Ein häufig auftretendes Problem bei der Hanfzucht ist das unerwünschte Längenwachstum der Keimlinge. Umgangssprachlich wird das auch als Spargeln bezeichnet. Die Pflanze schießt in die Höhe, streckt sich dem Licht entgegen und wird dabei immer dünner, blasser und länger. Der Stängel sieht übermäßig lange aus, während die Blätter zurückgebildet erscheinen und kaum wachsen.
Diese Pflanze hat also eine übermäßige Länge, aber überhaupt keine Breite und keinen kompakten Wuchs. Genau darin liegt das Problem. Solche Pflanzen haben keine Stabilität. Während einer kompakten und buschigen Pflanze etwas Wind nichts ausmacht, kann eine Pflanze, die spargelt, durch einen Windstoß umkippen und der lange und dünne Stängel dabei brechen. Um dieses Problem zu verhindern, gibt es einige wichtige Punkte, die jeder, der Hanf anbauen möchte, beachten sollte.
Lichtmangel als wichtigster Faktor
Fast immer wird spargeln durch einen Lichtmangel ausgelöst. Für eine Pflanze ist Licht überlebenswichtig, denn sie benötigt Licht, um Fotosynthese betreiben zu können. Steht sie aber in der Keimphase am falschen Standort, bei dem zu wenig Licht auf sie trifft, dann beginnt sie, sich sozusagen aus einem Überlebenskampf heraus auf dieses Licht hinzubewegen. Sie wächst übermäßig in die Länge und streckt sich dem letzten verfügbaren Licht entgegen, um eine Fotosynthese starten zu können. Aufgrund der fehlenden Fotosynthese sind häufig auch die Stängel von solchen Pflanzen sehr hell. Durch dieses Entgegenwachsen zum Licht, wird sie nur lang und dünn, aber nicht kompakt.
Ein Lichtmangel kann zum Beispiel passieren, wenn man Keimlinge auf einer Fensterbank vorzieht, auf der zu wenig Licht vorhanden ist. Es kann sein, dass grundsätzlich zu wenig Sonnenlicht auf dieses Fenster trifft, oder die Pflanze möglicherweise im Schatten von einem Dachvorsprung steht. Es kann auch vorkommen, dass die Stecklinge im Schatten anderer Pflanzen stehen oder durch andere Gründe Schatten auf sie geworfen wird. Wenn übermäßiges Längenwachstum in einer Growbox auftritt, dann ist entweder die Lampe zu schwach oder sie ist zu weit entfernt. Das führt dazu, dass die Keimlinge sich dieser Lampe immer mehr entgegenstrecken, um noch etwas Licht zu bekommen. Ein einfacher Trick, um auf einer Fensterbank Lichtmangel zu reduzieren, ist es, hinter der Pflanze aus Alufolie einen kleinen Spiegel zu basteln, der dadurch zusätzliches Licht auf die Pflanze zurück reflektiert.
Weitere Einflussfaktoren
Neben Lichtmangel kann auch die Temperatur ein Auslöser sein. Eine zu warme Umgebungstemperatur kann spargeln fördern. Die Temperatur sollte etwa 22–25 °C betragen. Liegt die Temperatur deutlich darüber, kann dies unerwünschtes Längenwachstum begünstigen. Dies kann primär in Growboxen passieren, da sich hier leichter die Wärme staut. Auch übermäßiges Gießen kann dieses Problem fördern.
Neben der Intensität des Lichts ist auch die Zusammensetzung der Farbspektren entscheidend. Wenn bestimmte Farbspektren wie Rot und Blau fehlen, dann kann dies ebenfalls das Risiko für ein unerwünschtes Längenwachstum erhöhen. Auch die Luftfeuchtigkeit kann einen gewissen Einfluss auf die Wuchsform haben. Wenn die Luftfeuchtigkeit unter 40 % liegt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Stängel dünner und die Blätter kleiner werden.
Gegenmaßnahmen
Als erste Sofortmaßnahme müssen natürlich die auslösenden Ursachen, wie Lichtmangel, umgehend behoben werden. Nun gilt es, ein Abknicken des zu dünnen Stängels zu verhindern. Man kann der Pflanze entweder einen kleinen Zweig oder Ähnliches als Stütze geben, oder man kann sie umtopfen und deutlich tiefer einpflanzen.
Zwar ist Umtopfen immer ein Stress für die Pflanze, jedoch ist es in diesem Fall eine sehr effektive Methode, eine die Pflanze zu retten. Setzt man die Pflanze so tief ein, dass nur noch wenige Zentimeter des Stängels über die Erde ragen, so beginnt sie im Idealfall, an dem Teil des Stängels, der unter der Erde ist, Wurzeln zu bilden und sich im Laufe der Zeit zu stabilisieren.
Eine einfache, aber effektive Präventionsmaßnahme ist es auch, die Töpfe, in denen man die Samen keimen lässt, nicht bis zum Rand mit Erde zu befüllen, sondern einige Zentimeter freizulassen. Sollte man bei diesen Keimlingen dann ein übermäßiges Längenwachstum entdecken, braucht man die Keimlinge nicht mit umtopfen zu stressen, sondern man füllt einfach die Erde bis zum Rand auf, was den gleichen Effekt hat.