Nach der Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken erwachsener Bewohner Deutschlands wird es ernst. Viele Fragen sind noch ungeklärt, solange das sogenannte CannaG bisher nicht unter Dach und Fach ist. Doch es ist mittlerweile bekannt, dass wohl Volljährige nur in den eigenen vier Wänden Cannabis in begrenzten Mengen anpflanzen dürfen oder Clubs für höchstens 500 Mitglieder die Aufgabe der Versorgung mit dem begehrten Genussmittel übernehmen können.
Die auf den Namen Cannabis Social Clubs (CSC) getauften Vereine dürfen dabei keine Gewinne erzielen und müssen unter strengen Regeln operieren sowie jegliche Bewegung von Samen, Pflanzen, Ernte und Verkäufen statistisch genausten festhalten. Es wartet also neben der Produktion der konsumierbaren Substanzen viel Arbeit auf die Betreiber solcher Clubs, die aufgrund der heutigen Gesetzeslage bislang eigentlich noch keine Erfahrung mit der Herstellung von schmackhaften und qualitativ hochwertigen Cannabisknospen besitzen dürften.
Um einen gewissen Vorsprung zu erhalten und Einblicke in den richtigen Hanfanbau zu erhaschen, hat nun der CSC Hamburg unter legalen Voraussetzungen dafür gesorgt, dass interessierte und zukünftige Cannabiszüchter zumindest einen kleinen Einblick in die Erntearbeit von Cannabispflanzen gewährt bekamen. Dafür probte der CSC Hamburg eine Cannabisernte mit THC-freien Hanfsorten, die in der EU legal angebaut werden dürfen.
Premiere am 22.09.2023
Der CSC Hamburg lud am 22.09.2023 dazu ein, in einer Gärtnerei in Jersbek der ersten legalen Cannabisernte eines Cannabis Social Clubs in Deutschland beizuwohnen. Zuvor hatte man die Optionen ausgelotet und mittels THC-freien EU-Sorten einen legalen Weg gefunden, einen Probeanbau mit Nutzhanf in einem Glashaus zu beginnen. Schon dies wurde laut Aussagen des 61-jährigen Vereinsvorsitzenden Andreas Gerhold als Workshop organisiert, damit möglichst viele Menschen vor der Legalisierung die richtigen Erfahrungen sammeln können, bevor die Teillegalisierung hierzulande endlich in Kraft tritt.
Auf Welt.de erklärt er, dass die soeben eingeholte Ernte nicht für den Konsum gedacht sei, sondern nur um erste Erfahrungen bezüglich des Anbaus zu sammeln und teilen zu können. Um die Genehmigung für den legalen Hanfanbau zu erhalten, arbeitete man mit dem Garten- und Landwirtschaftsbetrieb Hanseatische Hanf GmbH zusammen, der auch an der Organisation des gemeinschaftlichen Projektes beteiligt gewesen wäre. Dafür soll der Landwirt den Anbau der Pflanzen auf seinem Grundstück bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angemeldet haben, da Nutzhanf in Deutschland bislang schließlich nur von hauptberuflich als Landwirt arbeitenden Personen angebaut werden darf.
Bis zu 50 Gäste aus Berlin und Hannover
Um dem derzeit einmaligen Event beizuwohnen, haben sich auch Mitglieder des CSC Berlin und CSC Hannover sowie andere Cannabis affine Menschen auf den Weg zum Erntedankfest des CSC Hamburg gemacht. Hier wurden gemeinsam die Erntearbeit verrichtet, ein Grillfest gefeiert und man tauschte gemachte Erfahrungen in gemütlicher Runde aus. Wie Andreas Gerhold unter anderem dem Sender Hamburg 1 erklärt, sind auch weitere Schritte der richtigen Verarbeitung während der Veranstaltung angegangen und besprochen worden.
Unter anderem die Lagerung der frisch geerntete Pflanzen, die später folgende Beschneidung auf ein feineres Niveau – das sogenannte „Trimmen“ – und es wurde auch schon darüber gesprochen, wie man das geerntete Material dann unter idealen Bedingungen vollständig trocknet. Gelernt haben die Teilnehmer um das erste Erntedankfest von Hanf in einem CSC, dass sich auch schnell Fehler einschleichen können, was man bei dieser Premiere aber wohlwollend in Kauf genommen hat. Schädlinge haben etwa ihren Weg auf einen Teil der Pflanzen gefunden, was in Zukunft unter allen Umständen vermieden gehört. Ansonsten könnte ein Club unter Umständen direkt wieder seine Pforten schließen, da die Ausgaben durch die nicht stattfindende Abgabe des geforderten Genussmittels nicht gedeckt werden könnten.
Hanseatische Hanf GmbH will unterstützen
Alexander Morlang von der Hanseatischen Hanf GmbH sieht auch noch viel Arbeit bei der Überarbeitung des bislang bekannten Gesetzesentwurfes. Die Regeln für die Clubs wären zu strikt und würden teils auch nach Umweltschutzgesetzen nicht zulässig sein. Doch klar für ihn ist, dass man die CSC unterstützen wolle. So möchte man den jeweiligen Clubs unter anderem ein Gewächshaus stellen, ihnen die nötigen Bewässerungsanlagen überlassen, sich um die richtige Düngemethode oder einen richtigen Rat betreffend des passenden Pflanzenschutzes kümmern.
Experten und Fachkenntnis wären in beratender Tätigkeit dann in der Lage, um ein perfektes Ernteergebnis für die CSCs zu erzielen. Empfohlen wird von dem Vorsitzenden des Hamburger Vereins jedenfalls unter den aktuellen Umständen nicht direkt einen CSC zu gründen und Anbaulizenzen zu beantragen, da noch so viele Unsicherheiten bestehen, die sehr viele Schwierigkeiten bedeuten würden. Man setze viel Hoffnung auf das Parlament, denn im Bundestag hätten die Parlamentsfraktionen die Möglichkeit, entsprechende Änderungsanträge zu stellen, die die verquere Situation für die Cannabis Social Clubs vorteilhaft verändern und auf eine gerade Linie bringen könnten.
Geändert worden wäre wohl immerhin schon die Regelung betreffend des Transportes von Cannabis für CSCs, sodass andernorts als an der Abgabestelle der Hanf auf blühenden Feldern stehen und anschließend zu seinen Mitgliedern gebracht werden darf. Ein kleiner Fortschritt, den die Besucher des ersten Erntedankfestes eines deutschen Cannabis Social Clubs sicherlich mit etwas Freunde zur Kenntnis nehmen konnten.