Wenn man mit großen Erdtöpfen in Relation zu den Pflanzen arbeitet oder wenn die Verdunstung wirklich hoch ist, auch in hydroponischen oder ähnlichen Systemen, sollte knapper gedüngt werden. Wenn es sich um kleine Wuchsmedien handelt und wenn die Verdunstung gering ist, dann kann man hingegen etwas mehr Dünger geben. Das dürfte sich mit allen gängigen Düngertheorien vereinbaren lassen, muss aber der Situation entsprechend angepasst werden.
Viel bringt viel – oder den Pflanzentod?
Für die Vorblüte wird auf vielen Düngereinheiten etablierter Düngerhersteller empfohlen, mit einem ml pro Liter zu düngen oder mit einem EC-Wert von 1,2 bis 1,4. In der Blüte soll dann deutlich mehr gedüngt werden, es werden drei bis fünf ml pro Liter empfohlen oder ein EC-Wert von 1,6 bis 2,4. Für die Wuchsphase der Blüte kann noch der Wuchsdünger oder das jeweilige Düngerschema der Düngerserie verwendet werden, es sollte knapp gedüngt werden. Spätestens ab der sichtbaren Blüte sollte auf Blütedünger oder das Blütesschema der Düngerserie umgestellt werden, etwas mehr kann von nun an nicht schaden, viel mehr jedoch schon. Als Richtwerte gelten schon mal die Empfehlungen der Düngerhersteller, da der eine für sein Konzentrat viel weniger als der andere für seinen Dünger empfehlen wird.
Es wurden an verschiedenen Stellen bereits viele Gründe genannt, warum die besagten Angaben der Düngerhersteller nicht immer passen werden. Es gibt zwar Düngertheorien, dass sogar noch mehr als die Herstellerangaben gegeben werden kann. Vielfach wird man seine Pflanzen jedoch tot düngen. Es gibt einmal die Strains, die sehr viel abkönnen und vielleicht auch brauchen. Dann wiederum gibt es andere Genetiken, die schon lange kaputt sind, wenn diese EC-Werte gegeben werden. Diese Düngertheorien oder Düngeschema Angaben der Hersteller muss deswegen jeder auf seine eigene Situation anpassen.
Irreleitende Düngertheorien
Hier kann vorweg eine kleine Geschichte angefügt werden, wie die eigenen Düngertheorien entstanden, für die erst viel Ablehnung kam. Die einstigen Pflanzen konnten wirklich viel Dünger verkraften und viele wollten ungläubig einfach nicht verstehen, was denn genau die Lösung zum Problem der Überdüngung ist. Es wurde eine völlig simple Technik für das Düngen ausgearbeitet, die eine Überdüngung komplett ausschließt, wenn man seine Genetik kennt und akkurat anbaut.
Es war einmal, lang ist es her, da drückte die Sommerhitze im neuen Growraum. Die Pflanzen standen noch auf Erde. Nur zum Versuch wurden eine Steinwoll- und eine CoGr Matte in den Blüteraum gequetscht und mehrfach am Tag etwas gegossen. Die Pflanzen aus eigener Stecklingszucht sind alle etwas mickrig gewachsen, was sonst noch nicht vorkam. Eigentlich hätte alles üppig grünen müssen, da eine CO₂ Begasung das doch sogar begünstigen würde. Die CO₂ Begasung und dass in einer neuen Wohnung anbaut wurde, waren die einzigen Unterschiede zu vorher. Alles wurde Bekannten geschildert. Wenn die Pflanzen mickrig wachsen und zudem rote Stiele haben, dann haben sie zu wenig Dünger. Das wäre ganz normal, wenn eine CO₂ Begasung eingesetzt wird, dass die Pflanzen dann deutlich mehr Nährstoffe brauchen.
Grün bleibend vertrocknet
Es waren mickrige Pflanzen mit roten Blattstielen und die CO₂ Begasung wurde gerade in die Anlage integriert. Somit die völlig dämliche Folgerung anhand dieser Düngertheorien, dass unterdüngt wurde. Jetzt wurde also noch intensiver gedüngt. Es dauerte etwas bis sich zeigte, dass das Laub an den Pflanzen zu den Spitzen und Rändern grün bleibend vertrocknete. Das konnte natürlich nicht sein und die einzige logische Schlussfolgerung war, dass total überdüngt wurde.
Dass das Laub dabei grün bleibend vertrocknet, ist ein Zeichen, dass viel zu viel gedüngt wurde. Normalerweise zeigt sich die Überdüngung dadurch, dass die Blätter sich zu den Spitzen und zu den Seiten nach oben rollen und mit diesen an der Spitze über einen cm vertrocknen. Sie haben dabei aber noch die Zeit zum langsamen Absterben und zum grau werden. Dass die Spitzen der Blätter wenige mm vertrocknen ist aber normal und hat noch nicht viel zu heißen. Wenn sie aber ein bis zwei cm vertrocknen und es auch zu den Seiten losgeht, dann zeigen die Pflanzen eine kritische Überdünung an. Es kann allerdings auch sein, dass nur ein Nährstoff zu viel oder zu wenig vorhanden ist, was mit guten Vollkomponentendüngern und guter Erde fast nicht passieren wird. Dann kann eine Überdüngung noch ganz anders aussehen. Dazu später mehr. Weiter geht es im folgenden Kapitel mit der Problemlösung
Fotoinfos
Titelfoto:
Es ist eine Afghani #1, die wirklich erst die ersten Anzeichen für eine Überdüngung signalisiert. Da nach einer ersten Überdüngung, bei der die Blätter grün bleibend vertrocknet sind, eine Düngestrategie entwickelt wurde, trat eine kritische Überdüngung nie wieder auf. An dieser Stelle wurde bereits nach dieser Strategie gegossen. Es ist hier nur zu sehen, wie sich erste Blattspitzen nach oben rollen und wie die Blattspitzen anfangen, mit mehr als nur zwei oder drei mm zu vertrocknen. Das ist zu beobachten, aber noch nicht schlimm. Wenn nun aber kräftig weiter gedüngt wird, dann würden sich die Symptome verschärfen. Natürlich können diese Symptome auch daran liegen, dass der NDL Reflektor mit Hotspot zu niedrig hängt. Deswegen sollte einfach das Drainagewasser geprüft werden, wenn man sich nicht sicher ist. Dieses sollte ohnehin immer gemacht werden, bevor das Gießwasser angerührt wird. Zumindest dann, wenn hydroponisch gearbeitet wird.
Foto im Artikel:
Diese Blätter gehören zum Steinschlag. Auch dieses signalisiert eine Überdüngung, es ist empfindlicher als das Afghani #1 von Sensi Seeds. Hier rollen sich aber die Blattseiten intensiver nach oben. Nicht allein die Blattspitzen werden bei weiterer Überdüngung vertrocknen, sondern auch die Blattseiten. Mit dem Steinschlag traten diese ersten Signale der Überdüngung eher als beim Afghani #1 auf, da diese Genetik einfach etwas empfindlicher ist. Bis wie weit man bei der eigenen Genetik gehen kann, dass sollte jeder für sich selber beobachten. Wie sich die Überdüngung beim vorhandenen Strain exakt äußert, das sollte ebenfalls einmal in Erfahrung gebracht werden. Dann können die Anfangsstadien schnell erkannt werden, um gegenzusteuern. Es kann intensiver dräniert und weniger gedüngt werden, man muss noch nicht sofort intensiv spülen.
Mit dieser Vorgehensweise sollte immer alles klappen und es werden gute Erntemengen eingefahren. Jede Genetik wird die Überdüngung etwas anders signalisieren. Es wird hier allerdings Gemeinsamkeiten geben, die jeder mit etwas Erfahrung schnell erkennen kann.