Wer sich zu dem umfangreichen Thema „Growen“, also dem Anbau von Cannabis, informieren möchte, der kommt um englischsprachige Berichte kaum herum: Seit der (zumindest lokalen) Legalisierung in den USA können Foren wie Hanfburg und Co. einpacken, wer wirklich auf dem neusten Stand der Technik sein will, muss schon einen Blick über den großen Teich werfen. Denn eines ist klar: Wer legal ganze Lagerhallen füllen darf und sich mit knallharter Konkurrenz den Platz teilt, der lernt sehr schnell dazu…
Tatsächlich bestimmt die Szene auf der anderen Seite des Pazifiks selbst den Grower-Jargon in unseren Breiten: Blüten werden nicht mehr beschnitten, sondern getrimmt, austrocknen wurde curen, auch toppen, Lollipopping, Low Stress Training, defoliation und der berühmte Sea of Green zeigen eindrucksvoll, dass Fremdsprachenkenntnisse selbst zum Gärtnern einfach dazugehören sollten.
Sugar Leaves = Zucker-Blätter?
O. K., zugegeben, eine einfache Wort-für-Wortübersetzung hilft euch auch nicht weiter… Tatsächlich handelt es sich bei den „Sugar Leaves“ um die kleinen, oft mit einer ordentlichen Harzschicht versehenen Blätter, welche direkt aus den Blüten herauswachsen. Diese Blätter werden oft schon bei der Ernte, spätestens aber beim Beschneiden der Blüten für die Lagerung, entfernt und landen bei so manchem Grower im Müll. Im Gegensatz zu den „Fan Leaves“ (auf Deutsch oft als „Sonnensegel“ bezeichnet) kann man mit den harzigen Sugar Leaves aber noch etwas anfangen!
Möglichkeit Nr. 1: Einfach dran lassen!
Tja, warum eigentlich nicht? Hier ist natürlich erst mal die Frage: Warum schneidet man die Sugar Leaves überhaupt ab? Zum einen spielt hier natürlich die Optik eine riesige Rolle: Eine fein beschnittene Blüte ohne Blätter sieht für viele Konsumenten einfach ansprechender aus, im Coffeeshop, Dispensary Store und selbst in der CBD-Branche werden für ordentlich beschnittene Blüten deutlich bessere Preise bezahlt/verlangt. Die Sugar Leaves haben, im Gegensatz zu der richtigen Blüte, deutlich weniger Harz und einen insgesamt niedrigeren THC-Gehalt. Außerdem enthalten sie sehr viel Chlorphyll, was den Geschmack recht kratzig machen kann. Wer sich aber mit dem Curen von Blüten gut auskennt, der kann auch getrost die Blätter an den Blüten lassen und wird definitiv keinen Geschmacksunterschied feststellen. Kleiner Tipp: Wenn ihr die Blätter zum curen an den Blüten lasst, wird die Feuchtigkeit und das Aroma besser konserviert. Dies wird auch als „Dry-Trim“ bezeichnet, da die Blüten erst vor dem Konsum, also im trockenen Zustand, getrimmt werden.
Möglichkeit Nr. 2: Trocknen und zu Hasch verarbeiten!
Blöd, wenn die Überschrift schon den kompletten Inhalt verrät… Aber noch mal zum Mitschreiben: Die Blätter werden von den Blüten entfernt (ob direkt bei der Ernte oder nach dem Lagern ist egal!), getrocknet, tiefgefroren und dann mithilfe eines Pollenshakers, Bubble-Bag o. Ä. zu Haschisch verarbeitet. Die Ausbeute ist natürlich nicht so gut wie bei Blüten, kann sich aber trotzdem sehen lassen! Auch von der Qualität kann das Hasch definitiv mit den unteren Preisregionen im Coffeeshop mithalten.
Natürlich könnt ihr aus den Sugar Leaves auch andere Konzentrate wie Öl oder Wax herstellen. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.
Möglichkeit Nr. 3: Butter > Backmischung >Baller-Brownie!
Natürlich kann man mit den Sugar Levaes auch exzellent Edibles (Siehe „Fremdsprachenkenntnisse“ im zweiten Absatz.) herstellen. Hier gelten genau dieselben Regeln wie mit normalen Blüten: Davor decarboxylieren, währenddessen nie über 145 °C und danach aufpassen mit der Dosierung, diese kann nämlich oft mit 1–2 Stunden Zeitabstand eintreffen…
Möglichkeit Nr. 4: Tabakersatz und Vorrat für miese Zeiten
KEIN Eigenbedarf-Grower kann mir erzählen, er hätte in Notzeiten noch nie Blätter geraucht! Klar, es klappt, und ja, je nach Harz-Menge wirkt es auch ordentlich. Bei YouTube finden sich auch einige Fans dieser Methode, ich gehöre aber nicht dazu. Der Geschmack hängt auch hier natürlich davon ab, wie gut und lange die Blätter getrocknet wurden. Generell schmecken Blätter aber immer etwas grüner als Blüten und nicht so schön vollmundig. Ich kann euch aber garantieren: „Anfänger“ oder Gelegenheitskonsumenten werden erstaunt sein, wie viel THC sich in so ein paar Blättern noch verstecken kann…
Fazit:
Sugar Leaves werden von so manchem Grower unterschätzt. Natürlich können sie weder vom Aussehen noch von der Wirkung her mit richtigen Blüten mithalten. Trotzdem sollte man die mit Harz bedeckten Blätter nicht einfach mit den anderen Ernteresten entsorgen, sondern sie auf beliebige Art und Weise weiter verwerten. Mit den oben beschriebenen Methoden solltet ihr da auf der sicheren Seite sein.