Cannabis ist eine faszinierende Pflanze. Die Tatsache, dass die weibliche Pflanze THC-reiche Blüten produziert, um sich vor natürlichen Fressfeinden zu schützen und genau deshalb bei den Menschen so beliebt ist, ist ein wahres Wunder der Natur. Um genau diese Blüten geht es in diesem Artikel, genauer gesagt um die richtige Art des Curing von Cannabis, bei dem über mehrere Wochen oder sogar Monate hinweg ein kontrollierter Fermentationsprozess stattfindet.
Begriffserklärung: Curing vs. Fermentieren
Da die Cannabisindustrie primär in englischsprachigen Ländern erfolgreich ist, findet, wie auch sonst so oft, eine Verschleppung des Englischen in die deutsche Sprache und, vor allem, den Alltagsgebrauch statt. Auf Englisch heißt der Vorgang des Fermentierens „curing“, also sind diese Begriffe im Gebrauch als Bezeichnung für den Fermentationsprozess beide korrekt und bezeichnen dasselbe.
Der Prozess – Was ist Fermentation?
Unter Fermentation versteht man das kontrollierte Lagern von Cannabis mit korrekter Lüftung über einen größeren Zeitraum. Man kann mit dem Fermentieren beginnen, sobald die Blüten getrocknet und damit trocken genug für die Weiterverarbeitung sind. Ziel des Prozesses ist es, stark duftende und geschmacklich intensive Blüten zu erhalten, die, ähnlich gereiftem Wein, ihren jungen, nicht fermentieren Schwestern, um Weiten voraus sind. Dieser Effekt entsteht dank der Fermentation, also der Umwandlung von organischer Materie in Säure, Gas oder Alkohol.
Es wird bei der Bierherstellung verwendet und auch für die Milchherstellung eingesetzt und kann auch Cannabis zu mehr Potenz und Geschmack verhelfen. Fermentation wirkt durch das Einschließen der Blüten in einem luftdichten Gefäß, sodass kein Sauerstoff an sie gelangt. Es ist sehr wichtig, dass die Blüten in einer keimfreien Umgebung in die Gläser kommen und diese steril sind. Nach einiger Zeit beginnen die verbliebenen Stoffe in den Blüten, durch Mikroorganismen zersetzt und umgewandelt zu werden, sodass aus ihnen andere Stoffe werden.
Die THC-Säure, die in den Trichomen gebildet wird, profitiert enorm von diesem Prozess, denn durch ihn wird sie in das psychoaktive Delta-9-THC verwandelt, das weltweit so beliebt ist. Es steigert also die Potenz der Blüten, wenn man sie fermentiert. Ein weiterer positiver Effekt des Fermentierens ist, dass sich das, von vielen Cannabiskonsumenten verhasste, Chlorophyll auflöst und dadurch die Blüten beim Rauchen/Vaporisieren wesentlich milder im Geschmack sind. Diese mikrobiologischen Prozesse, die in den Blüten stattfinden, benötigen jedoch eine Weile, mindestens 3 Wochen, bevor sie alle Stoffe umgewandelt haben und das Cannabis damit konsumierbar ist. Es ist die Königsdisziplin unter den Cannabisproduzenten, da es Geduld, Kontrolle und Präzision verlangt, um große (aber auch kleine) Mengen Cannabis diesem Prozess zu unterziehen.
Ein Einsteiger-Guide zur Fermentation
Nun, da klar ist, wobei es sich um Fermentation handelt, wird es Zeit, die praktische Seite zu beleuchten. Wichtig ist, wie oben bereits erwähnt, für eine keimfreie/sterile Umgebung, sowie keimfreie Behälter zu sorgen. Zusätzlich ist zu beachten, dass die Behälter nicht über 22 Grad gelagert werden und die Feuchtigkeit gleichmäßig verteilt ist. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist, dass die Behälter regelmäßig gelüftet werden, am besten für eine Stunde, sowie täglich auf Schimmel überprüft werden müssen.
Für Beginner eignen sich Einmachgläser, die vorher ausgekocht wurden, da diese günstig und widerstandsfähig sind. Die Blüten müssen jetzt in die Gläser gelegt werden, wobei es wichtig ist, dass die Blüten genug „Platz zum Atmen“ haben, also genügend Platz zwischen den Blüten ist. Innerhalb der Gläser verteilt sich die Feuchtigkeit nun gleichmäßig, was dazu führt, dass die Blüten gleichmäßiger, langsamer und damit besser trocknen. Da die Feuchtigkeit in den ersten Tagen allgegenwärtig ist, müssen die Gläser jeden Tag ein- bis zweimal für mindestens eine Stunde geöffnet werden. So kann die überflüssige Feuchtigkeit entweichen und es kommt neuer Sauerstoff an die Blüten, was die Prozesse weiter ankurbelt. Wenn die Gläser nicht ausreichend belüftet werden oder beim Befüllen nicht ganz keimfrei waren, ist Schimmel vorprogrammiert. Deshalb ist eine Kontrolle der Blüten mehrmals täglich von großem Wert und sollte nicht vernachlässigt werden. Nach etwa einer Woche, oder sobald erste Anzeichen von Schimmel auftreten, sollten die Gläser ausgetauscht werden, damit die Pflanzen in einer sterilen Umgebung weiterarbeiten können.
Nach etwa drei Wochen sollte die Feuchtigkeit so weit entwichen sein, dass die Blüten nur noch sehr langsam arbeiten und nur noch das Chlorophyll, also das Blattgrün, aus den Blüten entweicht. Je länger man die Blüten fermentiert, desto milder werden sie im Geschmack und desto besser wird das Raucherlebnis, doch 3 Wochen reichen bereits aus, um die Qualität der Blüte eindeutig zu erhöhen.
TIPP: Falls die Blüten während der Fermentation zu trocken werden, kann einfach eine Scheibe Obst zu ihnen ins Glas gelegt werden, das nach einigen Stunden wieder entfernt wird. So kann sogar ein leichtes Fruchtaroma erzielt werden und die Blüten werden befeuchtet.