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Bio ist nicht nur gesund, es treibt auch schöne Blüten.
Die Anlage ist eingerichtet. Für Luft und Licht ist gesorgt und auch woher die Cannabispflanzen bezogen werden, wurde bereits recherchiert. Was noch fehlt, ist ein geeignetes Anbaumedium, wie auch Düngemittel – jene zwei Aspekte, durch die sich der Bio-Anbau (neben dem Verzicht auf chemische Pestizide) wahrscheinlich am meisten von der konventionellen Cannabis-Produktion unterscheidet.
Das Anbaumedium der Wahl: Bio-Erde
Das Material der Wahl, in das jede Bio-Cannabispflanze getopft werden sollte, ist jedenfalls die richtige Cannabis-Erde. Diese dient den Pflanzen im Vergleich zu Steinwolle & Co, nicht nur „zum Festhalten“, also zum Anwurzeln, sondern auch zur Ernährung. Erde ist ein Speichermedium, gewissermaßen ein Puffer, der Mineralien, Spurenelemente und Nährstoffe, aber auch Wasser speichern kann, sodass sie der Pflanze zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Außerdem bietet Cannabis Erde Lebensraum für wachstumsfördernde Mikroorganismen, die sich wiederum positiv auf die Pflanzengesundheit auswirken.
Andere Anbaumedien, wie Steinwolle, besitzen diese speziellen Eigenschaften nicht. Mineralwolle, auch Steinwolle genannt, ist überdies ökologisch extrem schädlich – in der Produktion, wie auch in der Entsorgung. Sie ist daher für den Bio-Anbau im Allgemeinen ungeeignet. Zudem ist sie gesundheitsschädlich: bei Hautkontakt kann es zu Hautreizungen und Schwellungen kommen. Der feine Mineralstaub steht im Verdacht Krebs, allem voran Lungen- und Kehlkopfkrebs, zu verursachen.
Auch Kokosfasern sind aus ökologischer Sicht, in Bezug auf die Produktionsbedingungen und aufgrund der langen Transportwege fragwürdig. Im Gegensatz zu Steinwolle sind Kokosfasern jedoch grundsätzlich im biologischen Landbau zugelassen.
Worauf bei Cannabis Erde zu achten ist
Erde ist nicht gleich Erde. Da konventionelle Erde häufig vom Hersteller mit Pestiziden vorbehandelt wird, sowie gerade im Cannabisanbau mit chemischen Düngemitteln bereits vorgedüngt wurde, empfehle ich ausschließlich den Kauf von biologischer Anbauerde (meist auf Englisch als „organic“ angegeben) aus dem Growshop. Vorsicht: „Natur pur!“ „All Natural“ oder Ähnliches, klingt zwar gut, hat aber nichts mit Bio zu tun.
Ein schwieriges Thema im biologischen Cannabisanbau ist der Torf. Torf entsteht auf natürliche Weise in einem extrem langsamen Prozess in Mooren, wobei 1 Hektar Moor etwa 4 Mal so viel CO₂ bindet, wie ein Hektar tropischen Regenwald, zeitgleich jedoch in tausend Jahren um nur 1 m Torf „wächst“.
Trotz dieser wichtigen Eigenschaften – gerade in Zeiten des Klimawandels – wird Torf immer noch abgebaut, um als Pflanzenerde und vor allem als Brennstoff verwendet zu werden. Wer biologisch im Sinne von umweltschützend, nachhaltig und klimaschonend leben möchte, sollte daher grundsätzlich bei jedem Kauf von guter Cannabis-Erde darauf achten, dass kein Torf beigemischt ist.
Leider ist besonders im Cannabisanbau die Torfproblematik noch nicht angekommen – eine Topferde zu finden, die kein Torf enthält, ist äußerst schwierig, auch im biologischen Bereich. Aber nicht unmöglich!
Zum Thema Entsorgung: Wer die benutzte Cannabis-Erde nach einem erfolgreichen Anbauzyklus bei sich oder Freunden im Garten/in einem Park/auf Grünflächen in der Stadt/oder sonst irgendwo in der Natur ausstreuen und verteilen möchte, sollte darauf achten, Erde OHNE Perlit zu kaufen. Dieses soll die Erde durchlüften und Wasser speichern, ist jedoch in seiner Produktion sehr energieaufwendig (Perlit besteht aus aufgeschäumtem, vulkanischen Glas). Vor allem aber sind die kleinen, weißen Perlitkugeln im Garten äußerst auffällig. Wer keinen Garten, aber einen Balkon oder eine Terrasse besitzt, sollte die bereits verwendete Cannabis Erde für Tomatenpflanzen oder andere Starkzehrer im Topf wiederverwenden – bessere Tomatenernten werden Sie wahrscheinlich auf keinem anderen Weg erhalten.
Ein Tipp für besonders Engagierte: Suchen Sie sich einen Bio-Schaf-Betrieb in Ihrer Region und fragen Sie den Landwirt, ob Sie etwas Schafwolle günstig kaufen können. Eine Schicht Schafwolle am Boden jedes Topfes fördert die Durchlüftung, speichert Wasser und dient den Pflanzen als Langzeitdünger. Das finde ich zehnmal besser als Perlit.
Achtung: Die eigene Produktion oder Wiederaufbereitung von Anbauerde ist ausschließlich etwas für Gärtnermeister. Die Cannabis-Erde muss vor Verwendung gedämpft werden, um Schadinsekten und deren Nachkommen sowie die Samen von unerwünschten Beikräutern abzutöten, der pH-Wert muss richtig eingestellt und die Düngemenge muss richtig kalkuliert werden. Alles äußerst sensible Bereiche. Daher lieber Finger weg, und auf ein fertiges Produkt aus dem Growshop Ihres Vertrauens zurückgreifen. Tipp: Sehen Sie sich einmal nach einem Bio-Growshop um. Zumindest in Österreich gibt es bereits eines.
Auch die Pflanze ist, was sie frisst
Haben Sie schon einmal konventionelles versus biologisches Cannabis blind verkostet – „blind verraucht“? Probieren Sie es einmal. Sie werden den Unterschied schmecken und wahrscheinlich auch in Ihrer Lunge spüren. Hauptverantwortlich für diesen deutlichen Geschmacksunterschied ist die Verwendung von chemischen, mineralischen (also aus Erdölprodukten hergestellten) Düngemitteln, sowie künstlichen Hormonen im konventionellen Anbau, die nicht nur Geschmacks-verändernd, sondern auch umweltschädigend wirken. Im biologischen Pflanzenbau wird hingegen mit natürlichen Düngemitteln gearbeitet, die aus fermentierten Pflanzenteilen, Mikroorganismen und natürlichen Nährstoffen bestehen. Wer jedoch meint, dies würde auf Kosten der Erntemenge gehen, der irrt bei Weitem.
Sehen Sie sich nach geeigneten Bio-Düngemitteln rechtzeitig in mehreren Growshops um. Heutzutage wird zwar beinahe überall schon zumindest eine biologische Düngemittelmarke angeboten, wer aber die Wahl haben möchte, muss immer noch in ausgesuchte Läden gehen.
Vorsicht: Auch für Düngemittel gilt dasselbe, wie für den Erdkauf. Nur „BIO“ oder „Organic“ weisen ein Produkt als biologisch aus. „All natural“, „mit natürlichen Inhaltsstoffen“, oder ähnliche Floskeln, sind genau das: Nämlich Floskeln.
Auch bieten die verschiedenen Marken die unterschiedlichsten Zusatzdünger an. Einige davon sind sinnvoll, wie spezielle Mikroorganismen und Pilzsporen zur Aufbereitung des Bodenlebens, welche das Wurzelwachstum, wie auch die Düngeraufnamefähigkeit der Pflanzen fördern. Diese fügt man teils bereits beim Topfen bei, teils verteilt man sie durch das Gießwasser. Auch das Gießen mit effektiven Mikroorganismen hat sich als positiv erwiesen.
Auf andere Zusatzprodukte wiederum kann man getrost verzichten. Hier gilt: Am besten einen vertrauenswürdigen Fachberater im Growshop fragen, und dann selbst ausprobieren, was welche Effekte erzielt.
Beachten Sie bereits beim Einkauf, dass Bio-Dünger empfindlicher ist, als mineralischer Dünger – er kann „kippen“, also schlecht werden. Kaufen Sie daher im Zweifelsfall lieber häufiger kleine Mengen, auch wenn das teurer ist als Großpackungen. Achten Sie dann außerdem auf die Lagerung. Bio-Dünger lagert man immer verschlossen, wenn möglich, kühl, und nicht zu hell. Extrem hohe Temperaturen, wie auch Frost, vertragen die enthaltenen Stoffe und Mikroorganismen nicht. Zwar riechen die fermentierten Pflanzenteile im Allgemeinen streng, sollte sich jedoch an dessen Geruch von einer Düngegabe auf die Nächste stark etwas ändern, dann entsorgen Sie den Dünger lieber.
Bio-Dünger kann man theoretisch auch selbst herstellen. In solchen Fällen werden dann meist Brennnesseljauche oder Ähnliches verwendet. Da man mit falschem Düngen jedoch am meisten Schaden bei den Pflanzen anrichten kann, würde ich dies nur Menschen empfehlen, die in Chemie bewandert sind und wissen, wie man den pH-Wert misst und einstellt. Wer eine ertragreiche und sichere Ernte haben möchte, sollte jedenfalls zu gekauftem Bio-Dünger greifen.
Aber natürlich gibt es noch zahlreiche Tipps und Tricks fürs Gießen und Düngen, die man anwenden kann, um seinen Pflanzen auf natürliche Weise etwas Gutes zu tun.
Ein absoluter Hit ist die Verwendung von Regenwasser zum Gießen. Dieses Wasser ist nicht zu kalkhaltig und frei von chemischen Rückständen wie Chlor, das in vielen Regionen Europas zur Wasseraufbereitung auch im Trinkwasser enthalten ist. Lebt man in einer Wohnung, ist der Zugang zu Regenwasser meist mehr als schwierig.
Alternativ empfehle ich das Aufstellen eines Wasserfasses im Growzelt, und der Anlage, in dem das eingefüllte Wasser abstehen kann, bevor es vergossen wird. Dies bringt einige Vorteile mit sich:
Eventuell enthaltenes Chlor und Ähnliches können ausdampfen.
Kalk kann sich am Fassrand absetzen und wird damit dem Wasser entzogen.
Die Wassertemperatur kann sich an die Zimmertemperatur anpassen, bzw. kann man das Wasser mit einem Aquarienheizstab im Winter vorwärmen. Die Wurzeln der Cannabispflanzen werden es danken, wenn sie mit lauwarmen, statt eiskaltem Wasser gegossen werden, indem sie animierter wachsen.
Viele weitere Informationen, Tipps und Tricks zum Thema Gießen und Topfen, finden Sie in meinem Buch „Bio-Grow“, erschienen im Nachtschattenverlag.
In der nächsten Folge dieser Bio-Reihe dreht sich dann alles um das Thema biologische Schädlingsbekämpfung im Cannabisanbau.