Das vorherige Kapitel „Verständliche Growwissenschaft zu Wasserwerten“ wird hier fortgesetzt. Wie kann der pH-Wert in der Nährstofflösung angepasst werden, damit die Pflanzen die Wasserwerte gut vertragen? Wenn zu den HO-Ionen der Anteil der H+ Ionen höher ist, wird das Wasser saurer, sonst alkalischer. Deswegen kann jeder mit Säuren und Laugen die Wasserwerte anpassen. Für Marihuana sollten verträgliche Substanzen für das Gießwasser gewählt werden. Hier die umgangssprachliche Ausführung von einem studierten Menschen.
Im Growshop nach pH- und pH+ fragen
Wenn man jetzt also eine Säure hinzugibt, gibt man eine Substanz dazu, die im Wasser H+ Teilchen freisetzt. Ein Beispiel wäre die Phosphorsäure H3PO4. Die kann in Wasser zu einem H+ und ein H2PO4-Teilchen zerfallen: Mehr H+ Teilchen, ohne, dass neue OH-Teilchen dazukommen: Das Wasser wird saurer. Wenn man andererseits eine Lauge hinzufügt, handelt es sich um eine Substanz, die die Anzahl der OH-Teilchen erhöht, ohne dass gleichzeitig H+ Teilchen zugefügt werden. Für uns kommt da in erster Linie KOH in Betracht, auch bekannt als Kali-Lauge. Die kann in ein K+ und ein OH-Teilchen zerfallen: Die Konzentration von OH-Teilchen steigt, das Wasser wird alkalischer.
Wasserwerte anpassen wissenschaftlich erklärt
Jetzt zum Messprinzip, und der Frage, warum der pH-Wert kleiner wird, wenn die Konzentration von H+ Teilchen größer wird, wenn also das Wasser saurer und saurer gemacht wird.
Zur Messung wird eine Elektrode verwendet, die die Anzahl der H+ Teilchen im Wasser mithilfe einer Vergleichslösung misst (Kalibrierflüssigkeit). Die Tatsache, dass der pH-Wert sinkt, wenn das Wasser saurer wird, beruht auf einer Zählweise der Chemiker. Für die Profis: Der negative dekadische Logarithmus – zu gut deutsch: Der pH-Wert wird in Zehner-Größenordnungen gezählt. Ein Schritt von pH 7 zu pH 6 bedeutet also eine Verzehnfachung der H+-Teilchen-Konzentration, von pH 7 nach pH 5 entspricht einem Faktor 100, von pH 7 nach pH4 ist der Faktor 1000 und so weiter.
Wenn man beim Gießwasser also z. B. einen pH-Wert von 8.2 misst, muss man etwas Säure hinzugeben. Dabei reichen teilweise wenige Tropfen aus, um eine Änderung zu bewirken. Also immer nur wenig hinzufügen, rühren, einige Zeit warten, erneut messen.
Jetzt kommen wir zum idealen pH-Wert: Der liegt für unsere Zwecke etwa bei pH 6.5, wenn man auf Erde anbaut, für hydroponische Systeme empfiehlt sich ein pH-Wert von 5.8. Abweichungen von +- 0.2 sind dabei vertretbar.
Wieso Messsonden etwas messen können
Jetzt noch zu einer dritten Besonderheit von Wasser: Wie schon erwähnt, liegen auch in absolut reinem Wasser einige Wasserteilchen als Ionen vor – und Ionen bedeuten elektrische Leitfähigkeit. Der übliche Mechanismus der Stromleitung durch Ionen in Lösungen beruht darauf, dass die einzelnen Teilchen durch die Flüssigkeit wandern und dann an der Elektrode des Messgeräts andocken und ihre Ladung ausgleichen.
Insbesondere H+ und OH-Teilchen haben da in Wasser aber noch einen besonderen Trick auf Lager: Sie sparen sich die Mühe, den langen Weg von A nach B selbst zu nehmen – stattdessen tauschen einzelne Wassermoleküle einfach ihre Bindungspartner – ein wenig wie „Stille Post“ oder ein Tanz im Mittelalter: Eine Frau, die man da an einem Ende des Saales in eine Gruppe einbringt, führt am anderen Ende der Tanzfläche dazu, dass eine andere Frau keinen Tanzpartner mehr hat.
Die Leitfähigkeit von H+ und OH-Teilchen ist darum im Vergleich zu allen anderen Ionen um Größenordnungen besser: Alle anderen Ionen müssen den langen Weg selbst auf sich nehmen, nur H+ Teilchen und OH-Teilchen müssen sich ihren Weg nicht frei drängeln. Das ist übrigens der Grund, warum auch absolut sauberes Wasser noch ein ganz klein wenig Strom leitet.
Weiter geht es mit dem Kapitel „Die Leitfähigkeit von Wasser“.
Fotoinfos
Titelfoto:
Damit diese Pflanze gut wachsen kann, muss sie auch eine passende Nährstofflösung für ihren Boden erhalten. Vor dem Gießen die Wasserwerte anpassen ist der Schlüssel zum Erfolg. Wasser ist dabei nur ein Lösungsmittel für die ganzen Nährstoffe, Spurenelemente und anderen gelösten Bestandteile.
Foto im Artikel:
Düngemittel von Hesi oder Ferro haben die Eigenschaft, dass sie den pH-Wert etwas in den grünen Bereich puffern. Von oben oder unten landet dieser bei ca. 6 pH oder für den hydroponischen Anbau etwas niedriger. Die Wasserwerte anpassen, ist für die Pflanzen gut. Dennoch sollte man nicht zu viel vom Dünger geben, da es den Pflanzen sonst irgendwann zu viel wird.