Wenn man beobachtet, wie sich die CBD-Hersteller in Deutschland entwickeln, so ist der Verlauf oft ähnlich. Das Fundament ist meist der Verkauf über Online-Shops, und vielleicht auch die kleinen CBD-Geschäfte, von denen man meist dann hört, wenn sie Besuch der Behörden bekommen, die ihnen den Tee abnehmen. Natürlich können Produkte der Firma Nutree auch online eingekauft werden, doch den eigentlichen Durchbruch gelang durch den Vertrieb über die Drogeriekette Rossmann. Nutree ist damit mit Unternehmen wie Limucan einer der wenigen Hersteller für CBD-Produkte, die die breite Masse durch den Einzelhandel erreichen können.
Der Weg bis zu diesem Erfolg war nicht immer einfach, aber auf jeden Fall interessant. Daher freuen wir uns, dass wir dem Geschäftsführer von Nutree, Peter Hart, mit einigen Fragen einige Hintergrundinformationen entlocken, und ihn darüber hinaus auch zu einigen Dingen befragen dürfen, die Cannabidiol und den Markt allgemein betreffen.
Hanf Magazin: Wie vielen bekannt ist, kann man ihre Produkte über die Drogeriekette Rossmann beziehen. Einen solchen kommerziellen Erfolg kann kaum ein CBD-Hersteller vorweisen. Wie kam der Kontakt mit dem Unternehmen, und mit Dirk Rossmann, dem Unternehmer, zustande?
Peter Hart: Eine Geschichte voller lustiger Zufälle. Herr Rossmann kontaktierte mich Anfang 2018 aufgrund eines Artikels über uns in der FAZ. Kurzerhand haben wir beschlossen, uns auf einen Kaffee zu treffen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich nur privat mit CBD beschäftigt, unser Hauptgeschäft war der Aufbau von Dr. Severin, unserer Beauty Marke, die vielleicht der ein oder andere aus der Höhle der Löwen kennt.
Rossmann fragte: Wie entscheidet ihr euch für neue Produkte der Marke? Für Dr. Severin hatten wir eine kleine Software geschrieben, die Amazon und Google Trends auswertet, denn wir konnten es uns nicht leisten, für die Produktfindung eine ganze Abteilung aufzubauen. Also analysierten wir Trends, beispielsweise auf dem amerikanischen Amazon, um damit Bewegungen in Europa früher erkennen zu können.
Kurz: Eine Trend-Früherkennungs-Maschine – Projektname Swarm, von Schwarmintelligenz. Von der Idee war Rossmann begeistert und fragte, ob man diese Software auch für die Drogeriekette einsetzen könnte. Ich sagte, klar, wir müssten die Software dafür noch weiter ausbauen, um der Herausforderung gerecht zu werden. Also haben wir losgelegt: Wir haben mehr Mathematiker und mehr Programmierer ins Team genommen und das Software Team vergrößert.
Die Trenderkennung wurde weiterentwickelt, hat eine eigens entwickelte künstliche Intelligenz bekommen, um Trends noch früher und genauer erkennen zu können und wurde in die Rossmann Prozesse integriert. Im Juni war es dann so weit: Der erste Bericht ging an Rossmann. Als stärkster Trend für 2019 würde CBD prognostiziert. Nur wer sollte es umsetzen? Als CBD Fans erster Stunde ist unser Dr. Severin Team ins Rennen gegangen und hat dem Kind einen eigenen Namen gegeben. Nutree war geboren. Eine Reihe lustiger Zufälle.
Hanf Magazin: Auf Ihrer Website sind einige Anhaltspunkte über die Entstehung von Nutree zu finden. Wie haben Sie Cannabidiol entdeckt? Warum haben Sie beschlossen, sich so intensiv damit zu beschäftigen?
Peter Hart: CBD hilft so vielen Menschen. Ich habe davon gehört, als meine Mutter es gegen Migräne aus den USA mitgebracht hat. Davor hatte sie 30 Jahre lang tonnenweise Schmerzmittel genommen. Damit wurde mein Interesse und meine Begeisterung geweckt. Den Namen Nutree haben wir gewählt, wegen des Wortspiels mit dem Baum.
Hanf Magazin: Aus einer kleinen Hintergrundgeschichte konnte ich erfahren, dass die große Aufmerksamkeit, die Ihnen durch die bundesweite Präsenz in den Geschäften zuteil wurde, nicht nur Vorteile hatte, sondern einige Probleme mit sich brachte. Sie mussten die Produkte mehrfach umetikettieren und die Dosierempfehlungen anpassen. Für viele CBD-Nutzer besteht bis heute noch eine gewisse Unsicherheit über die rechtliche Situation. Worauf müssen Sie heute noch achten beim Labeln oder Bewerben ihrer CBD-Öle?
Peter Hart: Novel Food muss geklärt werden, bevor man CBD zur Einnahme verkaufen darf. Wenn es so weit ist, freuen wir uns darauf, unseren Kunden auch ein solches Produkt anzubieten. Mit unserem aktuellen Produkt haben wir den Weg der Badebomben gewählt. Es zeigt sich, dass viele Menschen auch über den Geruch eine Entspannung feststellen. Daher ist unser Produkt zum auf ein Kissen tropfen. Ein Tuch funktioniert genauso gut. Das legt man neben das Bett. Die enthaltenen Terpene sind das, was Waldluft so beruhigend macht.
Das hängt meines Erachtens mit der Pflanze Cannabis zusammen, die dahintersteht. Cannabis ist politisch wie gesellschaftlich in Deutschland ein umkämpftes Thema. Würde CBD aus Gänseblümchen gewonnen werden, wäre das deutlich einfacher. Was viele leider nicht wissen: CBD macht nicht high. CBD ist keine Droge. Die Verwechslung mit THC, dem psychoaktiven Inhaltsstoff von Cannabis, ist unglaublich häufig.
Hanf Magazin: Gehen Sie davon aus, dass in Puncto CBD-Regulierung in naher Zukunft etwas geschieht in der Europäischen Union oder in Deutschland?
Peter Hart: Ich glaube, dass Bewegung in die Sache kommen wird und vertraue auf den gesunden Menschenverstand. Ich hoffe, dass die Menschen, die am Ende die Entscheidung fällen werden, sich vorher tief mit dem Thema befassen.
Hanf Magazin: Hängt ein freier CBD-Markt an der Legalisierung von Cannabis allgemein, oder ist diese nicht notwendig, da man sich mit Nutzhanf von THC-reichem Cannabis abgrenzen kann?
Peter Hart: Es hängt (leider) genau an derselben Debatte. Deshalb ist es auch so politisch aufgeladen.
Hanf Magazin: Neben dem CBD-Öl mit der kleinen Schweizer Flagge darauf, das so viele bereits kennen, haben Sie nun seit Kurzem auch CBD-haltige E-Liquids in ihrem Sortiment. Sind diese für einen speziellen Vaporizer besonders geeignet oder spielt das keine große Rolle?
Peter Hart: Die Liquids sind für alle gängigen Vapes gemacht. Ich finde, die Geschmacksrichtungen sind der Knaller geworden.
Hanf Magazin: Werden Sie die Produktpalette von Nutree in naher Zukunft noch erweitern?
Peter Hart: Ja, wir haben einen tollen CBD-Tee in der Pipeline. Ob wir ihn auf den Markt bringen können, hängt von den Ämtern ab.
Hanf Magazin: Sind internationale CBD-Märkte für Sie interessant? Wenn ja, welche?
Peter Hart: Unser Heimatmarkt ist Deutschland und Österreich. Weiter geht’s in der EU.
Hanf Magazin: Es heißt, CBD-Produkte, die in der EU hergestellt werden, seien qualitativ allgemein sehr hochwertig. Stimmen Sie zu? Woran liegt das?
Peter Hart: Hui, das finde ich zu allgemein. Es gibt riesige Unterschiede.
Hanf Magazin: Was ist Ihre persönliche Prognose für eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland? Wann ist es so weit?
Peter Hart: Wenn ich das wüsste. Mein Tipp ist 3–5 Jahre. Noch sieht es für mich politisch nicht danach aus. Es sind viele Interessen am Werk.
Hanf Magazin: Wenn Sie einen gesetzlichen Rahmen für Cannabis, und/oder für CBD im Speziellen, wählen müssten, der aktuell in einem Land auf der Welt existiert. Welche nationalen Gesetze würden Sie wählen?
Peter Hart: Mir gefällt die Regulierung in Kalifornien am besten. Besonders beeindruckend finde ich den unglaublich stark sinkenden Alkoholkonsum durch die Gesetzesänderungen. Besonders stark zurückgegangen ist der Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Das finde ich toll.