Nachdem die Bundesregierung im Januar 2017 beschlossen hat, dass Cannabis als Medizin verwendet werden darf und das Gesetz schließlich im März in Kraft getreten ist, wittern Unternehmer natürlich ihre Chance, um auf diesem Gebiet ihr Geld zu machen. Gewinnchancen sind mit dem neu geschaffenen Markt durchaus gegeben und viele Geschäftsideen vorhanden. Um ein Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln, braucht es aber vor allem eines – das nötige Kleingeld.
Es ist nicht einfach, potenzielle Investoren von einer Idee zu überzeugen. Schon gar nicht, wenn es sich um einen Markt handelt, der zwar das Potenzial dazu hat, Geld zu generieren, aber es in weiten Teilen der Gesellschaft aufgrund seines schlechten Images immer noch schwer hat, Akzeptanz zu erfahren. Cannabis-Aktivisten, Mediziner und Wissenschaftler versuchen dieses Bild zu ändern, mit dem neuen Gesetz wurde auch seitens der Politik ein erster Schritt in die richtige Richtung gegangen.
Die Wirtschaft will aus dem neu geschaffenen Markt natürlich ihren Nutzen ziehen und erkennt die Möglichkeiten, die sich dadurch öffnen. Experten haben schon vorgerechnet, dass der Umsatz in einer dreistelligen Millionenhöhe ausfallen könnte. Davon wollen findige Unternehmer natürlich auch etwas einkassieren. Doch keine Frage, das Geschäft mit Cannabis steckt noch in den Kinderschuhen. Dennoch lassen sich einige nicht von ihrem Weg abbringen und versuchen ein Projekt ins Leben zu rufen, um auf dem Cannabis-Markt Fuß zu fassen oder um ihr bereits vorhandenes Projekt besser zu positionieren.
Dafür braucht es in den meisten Fällen Investoren, die dazu bereit sind, Geld in das Projekt zu stecken. Diese müssen jedoch erst einmal gefunden werden. Auf sich aufmerksam machen, ist nicht einfach. Ist einer gefunden, können sich etwaige Vertragsverhandlungen zäh gestalten und jäh beendet werden. Am Ende könnten Projekte doch noch scheitern, obwohl sie vielleicht einen großen Nutzen gehabt hätten und der Gesellschaft zugute hätten kommen können. Doch schon lange müssen Start-ups, kleine Unternehmen oder Einrichtungen nicht mehr den traditionellen Weg gehen, um Geld in die Kassen zu spülen, damit sich das Vorhaben voranbringen lässt. Investoren lassen sich heutzutage auch über das Internet finden.
Crowdfunding als Möglichkeit
Crowdfunding lautet das Stichwort. Hierbei handelt es sich um eine Möglichkeit, um beispielsweise Projekte, Start-ups oder Produkte zu finanzieren. Dazu tragen nicht nur Großinvestoren bei, denn jeder, der von einer Idee überzeugt ist, könnte sein Geld in die Hände der Unternehmen legen und sie damit unterstützen. Finanziert wird das angestrebte Projekt dann also durch viele Kleininvestoren, die sich im Fachjargon „Crowd“ nennt. Organisiert wird das Ganze in der Regel über das Internet, wo es verschiedene Plattformen gibt, auf denen das Projekt vorgestellt werden kann und die Bedingungen für Ideengeber und Investor festgelegt werden. In einem bestimmten Zeitraum soll es so gelingen, eine vorher festgelegte Summe zu generieren, sodass gezielt am Projekt gearbeitet werden kann.
Ein Crowdfunding-Projekt bietet mehrere positive Faktoren. Derjenige, der das Projekt ins Leben gerufen hat, kann so den Markt analysieren, hat erste Anzeichen dafür, wie der Bedarf ist und kann sein Produkt durch das Feedback der Crowd zielgenau verbessern. Gleichzeitig bietet es ihm die Möglichkeit, auf sich und sein Produkt aufmerksam zu machen. Gezielt kann ein Produkt der Öffentlichkeit präsentiert werden, um mögliche Interessenten für sich zu gewinnen, die dann für die Finanzierung des Projekts sorgen. Zudem bekommt der Initiator des Projekts das benötigte Geld zu günstigeren Konditionen, weil sich keine Zwischenhändler oder Kreditinstitute in die Geschäfte einmischen. Schließlich, und das ist vielleicht das Wichtigste, bekommt der Ideengeber einen Vertrauensvorschuss durch seine Crowd, die an ihn, sein Team und das Projekt glaubt. Das kann man sich schließlich für kein Geld der Welt kaufen.
Der Geldgeber hat meistens die Wahl, mit welchem Betrag er dem Ideengeber unter die Arme greifen möchte, damit das Bestreben in die Realität umgesetzt werden kann. Bei einigen Projekten kann er schon mit kleinen Beträgen ab fünf oder zehn Euro dabei sein, nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Durch die finanzielle Unterstützung bekommen die Investoren das Gefühl, am Projekt beteiligt zu sein oder mit seinem Geld für eine gute Sache einzustehen. Wurde etwas realisiert, profitiert der Unterstützer meistens persönlich von seinem Engagement, sei es durch eine Danksagung, ein Geschenk oder sogar durch eine finanzielle Beteiligung. Wie das ganze aussieht, bleibt dem Projektinitiator überlassen und hängt in der Regel vom Investitionsvolumen ab.
Projekte im Cannabis-Geschäft
Es gibt einige Unternehmen und Einrichtungen auf dem Cannabis-Markt, die in jüngerer Vergangenheit oder momentan über Crowdfunding versuchen, an ihr Glück zu kommen. Ein Erfolg ist dabei natürlich nicht garantiert. Es gibt sowohl positive als auch negative Beispiele. Besonders im nordamerikanischen Raum besitzt Crowdfunding im Cannabis-Geschäft einen gewissen Stellenwert, hier gibt es mit cannafundr.com sogar ein Crowdfunding-Portal, das ausschließlich für Projekte rund um die Pflanze gedacht ist.
Auf den bekannten Portalen wie kickstarter.com und indiegogo.com lassen sich ebenso zahlreiche Projekte rund um das Thema Cannabis finden. Beim erstgenannten Portal gibt es insgesamt 176 Einträge, wenn man „Cannabis“ als Suchwort eingibt. Von denen sind drei Projekte aktuell mit eher geringen Erfolgsaussichten am Laufen, immerhin 19 haben ihr Ziel erreicht, die restlichen 154 sind gescheitert. Wie sinnvoll diese Projekte waren, sei mal dahingestellt, aber diese Zahlen sprechen für sich. Nur die Wenigsten schaffen es, auf die gewünschte beziehungsweise benötigte Summe zu kommen.
Im deutschsprachigen Raum gibt es natürlich auch Projekte, die unterstützt werden wollen und von denen es nur einige wenige schaffen. In der Schweiz hat es vor Kurzem der Verein Legalize it probiert, 300.000 SFr. über die Plattform wemakeit.com für ihr Anliegen zu sammeln. Gerade einmal knapp 23.000 SFr. kamen durch 29 Personen zusammen.
In Deutschland war es das Start-up „Hanfpassion“, das als erstes Unternehmen auf dem Cannabis-Markt eine Crowdfunding-Aktion startete. Sie wollen in Zukunft die Erforschung von Cannabinoiden unterstützen und für eine Entkriminalisierung und Aufklärung einstehen, damit der gesundheitliche Aspekt der Pflanze in den Vordergrund rückt. Schließlich wollen sie auch gerne irgendwann Medizinalhanf in unseren Breitengraden anbauen, sofern sie denn eine Lizenzierung zum Anbau erhalten. Die Fundingschwelle lag bei 75.000 Euro, das Ziel bei 200.000 Euro, eingenommen wurden im Zeitraum der Aktion vom 15. Dezember 2016 bis 26. Januar 2017 gerade einmal 741 Euro. Es scheint so, als müssten sie ihr Projekt weiter durch ihren Online-Shop rund um Hanfprodukte finanzieren, bis Investoren gefunden sind. Versucht haben sie ihr Glück über die Plattform startnext.com.
Etwas besser, aber auch nicht wirklich rund läuft es beim „Deutschen Cannabis Institut“, das auf transvendo.de derzeit nach Investoren sucht. Doch trotz großer medialer Aufmerksamkeit und der guten Absichten scheint auch das „DCI“ ihr Ziel zu verfehlen. Im Nachhinein wurde das ursprüngliche Ziel von 600.000 Euro auf 100.000 Euro heruntergesetzt und die Aktion verlängert. Bis jetzt kamen aber nur knapp 45.000 Euro zusammen. Die Suche nach finanziellen Unterstützern läuft allerdings noch acht Wochen, das nach unten geschraubte Ziel kann also noch erreicht werden.
Es geht auch anders
Es gibt aber auch erfolgreiche Projekte zu nennen. Auf „startnext“ haben es beispielsweise ein Hanflabyrinth und eine Hanfsamen-Erntemaschine geschafft, ihre Ziele zu erreichen. Den bislang größten Erfolg erzielte aber wohl das österreichische Unternehmen „Hanfgarten“, das alle Dimensionen des Vorstellbaren sprengte. Neben einem Laden für Hanfprodukte, der betrieben wird, wollten diese auch ins Geschäft mit medizinischem Cannabis einsteigen. Um Startbudget dafür zu generieren, legte der „Hanfgarten“ eine erste Crowdfunding-Aktion auf startnext von Ende April 2015 bis Ende Mai 2016 an. Hier wurde die Fundierungsschwelle, die bei 75.000 Euro lag, mit etwas mehr als 77.500 Euro knapp erreicht. Ein erster Erfolg also und das Projekt konnte beginnen.
Ein Jahr später startete das Unternehmen eine zweite Crowdfunding-Aktion. Diesmal auf greenrocket.com. Erneut lag die Fundierungsschwelle bei 75.000 Euro. Nach 36 Stunden kamen bereits sage und schreibe 300.000 Euro zusammen, am Ende der Aktion lag das Investitionsvolumen bei unglaublichen 955.000 Euro. Die Landsmänner vom ebenfalls österreichischen Start-up „Plants4friends“ ließen sich da auf „startnext“ nicht lange bitten, auch wenn diese bei einer Fundierungsschwelle von 50.000 Euro auf „nur“ knapp 300.000 Euro kamen.
Warum Crowdfunding-Projekte jedoch häufig im Sande verlaufen, ist schwer zu sagen. Sicherlich spielt das Risiko, dass die Investoren eingehen, eine Rolle. Scheitert das Projekt, ist in der Regel das Geld weg. Andererseits ist das Risiko durch die gestaffelten Beiträge, mit denen man die Projektinitiatoren unterstützen kann, überschaubar. Vielleicht glauben diese auch nicht an die Gewinnchancen, die der Cannabis-Markt im Zuge der derzeitigen Legalisierungswelle bietet.
Viel mehr sollte man die Menschen also mit einem guten Konzept ansprechen und das Projekt in ein rechtes Licht rücken, zudem natürlich Seriosität ausstrahlen. Eine gewisse Vorarbeit mit vielversprechenden Ergebnissen, die bei der Vorstellung des Projekts präsentiert werden können, kann dabei nicht schaden. Auch eine mediale Aufmerksamkeit kann helfen, ist aber auch keine Garantie, wie das Beispiel „DCI“ zeigt. Ganz ohne geht es aber wohl nicht.
Der Ideengeber sollte sicherlich Gedanken machen, wie das Projekt zielgerichtet an die Öffentlichkeit getragen werden kann, so dass diese die guten Absichten des Projektinitiators wahrnimmt und damit im besten Falle das Gefühl bekommt, mit der Investition eine guten Sache zu unterstützen. Transparenz spielt hier mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso eine wichtige Rolle, damit der Investor weiß, was mit seinem Geld passiert. Ein attraktives Geschenk als Dank an die Crowd kann die Chancen, die gewünschte Summe zu erreichen, sicherlich steigern.
Am Ende spielt natürlich der Faktor Glück eine nicht zu unterschätzende Rolle, das darf bei aller gewissenhaften Planung nicht vergessen werden. Dennoch bietet Crowdfunding jungen Unternehmen und Start-ups eine Chance, um zumindest schon mal einen Fuß in das Cannabis-Geschäft zu setzen.