Bei den ersten bereits veröffentlichten Kapiteln kam aus dem Bekanntenkreis schnell von einem studierten Menschen Kritik zu den Erklärungen zum pH-Wert. Eigentlich soll dieses Growbook keinen tiefgehenden wissenschaftlichen Charakter mit schwer verständlicher Sprache annehmen. Immerhin sollen doch ganz normale Leute diese ganze Growwissenschaft lesen und verstehen. Sowie man erst einmal jahrelang studieren und experimentieren muss, um wirklich fundiert bis in die kleinsten Details gehen zu können. Reicht doch, wenn es funktioniert, weil die „Anwendergrundlagen“ vorhanden sind.
Akademiker findet Erklärungswege
Einst konnte ein Wissenschaftler noch alles wissen, heute hat er in seinem zergliederten Fachgebiet bereits Probleme, den Überblick zu behalten. Der eigentliche Leser möchte gewiss eine leicht verständliche Growwissenschaft, die auf die praktische Anwendung abzielt. Wie die 1000 einzelnen Vorgänge jeder, für sich bis ins letzte Detail ablaufen, würde nicht nur jeden Rahmen sprengen, es würde die eigentlichen Leser gewiss nicht einmal so genau interessieren.
Der anonyme Bekannte hat das so weit auch verstanden und sein fundiertes Wissen sehr verständlich zu digitalisierter Form gebracht, die hier noch einmal aufbereitet wird. In seinen Fachgebieten werden ganz andere Standards als in dem gewöhnlichen Guerilla Growraum angesetzt. Einiges ist deswegen noch abänderungsbedürftig und wäre sonst übertrieben.
Wasser ist magisch
Mit den Worten „Wasser ist magisch“ geht es nicht sehr wissenschaftlich los. Dennoch trifft es den Punkt, wenn dieses H₂O sich in vielen Punkten einfach anders verhält und nicht mit tieferen Temperaturen an Volumen verliert, sondern mit 4° Celsius das geringste Volumen hat und auch damit das Leben auf der Erde ermöglicht.
Trotz der besagten Magie kann man mit dem Wasser sehr exakt arbeiten, wenn man es einmal versteht. Damit gehen die folgenden Growwissenschaften nicht beim pH oder, sondern bei der Temperatur los. Wer seine Pflanzen gießen möchte, sollte nicht kaltes Leitungswasser nehmen, sondern dieses abstehen lassen, damit das Chlor ausgasen und sich die Temperatur auf ca. 20° Celsius angleichen kann. (Den Wassertank halt dort aufstellen, wo es ohne Kühlung oder Heizung über Nacht von allein passiert, spart Energiekosten.)
Jetzt geht es mit der eigentlichen Growwissenschaft und der Kritik an der „Fachliteratur“ los:
Wasser, pH-Wert, EC-Wert und sonstige Parameter
… und die Fachliteratur im botanischen Bereich, speziell in unserem Bereich, wirft da vieles durcheinander…
Die Rede ist von pH-Wert, EC-Wert und Wasserhärte.
Wasserionen in der Growwissenschaft
Wie genau entsteht der pH-Wert im Wasser? Mit 7 pH ist dieser ausgeglichen. Darunter sauer und darüber alkalisch. Mit Säure oder Lauge kann der Wert schnell nach unten oder oben angeglichen werden. Was genau passiert denn im Wasser?
Wasser ist eine polare Substanz, das heißt, dass jedes einzelne Wasserteilchen verzerrt ist, wenn man sich die Verteilung der Elektronen anschaut: Die sind etwas häufiger in der Nähe des Sauerstoffs und etwas seltener in der Nähe der Wasserstoffe. Dadurch ist das Wasserteilchen in sich etwas geladen, insgesamt aber elektrisch neutral. Der Fachmann spricht von einem Dipol. Das Wassermolekül H₂O kann also in sich, ohne zu zerfallen, zu zwei Seiten verschiedene Pole annehmen. Es gleicht sich damit in sich wieder aus. Dadurch können sich Wassermoleküle aneinander ketten – und genau das passiert in flüssigem Wasser! Außerdem können sich die Wassermoleküle um geladene Teilchen anordnen: Darauf beruht die Löslichkeit von Salzen. Das mit den Salzen wird beim EC Messgerät noch interessant.
Wasserionen
Ionen sind vielen noch aus den fernen Schulzeiten bekannt. Es handelt sich um Teilchen mit einer elektrisch negativen oder positiven Ladung. Im Aufbau von Atomen kreisen Elektronen um die Neutronen und Protonen herum. Diese können sich in ihrer Ladung ausgleichen, das ist sogar ein normaler Zustand. Überwiegen die negativen Elektronen zu den positiven Protonen, dann ist das Ion negativ geladen, sonst positiv, wenn es nicht neutral und damit kein Ion ist. Damit geht es hier in den Growwissenschaften weiter.
Ein Wassermolekül kann sich im Wasser spalten, und zwar in ein positives Teilchen und einen negativ geladenen Rest. Das positiv geladene Teilchen ist ein Wasserstoff-Ion oder auch H+ Teilchen, das negativ geladene Reststück ist ein OH-Teilchen. Insgesamt bleibt das Wasser dabei aber immer noch neutral. Solange es sich um absolut reines, neutrales Wasser handelt, liegen dann genau so viele H+ Teilchen vor, wie OH-Teilchen da sind.
Jetzt kommen wir zum pH-Wert, der die Konzentration der H+ Teilchen im Wasser wiedergibt. Neutrales Wasser hat bekanntermaßen einen pH-Wert von 7. Der pH-Wert gibt die Menge an H+ Teilchen je Volumen an. Je mehr H+ Teilchen, desto saurer ist das Wasser, je weniger, desto „weniger sauer“.
Weniger sauer bzw. alles mit einem pH-Wert größer 7 ist für den Chemiker „alkalisch“ oder „basisch“, als Hauptwörter findet man Base und Lauge, wenn H+ Teilchen hinzugefügt werden, reagieren davon immer einige mit den vorhanden OH-Teilchen zu Wasser. Damit ändert sich dann aber durch die Fremdeinwirkung das Verhältnis der H+ zu OH-Teilchen und damit kann das Wasser saurer oder alkalischer werden. Und diese leicht verständliche wissenschaftliche Erklärung wird im nächsten Kapitel „2Mit Säuren und Laugen Wasserwerte anpassen“ fortgesetzt.
Fotoinfos
Titelfoto:
Pflanzen wachsen einfach, wenn ihnen ein guter Lebensraum geboten wird. Warum sie wachsen und wie alle Prozesse von den feinsten Wurzelspitzen bis zu den höchsten Blattspitzen funktionieren, ist ein sehr komplexes und wissenschaftliches Thema. Wer wenigstens die Grundlagen kennt, wird beim Anbau viele Fehler vermeiden können.
Foto im Artikel:
Wer nichts dem Zufall überlassen möchte, sollte sich gute Messgeräte für die Nährstofflösung zulegen. Es gibt bereits günstige Einsteigermodelle oder auch die etwas besseren und exakten Messegeräte für pH- und EC-Werte im Wasser.