Es wurde bereits beschrieben, wie Marihuanasaat angesetzt wird und wie mit den kleinen Pflänzchen umzugehen ist. Es ist auch ganz einfach, diese Saatpflanzen in die Blüte zu stellen, um zu sehen, ob sie männlich oder weiblich werden. Dann sind diese Pflanzen für die weitere Zucht jedoch unwiderruflich verloren, der Grower kann dann keine Mutterpflanze selektieren. Wenn die Pflanze ausgeblüht ist, dann können keine Stecklinge mehr genommen werden. Es gibt zwar Leute, die behaupten, dass man die ausgeblühten und abgeernteten Pflanzen mit 18 Stunden Licht am Tag wieder zurück in die Vorblüte bringen kann, um sie erneut blühen zu lassen oder um sie als Mutterpflanze zu nutzen.
Nicht jedes Marihuana Saatkorn wächst gleich
Es handelt sich dabei allerdings um eine nicht zu verallgemeinernde Aussage. Einige Pflanzen lassen sich vielleicht zurück in die Wuchsphase holen, andere nicht. Aber auch wenn die Pflanzen wieder neu austreiben, haben sie möglicherweise erhebliche Defizite. Marihuana wird durch Hormone gesteuert und blühte die Pflanze bereits, ändert sie sich. Selbst wenn es bei einigen Pflanzen gut geht, sollte man auf anderem Wege seine Mutterpflanze selektieren.
Stecklinge nehmen und als Mutter wachsen lassen
Wer seine Mutterpflanze selektieren möchte, sollte diese also nicht erst in die Blüte stellen. Die Blüte ist für die Selektion jedoch entscheidend um zu sehen, welche der Pflanzen weiblich wächst und die gewünschten Eigenschaften mitbringt. Deswegen müssen die Pflanzen über den Stecklingsschnitt vermehrt werden, bevor sie in die Blüte kommen, um eine Mutterpflanze selektieren zu können. Hier gibt es nun einen Trick, mit dem sich die Findung neuer Mutterpflanzen um satte vier Wochen verkürzen lässt. Solange benötigt der geschnittene Steckling, bis er gewurzelt hat und bis er zur Jungpflanze gewachsen ist, die dann unter die Blüte gestellt werden kann. Wenn man jetzt allerdings die Stecklinge schneidet und die Saatpflanze direkt in die Blüte stellt, werden diese vier Wochen eingespart. Entsprechend schneller kann man dann seine Mutterpflanze selektieren.
Die Mutterpflanze selektieren dauert seine Zeit
Hier die Beispielrechnung: Bis die ersten Stecklinge geschnitten werden, vergehen sechs Wochen. Bis diese in die Blüte können, vergehen vier Wochen. Bis die Blüte abgeschlossen ist, vergehen acht Wochen. Das sind insgesamt 18 Wochen verstrichen. Wenn aber die Saatpflanzen in die Blüte gestellt werden, dann sind es nur 14 Wochen und nach gut drei Monaten hat man die fertigen Saatpflanzen geerntet und weiß, welche am besten ist. Schon kann man seine Mutterpflanze aus der ersten Stecklingsgeneration von Stecklingen selektieren.
Von dieser besten Genetik können nun die gewurzelten Stecklinge vermehrt werden, das dauert noch einmal vier Wochen. Mit diesen Stecklingen wird eine Lampe voll gestellt und es vergehen weitere acht Wochen. Dann wird sich zeigen, wie viel Marihuana dieses Weed pro Watt Beleuchtung bringen wird. Somit weiß man nach 26 Wochen, welches Marihuana das potenteste ist und wie viel Masse man davon auf ein Watt ernten kann. Dann ist auch genug Marihuana vorhanden, um es ausgiebig zu testen. Das sind die entscheidenden Informationen, die ein Profigrower benötigt, um seine Produktion auf eine neue Genetik umzustellen.
Eine Mutterpflanze selektieren dauert mit zwei Blühphasen also ca. ein halbes Jahr. Man kann auch das etwas beschleunigen. Während der ersten Blüte sieht man bereits, welche Pflanzen weiblich sind und vom Wuchs in Betracht kommen. Von diesen können bereits Stecklinge geschnitten und vorgezogen werden, um nach dem ersten Testrauchen direkt einen Lampenabschnitt mit Stecklingen einer Mutterpflanze vollstellen zu können.
Stecklinge von Jungpflanzen schneiden?
Viele Leser werden gewiss erklären, dass man ab dem Tag der Aussaat nicht nach ca. 6 Wochen die ersten Stecklinge nehmen kann, da es sich um eine Jungpflanze handelt. Es geht dann, wenn man abwartet, bis das Pflänzchen ca. 5 Blattebenen hat, um nun die oberste Spitze abzutrennen. Es wachsen zwei Haupttriebe sowie die unteren Triebe ebenfalls kräftiger kommen. Diese Haupttriebe lassen sich als Stecklinge nehmen. Es könnte immerhin einer kaputtgehen. Man kann zuerst auch etwas länger warten und den Haupttrieb als Steckling nehmen, dann etwas später die zwei weiteren Triebe. Nimmt man nur den Haupttrieb und stellt die Saatpflanze in die Blüte, geht der einzige Steckling vielleicht ein und man kann diese Pflanze nicht mehr als Mutterpflanze selektieren. Wer es kann, bekommt von zwei oder drei Stecklingen aber immer einen durch und erhält die Genetik.
Die Saatpflanze soll natürlich mit ca. 15 bis 25 cm in die Blüte gehen und nicht direkt am Tag nach dem Stecklingsschnitt. Die Wunden sollen sich immerhin erst schließen und die Triebe sollen sich ein wenig ausbilden.
Man kann also Teststecklinge nehmen, auch wenn die Pflanze an sich noch viel zu klein für eine Mutterpflanze wäre. Es geht immerhin um die Geschwindigkeit, wenn man die Mutterpflanze selektieren möchte, nicht um die optisch schönste Pflanze.
Notwendig: Es werden natürlich alle Saatpflanzen und deren Stecklinge nummeriert und markiert. Die reifen Pflanzen müssen immerhin den Vorblütepflanzen zugeordnet werden, wenn man die richtige Mutterpflanze selektieren möchte. Vertut man sich später mit der Pflanzenzuordnung, wurde viel Zeit verschenkt.
Fotoinfos
Titelfoto:
Hier sind alle fünf Testpflanzen zu sehen, sie stehen ca. drei Wochen in der Blüte und sind fast ausgewachsen. Von links nach rechts handelt es sich um I bis V. Zu beachten ist, dass wirklich alle fünf Pflanzen praktisch ohne Seitentriebe wachsen. Es wurde hier absichtlich darauf verzichtet, den Stecklingen die Spitzen zu nehmen. So wurde Zeit gespart, in der Blütekammer wird weniger Platz benötigt und es zeigt sich, ob es überhaupt notwendig ist, die Spitzen zweimal zu nehmen. Für diese Pflanzen ist es nötig, wenn die Pflanzen nicht als ein Stab wachsen sollen.
Foto im Artikel:
Im Bild werden die fünf Samen angesetzt. Sie stammen alle von dem Afghani #1 von Sensi Seeds, welches sich selbst bestäubt hat. Alle fünf Pflanzen werden weiblich sein. Es wird ungedüngte Anzuchterde verwendet. Diese wurde in einen Eimer gegeben und mit wenig Wasser vermengt, bis sie feucht und luftig, aber nicht nass ist. Dann wurde die Anzuchterde in die Töpfchen gefüllt, eine Mulde von gut einem cm wird in die Erde gedrückt, um die Samen in das Loch zu geben. Es wird nicht direkt noch mehr gegossen. Wie herum die Samen in das Pflanzloch fallen ist egal, da die Wurzeln immer nach unten wachsen und die Keimblätter nach oben schieben.