Wenn Unternehmen mit Hanf arbeiten, haben sie es oft nicht einfach. Viele regulatorische Feinheiten sind zu beachten, und je nach nationaler Gesetzgebung sind sie verschieden. Dann sieht man sich einigen Vorurteilen bei Vertrieben oder Verbrauchern ausgesetzt, denn Cannabis wird immer noch stigmatisiert und mit Klischees beladen. Doch viele Unternehmer sind heute dazu bereit, die zahlreichen Hürden zu überwinden und den Menschen cannabisbasierte Produkte näher zu bringen. Einige Hersteller solcher Produkte können dabei wirklich gute Erfolge vorweisen.
Nun ist es eine Sache, in der Szene von Hanffreunden und Sympathisanten gut anzukommen und so dem Unternehmen ein gesundes Wachstum zu bescheren. Doch hanfbasierte Erzeugnisse in der breiten Masse absetzen zu können und wirklich den Weg in die Mitte der Gesellschaft zu finden, ist etwas ganz anderes. Einen solchen Erfolg können bisher nur wenige verbuchen. Hempfy ist ein Unternehmen, dem eben dies gelungen ist. Mit einem großen Sortiment aus Hanf-Lebensmitteln schaffte Hempfy es in die Regale einiger der größten Player des Einzelhandels. Um etwas mehr darüber zu erfahren, konnten wir unsere Fragen an Constantin Marakhov, CEO von Hempfy, stellen.
Hanf Magazin: Hempfy konzentriert sich auf hanfbasierte Lebensmittel und Getränke, die in der Schweiz produziert werden. Was war das erste Produkt, das das Unternehmen hergestellt hat?
Constantin Marakhov: Unser erstes Produkt war das Hempfy Cannabis-Getränk, ein Kräuter-Eistee aus frischem Hanf. Unser Ziel ist es, den Geschmack der Hanfpflanze ohne Nebenwirkungen an den urbanen Konsumenten weiterzugeben, eine wundervolle Kombination aus dem köstlichen herben Geschmack und dem ganzen Spektrum an Cannabis-Terpenen und Aromen.
Hanf Magazin: Können Sie das Unternehmen Hempfy mit seiner Entstehung und Geschichte ein wenig beschreiben für unsere Leser, die Hempfy noch nicht kennen?
Constantin Marakhov: Hempfy ist einer der Pioniere der Branche, zumindest hier in der Schweiz. Von Anfang an lag unser Fokus auf dem Absatz in der breiten Masse. Wir wollten also erreichen unsere Produkte im allgemeinen Einzelhandel zu verkaufen. Deshalb haben wir uns eher auf Terpene als auf Cannabinoide konzentriert und sind jetzt wahrscheinlich der größte Terpenhersteller in Europa. Wir sind vertikal integriert – von der Saatgutauswahl bis zum Endprodukt, was bedeutet, dass wir den gesamten Produktionszyklus kontrollieren.
Alle unsere Pflanzen werden im Kanton Waadt in der Schweiz angebaut. Wir haben eine breite Palette von Produkten – Softdrinks, Schokolade, Sekt, Kaugummi usw. Derzeit befinden sich viele neue Ideen in der Pipeline, die darauf warten, getestet und fertiggestellt zu werden, um auf dem Markt eingeführt zu werden.
Hanf Magazin: Die Texte auf der Website sind in Englisch verfasst. Ist das so, weil Sie mit Ihren Produkten internationale Märkte erobern wollen?
Constantin Marakhov: Richtig. Unsere Hauptseite ist in Englisch, da es die internationale Geschäftssprache ist, aber wir haben auch separate lokalisierte Seiten für andere Länder; wie zum Beispiel www.hempfy.fr für Frankreich, www.hempfysverige.com für Schweden, www.hempfymarkt.de und so weiter. Diese Sites werden auch von den Lagern vor Ort betrieben.
Hanf Magazin: Auf der Homepage konnte ich die Symbole von einigen Kryptowährungen sehen. Mit welchen Coins und Token arbeiten Sie?
Constantin Marakhov: In der Schweiz sind Kryptowährungen legal und in einigen Kantonen können Sie sogar Ihre Steuern in Krypto bezahlen. Bitcoin, Ethereum, Litecoin und seit kurzem auch Dogecoin sind die, mit denen wir arbeiten. Es ist eine einfache Art für unseren Kunden, bei uns zu bestellen. Wir erwarten außerdem, dass Kryptos in Zukunft viel breiter unter unseren Partnern und Kunden eingesetzt werden.
Hanf Magazin: Ist der Umgang mit Kryptowährungen für hanfbezogene Unternehmen eine Frage des Prinzips, da man mit ihnen nicht die Probleme hat, die man mit traditionellen Banksystemen haben kann?
Constantin Marakhov: Eigentlich haben wir als CPG-Unternehmen keine Probleme mit den Banken. Für uns ist Krypto nur eine andere Art, Kunden zu erreichen und ihnen eine zusätzliche Zahlungsmethode zu bieten, aus Bequemlichkeit. Das größte Problem, das wir mit Kryptos sehen, ist die Preisfluktuation – jetzt haben sie eine positive Bewegung, aber eines Tages können sie einen großen Rückgang haben. Diese Volatilität macht es in der Realität nicht möglich, Kundenkonten in Kryptowährungen zu führen.
Dennoch sehen wir in der Kryptowährung ein großes Potenzial und enorme Möglichkeiten – zum Beispiel bieten sie die Möglichkeit, Zwischenhändler (wie Banken) zu eliminieren und mehr Wert im Ökosystem zu halten. In gewisser Weise stören Krypto und Blockchain den traditionellen Finanzmarkt, so wie Cannabis den traditionellen Tabak-, Pharma- und andere konservative Märkte stört. Beide Märkte – Krypto und Cannabis – haben noch einen weiten Weg vor sich, um sich als wertvoll für das nachhaltige Wirtschaften der Gesellschaft zu erweisen.
Hanf Magazin: Die Produktpalette von Hempfy ist recht umfangreich und besteht aus sehr außergewöhnlichen Artikeln. Wie laufen Ihre Produktentwicklungsprozesse ab?
Constantin Marakhov: Nun, wir haben unsere Herangehensweise seit den Anfängen ziemlich stark verändert. Wie in jedem Geschäft gibt es eine Lernkurve. Wir begannen mit dem Aufbau von Kooperationen mit kleineren handwerklichen Produzenten und unseren Getränkeexperten (glücklicherweise hatten wir Zugang zu den besten Talenten der Branche). Darüber hinaus hatten wir das Glück, Universitätslabore einbeziehen zu können, um einige wissenschaftliche Daten und Produktvalidierungen zu erhalten. Die Ergebnisse waren ganz hervorragend und unsere Konkurrenten haben mehrere Jahre gebraucht, um mehr oder weniger ähnliche Produkte zu entwickeln. Im Laufe der Entwicklung haben wir jedoch erkannt, dass man mit einer kleinen Produktion nicht allzu weit kommen kann – Hauptgründe sind die Kosten, die Skalierbarkeit, die Zertifizierung usw.
So haben wir angefangen, auf viel größere Player zu setzen, um unsere Produktion auszulagern; und dadurch hat sich unser Entwicklungsprozess sehr verändert, hin zu mehr Wissenschaftlichkeit und Industrietrends. Wir haben immer noch eine Menge Kreativität übrig, aber sie ist etwas auf die stromlinienförmigen industriellen Prozesse beschränkt. Das Ergebnis ist, dass wir erstaunliche Produkte auf den Markt bringen, die zu den besten ihrer Klasse gehören und selbst im Vergleich zu traditionellen CPG-Produkten sehr wettbewerbsfähig sind.
Hanf Magazin: Als ich das erste Mal Hempfy Recharge Water sah, dachte ich, es sei ein gewöhnliches Wasser. Erst später habe ich registriert, dass es ein viel spezielleres Produkt ist. Können Sie es uns kurz vorstellen? Worum handelt es sich?
Constantin Marakhov: Lustigerweise ist das eine Wahrnehmung, die wir um dieses Produkt herum aufbauen wollen. Für uns ist Recharge Water ein echtes Massenkonsumprodukt, das täglich von der ganzen Familie benutzt werden kann. Auf der anderen Seite ist es einzigartig und innovativ und hat die gleiche Aura wie Vitaminwasser, aber in einem sehr sauberen Umfeld. Stellen Sie sich das Produkt vor, das nur zwei Zutaten hat – Mineralwasser und Cannabis-Terpene, null Kalorien, vegan, koscher etc. – wow! Das ist Recharge Water! Cannabis-Terpene besitzen viele potenzielle gesundheitliche Vorteile, wie z. B. entzündungshemmend, schmerzlindernd, antimikrobiell. Der Geschmack der Terpene bringt ein angenehmes Cannabis-Aroma in unser Mineralwasser (das sonst einen unspezifischen, nicht so attraktiven Geschmack hat).
Auf der anderen Seite ist Lithium ein bekanntes Mineral und ein medizinischer Bestandteil – es hilft Menschen bei der Bekämpfung von Depressionen, Stress, Burn-outs und ist eine wirksame Selbstmordprävention. Erinnern Sie sich an den Song „Lithium“ von Nirvana – da ging es auch darum. Aber Spaß beiseite – Lithium ist ein sehr starkes Spurenelement und lustigerweise ist die Popularität der meisten Limonaden wie z. B. 7 UP durch die Verwendung von Lithium entstanden. Aber in seiner künstlichen Form als Lithiumcitrat war es so effektiv bei der Stimmungsaufhellung, dass es verboten wurde, es in Lebensmitteln zu verwenden.
Es wurde also der Pharmaindustrie überlassen. Wenn Lithium jedoch in seiner natürlichen Form, also im Quellwasser, vorhanden ist, ist es aufgrund einer viel geringeren Konzentration, verglichen mit der pharmakologischen Anwendung absolut sicher und vorteilhaft für den Menschen, und es reicht immer noch aus, um bei alltäglichem Stress oder Stimmungsschwankungen zu helfen. Tatsächlich werden Lithium-Quellen schon seit den alten Römern für viele gesundheitliche Vorteile genutzt. Unsere Quelle befindet sich in der Westschweiz und ist die Heimat eines berühmten Kurortes.
Hanf Magazin: Von Hempfy gibt es zum einen den Bitter Lime Drink, der im praktischen Trinkpäckchen erhältlich ist, und zum anderen das Bitter Lime Premium Cannabis Tonic und das Sweet Lime Premium Cannabis Tonic, die beide jeweils in Glasflaschen erhältlich sind. Können Sie die verschiedenen Produkte ein wenig differenzieren? Wo liegen die Unterschiede?
Constantin Marakhov: Die Hempfy Cannabis Tonics sind Produkte der Premiumklasse. Es hat die gleiche frische Hanfgrundlage in der Basis, aber es wird anders verarbeitet, um den charakteristischen Cannabisgeschmack zu erreichen. Außerdem hat es die für ein Tonic notwendige Karbonisierung. Kurz gesagt sind die stillen Getränke von Hempfy für den täglichen Konsum gedacht, während die kohlensäurehaltigen Tonics in Glasflaschen raffiniertere Produkte sind, die als Stand-alone-Getränke oder Mix-Getränk für Alkohol verwendet werden.
Hanf Magazin: Hempfy hat einen kommerziellen Erfolg erreicht, den nur wenige andere Unternehmen in der Hanfindustrie haben. Die Produkte sind u.a. in den Filialen der Handelsketten Coop, Manor, REWE und Edeka erhältlich. Wie konnten Sie solche Meilensteine erreichen?
Constantin Marakhov: Wir alle in der Branche wissen, dass es von größter Bedeutung ist, zu den großen Einzelhändlern zu gelangen. Aber ehrlich gesagt hat Cannabis immer noch ein solches Stigma, dass es nicht einfach ist, Käufer davon zu überzeugen, es zu probieren. Eigentlich hatten wir in unseren kanadischen und nordamerikanischen Kollegen Vorreiter, die einen riesigen Hype um Cannabisprodukte geschaffen haben. Das hat die Erwartungen der Verbraucher sehr hoch geschraubt, aber die Gesetze in der EU sind weit davon entfernt, den Einzelhändlern zu gestatten, Produkte mit einer Wirkung zu führen.
So haben wir auf der einen Seite entweder Gimmick-Cannabisprodukte mit null Funktionalität, die legal sind, oder Produkte, die zwar eine gewisse Funktionalität haben, sich aber in der Grauzone des Gesetzes befinden. Beides ist ziemlich enttäuschend für Konsumenten und Händler und das ist unserer Meinung nach das größte Problem. Im Moment besteht die einzige Lösung darin, Produkte auf Terpenbasis anzubieten, die von größeren Herstellern unterstützt werden, d. h. skalierbar sind und im Einzelhandel erhältlich sind – genau das tun wir und unterscheiden uns dadurch von anderen. Aber insgesamt erfordert der Aufbau von Beziehungen zu großen Einzelhandelsketten eine Menge an finanziellen und Marketing-Anstrengungen, um das Vertrauen und die Loyalität der Verbraucher in einem hart umkämpften Markt zu erreichen.
Hanf Magazin: In Deutschland kann man Hempfy in Geschäften hauptsächlich im Nordwesten des Landes kaufen. Gibt es Pläne, den Vertrieb hier auszuweiten, damit die Menschen die Produkte in Geschäften im ganzen Land kaufen können?
Constantin Marakhov: Die Region Nordrhein-Westfalen diente als Pilotgebiet, indem wir die Hempfy-Produkte auf dem deutschen Markt testen, und derzeit überlegen wir sorgfältig die nächsten Schritte, die für eine weitere Expansion notwendig sind, die allerdings in letzter Zeit wegen der Covid-Pandemie aufgehalten wurde. Auch die aktuelle Situation mit den Covid-Beschränkungen verschiebt viele Marketing- und Merchandising-Aktivitäten. Wir hoffen, dass sich diese Situation in der zweiten Jahreshälfte 2021 normalisieren wird. Unsere Produkte sind jedoch bundesweit über das EDEKA-Netzwerk, Amazon.de und unsere lokale Website www.hempfymarkt.de erhältlich.