Eines der Worte, das in den vergangenen Jahren zu großer Bedeutung gefunden hat, ist der Begriff der Nachhaltigkeit. Die Erkenntnis, dass unser Planet und die Menschen darauf keine lange und lebenswerte Zukunft haben werden, wenn wir nicht anders mit der Natur umgehen, dringt in immer mehr Köpfe vor. Wer also heute ein neues Unternehmen gründen oder ein innovatives Produkt auf den Markt bringen will, der kommt an Überlegungen rund um Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei, und das ist gut so.
Die Hanfpflanze kann man gut und gerne als den Inbegriff eines nachhaltigen Rohstofflieferanten bezeichnen, denn beinahe in jedem nur denkbaren Lebensbereich hat Hanf einen Platz. Und überall da, wo Hanf einen Platz hat, entfaltet er das Potenzial, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren und Umstände, Verfahrensweisen und Prozesse oder soziale Situationen zu optimieren.
Mittlerweile sind sich viele der schier unendlichen möglichen Einsatzgebiete bewusst, die es für Hanf gibt. Im Grunde ist auch jeder Teil der Pflanze nutzbar. Hanf ist Medizin, er ist Baustoff, Energieträger, Rohstoff für Textilien oder sogar Ersatz für Kunststoff. Außerdem ist Hanf auch ein wirklich vielseitiges Lebensmittel. Das Unternehmen Dutch Harvest aus den Niederlanden stellt sehr schöne Tees aus und mit Hanf her. Weil die Gründerin Esther Molenwijk sich sehr für Themen der Nachhaltigkeit interessiert und begeistert, wollten wir im Gespräch mit ihr über die Tees von Dutch Harvest, aber auch über Nachhaltigkeit sprechen.
Hanf Magazin: Du bist die Gründerin von Dutch Harvest und giltst als Expertin für Nachhaltigkeit. Wie wird man das? Wie erlangt man ein Expertenwissen in diesem Bereich, dessen Bedeutung in den letzten Jahren so stark zugenommen hat?
Esther Molenwijk: Ja, bevor ich Dutch Harvest gegründet habe, war ich Berater ‚Corporate Social Responsibility‘ („Soziale Verantwortung des Unternehmens“). Ich habe zuerst ‚Betriebssoziologie‘ studiert und dann einen extra Master in Unternehmens-Nachhaltigkeit gemacht. Mein Ziel war es, Unternehmen dabei zu helfen, herauszufinden, wo ihre größten Umweltauswirkungen liegen, und Maßnahmen zu entwickeln, um ihren Fußabdruck zu minimieren.
Zum Beispiel bei den Materialien, die sie verwenden, bei der Energie, die sie verbrauchen, bei ihren Produktionsprozessen und ihrer Sozialpolitik (vor allem, wenn sie Zulieferungen aus Entwicklungsländern beziehen). In den verschiedenen Sektoren, in denen ich gearbeitet habe, habe ich oft mit Experten aus der Praxis zusammengearbeitet, um die Maßnahmen zur Verbesserung zu entwickeln. Bei dieser Arbeit stieß ich sehr oft auf die Hanfpflanze als nachhaltige Alternative für die von meinen Kunden verwendeten Ressourcen – zum Beispiel für die Herstellung von Textilien, Baumaterial und als Proteinquelle. So begann meine Faszination für die Hanfpflanze.
Hanf Magazin: Du setzt Dich ja auch für eine zunehmend vegetarische Lebensweise bei den Menschen ein. Bist Du selbst Vegetarier? Wie hast Du zu Deinen Ansichten gefunden?
Esther Molenwijk: Ja, ich esse sogar vegan, obwohl ich gestehen muss, dass ich ab und zu einem kleinen Stückchen Käse nicht widerstehen kann. Nachdem ich jahrelang im Bereich Nachhaltigkeit gearbeitet habe, ist mir klar geworden, dass unser Konsumverhalten und insbesondere die Wahl unserer Lebensmittel letztlich der wichtigste Schlüssel zu einer wirklich nachhaltigen Veränderung in der Welt ist. 77 % der Landwirtschaft wird heute für Viehzucht und Tierfutter verwendet, während dies nur 18 % der Kalorien liefert.
Es ist extrem ineffizient, Tiere mit Nahrung zu füttern, die wir selbst essen könnten, und dann die Tiere zu essen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der überwiegende Teil des Fleisches und der Milchprodukte aus großen Massentierhaltungen stammt, in denen die Tiere auf schreckliche Weise aufgezogen und geschlachtet werden. Und das Tolle daran, weniger oder gar keine tierischen Produkte zu essen, ist, dass es auch gesünder für uns ist. Kurz gesagt, dies ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, und ich könnte stundenlang darüber sprechen!
Hanf Magazin: Auf der Homepage von Dutch Harvest wird auch das sympathische Team ein wenig vorgestellt. Wer ist schon am längsten dabei und wer ist Euer jüngster Zuwachs?
Esther Molenwijk: Am längsten bei uns ist Tanja Hilgers, eine Deutsche, die seit Langem in den Niederlanden lebt. Sie ist ursprünglich Kräuterkundlerin und Illustratorin und kann sehr inspirierend und leidenschaftlich über das große Reich der Kräuter erzählen. Tanja hat uns geholfen, Dutch Harvest Tee auf dem deutschen Markt einzuführen, sie besucht Geschäfte und Messen. Unsere jüngste Mitarbeiterin ist Martha Visser. Martha macht Präsentationen für uns in Geschäften und auf holländischen Messen, obwohl dieser Bereich wegen Corona im letzten Jahr leider sehr ruhig war.
Hanf Magazin: Bevor wir zum Kern unseres Gesprächs kommen, nämlich den Dutch Harvest Tees, noch die eine allgemeine Frage. Meinst Du, dass wir durch einen schnellen Sinneswandel zur Nachhaltigkeit und durch zielgerichtetes Handeln eine Chance haben, den Klimawandel aufzuhalten?
Esther Molenwijk: Technisch bin ich absolut überzeugt, dass wir in der Lage sind, den Klimawandel zu stoppen. Aber die größte Herausforderung ist tatsächlich, die Denkweise zu ändern. Es ist genug für alle Bedürfnisse da, aber nicht für alle Gier. Wir können nicht erwarten, dass wir weiterhin auf dem gleichen Fuß leben. Wenn alle so leben wie wir in der EU, werden wir 2,8 Planeten brauchen, um unsere globalen Bedürfnisse zu befriedigen. Wir werden wirklich anfangen müssen, auf eine andere Art zu leben. Weniger, aber bessere Produkte kaufen. Mehr wiederverwenden und reparieren. Weniger fliegen. Weniger Fleisch essen. Übrigens bin ich überzeugt, dass das Leben dadurch nicht weniger schön wird, sondern dass wir mit einem nachhaltigeren Lebensstil auch gesünder und mehr im Einklang mit der Natur werden.
Hanf Magazin: Die Niederlande sind weltweit bekannt für eine besondere kulturelle Beziehung zur Hanfpflanze, natürlich durch den lockeren gesetzlichen Umgang mit Cannabis und den Coffeeshops, die Cannabis verkaufen. Bringt dies einen Vorteil, wenn man als niederländisches Unternehmen Hanftees anbietet?
Esther Molenwijk: Ja, das Image von Hanf in den Niederlanden… das ist einer der Gründe, warum ich diese Marke gegründet habe. So viele Leute kommen wegen Marihuana in die NL. Aber was sie nicht wissen, ist, dass die NL eine sehr lange Geschichte mit ihrer ‚unschuldigen Schwester‘, der Nutzhanfpflanze hat. Ich wollte diese Geschichte zurückbringen und das breite Publikum die Kraft dieser schönen, nachhaltigen Pflanze wiederentdecken lassen. Um Deine Frage zu beantworten: Ich glaube, dass es insgesamt ein Vorteil ist, Hanftees als niederländisches Unternehmen anzubieten. Ja, die Leute haben am Anfang vielleicht diese Marihuana-Assoziation, aber es weckt zumindest ihr Interesse. Wenn sie dann unsere Verpackung betrachten und lesen, finden sie schnell heraus, dass unsere Tees nicht aus Marihuana, sondern aus Nutzhanf hergestellt sind.
Hanf Magazin: Die Tees von Dutch Harvest beinhalten immer Hanf in einer Komposition mit anderen Pflanzen. Wie haben sich die Produkte letztlich entwickelt? Suchst Du nach einer bestimmten Wirkung, nach einem speziellen Zusammenspiel der Kräuter? Oder ist es eine Frage des Geschmacks?
Esther Molenwijk: Wir verkaufen einen 100 % reinen Hanf-Tee. Die anderen Produkte sind tatsächlich Mischungen. Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass alle Mischungen mindestens 50 % Hanf enthalten. Hanf ist unser Hauptprodukt und wir wollen den Kunden keinen ‚Hanftee‘ vorgaukeln, der nur ein paar Prozente Hanf enthält. Wir haben die Mischungen mit einer Tee-Sommelière entwickelt.
Sie hat uns bei der Produktion des Hanfs selbst geholfen (wann wird geerntet, welche Teile werden geerntet, wie wird er getrocknet und gesiebt, um einen optimalen Geschmack zu erzielen) und sie hat uns bei der Entwicklung der Mischungen geholfen. Ausgangspunkt war es, Mischungen zu entwickeln, die alle eine unterschiedliche ‚Wirkung‘ haben, aber ein toller, unterscheidbarer Geschmack war unabdingbar. Und für mich war es ein absolutes No-Go, irgendwelche künstlichen Aromastoffe zu verwenden. Wir verwenden NUR 100 % zertifizierte biologische, natürliche Kräuter.
Hanf Magazin: Hast Du selbst einen Lieblingstee, also einen Favoriten aus dem Sortiment? Oder sind es unterschiedliche Momente, die von einem bestimmten Tee begleitet werden? Wie wählst Du, welchen Du gerade trinken möchtest?
Esther Molenwijk:Ja, ich trinke hauptsächlich den Simply Hemp. Interessanterweise langweilt dieser reine Hanftee nie. Ich kann leicht 8 Tassen pro Tag davon trinken, jeden Tag. Ich trinke auch die Mischungen, besonders den Hanf Chai und Hanf & Kurkuma am Nachmittag. Und ich liebe es, den Hanf & Kräuter kalt zuzubereiten, als Eistee im Sommer. Aber die meiste Zeit über trinke ich den Simply Hemp.
Hanf Magazin: Der Hemp & Turmeric Tea ist mit Zutaten wie Kurkuma, schwarzem Pfeffer und Ingwer eine ziemlich würzige Mischung. Melisse, Zitronengrass und Holunderblüten sind hier eher sanfte Komponenten. Wie ist diese Mischung entstanden und wann trinke ich diesen Tee am besten? In der Beschreibung steht, er ist auch als Basis für „Goldene Milch“ geeignet. Was ist das und wie bereitet man das zu?
Esther Molenwijk: Wir haben die Hanf & Kurkuma-Mischung kreiert, weil uns aufgefallen ist, dass viele Menschen, die Hanf & CBD-Produkte einnehmen, auch Kurkuma-Produkte verwenden. Das liegt daran, dass diese beiden Kräuter für ihre angeblich entzündungshemmende Wirkung bekannt sind, zum Beispiel bei Menschen, die an rheumatoider Arthritis leiden. Deshalb haben wir uns entschieden, eine Mischung zu kreieren, die diese 2 Kräuter kombiniert. Und in der Tat können Sie diese Mischung auch verwenden, um „Goldene Milch“ herzustellen. Das ist ein würziges, aber sanftes Getränk, das durch Aufbrühen eines starken Tees und Zugabe von (pflanzlicher) Milch hergestellt wird. Ein vollständiges Rezept finden Sie hier.
Hanf Magazin: Mit Hemp & Turmeric Tea habe ich vermutlich den würzigsten Tee genannt. Welches ist der sanfteste Dutch Harvest Tee?
Esther Molenwijk: Das ist der Hanf & Kräuter. Die Kamille, Lindenblüten und Ringelblumen und natürlich der Hanf (65 %) machen ihn sehr sanft und leicht. Aber er hat trotzdem einen Hauch von Frische, von der Pfefferminze und dem Ingwer. Als warmer Tee ist er sehr schön vor dem Schlafengehen. Oder trinken Sie ihn als kalten Tee im Sommer (Sie können ihn auch mit etwas Zitrone verfeinern).
Hanf Magazin: Für Eure Ernte hattet Ihr eine Crowdfundingkampagne gestartet und ward damit erfolgreich. Kannst Du uns ein wenig darüber erzählen? Und ist diese Kampagne nun vollständig abgeschlossen und erledigt oder haben die Liebhaber der Dutch Harvest Tees noch die Möglichkeit Euch da zu unterstützen?
Esther Molenwijk: Ich habe eine Crowdfunding-Kampagne aus 2 Gründen gemacht. Erstens natürlich, um etwas Startkapital zu bekommen. Das brauchten wir für den Kauf und die Aussaat der Samen, für die Entwicklung der Trocknungsanlage und für das Design und den Druck der Verpackung. Der zweite Grund für das Crowdfunding war, um zu sehen, ob es Interesse an dem Produkt gibt. Ich habe die Crowdfunder sogar gebeten, für ihr Lieblingsverpackungsdesign zu stimmen.
Eine große Überraschung während unserer Kampagne war, dass viele Zeitungen in den Niederlanden diese Nachricht aufgegriffen haben und wir dadurch eine Menge Publicity bekommen haben. So hatten wir das Glück, bereits Bestellungen von Geschäften zu bekommen, noch bevor unser Produkt fertig war. Es war eine „belohnungsbasierte“ Crowdfunding-Kampagne, was bedeutet, dass die Crowdfunder Tee vorbestellen konnten, sodass wir das Geld im Voraus hatten. Wir hatten auch einige große Belohnungen für die größeren Crowdfunder, wie z. B. ein spezielles Hanf-Dinner auf den Hanffeldern und eine Einladung zur Erntefeier. Das hat wirklich Spaß gemacht!
Die Crowdfunding-Kampagne ist nun beendet. Aber natürlich können Verbraucher uns jederzeit unterstützen, indem sie einfach unseren Tee kaufen. Jede Packung Tee, die in einem Geschäft gekauft wird, hilft uns, im Regal zu bleiben und weiterhin mehr von dieser schönen Pflanze anzubauen. Nutzen Sie Ihre Macht als Verbraucher! Das gilt natürlich nicht nur für uns, sondern für jedes faire, nachhaltige Produkt. Jedes gute Produkt, das Sie kaufen, hilft einem ehrlichen Produzenten zu wachsen (und einer nicht-nachhaltigen Marke zu schrumpfen!)
Hanf Magazin: Für alle, die nicht so gerne im Internet einkaufen, bietet die Dutch Harvest Homepage den Store-Locator, wo die Kunden Geschäfte finden können, die Eure Tees anbieten. Besteht für interessierte Läden und Online-Shops noch die Möglichkeit, die Tees ins Programm zu nehmen?
Esther Molenwijk: Ja, absolut. Geschäfte können den Hanftee direkt über uns bestellen oder über einen unserer deutschen Großhändler schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an hello@dutchharvest.org.
Hanf Magazin: Wie ist der Plan für die nähere Zukunft? Wird es weitere Tee-Mischungen von Dutch Harvest geben? Wollt Ihr neue Länder mit den Produkten erobern?
Esther Molenwijk: Wir sind gerade dabei, eine neue Hanf-Tee-Mischung zu entwickeln. Was das sein wird, bleibt vorerst ein Geheimnis! Und ja, unser Plan für dieses Jahr ist es, auch mehr Läden in Österreich und der Schweiz zu erreichen. Wir haben festgestellt, dass in diesen Ländern ein sehr gutes Klima und Interesse an Hanftees herrscht.
Die Dutch Harvest Tees werden also auch bald im deutschsprachigen Raum für jeden verfügbar sein. Wer mehr zu Dutch Harvest und den feinen Tees erfahren möchte, der wird sicher auf der Homepage fündig. Im Store Locator kannst Du auch den nächstgelegenen Shop ausfindig machen, der die Tees im Angebot hat. Wohl bekomm´s!