Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bevor die Prohibition um sich zu greifen begann, war es auch für Bauern in Mitteleuropa normal, auf den Feldern unter anderem Hanf anzubauen. Hanf ist grundsätzlich eine sehr robuste und pflegeleichte Pflanze, die nicht umsonst schon seit Menschengedenken erfolgreich kultiviert wird. Dennoch gibt es bei der Zucht von Hanfpflanzen aus Samen einige Dinge zu beachten, um vitale und ertragreiche Pflanzen zu erhalten.
Hanf ist ein Dunkelkeimer
Die Tatsache, dass Hanf ein Dunkelkeimer ist, ist einer der wichtigsten Punkte, die beachtet werden müssen. Das bedeutet, der Samen muss in völliger Dunkelheit sein, um optimal keimen zu können. Sonnenlicht würde seine Keimfähigkeit deutlich hemmen. Deswegen ist es wichtig, dass die Samen, wenn sie in die Erde gesät werden, vollständig mit Erde bedeckt sind. Über die benötigte Tiefe für eine optimale Keimung gehen die Meinungen etwas auseinander, jedoch sind in der Regel 1–2 cm perfekt, um vor Umgebungslicht vollständig abgeschirmt zu sein.
Das Bedecken der frischen Hanfsamen mit Erde, erfüllt neben dem Schutz vor Licht noch eine weitere wichtige Funktion, nämlich das spätere Abstreifen der Samenschale. Im Idealfall keimt der Same in der Erde und der Keimling wächst in Richtung der Oberfläche. Der Grund, warum ein Keimling trotz Dunkelheit in Richtung der Oberfläche wächst und nicht in eine andere Richtung, ist ein Effekt, der sich Gravitropismus nennt.
In der Pflanze befinden sich kleine Rezeptoren, die auf das Gravitationsfeld der Erde reagieren und auf diese Weise sozusagen wissen, wo oben und unten ist. Während dem Durchdringen der Erde in Richtung Oberfläche wird im Idealfall die Samenschale abgestreift. Sollte sich die Samenschale aufgrund einer zu seicht gewählten Tiefe noch am Keimling befinden, muss diese unter Umständen manuell entfernt werden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, die junge und empfindliche Pflanze zu beschädigen.
Vorsicht beim Vorkeimen in anderen Substraten
Manche bevorzugen es, Hanfsamen nicht direkt in die Erde zu streuen, sondern sie zuerst vorkeimen zu lassen, beispielsweise in einem Glas Wasser, oder auf einem Taschentuch, welches in Wasser getränkt wurde. Das funktioniert prinzipiell, bringt aber mehrere Risiken mit sich. Es kann passieren, dass sich die feinen Härchen der Wurzeln im Taschentuch verfangen. Will man nun den Keimling vom Taschentuch in die Erde übersiedeln, besteht die Gefahr, dass genau dadurch die dünnen Wurzelhärchen beschädigt werden. Auch die bei dieser Methode vorhandene Feuchtigkeit ist für Hanfsamen zu viel. Das Substrat sollte gleichmäßig feucht, aber nicht triefend nass sein.
Dazu kommt der Faktor, dass Umtopfen für Pflanzen grundsätzlich immer Stress bedeutet. Dieser ist für Keimlinge noch höher als für bereits kräftige Pflanzen. Die sicherste Methode ist es, die Samen direkt in der Erde keimen zu lassen. Dabei wird die Erde gleichmäßig angefeuchtet, jedoch sollte Staunässe vermieden werden. Als Erde wird vorzugsweise normale Aussaaterde verwendet. Manche Erden sind jedoch so trocken, dass sie hydrophob sind. Das bedeutet, wenn man den Topf voll Erde mit Wasser gießt, dann fließt ein großer Teil davon wieder unten raus, ohne dass die Erde im Zentrum feucht wird.
In solchen Fällen ist es empfehlenswert, unter Umrühren die Erde mit Wasser zu übergießen, bis sie gleichmäßig feucht ist. Der pH-Wert der Erde liegt idealerweise im leicht sauren Bereich, etwa bei 6 bis 6.5. Eine sehr elegante Alternative zu herkömmlicher Erde, können gebrauchsfertige Blöcke aus Steinwolle oder einem Gemisch aus Torferde und Kokosfasern darstellen. Diese Blöcke enthalten alle benötigten Nährstoffe in der richtigen Konzentration und schaffen durch ihre Konsistenz ein perfektes Mikroklima, mit dem richtigen Maß an Feuchtigkeit und Belüftung.
Licht und Temperatur beachten
Die optimale Temperatur für die Keimung liegt bei 20 bis 25 °C. Deutlich über oder unter diesem Grenzwert sollte die Umgebungstemperatur nicht liegen, da ansonsten die Keimrate beträchtlich abnimmt oder die Samen ihre Keimfähigkeit verlieren. Die Luftfeuchtigkeit sollte idealerweise bei über 70 % liegen. Es empfiehlt sich, diese benötigten Parameter in einer Growbox nachzustellen, um der Pflanze einen optimalen Start zu bieten, wobei grundsätzlich auch die Fensterbank brauchbare Dienste leisten kann, sofern sichergestellt ist, dass ausreichend Sonnenlicht vorhanden ist.
Unter optimalen Bedingungen sind nach wenigen Tagen die ersten Keimlinge zu sehen. Ab jetzt beginnt das Licht eine zentrale Rolle zu spielen. Die Pflanze sollte nun sofort mit der Fotosynthese beginnen können, da sie mit ihr ab jetzt eine Reihe essenzieller Nährstoffe gewinnen wird. Wenn jetzt die richtige Beleuchtung sichergestellt ist, kann die Pflanze mit der vegetativen Phase starten.