Es ist wieder Erntezeit. Viele Hanfproduzenten in Europa bereiten sich auf die anstehende Ernte vor. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Bestimmung der Cannabinoide, um sicherzustellen, dass die für den Markt bestimmte Ware auch die gesetzlichen Grenzwerte einhält.
Durch einen verfrühten Erntezeitpunkt kann man zum Beispiel dafür sorgen, dass der Gesamtgehalt von THC nicht den Grenzwert von 0,2 % wie in den meisten Ländern in Europa, 0,3 % in Österreich, 0,5 % in Italien oder 1 % in der Schweiz, überschreitet. Hierfür ist es wichtig, schnell und zuverlässig Ergebnisse zu erhalten. Darauf ist das Labor Hubertus Analytik in Spittal in Kärnten spezialisiert. Wir haben mit der Laborleiterin, Frau Katrin Schnitzer, gesprochen.
Hanf Magazin: Wie lange gibt es euch schon? Was hat euch dazu bewegt, auf Cannabinoide zu analysieren? Wie groß ist euer Team?
Katrin Schnitzer: Hubertus Analytik als eigenständiges Unternehmen gibt es seit Herbst 2019. Zuvor haben wir die Analysen in der Hubertus Apotheke durchgeführt, welche sich mit den hauseigenen Cannabisprodukten in GMP-Qualität und des damit verbundenen Fachwissens österreichweit einen Namen gemacht hat. Außerdem stellt die Hubertus Apotheke klinische Prüfmuster her, die für CBD-Studien weltweit Verwendung finden. Von diesem Netzwerk profitieren unsere sechs MitarbeiterInnen täglich.
Hanf Magazin: Ihr habt den Ruf, dass man bei euch sehr schnell mit den Ergebnissen rechnen kann. Wie lange dauert es bei euch von der Entgegennahme der Probe bis zum Zertifikat?
Katrin Schnitzer: Wir haben Anfang des Jahres unser Labor digitalisiert und arbeiten komplett papierlos mit unserem Labor Informationsmanagement System (LIMS). Diese halb automatische Arbeitsweise erlaubt uns einen schnelleren Arbeitsprozess. Daher bekommen unsere KundInnen ab Probeneingang innerhalb von zwei Werktagen ihre Ergebnisse.
Hanf Magazin: Was hat es mit den anonymen Testboxen auf sich, wie könnt ihr garantieren, dass die Proben nicht auf den Versender rückverfolgt werden können?
Katrin Schnitzer: Unsere HanfCheck Box ermöglicht die anonyme Analyse von einer Probe Pflanzenmaterial oder flüssigem Produkt, wie Extrakt oder Öl, auf 11 Cannabinoide. Innenliegend befindet sich eine Karte mit Code und Passwort, mit welcher der Kunde seine Ergebnisse anonym online abrufen kann. Wird die HanfCheck Box in einem Hanfshop oder der Apotheke erworben, geschieht das ohnehin vollkommen anonym. Erwirbt der Kunde die HanfCheck Box online bei uns, benötigen wir zwar eine Versandadresse, aber der Code wird nicht mit dieser in unserem System verknüpft. Wenn eine Probe bei uns eintrifft, wissen wir daher nicht, von wem sie geschickt wurde.
Hanf Magazin: Und wenn jemand mehrere Proben hat und es nicht unbedingt anonym sein muss? Was kosten bei euch die Analysen?
Katrin Schnitzer: Für Businesskunden bieten wir verschiedene attraktive Paketangebote ab 34,90 € pro Probe. Wir haben sehr viele Hanfbauern, die den perfekten Erntezeitpunkt bestimmen wollen, Produzenten, die ihre Rohstoffe kontrollieren lassen, aber auch Hanfshop Betreiber, die die Qualität der angebotenen Produkte überprüfen wollen. Die meisten unserer Businesskunden erwerben auch gleich eine gewisse Anzahl von Probensets, wobei der Schutzbeutel bereits mit einem Barcode markiert ist. Der Versandkarton wird mit einem Sicherheitsetikett verschlossen, um ein etwaiges Öffnen unterwegs sichtbar zu machen.
Hanf Magazin: Können Sie die Methodik hinter der Analyse von Cannabinoiden genauer erläutern?
Katrin Schnitzer: Da unsere hoch qualifizierten MitarbeiterInnen fast ausschließlich aus der Pharmaindustrie kommen, sind wir es gewohnt, nach Arzneibuchmethoden zu arbeiten, um einen hohen Standard zu gewährleisten. Die Probenaufarbeitung ist ein kritischer Punkt und erfordert ein gewisses Know-how, um reproduzierbare Ergebnisse zu gewährleisten. Für die Analyse verwenden wir eine HPLC PDA.
Hanf Magazin: Es kann große Variationen im Wirkstoffgehalt ein und derselben Pflanze sowie auch innerhalb einer Sorte geben. Können Sie unseren Lesern empfehlen, welche Art der Probenentnahme zu möglichst repräsentativen Ergebnissen führt?
Katrin Schnitzer: Es gibt in der Literatur sehr viele verschiedene Sampling-Methoden. Welche davon umsetzbar ist, muss letztlich der Bauer entscheiden. Prinzipiell erhält man eine repräsentative Mischprobe, wenn man Aliquote der Pflanze von oben, der Mitte und unten nimmt. Außerdem empfiehlt es sich, verschiedene Pflanzen von der Mitte und den Rändern des Feldes (rasterartig) zu beproben. Der größte limitierende Faktor dabei ist Geld. Je mehr Proben ich nehme, desto weniger Produkt bleibt mir. Aber auch die Zugänglichkeit kann eingeschränkt sein. Generell gilt es eine Kosten-Nutzen-Abwägung durchzuführen und individuell je nach weiterem Verwendungszweck zu entscheiden.
Hanf Magazin: Habt ihr vor, in Zukunft auch andere Analysen anzubieten?
Katrin Schnitzer: Wir arbeiten gerade an unserer WasserCheck Box, welche es dem Endkunden ermöglichen wird, die Analyse seines Trinkwassers selbst in die Hand zu nehmen. Aber auch bezüglich Cannabis-Analytik werden wir Ende des Jahres an Gerätschaften für die Analyse von Terpenen und Schwermetallen aufstocken.
Hanf Magazin: Welcher ist der höchste Gehalt an gesamt THC und gesamt CBD, den Sie in Blütenmaterial und in Extrakten feststellen konnten?
Katrin Schnitzer: Da wir jegliche Form von Ausgangsmaterial und Fertigprodukten testen, liegt die Spanne zwischen 0 – 100 %. Genauere Infos unterliegen dem Datenschutz, den wir bei uns ganz großschreiben.
Hanf Magazin: Des Öfteren wurden schon ein und dasselbe homogenisierte Probenmaterial von verschiedenen Laboren mit unterschiedlichen Ergebnissen ausgewertet. Woran kann das liegen, und wie garantiert ihr eine möglichst geringe Messungenauigkeit?
Katrin Schnitzer: Das kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen eine unterschiedliche Probenaufarbeitung, wir halten uns hierbei an Arzneibuchmethoden, verschiedene Gerätschaften und möglicherweise nicht zertifizierte Standards. Wir verwenden ausschließlich zertifiziertes Referenzmaterial und legen hohen Wert auf Reproduzierbarkeit. Wir erhalten viele positive Rückmeldungen von KundInnen, die uns testhalber ein und dieselbe Probe zweimal schicken. Wir befinden uns außerdem als einziges österreichische Cannabis-Labor im ISO17025 Akkreditierungsprozess, der insgesamt ca. zwei Jahre in Anspruch nimmt.
Hanf Magazin: Was halten Sie persönlich von Cannabis und wo sehen Sie die Herausforderungen in Zukunft?
Katrin Schnitzer: Als Molekularbiologin und Pflanzenwissenschaftlerin motiviert mich natürlich eine große Faszination für eine solch vielseitige Pflanze. Persönlich habe ich nur positive Erfahrungen mit CBD-Produkten an mir und in meinem Umfeld gemacht. Die größte Herausforderung und spannendste Frage wird natürlich sein, als was Cannabis eingestuft werden wird und ob die Nutzung dadurch vereinfacht oder erschwert wird. Außerdem gibt es in den nächsten Jahren noch viele weitere interessante Inhaltsstoffe zu erforschen.