Schuhe werden meist auf Basis ihrer äußeren Erscheinung und des Tragekomforts gekauft. Andere Eigenschaften, wie zum Beispiel das Material oder Details der Verarbeitung, spielen für die Großzahl der Käufer nur eine untergeordnete Rolle. Bei Trägern von Schuhen aus Hanf ist das teilweise ein wenig anders. Eine gewisse Leidenschaft für den Rohstoff steht wohl häufiger beim Erwerb eines Hanf-Kleidungsstücks oft im Vordergrund. Hanftextilien sind grundsätzlich nichts Neues, doch nach wie vor findet man sie selten. Schuhe sind besonders rar, denn viele haben Hanf als Material für Schuhe gar nicht auf dem Schirm. Das Team von 8000Kicks zeigt eindrucksvoll, dass sich das ändern sollte.
Wenn wir einen Schuh aus Hanf kaufen, wollen wir sicher sein, dass dieser fair für Mensch und Umwelt produziert wird. Wir wollen ein Naturprodukt, mit dem wir uns wohlfühlen. Trotzdem sollen Aspekte wie ein modisches Erscheinungsbild und der Tragekomfort nicht vernachlässigt werden. 8000Kicks konnte mehr als diese Eigenschaften in einem Schuh vereinen, denn sie sind nicht nur stylish, flexibel, bequem. Mit dem Gründer und Chef von 8000Kicks, Bernardo Carreira, tauschen wir uns über das Unternehmen, den ersten wasserfesten Hanf-Sneaker und über Hanf als Rohstoff für Textilien aus.
Hanf Magazin: Zunächst einmal kannst Du uns vielleicht 8000Kicks ein wenig vorstellen. Du hast das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Deiner Großmutter Otilia aufgebaut. Welche Erfahrungen hat sie im Textilbereich? Ist sie immer noch aktiv an der Firma beteiligt?
Bernardo Carreira: Es begann alles, als ich 2017 zurück nach Portugal zog, um ein neues Projekt zu starten, aber ich wusste nicht genau, was es sein würde. Eines Abends, nach ein paar Bieren und Joints mit den Jungs, kam jemand auf die Idee, einen Schuh zum Rauchen zu machen. Es war eine 5-Uhr-Morgen-Idee oder vielleicht auch nicht. Ich beschloss, es auszuprobieren, da ich schon einige Taschen und Geldbörsen aus Cannabisfasern gesehen hatte. Ich bat eine Person um Hilfe, die man nicht erwartet hat: Otilia, meine Großmutter, mit über 50 Jahren Erfahrung im Textilbereich.
Zusammen verbrachten wir über ein Jahr damit, aktiv mit Lieferanten aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, bis wir den ersten wasserdichten Hanfschuh der Welt hatten, der eine ganz neue Kategorie im Bereich der nachhaltigen Freizeitschuhe darstellt. Otilia ist 77 Jahre alt, also spielt sie nicht mehr wirklich eine aktive Rolle im Unternehmen. Aber sie gibt wichtigen Input zu jedem Schuh und jedem Produkt, das wir auf den Markt bringen. Sie ist eine Art Beraterin für das Team.
Hanf Magazin: Welche Eigenschaften machen Hanffasern Deiner Meinung nach für Schuhe geeignet?
Bernardo Carreira: In erster Linie ist Hanf sehr langlebig, was für Schuhe super wichtig ist. Dann ist es temperaturregulierend, antimikrobiell, antifungal und auch sehr atmungsaktiv. Das macht ihn zu einem tollen Material für Hanfschuhe, aber auch für andere Produkte.
Hanf Magazin: In vielen Lebensbereichen hat sich Hanf in den letzten Jahren wieder in der Gesellschaft etabliert. Allerdings hat man das Gefühl, dass dies zum Beispiel bei Lebensmitteln schneller geschieht als bei Textilien oder Schuhen. Stimmst Du dem zu? Und wenn ja, was ist der Grund dafür?
Bernardo Carreira: Ich stimme zu 100 % zu. Und der Grund ist, dass es viel mehr Aufwand im Textilbereich gibt. Hanf muss in Fasern umgewandelt werden, dann in Garn, dann in Stoff, dann in Schuhe. Es ist viermal so komplex wie andere Hanfprodukte, und wir müssen jeden einzelnen Prozess neu lernen.
Hanf Magazin: Auf Eurer Website gebt Ihr Auskunft über den sogenannten Carbon-Footprint, also über die Menge an CO2, die bei der Herstellung Ihrer Schuhe ausgestoßen wird. Während der durchschnittliche Ausstoß eines Paares Laufschuhe 14 kg CO2 beträgt, sind es bei 8000Kicks Hanfschuhen nur 4,1 kg. Was waren die wichtigsten Maßnahmen, um dies zu erreichen?
Bernardo Carreira: Eine sehr gute Frage. Der Hauptverursacher der Umweltfreundlichkeit ist Hanf, denn schon wenn wir die Faser gewinnen, haben wir bereits einen sehr positiven Einfluss auf die Umwelt. Mit anderen Worten: Hanf nimmt schon vor dem Herstellungsprozess viel CO2 aus der Atmosphäre auf. Der Herstellungsprozess, die Maschinen, der Transport sind die Hauptquellen von CO2-Emissionen, aber diese werden bereits im Vorfeld durch den Hanf ausgeglichen. Auch die Algen, die wir für unsere Laufsohlen sammeln, haben einen sehr positiven Einfluss auf unsere Emissionen.
Hanf Magazin: Ebenfalls auf Eurer Homepage gibt es Informationen über die Löhne der Fabrikarbeiter und über die Nutzung von erneuerbaren Energien durch die Fabrik. Verbreitet sich ein solches Bewusstsein in den Köpfen der Unternehmer oder wird Ihrer Meinung nach bei schlechten Arbeitsbedingungen noch viel weggeschaut?
Bernardo Carreira: Es gibt definitiv ein wachsendes Bewusstsein und die Kunden fordern das mehr und mehr. Aber leider sind viele Marken immer noch ziemlich konservativ, was die Offenlegung dieser Art von Informationen angeht.
Hanf Magazin: Die Sohle des Explorer V2 ist auch in vielerlei Hinsicht sehr interessant. Sie besteht aus einem Algenschaum. Wie wird der Schaumstoff gewonnen und welche Eigenschaften hat er?
Bernardo Carreira:Wir haben uns mit einer Firma zusammengetan, die Algen aus Gewässern sammelt, die eine Algenblüte haben und in denen das gesamte Ökosystem durch die Explosion des Algenwachstums, das alle anderen Lebewesen tötet, zerstört wurde. Sie greifen ein, reinigen und sammeln diese Gewässer und schicken uns dann das Algenmaterial, aus dem wir dann unser Algenplastik zu Sohlen verarbeiten.
Hanf Magazin: Viele stellen sich Hanftextilien als unflexibel und störrisch vor. Von 8000Kicks gibt es aber auch Socken, die flexibel sein sollen. Ist es schwer, Hanf weich zu machen? Wird er so weich wie andere Textilien?
Bernardo Carreira: Das ist eine gute Frage. Wir haben eine laaaange Zeit gebraucht, dies zu erreichen. Und ein großes Lob an meine Großmutter dafür. Hanf wurde früher nicht nur zur Herstellung von Seilen und Schiffsverkäufen verwendet, sondern auch zur Herstellung von Kleidung. Um diese Socken zu entwickeln, schauten wir also in unsere Vergangenheit und fragten ältere Menschen, wie sie ihre Kleidung vor der Waschmittel-Ära weich gemacht haben.
Die Antwort war zu offensichtlich, um sie zu glauben: Backpulver, weißer Essig, Lavendelöle und andere Dinge, die jeder wahrscheinlich schon in der Küche oder im Haushalt hat. Mit anderen Worten: Wir haben uns die Funktionsweise dieser natürlichen Materialien zunutze gemacht und sie von Grund auf auf unsere Socken angewandt und das Ergebnis ist … (Trommeln) … ultra-weich gemachte Hanffasern!
Hanf Magazin: Es scheint, dass es jetzt auch eine neue Cap von 8000Kicks gibt. Welche Farben gibt es und wie ist er in der Größe verstellbar?
Bernardo Carreira: Er kommt im Juni in Beige und Schwarz. Wir sind sehr gespannt darauf, da es in der Vergangenheit eine große Nachfrage nach einer Hanf-Cap gab. Wir haben die gleichen Hanfstandards wie bei unseren Schuhen verwendet, sodass er nicht nur langlebig und atmungsaktiv, sondern auch wasserabweisend ist.
Hanf Magazin: Welche Entwicklungen stehen bei 8000Kicks in den nächsten Monaten an? Habt Ihr weitere Produkte in der Pipeline? Oder wollt Ihr Euch auf das Erreichen neuer Märkte fokussieren?
Bernardo Carreira: Wir haben eine Menge Ideen und arbeiten hart daran, sie zu verwirklichen. Aber wir können noch nichts verraten. Es ist noch alles geheim. Bleibt dran!