Warum eine gut geplante Anlage und die richtige Ausstattung einem viel Ärger ersparen können.
Biologisches Cannabis, ganz ohne Pestizide – hört sich toll an, doch wie soll das gehen? Schließlich wird im Pflanzenbau nicht grundlos zu solchen „Hilfsmitteln“ gegriffen. Wir sind also zunächst bei den Fragen: Warum setzt man überhaupt Fungizide (gegen Pilze), Insektizide (gegen Insekten), und andere sogenannte „Pflanzenschutzmittel“ ein und gibt es Alternativen?
Grundsätzlich dient der Einsatz von Pestiziden und Co natürlich der Erntemaximierung, dies gilt sowohl im Freiland- wie auch im geschützten Anbau (z. B. im Glashaus). Der Grundgedanke ist, schädliche Einflüsse auf die zu beerntenden Pflanzen zu minimieren, indem man alle Schadorganismen (Insekten, Pilze) abtötet. Heute weiß man jedoch auch um die Auswirkungen von Pestiziden auf Umwelt und Gesundheit, weshalb zunehmend mehr Menschen wieder Wert auf biologisch Produziertes legen.
Der grundlegende Unterschied der beiden Arbeitsmethoden: Im biologischen Anbau erkennt man die Umwelt als zusammenhängendes und voneinander abhängiges System, indem man am besten in Kooperationen mit der Natur arbeitet. Wohingegen im konventionellen Anbau meistens nur Symptome behandelt werden, anstatt der Problemursachen. Pflanzen sind dann besonders gesund und ertragreich, wenn sie über eine robuste Genetik verfügen, und unter – der Genetik entsprechend – möglichst idealen Standortbedingungen in einer intakten Umwelt gedeihen können. Statt Erntemaximierung durch prophylaktischen Pestizideinsatz, will man im biologischen Anbau mittels standortgerechter Saatgutauswahl, sowie (wo möglich) Adaptierung der Umweltbedingungen ein Umfeld schaffen, indem Pilze und Schädlinge von Beginn an nur wenige Chancen haben. Denn: Je geschwächter eine Pflanze ist, umso eher wird sie zum Ziel von Schädlingen – je gesünder eine Pflanze ist, desto widerstandsfähiger ist sie auch.
Was bedeutet dies für den Indoor-Anbau von Cannabis?
Die Grundprinzipien sind ganz einfach und gelten sowohl für den überdachten Anbau von Zierpflanzen, wie auch von Gemüse oder Genusspflanzen wie Hanf: je besser man die künstlich erzeugten Umweltbedingungen im Griff hat, je idealer man also den Standort an die bevorzugten Bedingungen der Pflanzen anpassen kann, desto gesünder ist die Kultur, und desto weniger wird man Probleme mit den Schädlingen haben. Hohe Temperaturen; und/oder eine hohe Luftfeuchtigkeit; wenig Luftzirkulation; sowie alte, abgestorbene Blätter, Erdreste und anderer Unrat, der in einer Anlage so anfällt und liegen gelassen wird, bilden jedoch einen hervorragenden Lebensraum für Schadinsekten und schädliche Pilze. Unser Ziel ist daher immer eine wohltemperierte, luftdurchströmte, saubere Plantage zu pflegen. Das bedeutet:
Idealtemperatur tagsüber: 22–24,5 °C
Idealtemperatur nachts: 18–20 °C
Minimaltemperatur: 16 °C
Maximaltemperatur: 26 °C
Ideale Temperaturschwankung Tag/Nacht: 2–4 °C
Maximale Temperaturschwankung Tag/Nacht: 11 °C
Ideale Luftfeuchtigkeit: 40–60 %
Luftaustausch des gesamten Raumvolumens sollte
innerhalb von 5 Minuten möglich sein.
Das A und O ist also in jedem Fall die Plantage und ihre Ausstattung an sich, denn eine gut funktionierende Anlage erleichtert den Bio-Anbau ungemein. Jede Arbeitsminute, jeder Gedanke, jeder in Qualität investierte Euro, der vor Inbetriebnahme in die Anlage fließt, erspart einem – meiner Erfahrung nach – im Laufe des Betriebs das Doppelte und Dreifache an Ärger und Mühsal.
Für eine funktionierende Anlage benötigt man im Groben einen passenden Platz; ein Belüftungssystem; einen Wasserzugang; und eine geeignete Beleuchtung.
Der Standort der Anlage und die Belüftung
Zuallererst stellt sich die Grundsatzfrage: wohin mit der Anlage? Unabhängig davon, ob Sie in einem Zelt, oder einem ganzen Raum arbeiten möchten, sollte der Standort nicht nur unauffällig sein, sondern gleich dazu beitragen, das Raumklima zu verbessern. So sind z. B. Keller (insofern diese nicht feucht sind) den im Sommer meist heißen und stickigen Dachböden vorzuziehen. Außerdem sollte die Plantage innen so eingerichtet werden, dass man alle Oberflächen (Boden und Wände) leicht reinigen kann – ob sie einen ganzen Raum ausfließen, mit hinterlüfteter Folie beziehen, oder ein Zelt aufstellen, bleibt dabei ganz Ihnen überlassen. Erfahrungsgemäß erleichtert auch ein integrierter Abfluss das Sauberhalten der Plantage ungemein – dieser Luxus steht einem meistens jedoch nicht zur Verfügung. In diesem Fall ist es von Vorteil, die Pflanzen so aufzustellen, dass man noch darunter auswischen kann (z. B. indem man sie auf eine Palette stellt).
Selbstverständlich muss die Örtlichkeit über ausreichend abgesicherte Stromanschlüsse verfügen. Häufig vergessen wird jedoch eine passende Möglichkeit, die Zu- und Abluft ein, bzw. wieder auszuleiten. Dabei kann man durch die intelligente Planung des Belüftungssystems bereits einiges für das Raumklima tun. Ich empfehle jedem eine separate Frischluftventilation, da diese die Temperaturregulierung in der Anlage erleichtert. Es lohnt sich, die Zuluft von einem bereits vortemperierten Platz abzuziehen (z. B. aus einem anderen Kellerraum; einer eher dunklen, windgeschützten Hausecke; etc.). Auch sollte die Abluft entfernt von jenem Ort ausgeleitet werden, von dem die Frischluft angezogen wird – im Idealfall natürlich möglichst unauffällig und möglichst weit oben. Die Verwendung eines Aktivkohlefilters zwecks Geruchsbereinigung ist obligatorisch, solange der Cannabisanbau für den Eigenbedarf nicht legalisiert wurde. Besonders empfehlenswert: die Investition in eine Steuerungsanlage für das Ventilationssystem, inklusive Temperaturfühler. Außerdem sollte man daran denken, das Frischluftrohr mit einem Insektengitter abzudichten, um ein Eindringen von Schadinsekten von außen zu verhindern!
Zu- und Abluft sind jedoch nur ein Teil des Belüftungssystems. Von besonderer Bedeutung ist zudem eine ausreichende Luftzirkulation mittels (Stand-)Ventilatoren. Diese bringt mehrere Vorteile mit sich: 1. Die ständige Luftbewegung regt die Pflanzen zu einem kräftigeren Stängelwachstum an, wodurch sie das Gewicht der (hoffentlich) großen und prächtigen Cannabisblüten besser tragen können. Und 2. reagieren viele Schädlinge (wie Spinnmilben) negativ auf ständigen Luftzug. In diesem Zusammenhang noch ein kurzer Ratschlag: Konzipieren Sie Ihre Anlage so geräumig, wie in Ihrem Fall möglich! Je mehr Platz Sie haben, desto besser kann die Luft zirkulieren. Außerdem werden Sie wesentlich mehr Freude, Zeit und Arbeit in Ihre Plantage stecken, wenn Sie sich dort auch bewegen können, ohne jedes Mal an eine Pflanze zu stoßen. Installieren Sie also z. B. in einem 4er-Zelt nur drei Lampen, lässt es sich darin wesentlich angenehmer arbeiten, die Luft kann besser zirkulieren und die Pflanzen haben etwas mehr Platz.
Und was ist an Wasser und Licht Bio?
Was nun in der Anlage noch fehlt, ist natürlich Licht und Wasser. Ein ortsnaher Wasseranschluss erleichtert das Gießen ungemein, ich empfehle jedoch trotzdem jedem, das Gießwasser in einem großen Regenfass o. ä. zwischenzulagern. Dies hat zweierlei Gründe: 1. Kann so das Wasser Raumtemperatur annehmen und man vermeidet eine Unterkühlung der Wurzeln. Und 2. haben so im Wasser enthaltene Stoffe Zeit, sich abzusetzen (wie Kalk), oder auszudampfen (wie Chlor). Wer die Möglichkeit hat und seinen Pflanzen einen extra Luxus gönnen möchte, dem empfehle ich das Vergießen von gesammeltem Regenwasser! In Bezug auf das Licht ist natürlich nichts biologischer und ökologischer als der Outdoor, und (zumindest auch zum Teil) der Anbau im Glashaus – keine Frage. Wer eine solche Möglichkeit nicht hat, bzw. das eventuell etwas höhere Risiko des Entdecktwerdens nicht in Kauf nehmen möchte, muss auf künstliche Beleuchtung zurückgreifen. Die richtige Wahl des Leuchtmittels, sowie die Vor- und Nachteile verschiedener Reflektoren füllt ganze Kapitel, daher sei an dieser Stelle nur auf folgende Punkte hingewiesen: Die Lampen sollten jedenfalls höhenverstellbar aufgehängt werden, sodass zwischen Lichtquelle und Pflanzen immer ein relativ konstanter Abstand von etwa 40–50 cm gehalten werden kann. Mit der Installation von sogenannten Cool-Tubes, oder ähnlichen Systemen wie Spudnik sind zwar zunächst einige Kosten verbunden, da sie jedoch die heiße Luft direkt von den Lampen absaugen und so einen sehr starken Kühleffekt haben, hat man diese durch den gesteigerten Ertrag in den Sommermonaten rasch wieder erwirtschaftet.
Doch gerade bei der Beleuchtung gibt es auch einige Möglichkeiten, ökologisch, bzw. umweltschonend zu arbeiten:
- Geben Sie Lampen und ähnlichen Produkten „Made in Europe“ den Vorzug.
- Tauschen Sie Lampen erst dann aus, wenn sie wirklich kaputt sind, und entsorgen Sie diese fachgerecht (eventuell Sondermüll!).
- Verwenden Sie die Vorschaltgeräte, wie auch die Lampen fachgerecht (auskühlen lassen!)
- Wechseln Sie zu einem Ökostrom-Anbieter! Mit kaum einer Maßnahme können Sie so viel CO2 sparen: Im Vergleich verursacht eine Plantage, die mit konventionellem Strom läuft, mehr als 10-mal so viel CO2 wie eine vergleichbare Anlage mit Ökostrom.
- Die LED-Technologie ist mit Sicherheit die ökologische Alternative zur konventionellen Beleuchtung von Cannabis der Zukunft, im Moment jedoch kann das Preis-Leistungs-Verhältnis (meiner Meinung nach) noch nicht überzeugen.
Das Thema Plantage und die dazugehörige Ausrüstung sind offensichtlich sehr umfangreich – und sollte Schwerpunkt eines jeden Growers sein, gleichgültig, ob konventionell, oder biologisch gearbeitet wird. Genauere Ausführungen zum Thema, sowie zahlreiche weitere Tipps und Co finden Sie in meinem Buch „Bio-Grow“, erschienen im Nachtschattenverlag.
In der nächsten Folge dieser Bio-Cannabis-Reihe dreht sich dann alles um das Thema Bio-Pflanzen, Samen und Stecklinge.