANF in Hanfthal angebaut wurde. Der tatsächliche Anbau des Hanfes wird ferner durch die Schenkung des Jörg Valbacher an seine Frau Anna aus der Urkunde vom 2.2.1356 bezeugt, in der dieser ein HANIFPOINT als Morgengabe schenkte. HANIF heißt althochdeutsch HANF und POINT ist ein umzäuntes Grundstück hinter dem Haus. Der ehemalige Teich am Rundanger eignete sich für die Bauern vorzüglich zum Einweichen (rösten) des HANFES zur Fasergewinnung. Im Rahmen der 850 Jahr Feier wurde ein Hanfmuseum geschaffen, das Ausstellungsmaterial des österreichischen Hanfinstitutes beinhaltet. 2004 wurde aus touristischer Motivation erstmalig wieder großflächig Hanf angebaut.
Hanf Magazin: Dort finden auch Hanferlebnisführungen statt. Was kann man sich darunter vorstellen?
Gerda Steinfellner: Gäste erfahren an elf Stationen alles Wissenswerte über die Nutzpflanze Hanf und haben die Möglichkeit im Dorfkeller Hanfprodukte zu verkosten und im Hanf-Shop einzukaufen. Ein Besuch des Hanfmuseums und eines Hanffeldes ist integriert. Die Führungen werden mit einem Nostalgietraktor oder zu Fuß angeboten. Im Hanfthaler Dorfgasthaus gibt es viele Hanfspeisen zum Auswählen. Mehr Informationen dazu gibt es im PDF Folder.
Hanf Magazin: Die lange Geschichte, die zur Gründung von Hanfland führte, begann im Waldviertel mit Nowakorn. Wie kam das alles?
Gerda Steinfellner: 2007 wurde Günther Schmid aus Hanfthal Obmann der Genossenschaft Nowakorn im Waldviertel. Die Nowakorn hatte sich auf die Schälung des Hanfkorns und die Hanfölpressung konzentriert und Günther Schmid sorgte mit seinem Partner Anton Hagenauer für die Verarbeitung des Hanfstrohs. Als sich die Genossenschaft im Waldviertel auflöste, übernahm die Hanfland GmbH die Geschäfte der Nowakorn.
Hanf Magazin: 2012 wurde in Hanfthal die Hanfland KG gegründet, welche Motivation gab es dafür?
Gerda Steinfellner: Einerseits kamen bereits viele Gäste, die den Hanflehrpfad besuchten und auch Produkte kaufen wollten und andererseits hat meine Überzeugung vielen Menschen Hanfprodukte aufgrund der gesundheitlichen Vorzüge von Hanf näherzubringen dazu geführt.
Hanf Magazin: Was ist die Hanfseilschaft, die auf Ihrer Homepage vorgestellt wird? Worum geht es da?
Gerda Steinfellner: Die Hanfseilschaft zwischen der Hanfland KG, die sich um den Vertrieb der Hanfprodukte kümmerte, die Hanfstrohverwertungsgesellschaft und die Firma im Waldviertel arbeiteten eng zusammen und fusionierten alsbald zur Hanfland GmbH.
Hanf Magazin: Jedes Jahr findet in Hanfthal der Hanffeldtag statt, was kann man sich darunter vorstellen?
Gerda Steinfellner: Bereits zum 6. Mal vergleichen wir zwölf verschiedene Hanfsorten betreffs deren Entwicklungsstadien, Erntezeitpunkt, Saatstärke, Faserertrag und Körnerertrag. Am Hanffeldtag werden die Ergebnisse vorgestellt.
Hanf Magazin: Von wo stammen die Hanfsamen, welche Sie verarbeiten?
Gerda Steinfellner: Auf 500ha werden von unseren Vertragslandwirten in Niederösterreich und dem Burgenland Hanf der Sorte USO 31 und Fedora 17 angebaut. Allerdings wird es jedes Jahr schwieriger, den höheren Preis von österreichischem Hanf am Markt gegenüber Hanf aus den Ostländern zu positionieren.
Hanf Magazin: Welches Produkt ist aktuell bei Ihren Kunden am beliebtesten? Aus welchem Grund?
Gerda Steinfellner: Das sind eindeutig die geschälten Hanfsamen, da diese einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren aufweisen, gerne als Proteinquelle eingesetzt werden und aufgrund ihres hohen Eisengehaltes eine wertvolle Ergänzung in den täglichen Speiseplan darstellen. Sie sind geschmacklich sehr beliebt und können in süße oder pikante Gerichte einfach integriert werden.
Hanf Magazin: Welches ist aktuell ihr persönliches Lieblingsprodukt? Aus welchem Grund?
Gerda Steinfellner: Unser Hanfproteinpulver mit 54 % Proteinanteil wird aus geschälten Hanfsamen erzeugt und schmeckt besonders nussig. Dieses Hanfprotein kann sehr einfach in den täglichen Speiseplan integriert werden und so die Eiweißaufnahme erhöhen.
Hanf Magazin: Mit der Tierlinie Hempy bieten Sie auch Futterhanf an, welche Vorzüge liefert Hanf für Tiere?
Gerda Steinfellner: Vor allem Pferde und Hunde profitieren vom Omega-3-Gehalt in Hanfschrot und Hanföl. Unglaublich schnell sieht man die positiven Effekte beim Fell und Immunsystem.
Hanf Magazin: Der Schwerpunkt Ihres Sortiments liegt im Bereich Lebensmittel und Naturkosmetik. Welche Vorteile bietet Hanf als Rohstoff für solche Produkte?
Gerda Steinfellner: Die natürlichen Inhaltsstoffe im Hanfsamen: Omega-3-Fettsäuren, Proteinquelle, Gamma – Linolensäure, sowie Eisen, Zink, Magnesium und Vitamin E.
Hanf Magazin: Was ist die Besonderheit an Ihren Produkten, der Unterschied zu anderen Herstellern?
Gerda Steinfellner: Das größte Alleinstellungsmerkmal unserer Hanfproduktion ist mit Sicherheit unser Prozess „Seed to Seal“ – vom Samen bis zum Siegel – mit österreichischer Ursprungsgarantie für unseren Bio Hanf. Die Anbaugebiete unserer Partner sind in Niederösterreich – Weinviertel, Waldviertel, Raum St. Pölten und im Burgenland. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Biolandwirten ermöglicht es uns, den Ursprung der Hanfsamen eindeutig zur jeweiligen Landwirtschaft zurückzuverfolgen. So wissen wir jederzeit, welcher Landwirt hinter welchem Produkt, jeder Charge, steht. Wir betreuen unsere Vertragslandwirte vom Anbau bis zur Ernte und stehen in engem persönlichem Kontakt mit ihnen. Unsere Partner in der Landwirtschaft liefern ihre Hanfsamen unmittelbar nach der Ernte direkt in unserer Produktion im niederösterreichischen Waldviertel an. Die Anfahrtswege sind kurz und es werden keine Zwischenhändler eingesetzt.
Hanf Magazin: Was sind die Qualitätsmerkmale Ihrer Produkte?
Gerda Steinfellner: Für die sorgfältige Verarbeitung zu unseren Hanfprodukten wird ausschließlich hochwertige Rohware verwendet, was wir durch regelmäßige engmaschige Qualitätskontrollen gewährleisten. Durch die Nachvollziehbarkeit unserer Rohware zu ausschließlich österreichischer Bio Landwirtschaft haben unsere Hanfsamen beste Qualität.
Hanf Magazin: Wie werden Ihre Hanfprodukte hergestellt?
Gerda Steinfellner:
- Unsere Teemischungen stammen aus regionalem Bio Hanfanbau im Waldviertel. Die Hanfblätter werden geerntet, bevor die Hanfpflanze den Blütenstand ansetzt. Auf diese Weise ist ein besonders hoher Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in den Blättern gewährleistet.
Die Hanfblätter werden mit höchster Sorgfalt getrocknet und pur oder in jeweiligen Mischungen mit anderen Bio Zutaten vermischt, abgepackt. - Hanfsamen ungeschält werden unmittelbar nach der Ernte getrocknet, sorgfältig gereinigt und verpackt.
- Für unsere geschälten Hanfsamen werden die gereinigten Samen sorgsam mit einem speziell entwickelten Gerät mechanisch ohne Hitzeeinwirkung geschält, um die empfindlichen Fettsäuren nicht zu beeinträchtigen.
- Die ungeschälten Hanfsamen werden mittels Kaltpressung zu Hanföl gepresst. Durch das natürliche Absetzverfahren klärt das Hanföl ohne Filterung zu einem besonders hochwertigen Bioprodukt.
- Unser Hanf-Kürbiskern-Öl ist eine besondere Spezialität für Kürbisöl-Liebhaber und vereint die hochwertigen Inhaltsstoffe von Hanfsamen und Kürbiskernen. Auch das Kürbiskernöl stammt aus benachbarter Biolandwirtschaft, mit der wir in engem persönlichem Kontakt stehen, was die hohe Qualität dieser schmackhaften Ölmischung gewährleistet.
- Hanfpresskuchen, der bei der Ölproduktion gewonnen wird, wird sorgsam zu Hanfmehl vermahlen.
- Bei der Pressung der ungeschälten Hanfsamen entsteht der Hanfpresskuchen, dieser wird gesiebt und zu Hanfproteinpulver vermahlen.
- Hanf geschrotet besteht aus kleinen Teilen der Hanfsamen, ein Teil der Schalen wird dabei vor dem Zerkleinern entfernt.
- Für unseren Knabberhanf werden ungeschälte Hanfsamen geröstet und mit verschiedenen Gewürzen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen vermischt.
- Unser Knuspermüsli enthält einen Anteil von 10 % geschälten Hanfsamen. Durch eine spezielle Technik wird das Müsli vor Abfüllung gebacken, wodurch es besonders knusprig wird.
Hanf Magazin: Für welchen Zweck werden die Produkte verwendet? Wie sind die Produkte einsetzbar?
Gerda Steinfellner: Unsere Hanfsamen und die daraus gewonnenen Produkte zeichnen sich durch ihre Fülle an Nährstoffen und ihr ideales Fettsäureprofil als echtes Superfood aus Österreich aus. Sie sind für den Verbraucher ganz einfach und unkompliziert in die tägliche Ernährung zu integrieren:
- Als fertiges Knuspermüsli oder über Müsli, jede beliebige Art von Frühstücksbrei, Joghurt, Proteinshakes oder Smoothies
- Geschälte Hanfsamen werden über Salate, Aufläufe, Suppen etc. gestreut.
- Ungeschälte oder geschälte Hanfsamen zum Knabbern zwischendurch.
- Geschälte Hanfsamen eignen sich hervorragend als Ergänzung bei der Zubereitung von Brotaufstrichen, Pestos, Soßen, Vinaigrette und Dips.
- Bereiten Sie sich eine Pflanzenmilch aus geschälten Hanfsamen zu.
- Verfeinern Sie Ihre Pasta, Getreidegerichte, Suppen oder Dressings mit einem Teelöffel Hanföl.
- Mischen Sie Hanfsamen in Backwaren wie Brot oder Kuchen.
- Leicht angeröstet entfalten geschälte Hanfsamen ein nussiges Aroma.
Hanf Magazin: Warum kaufen Konsumenten immer mehr Hanflandprodukte?
Gerda Steinfellner: Regionaler Anbau, Rückverfolgung bis zum Samen bei unseren Partnern der Landwirtschaft und reinste Bio-Qualität machen unsere Produkte einzigartig – gerade, wenn es um Gesundheit geht, achten immer mehr Konsumenten auf Regionalität.
Hanf Magazin: Ist Hanfland auch von den Beschränkungen betroffen, die momentan für CBD in der Europäischen Union gelten?
Gerda Steinfellner: CBD-haltige Extrakte und andere Produkte werden von verschiedenen europäischen Regierungen gerade beschränkt, so auch in Deutschland und Österreich. Da wir uns ausschließlich auf die Verarbeitung von Hanfsamen bzw. Hanfblättern konzentriert haben, betrifft uns das CBD-Verbot nur indirekt. CBD-haltige Produkte bieten wir als Handelsware von unserem Partner BioBloom an. Aufgrund des Erlasses vom Bundesministerium mussten wir andere CBD Produkte aus dem Sortiment nehmen. Im Dezember 2018, als die Situation bezüglich der CBD-Öle unklar war – ob erlaubt oder verboten, waren wir sehr intensiv mit den Behörden in Kontakt. Letztlich ist es uns nur erlaubt, CBD als Aromaextrakt anzubieten.
Bilder: copyright – Hanfland GmbH