Viele Grower wollen ihre Stecklinge selbst schneiden, aber eine ganze Reihe von ihnen haben hier große Probleme. Es ist wichtig, dass der Steckling richtig geschnitten wird, damit er kräftig anwurzelt und wächst. Wer es nicht ganz richtig macht, hat unter Umständen hinterher eine Pflanze, die nicht richtig angewurzelt ist und sich auch nicht mehr erholt. Dieser „Krüppelsteckling“ wächst mit geminderter Wuchskraft und wird in der Blüte nie die Ergebnisse einer von Anfang an gesunden Pflanzen haben. Gut geschnittene und bewurzelte Stecklinge wachsen mit der gleichen Kraft wie ihre Mutterpflanze und mit diesen Pflanzen sind immer wieder Rekordernten möglich.
Vorbereitungen – Ohne Werkzeuge geht es nicht
Da die Stecklinge aber meist nicht alle gleichzeitig wurzeln, sondern die ersten nach z. B. zehn Tagen und die anderen nach drei Wochen, sollte man direkt doppelt so viele Stecklinge nehmen, wie gebraucht werden. Es ist für die Einleitung der Blüte ein enormer Vorteil, wenn die Pflanzen alle von der gleichen Größe sind. Wenn einige Stecklinge eine Woche früher wurzeln, dann sind diese auch viel weiter entwickelt und das ist für den gleichmäßigen Wuchs kontraproduktiv.
Alternativ können die gleich großen Pflanzen zueinander sortiert werden, wenn in der Blüte mit mehreren Lampen beleuchtet wird. Die Nachzügler eine Woche später in die Blüte stellen ginge ebenfalls. Aber wer mit einer Gießanlage arbeitet, kann nur mit zwei getrennten Systemen zwei verschiedene Nährstofflösungen auftreten. Die Nachzügler brauchen noch nicht so viel Dünger und auch noch nicht so viel Wasser. Deswegen arbeitet man mit einem Bewässerungssystem bequemer, wenn nur einer Altersstufe angebaut wird. Wer verschiedene Sorten anbaut, die unterschiedlich lange blühen, hätte hier ebenfalls diesen Aspekt zu bedenken.
Stecklinge selber schneiden von der eigenen Mutterpflanze
Zum Stecklingsschnitt werden zuerst einmal Mutterpflanzen benötigt, diese sollten demnach in passender Größe vorhanden sein. An diesen Müttern sollen viele Triebe so weit entwickelt sein, dass die Stecklinge über einem Blattpaar des Haupt- oder Seitentriebes geschnitten werden können. Dieser geschnittene Trieb soll ein Blattpaar und eine Triebspitze haben. Es ist bei wirklich langen Trieben zudem möglich, auch das Mittelstück aus dem Trieb als Steckling zu nehmen. Hier hat der Steckling nur ein Blattpaar und hat keine Triebspitze, er wird mit zwei Haupttrieben weiter wachsen. Wenn die Mutterpflanzen richtig kultiviert werden, dann kann man alle zwei bis drei Wochen Stecklinge selbst schneiden. Voraussetzung ist natürlich, dass den Mutterpflanzen ein guter Lebensraum geboten wird. Auf die Mondphasen oder andere Faktoren wird an anderer Stelle genauer eingegangen. Viele dieser Feinheiten, auf die viele schwören, sind nicht Erfolgsrelevant.
Um die Stecklinge nehmen zu können, sollten eine Schere, ein Skalpell und ein Wurzelhormon bereitliegen. Zudem benötigt man unbedingt noch ein Medium, in dem die Stecklinge wurzeln können. Meist werden Steinwollwürfel verwendet, viele verwenden auch Jiffys Torfquellballen oder ähnliche Substrate oder Wurzelwürfel. Es gibt auch Leute, die die frischen Triebe einfach in nassen Sand stecken, um diese hier bewurzeln zu lassen. Auch das geht. Es wird vermutet, dass ein Substrat mit vielen Bodenbakterien nicht ginge, da diese den wurzellosen Stiel angreifen. Das Substart muss zudem nährstoffarm, ungiftig und mit einem pH-Wert von ca. 6 beschaffen sein. Steinwolle aus dem Baustoffhandel ginge zum Anbau von Pflanzen deswegen generell nicht, hier sind Giftstoffe enthalten.
Weiterhin sollte allen klar sein, dass die Stecklinge zu markieren sind, wenn sie von verschiedenen Mutterpflanzen geschnitten werden. Häufig lassen sich diese unterschiedlichen Strains in dem Stecklingsstadium nicht gut auseinanderhalten. Das ist für die weitere Anbauplanung jedoch sehr wichtig.
Vorbereitungen zum Stecklinge selber schneiden
Die Steinwollwürfel sollen mit pH Wert angeglichenem Wasser bereits einen Tag vor dem Stecklingsschnitt eingeweicht werden. Es gibt Steinwollwürfel, die wirklich sehr fluffig sind, das ist gut zum Wurzeln. Es gibt aber auch kompakte Würfel, die viel Wasser halten, es kann ein wenig zu Staunässe kommen. Deswegen sollte man etwas Wasser aus diesen kompakten Würfeln schleudern, damit mehr Luft im Innern enthalten ist. Auch die Jiffys Torfquellballen sollten ruhig einen Tag zuvor eingeweicht werden. Diese saugen sich jedoch so voll mit Wasser, dass es im Innern auf jeden Fall zu Staunässe kommt. Daher sollen diese Torfballen halb ausgedrückt werden, um den Wassergehalt zu verringern. Nur so ist genügend Luft im Innern, damit der Steckling gut wurzeln kann.
Wer mit Sand arbeiten möchte, der sollte sauberen Sand aus dem Baumarkt verwenden und diesen vorher noch spülen. Wer Stecklinge selber schneiden möchte, könnte z.B. auch mit Cocos arbeiten, wenn dieser ungedüngt und gespült ist. Die Stecklinge wurzeln in jedem feucht-luftigen Wuchsmedium, das nicht zu viele Bodenbakterien beherbergt, nicht zu viel Dünger und keine Schadstoffe enthält und mit dem pH-Wert bei ca. 6 liegt. Die Profis verwenden allerdings immer Steinwolle oder ähnliche Würfelblöcke, da diese für das schnelle Arbeiten einfach am besten geschaffen sind und die Stecklinge in dieser sehr gut anwurzeln und später auch transportiert und gut eingepflanzt werden können.
Es gibt allerdings auch sehr spezielle Klonsysteme zum Stecklinge selbst schneiden, in denen die Stecklinge durch Löcher in einer Kunsstoffhaube gesteckt werden. Von unten werden die Stiele mit einem feinen Nebel befeuchtet und wurzeln sehr gut. Aber hier ist die Qualität und Temperatur vom Wasser entscheidend, sowie sich keine Leitungen verstopfen oder Pumpen ausfallen dürfen. Sonst hat man Ausfälle oder einen Totalausfall. Viele Grower haben mit diesen Klongeräten hervorragende Erfahrungen gemacht.
Wasserwerte vorbereiten
Damit die Stecklinge auch wirklich gut anwurzeln können, sollte Leitungswasser mit einem EC-Wert von 0,4 bis 0,8 verwendet werden, dessen pH-Wert auf 5,8 eingestellt wurde. Wer Regenwasser verwendet, sollte ein klein wenig Dünger geben, aber auch nur bis zu einem EC-Wert von 0,4 bis 0,8 oder einem Viertel der Herstellerangabe. Ganz wenige Nährstoffe sind notwendig, aber zu viele Nährstoffe werden ein Anwurzeln verhindern. Neben dem pH und EC-Wert können auch Faktoren das Wasser ruinieren, die sich nicht mit einem pH oder EC Messgerät anzeigen lassen. Es ist selbsterklärend, dass ein Ausgangswasser verwendet wird, wie man es zum Trinken und Blumengießen verwenden würde. Dann sollte es bei Beachtung dieser Angaben klappen. Stecklinge zu bewurzeln.
Fotoinfos
Titelfoto:
Hier sind ein paar gewurzelte Stecklinge zu sehen. Bei dem Linken und dem Zweiten von rechts reichen die Wurzeln noch nicht zum Einpflanzen. Wenn genau hingesehen wird, dann handelt es sich bei beiden Stecklingen um dunkle Steinwolle. Diese ist einfach kompakter und fasst mehr Wasser, dadurch ist sie dunkler. Deswegen ist in dieser nur wenig Luft enthalten und so können die Stecklinge schlechter wurzeln. Eine optimale Steinwolle fasst Wasser, um nicht so schnell auszutrocknen, sie speichert aber nur so viel Wasser, dass sie auch noch Luft enthält.
Die in diesem Bild verwendete billigere Steinwolle hatte in ihrer Dichte immer Unregelmäßigkeiten, was die Arbeit erschwert. Beim zweiten Steckling von Links sieht man, dass die Wurzeln nicht strahlend weiß sind. Diese wurden vermutlich etwas gedrückt oder standen etwas in einer Pfütze. Das und zu viel Wärme oder Kälte können die unverholzten und somit sehr empfindlichen Wurzeln nicht gut haben.
Foto im Artikel:
Diese Stecklinge wurden in CoGr gesetzt. Damit die Jungpflanzen später gut mit den Trieben wachsen, wurden die Spitzen bereits genommen. Die Stecklinge dieser Genetik benötigen ca. 14 Tage, damit jeder zweite gut gewurzelt ist. Dann benötigen die eingesetzten Stecklinge noch einmal 14 Tage, um zu Jungpflanzen von ca. 25 cm heranzuwachsen, die dann in der Blüte auf über 80 cm schießen.