Hat man eine Cannabisblüte in der Hand, möchte man zunächst davon ausgehen, dass es sich dabei um ein Stück Natur handelt. Noch vor einigen Jahren waren Gedanken, dass jemand die Blüte aus Gründen der Gewinnmaximierung manipuliert hat, geradezu abwegig. Heute ist das leider anders. Auf unzählige Arten und Weisen machen sich profitorientierte Hände am Cannabis zu schaffen. Das Ergebnis ist aber oft nicht einfach nur stärker oder schwerer als herkömmliches Cannabis, sondern auch versetzt mit Substanzen, die dem Konsumenten Schaden zufügen können. Dies ist nur ein Grund dafür, dass in den letzten Jahren viele Menschen sich mit dem Gedanken an den Anbau eigener Pflanzen tragen.
Die Auswahl an Samen, die man sich für den Home Grow besorgen kann, ist riesig. Im Grunde reicht es aus, wenn man seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse in Sachen Cannabis kennt, dann findet man auch garantiert eine Sorte bei den Seedbanken, die zu diesen Wünschen passt. Wenn wir uns zum Beispiel im Onlineshop von Seeds24.at umschauen, dann fällt die Wahl aufgrund des gigantischen Angebots schwer. Feminisiert oder selbstblühend für jeden Grow und jeden Anspruch gibt es den richtigen Seed. Darüber wollen wir nun noch etwas mehr wissen, deshalb freuen wir uns, dass Oskar Stepien von Seeds24 uns unsere neugierigen Fragen zu den Themen Anbau, Cannabissamen und dem Handel damit beantwortet.
Hanf Magazin: Wollen wir den Lesern, die Seeds24 nicht kennen, ein wenig mit Basic Informationen versorgen. Es handelt sich bei dem Unternehmen um einen Versand für Cannabis Samen. Wie lange gibt es Seeds24 schon?
Oskar Stepien: Seeds24 wurde vor 10 Jahren gegründet. Ich interessiere mich seitdem ich 14 Jahre alt war für Websites und deren Gestaltung. Mit 24 Jahren hatte ich dann die Idee zum eigenen Onlineshop. Damals waren viele Hanfsamen Websites nicht wirklich benutzerfreundlich und ästhetisch gestaltet. Ich dachte mir, das kann ich auf jeden Fall besser!
Hanf Magazin: In Eurem Portfolio befinden sich einige der bekanntesten Seedbanken überhaupt. Welches war die erste Seedbank, mit der ihr gearbeitet habt?
Oskar Stepien: Sowas wie die erste Seedbank gibt es nicht. Als Onlineshop muss man ja eine umfangreiche Auswahl für die Kunden anbieten. Aber ich kann mich erinnern, dass die erste Sorte, die ich online gestellt habe Lemon Skunk von Greenhouse Seeds war. Damals war ich ein großer Fan des Herstellers Greenhouse Seeds. Sie hatten diese schönen Kataloge mit riesigen Blüten und dazu noch tolle YouTube Videos. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass wir mit den klassischen holländischen Samenbanken angefangen haben wie: Dutch Passion, Sensi Seeds, Greenhouse Seeds, Serious Seeds, KC Brains, Paradise Seeds und Royal Queen Seeds.
Hanf Magazin: Woher kommen die verschiedenen Samen, die die jeweiligen Seedbanken liefern? Kannst Du uns einen groben Überblick geben, wo die Unternehmen zu Hause sind bzw. ihre Zuchtarbeit durchführen?
Oskar Stepien: Die meisten Seedbanken kommen ja mittlerweile aus Spanien. Früher waren sie überwiegen in den Niederlanden beheimatet. Die Produktion ist nicht so ganz durchsichtig. Ich kann mich erinnern, als ich mal persönlich bei Greenhouse Seeds in Amsterdam war, hoffte ich drauf, die Produktion sehen zu können. Darauf sagte mir ein Mitarbeiter: „Die Samen werden natürlich nicht hier produziert, unser Chef verreist ein paar Mal im Monat und bringt da immer ein paar tausend Samen mit. Wo genau die Produktion stattfindet, wissen nicht mal wir.“ In Amsterdam wurden die Samen dann nur abgepackt.
Hanf Magazin: Gibt es bei Cannabis Seeds eigentlich Trends, was die Kunden vorwiegend kaufen? Und wie verändert sich die Vorliebe der Käufer?
Oskar Stepien: Ja, auch bei Cannabis Samen zeichnen sich Trends ab. Zurzeit geht der Trend in Richtung amerikanischen Sorten wie Gorilla Glue, Zkittlez, Girl Scout Cookies usw. Diese Sorten sind nun sehr beliebt. Als wir gestartet haben, war ein großer Trend in Richtung Haze-Genetik. Damals war mein persönlicher Favorit Super Lemon Haze.
Danach kam die große Autoflowering-Welle die bis heute geblieben ist. Die ersten autoflowering bzw. automatic Pflanzen waren weit entfernt von den regulären und feminisierten Sorten in Hinblick auf Qualität und Geschmack. Das hat sich aber über die Jahre hinaus jedoch sehr verbessert.
Hanf Magazin: Apropos Trends, es gibt selten noch regular Seeds, die meisten Sorten sind als feminisierte Samen im Handel und dann ist da noch eine wachsende Auswahl an Automatic Sorten. Wird der Handel mit regular Seeds immer kleiner werden und wie ist das Verhältnis der Nachfrage zwischen feminisiert und Automatic? Werden die selbstblühenden Sorten immer beliebter?
Oskar Stepien: Ich würde sagen die Nachfrage nach regulären Sorten ist, seitdem es uns gibt, konstant klein geblieben. Vor 10 Jahren boten die meisten Samenbanken schon feminisierte Samen an. Die ersten Schwierigkeiten der nicht stabilen Genetik von feminisierten Samen waren damit behoben. Daher gab es wenig Gründe für reguläre Samen, außer natürlich für die Aufzucht einer Mutterpflanze.
Viele Seedbanks haben reguläre Samen dann gar nicht mehr angeboten. Mittlerweile merke ich, dass einige Hersteller diese allerdings wieder in ihr Programm aufgenommen haben. Bei uns liegt der Verkaufsanteil von feminisierten versus autoflowering Samen bei ca. 60 zu 40. Seit einigen Jahren ist das Verhältnis auch stabil geblieben. Daher bin ich auch nicht der Meinung, dass selbstblühende Sorten beliebter werden.
Hanf Magazin: Die Auswahl bei Euch ist ja riesig, von daher ist es kaum möglich, mit allen Sorten aller Hersteller vertraut zu sein. Aber welchen Seed würdest Du einem Grow-Anfänger ans Herz legen und warum?
Oskar Stepien: Die erste Sorte auszuwählen kann für Anfänger wirklich nicht einfach sein. Einen Anfänger würde ich eine Indica dominante Sorte empfehlen. Indica Sorten vertragen nämlich ein wenig mehr Dünger. Die meisten Einsteiger machen den Fehler, dass sie zu viel düngen, da sie glauben, dadurch größere Blüten zu erhalten. Gute Erfahrungen haben Einsteiger bei mir mit Euforia, Wappa, Jack Herer, Skunk #1, Gorilla Glue, AK-47, White Russian und Chronic gemacht.
Hanf Magazin: Nun die logische Folgefrage. Welche Seeds sind eher etwas für wahre Könner, sodass Du sie nur erfahrenen Growern empfehlen würdest?
Oskar Stepien: Empfehlungen sind nie so einfach, weil es natürlich stark davon abhängt, was man persönlich erwartet. Will man entspannen? Will man kreativ sein? Will man ein intensives Aroma? Ich würde sagen, wenn man gute Erfahrungen mit den ersten Pflanzen gesammelt hat und die Pflanzen jetzt „lesen“ kann, dann kann man jede Sorte versuchen. Ich persönlich bin ein großer Sativa-Fan, da ich den Uplift Effekt bevorzuge.
Hanf Magazin: Ihr habt außer den Samen auch einige Produkte rund um den Anbau im Sortiment und dann noch CBD-Produkte. Ich nehme an, der Fokus des Geschäfts sind aber doch die Seeds. Welcher der anderen beiden Sektoren macht mehr Umsatz aus, CBD-Produkte oder Grow-Zutaten?
Oskar Stepien: Vor ca. 3 Jahren kam der große CBD-Boom und wir entschieden uns kurz darauf, dass wir das Fachgeschäft CBDplus in Linz/Österreich aufmachen. Der lokale Handel mit CBD läuft super, wir haben auserwählte Premium-Produkte und die Kunden schätzen die Qualität und die Beratung, die wir bieten. Wir merken, dass unsere Kunden CBD Produkte lieber vor Ort einkaufen und wirklich eine persönliche Beratung schätzen. Hier ist daher die Onlinenachfrage nicht so stark. Bei Hanfsamen ist es eigentlich umgekehrt. Da werden 95 % der Waren online bestellt und diskret zu unseren Kunden geliefert.
Hanf Magazin: In Österreich ist der Umgang mit Samen und Stecklingen ein wenig unproblematischer als in Deutschland. Ist das Interesse trotzdem da oder trauen sich deutsche Kunden weniger, Seeds aus Österreich zu bestellen?
Oskar Stepien: Das Interesse an Hanfsamen aus Österreich ist sehr groß. Auch bei unseren deutschen Kunden. Ich denke, dass viele Kunden den Versand aus Österreich bevorzugen, anstatt die Seeds aus Holland oder Spanien zu bestellen. Aus Österreich ist der Versand einfach unauffälliger. Schließlich werden viele Pakete aus den Niederlanden und Spanien genauer untersucht.
Hanf Magazin: Irgendwann wird ja (hoffentlich) eine Legalisierungswelle auch Europa erreichen und Land um Land erfassen. Was glaubst Du, schwimmt Österreich vorn Weg oder hinterher?
Oskar Stepien: Ich denke, das wird noch länger dauern. Mein persönliches Gefühl sagt mir, dass es in den nächsten 10 Jahren nicht passiert.
Außerdem würde ich sagen: Eine Tolerierung ist besser als eine Legalisierung. Wenn Cannabis in Österreich legalisiert wird, wird es vermutlich von einer staatlichen Agentur angebaut und der Preis dafür wird dann bei ca. 30€ pro Gramm liegen. Es ist so ähnlich wie mit Tabak, die Tabakpflanze darf man bei uns in Österreich auch selber anbauen, aber nur eine gewisse Anzahl an Pflanzen. Wenn man jetzt 10 Tabakpflanzen im Garten hat, kann es sein, dass das Finanzamt plötzlich vor der Tür steht.
Hanf Magazin: Corona soll ja für die Verfügbarkeit von Cannabis auf dem Schwarzmarkt nicht so optimal gewesen sein, auch wenn die meisten vermutlich immer noch irgendwie an ihr Gras gekommen sind. Ist eine solche Situation gut für das Geschäft mit Samen und Grower-Bedarf? Wird durch Corona mehr zu Hause angebaut?
Oskar Stepien: Zum Schwarzmarkt kann ich nicht viel sagen. Ich weiß nur, dass wir eine große Bestellflut hatten, als der erste Lockdown kam. Wir sind da mit dem Versenden fast nicht nachgekommen.
Hanf Magazin: Nun eine letzte obligatorische Frage zum Schluss? Wie wird sich Seeds24 weiterentwickeln? Wird die Sortenvielfalt weiter vergrößert? Oder wollt Ihr noch weitere andere Produkte anbieten? Wo soll´s hingehen?
Oskar Stepien: Unser nächster großer Schritt ist die Samenvorzucht und der Verkauf von Stecklingen. Wir haben die letzten Lockdowns für den Ausbau unserer Geschäftsflächen genutzt und sind ab März 2021 dazu bereit, im Monat 1.200 Pflanzen vorzuziehen. Wir haben alles selber gebaut!
Die Pflanzen werden von einem Hydrosystem bewässert und von Hochleistung-LEDs der Firma Lumatek beleuchtet. Wir sind stolz drauf, unseren Kunden sehr gesunde, stabile Pflanzen anbieten zu können. Der Kunde kann auf unserer Website ab sofort Samen bestellen und diese von uns einpflanzen und pflegen lassen. Bis sie zu einer ca. 15 cm großen Pflanze heranwächst.
Danach können die Kunden die Pflanzen bei uns in Linz abholen. Innerhalb Österreichs können wir diese sogar verschicken. Ein für uns wichtiger Punkt ist nämlich, dass die Versanddauer von ca. 24 Stunden nicht überschritten wird. Somit können wir unseren Kunden eine gesunde Pflanze liefern. Wir bieten die Samenvorzucht bzw. Stecklinge nicht nur für Vorbestellungen an, sondern werden auch ständig eine große Menge an Sämlingen lagernd haben, für Kunden, die sich vor Ort für eine Pflanze entscheiden.