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Warum Bio und worauf ist zu achten?
Innerhalb der EU unterliegen Lebensmittel strengen Vorgaben und werden engmaschig auf ihre Belastung mit Schadstoffen, wie Pestiziden, kontrolliert. Selbiges gilt für andere, für den menschlichen Konsum gedachte Güter, wie Tabak. Auch waschen die meisten Menschen ihr Gemüse, bevor sie es essen – wer weiß, wer das angefasst hat und was da für Spritzmittel drauf sind. Und auch die ökologisch bewirtschaftete Anbaufläche nimmt beinahe europaweit zu, da die Nachfrage dermaßen hoch ist – im EU-Schnitt liegt der Anteil (2015) bei 6,2 %, im Biopionierland Österreich sogar bei über 20 %. Die Menschen greifen aus gesundheitlichen Gründen zu Biolebensmitteln, genauso spielen jedoch auch der Umweltschutz-, wie auch Tierschutzgedanke, sowie soziale Aspekte, und nicht zuletzt der als besser empfundene Geschmack wichtige Rollen. Und auch im Bereich Biokosmetika steigt die Nachfrage, da sich die Menschen auch über ihre Haut keine chemischen Zusatzstoffe, Mikroplastik und Co aufnehmen möchten.
Was diese Bereiche miteinander gemein haben?
Sie sind alle legal. In Europa muss man im Allgemeinen nicht mit der Lebensmittelqualität vorliebnehmen, die man vorgesetzt bekommt, weil man froh sein kann, überhaupt etwas abzubekommen zu haben. Bekommt man nicht die Qualität, die man möchte, geht man eben in einen anderen Laden. Der Konsument hat die Macht – die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Bei THC-haltigem Cannabis ist das natürlich anders. Konsum ist in den meisten Ländern Europas illegal. Daher gibt es in diesem Bereich kaum jemanden, der sich für biologisches Cannabis starkmacht. Hinweis: Auch in jenen Ländern, in denen der Konsum entkriminalisiert wurde, ist Cannabis trotzdem noch illegal, es wird nur nicht gestraft. Nachvollziehbar, schließlich kämpft man ja erst einmal um die Legalisierung. Der Konsument hat jedoch den Nachteil, denn er muss im Allgemeinen nehmen, was er bekommen kann. Ganz abgesehen von jenen schwarzen Schafen, die aus Profitgier Streckmittel wie Zucker, Glasstaub, oder Haarspray auf das Cannabis auftragen, das sie verkaufen, ist jedoch häufig auf privat angebautes Gras – aus schlichter Unwissenheit – mit Schadstoffen, wie Pestiziden belastet.
Uns muss eines klar sein: Die Lunge nimmt im Allgemeinen wesentlich schneller nachhaltig Schaden, als der Magendarmtrakt, der zu diesem Zweck mit Magenschleimhaut und Magensäure ausgestattet ist. Es stellt sich also folgende Frage: Warum sind wir bereit, Stoffe direkt in unsere Lungen zu inhalieren, von denen nicht getestet ist, welche Reaktionsstoffe durch die Verbrennung entstehen, die wir aber gleichzeitig nicht auf unserem Essen haben möchten?
Beim biologischen Cannabisanbau geht es also einerseits um den Gesundheitsaspekt, anderseits jedoch auch um die ökologischen Auswirkungen, die unser Handeln hat. Durch den Verzicht auf Pestizide, mineralische Düngemittel und künstliche Hormone (in Anwurzelungshilfen) z. B. trägt man zur Minimierung der Abwasserbelastung bei. Durch die Wahl eines Ökostromanbieters kann man den durch die Lampen produzierten CO₂-Ausstoß von etwa 1,5 t auf 0,11 t reduzieren.
Wie funktioniert also grundsätzlich der biologische Anbau von Cannabis?
Da Cannabis illegal ist, gibt es natürlich auch nicht so etwas wie Biorichtlinien – es liegt an uns selbst, zu entscheiden, wie weit wir in Sachen Bio gehen wollen.
Ich sehe die ökologische Betriebsweise als einen ganzheitlichen Ansatz. Mein Ziel ist es, durch die Herstellung der passenden Umweltbedingungen und gezielte Maßnahmensetzung die Pflanzen so kräftig, robust, und gesund zu halten, dass ich erst gar nicht in die Verlegenheit komme, mir über Pestizide Gedanken machen zu müssen. Das bedeutet in aller Kürze:
- Die Pflanzen stehen in Erde, denn dies ist das natürliche Wachstumsmedium, in dem sich ein gesundes Bodenleben entwickeln kann, wodurch wiederum die Pflanze gestärkt wird.
- Der Lichtdunkelheitsrhythmus in der Anlage entspricht dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Pflanzen reagieren auf den Stand von Sonne und Mond und passen ihren natürlichen Rhythmus daran an, unabhängig davon, ob sie gerade Licht bekommen, oder nicht. Entsprechen die beiden Rhythmen einander nicht (ist es also unter Tags dunkel und während der Nacht hell), bringt dies das biologische Gleichgewicht der Pflanzen durcheinander und schwächt sie.
- Es wird viel Zeit, die optimale Anlagengestaltung gelegt. Gleichgültig, ob im Zelt, im Kasten, oder in einem ganzen Raum gearbeitet wird, gilt: Je besser Temperatur und Luftfeuchtigkeit steuerbar sind, und je einfacher alles sauber und vor allem trocken zu halten ist, desto weniger Probleme wird es mit Schädlingen geben.
- Es wird ausschließlich biologischer und daher organischer Dünger verwendet. Dieser stellt die Nährstoffe – vorwiegend in Verbindung mit dem Anbaumedium Erde – in jener gut aufnehmbaren Form zur Verfügung, die Pflanzen auch in der Natur, in humusreichen Böden vorfinden.
- Aus gesundheitlichen, wie auch aus ökologischen Gründen wird auf den Einsatz chemischer Pestizide vollkommen verzichtet. Je nachdem, wie „streng“ man bio arbeitet, greift man im Fall der Fälle auf biologische Schädlingsbekämpfungsmittel oder auf natürliche Alternativen wie Nützlinge oder Aromatherapie zurück.
Dies sind meiner Einschätzung nach sozusagen die Grundpfeiler, auf denen der biologische Cannabisanbau fußt. Sind diese nicht erfüllt, würde ich nicht, oder nur bedingt von Biocannabis sprechen. Natürlich sind den ökologischen Ansprüchen jedoch keine Grenzen gesetzt: Man kann die Wahl des Stromanbieters, genauso wie die Wahl der verwendeten Hilfsmittel ökologisch gestalten. Ich lege bei meiner Betriebsweise z. B. auch großen Wert auf alte Sorten. Diese sind meiner Erfahrung nach besonders robust, und wenig stressempfindlich – auch auf diese Weise kann man den vermeintlichen „Pestizidbedarf“ gering halten. Auch das Arbeiten nach den Mondrhythmen ist eine biologische Maßnahme, mit der man die Pflanzen kräftigen, den Mitteleinsatz reduzieren, und den Schädlingsdruck gering halten kann – natürlich ist es aber nicht Voraussetzung, um Bio-Cannabis zu produzieren.
Viele Wege führen also nach Rom; sie miteinander zu vergleichen ist jedoch manchmal schwer. Es kommt auf die Ansprüche an, die man an die Qualität seines Rauches stellt. Die Gesundheit, wie auch die Umwelt, wird es einem jedenfalls danken.
In den folgenden Ausgaben finden Sie weitere Artikel zum Thema biologischer Cannabisanbau, mit Details zum Thema Anbauraum, Schädlingsbekämpfung und Co.