Wenn jemand einen Marihuana Nährstoffmangel feststellt und durch stärkeres Düngen beheben möchte, dann befindet er sich meist auf dem Holzweg. Ein Mangel in der Pflanze kann vorliegen, wird dann aber häufig nicht durch einen Nährstoffmangel im Boden ausgelöst, sondern durch andere Faktoren.
Ein Beispiel anhand vom häufig vermuteten Stickstoffmangel. Blasse Blätter sind ein Anzeichen für einen Stickstoffmangel. Wenn die Genetik allerdings blasser wächst, dann wird es wirklich nichts bringen, wenn mehr Stickstoff gegeben wird. Mit zunehmender Entfernung zum Leuchtmittel oder durch Beschattung der unteren Blätter werden diese blasser. Blasse Blätter sagen vielfach aus, dass die Pflanze zu wenig Licht erhält.
Fehldiagnosen unaufhörlich
Wenn in den vielen Fotos in diesem Werk mit einem See of Green gearbeitet wird, dann stehen die Pflanzen so dicht zusammen, dass die unterste Blätterebene blass wird und abstirbt. Wenn die Pflanzen allerdings in den oberen Bereichen auch blass sind, dann kann es wirklich sein, dass sie zu wenig Licht bekommen. Die Abstände der Leuchtmittel zu den Pflanzen wären zu prüfen und ob mit genügend Watt auf den m² beleuchtet wird. Gerade Fensterbankpflanzen ohne zusätzliche Beleuchtung neigen zu einem blassen Grün. Wenn zu wenig Licht die Ursache für die Blässe ist, spargeln die Pflanzen umso intensiver. Zu wenig Licht führt bei der Pflanze automatisch zu einem sehr mageren Wuchs, der jedoch in die Höhe schießt. Das hat mit einem Marihuana Nährstoffmangel jedoch rein gar nichts zu tun.
Staunässe oder Reifeprozesse
Blasse Blätter in den unteren Ebenen können aber auch noch auf Staunässe deuten. Wenn die Pflanze in klitschnasser Erde steht, dann bekommt sie keinen Sauerstoff an die Wurzeln und stellt ihr Wachstum ein. Sie zieht auch nicht viel Wasser aus dem Boden, dieser wird für Tage nass bleiben und die Pflanze wird einfach regungslos dastehen. Die untersten Blätter oder sogar die ganze Pflanze wird etwas blass, die Blätter und die Triebspitze hängen runter, die untersten Blätter sterben ab. Auch hier wird es nicht das Geringste bringen, wenn mehr Stickstoff zugefügt wird. Wenn auf nasser Erde noch mehr gegossen wird, dann wird die Pflanze nur umso länger nicht weiter wachsen. Das würde selbst dann gelten, wenn wirklich ein Marihuana Nährstoffmangel vorliegt. Es ist immer feucht, aber nicht nass zu gießen, selbst wenn die obersten cm von der Erde bereits trocken sind.
Oder die Pflanze ist in der Endblüte. Nun ziehen einige Genetiken noch die letzte Kraft aus den Hauptblättern, wodurch diese blass werden und sogar absterben. Hier handelt es sich nicht um eine Überdüngung oder Unterdüngung, die Pflanze erreicht einfach ihr Lebensende und stirbt mit den unwichtigsten Teilen zuerst ab. Daran wird auch eine Stickstoffgabe nichts mehr ändern, es würde die reifenden Blüten nur in ihrer Qualität mindern.
Einfache Antworten auf den Marihuana Nährstoffmangel sind oft die falschen
Es mag möglicherweise noch viele andere Ursachen für blasse Blätter oder andere Signale für einen Marihuana Nährstoffmangel geben, der es dann jedoch nicht ist. Wenn mit einem Marken-Vollkomponentendünger auf richtige Weise gedüngt wird, dann wird eigentlich immer eine dieser anderen Ursachen die vermuteten Marihuana Mangelerscheinungen auslösen. Es müsste wirklich schon kritisch unterdüngt werden, um einen Mangel auszulösen und deutlich weniger Blütenmasse zu sehen.
Im Normalfall ist es somit kein Mangel an Nährstoffen, in diesem Fallbeispiel Stickstoff. Es ist einfach ein anderes Problem, das lokalisiert werden muss, um es zu beheben, wenn es denn wirklich stört und nicht zum Wuchs der Pflanze dazugehört. An diesem Beispiel, bei dem vermutlich nicht mal alle Gründe für blasse Blätter genannt wurden, zeigt sich allerdings sehr schön, wie einfach es doch ist, eine der meist mit guten Absichten 0 8 15 Antworten zu geben. Die richtige Antwort lautet hingegen: „Das muss ich mir erst mal genauer anschauen. Denn mit der falschen Strategie wird der Schaden nur umso größer ausfallen.“
Fotoinfos
Titelfoto:
Wegen der hohen Verdunstung tritt hier schneller eine Überdüngung auf. Wer wegen einer hohen Verdunstung eine Übersalzung befürchten muss, sollte vorsichtiger düngen. Bei hydroponischen Systemen wäre mit mehr Drain zu arbeiten oder es kann gelegentlich von oben gespült werden. Gerade in den Airpots mit der Steinwolle wäre in warmen und trockenen Räumen mit extrem hoher Verdunstung zu rechnen. Dieser Airpot eignet sich eher für kühlere und weniger trockene Anbauräume.
Foto im Artikel:
Auch hier wird es nicht einen Marihuana Nährstoffmangel gegeben haben. Erst im Nachhinein wurde der einzige Fehler gefunden, an dem es liegen kann. Es wurde etwas experimentiert und damit auch ein kupferhaltiger Zusatz etwas hoch dosiert zum Boden gegeben. Gerade bei Kälte scheinen die Pflanzen nicht mehr alle notwendigen Nährstoffe aufgenommen zu haben. Die zusätzliche Gabe von Eisen und heizen in der kalten Nachtphase haben geholfen. Damit wäre bewiesen, dass auch die Temperatur für die Fähigkeit der Wurzeln zur Nährstoffaufnahme ausschlaggebend ist. An mangelnder Wurzelmasse hat es zumindest nicht gelegen. Nach einem Umtopfen mit anderer Erde wäre dieses Problem vielleicht sogar schon wieder vom Tisch gewesen. Hinterher weiß man vieles besser.