In Italien baut die Armee Marihuana für die medizinische Versorgung an, warum sollte Christoph Rossner nicht einfach im Atombunker seine Pflanzen gießen? So einfach wird das nicht gehen, da er erst einmal eine Genehmigung der Deutschen Cannabisagentur benötigt. Alles andere vom Konzept für das Bunkergras steht bereits.
Mit dem Segen der Bayerischen Regierung und Behörden darf im Memmingerberg, dem alten Atombunker, Marihuana angebaut werden, wenn denn alle Genehmigungen der Deutschen Cannabisagentur vorliegen. Es kommt sogar noch besser: Wenn alles nach Plan läuft, würde der Freistaat Bayern für den Anbau von Marihuana noch einen Zuschuss von 250.000 Euro an die BUNKER Phyto-Pharma-Development bezahlen. Normalerweise zahlt man dort doch solche Summen nur dafür, dass man ein paar Jahre in den Bunker einfährt?
Anbau im Atombunker – sicher genug?
Der Atombunker Memmingerberg am Memminger Allgäu Airport müsste natürlich noch etwas umgebaut werden. Neben der Beleuchtung braucht es auch die Be- und Entlüftung sowie weiteres Zubehör für den Anbau. Wenn dann alles mit modernen Steuergeräten geregelt und gewissenhaft angebaut wird, wird das Marihuana sprießen. Vorerst vielleicht noch nicht für die Patientenversorgung, sondern zu wissenschaftlichen Zwecken. Das Bunkergras kann unter sehr stabilen Umweltbedingungen angebaut werden, wodurch eine Forschung begünstigt wird. Weiterhin ist das Gelände zugleich genügend sicher, solange die Stahltür noch ein passendes Siegel erhält, das dürfte jedoch das kleinste Problem darstellen.
Bunkergras – Spaßidee oder die Zukunft?
Für den Memmingerberg als Atombunker wäre es zukunftsweisend, wenn Bunkergras angebaut wird, da der Gebäudekomplex derzeit ungenutzt dahin siecht. Das Problem von Christoph Rossner lautet jedoch Bürokratie. Die Deutsche Cannabisagentur hat eine EU-weite Ausschreibung für 6600 Kilo Marihuana gestartet, die von 2019 bis 2022 angebaut werden sollen. Eine EU-weite Ausschreibung ist üblich, unüblich wäre die Benachteiligung deutscher Unternehmen. Für den Zuschlag sollen Erfahrungswerte bei den Unternehmen vorliegen, die mit wenigstens 50 angebauten sowie vertriebenen Kilo in den letzten drei Jahren zu belegen sind. Wie soll das ein deutscher Unternehmer belegen, wenn es doch illegal ist? Andere Unternehmer versuchen bereits ausländische Unternehmen einzubeziehen und haben die ganze Ausschreibung erst einmal durch eine Klage auf Eis gelegt. Auch Christoph Rossner wird vermutlich für sein Bunkergras klagen, da er sonst keine Anbaugenehmigung erhalten kann. Möglicherweise wird auch erst einmal für die Forschung angebaut, sollte es hier die Genehmigung geben.
Ärgerlich ist es für die Patienten, wenn die Ausschreibung ruht und die Deutsche Cannabisagentur die Urteile abwarten muss, um verbindlich die befristeten Genehmigungen an Unternehmen zu verteilen. Das könnte alles verzögern, womit deutsche Patienten noch etwas länger komplett auf Importe angewiesen wären. Zur anderen Seite stellt sich die Frage, warum man sich als deutsches Unternehmen aufgrund dieser Hürden im Heimatland ausschließen lassen soll. Es ist ein zweischneidiges Schwert, mit Glück kann für alle Patienten genug importiert werden. Auch die 6600 Kilo würden nicht reichen, aber bereits helfen, etwas unabhängiger von Importen zu werden.
Mit rund 950 m² Anbaufläche im Memmingerberg ließen sich in jedem Fall einige hundert oder sogar weit über 1000 Kilo gutes Bunkergras im Jahr anbauen.