Lila ist eine beliebte Farbe in der großen weiten Welt der Cannabissorten. Aber warum werden manche Sorten überhaupt lila? Hat das überhaupt etwas mit der Sorte zu tun oder liegen die Ursachen dafür viel eher an der Umgebung? Und habe ich als Grower etwas falsch gemacht, wenn mein Purple Kush nicht lila werden will?
Die Antwort auf diese Fragen ist abermals ein ganz klares: je nachdem.
Teilweise gibt es Sorten, die unter den richtigen Bedingungen öfter lila werden als andere Sorten. Fakt ist aber: Viel wichtiger als die Sorte sind tatsächlich die richtigen Temperaturbedingungen, die Menge an UV-Licht und der pH-Wert, für die lila Farbgebung sind übrigens sogenannte „Anthocyane“ verantwortlich, ein Überbegriff für mehrere natürliche Stoffe in der Pflanze, die zu rot-bläulichen Verfärbungen führen können. Anthocyane sind in der Natur beispielsweise für die knallige Farbe von Heidelbeeren und vielen blauen Blumen verantwortlich.
Auch der Herbst wird nur durch die Wirkung der Anthocyane zur schönsten aller Jahreszeiten. Für die Verfärbung im Herbst ist ein komplexes Zusammenspiel aus Temperatur, Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit und Licht verantwortlich, der sich ganz grob mit „zu wenig Nährstoffe, zu kalt und zu viel UV“ zusammenfassen lässt. Diese drei Aspekte sind jedenfalls beim Anbau von Cannabis am wichtigsten und am einfachsten zu beeinflussen.
Aber was hat UV-Licht denn nun mit lila farbigen Pflanzen zu tun?
Eine der Hauptaufgaben der Anthocyane ist das Beschützen der DNA in den Zellen vor zu viel UV-Strahlung. UV kann auch für unsere DNA sehr gefährlich sein, im Gegensatz zu uns kann sich die Pflanze jedoch nicht durch Kleidung oder Sonnencreme schützen. Die Anthocyane absorbieren die UV-Strahlen in der äußersten Schicht und geben die Wärme an die Pflanze weiter. So wird der Zellkern vor den für die DNA schädlichen Strahlen geschützt. Unter einer herkömmlichen NDL muss es also schon ziemlich kühl werden, dass sich die Blätter überhaupt verfärben. Unter einer Grow-LED mit erhöhtem UV-Anteil kann dies schon sehr viel schneller passieren: Besonders am Ende der Blütephase, wenn die Pflanze bereits weniger Nährstoffe bekommt, kann es relativ einfach zu einer Verfärbung kommen.
Genetik, Temperatur und pH-Wert
Auch Cannabissorten, die von Natur aus reicher an Anthocyanen sind, müssen nicht immer lila werden. Die Farbe hängt nämlich auch von der Höhe des pH-Wertes ab. Anthocyane erscheinen in sauren Umgebungen rötlich und in neutralen Umgebungen eher violett. Bei höherem pH-Wert verlieren sie ihre molekulare Integrität und brechen auseinander: Die Pflanze verfärbt sich dann überhaupt nicht. Der wohl wichtigste Aspekt ist die Temperatur: Lasst die Pflanze frieren! In der letzten Woche vor der Ernte sollte man die Temperatur nachts auf bis zu 14 °C senken, auch tagsüber sollte sie nicht über 18 °C steigen. Dazu sollte man den pH-Wert ein wenig im Auge behalten und im Zweifelsfall mit pH-Minus nachbessern.
Fazit
Auch wenn es schön aussieht: Verfärbtes Gras hat keinerlei Vorteile und ist fast immer ein Zeichen von Stress, sei es zu viel UV, zu wenig Temperatur oder ein zu niedriger pH-Wert. Einziger Vorteil: Es sieht toll aus. Hat aber weder einen höheren THC-Anteil, noch mehr Terpene oder andere Inhaltsstoffe. Es schmeckt nicht besser und lässt sich auch nicht besser verdampfen oder sonst wie verarbeiten. Besonders in Coffeeshops oder Dispensaries lässt sich mit dem Argument „sieht toll aus“ aber ordentlich Geld verdienen.