Menschen, die bei der Leistung anderer Personen nicht ganz mitkommen, haben es bereits schwer. Aber gerade dieser Personengruppe wird es oft eben noch schwerer gemacht, womit es dann vielen erst zu viel wird. Nehmen viele von uns deswegen „die schlimmen Drogen“ Marihuana oder Zauberpilze?
Wie der sich rote Faden nicht grundlos durch das Leben zieht
Wird es einem von Außen schwerer gemacht, als es wäre, lebt man wirklich gerne für sich allein und sucht sich seine Kreise umso genauer aus, wenn es denn möglich ist. Wozu dort auch noch hingehen, wohin man definitiv nicht hingehört? Oder wozu dorthin gehen, wo man ganz automatisch mit den anderen untergehen muss? Hat das alles was mit angeblich schlimmen Drogen zu tun? Und Alkohol wäre besser? Für mich gewiss nicht!
Richtig gesellig war ich eigentlich noch nie, das hat auch gewisse Gründe. Es ist einfach so, dass die Dinge im Leben gelingen, die ich für mich selbst mache. Nicht aber die, bei denen ich von anderen abhängig bin. Wollen Leute etwas von mir, können sie sich an Absprachen gut halten, sonst wird es meist sehr schwierig. Wofür soll ich mich ständig unter viele Leute mischen, wenn ich damit auf der Strecke bleibe? Liegt es vielleicht gut begründet in meiner Natur, mich etwas zurückzuhalten und Menschenmassen zu meiden? Oder auch die vielen Hotspots für Alkoholkonsum?
Perspektivlos finden sich nicht viele Möglichkeiten
Nach der im vorherigen Kapitel besagten Grundschule kamen natürlich noch einige Schuljahre. Einige waren nicht ganz so schlimm oder sogar O. K.. Weil es dann praktisch zur Volljährigkeit doch insgesamt zu viel wurde, erfolgte keine Ausbildung. Im Leben wurde bis heute noch kein richtiges geregeltes Arbeitnehmerverhältnis wahr genommen. Ich hing so in der Luft und überlebte, ohne wirklich zu leben, bis dann die besagte Idee zum Anbauen kam. Diese angeblich schlimmen Drogen nahm ich schon lange nicht mehr. Und mit diesen die wirklich schlimmen Verunreinigungen und Streckstoffe auch nicht.
Und ist auch alles Vorherige vom roten Faden im Leben auf den Konsum der so schlimmen Drogen zurückzuführen? Die machen uns also rückwirkend das Leben schwer und nicht die Gesellschaft und all die anderen Mechanismen, die aus dieser heraus auf einen greifen? Eine Freundin ist laut ihrer Aussagen zu Grundschulzeiten täglich von ihrer Mutter verprügelt worden, da sie dumm ist und nicht lernt. Später hat sie die schlimmen Drogen genommen, also auch die wirklich schlimmen Drogen. Und deswegen hatte sie also schon rückwirkend ein schlimmes Leben und ist bereits rückwirkend dumm gewesen? Ob es dann diese schlimmen Drogen, der schlimme Alkohol, die schlimmen Medikamente oder selbst gar nichts ist – wer aufgrund seiner Situation so abgehangen wird, fällt durch die Maschen zu den anderen abgehangenen. Da braucht man diesen gemachten Sündenböcken jetzt nicht die Sündenbockdroge Marihuana als Übeltäter präsentieren, für die man ihr Leben noch schlimmer macht.
Eine relativ gute Zeit mit den schlimmen Drogen
Auch wenn die Growzeiten nicht immer leicht und unbeschwert waren und ich mir vieles anders wünschte, war es für meine eigenen Verhältnisse doch eine der besten oder sogar die beste Zeit im Leben. Immerhin freute man sich schon ab der Grundschule, irgendwann nicht mehr zur Schule zu müssen und will damit auch keine festen Arbeitszeiten. Die Selbstständigkeit ist deswegen die perfekte Lösung, da ich auch von etwas leben und nicht nur überleben möchte. Das endete erst einmal mit Knast und aufgrund der eigenen Lebenserfahrung war von Anfang an klar, dass es Jahre dauern wird, wieder ein richtiges und eigenständiges Leben zu haben.
Nach der Haft neu anfangen – aber wie?
Einstige Freunde und Bekannte ließen mich nicht zum ersten Mal hängen oder wurden von mir hängen gelassen. Wie einen das Leben zusammen bringt, so bringt es einen halt auch wieder auseinander. Dafür muss kein Streit vorliegen und dennoch sind einstige Freunde für immer weg und nicht mehr ansprechbar. Oder man selbst ist für immer weg und nicht mehr ansprechbar.
Für den Richter musste ich also die Bewährungsauflagen erfüllen. Ich irrte teilweise etwas Ziel- und Planlos durch ein noch immer beschwerliches Leben. Aber eines war klar: Es muss wieder dieses selbstständige Leben mit ein paar sinnvollen Aktivitäten und guten Sozialkontakten her, mit dem es eine gewisse materielle Freiheit gibt und ich mir die ganze dümmliche Systemstütze mit Papierkram, Auflagen, Sanktionen und blöden Leuten einsparen kann.
Selbst wenn man nur für die eigenen Katzen lebt und im Gegensatz zu vielen Anderen damit einen Sinn im Leben hat, ist es einfach schöner, ein paar Scheine in der Tasche und etwas zu tun zu haben. Bei anderen Leuten mag das anders sein. Wie bereits erwähnt bin und bleibe ich ein Außenseiter-Sonderling, der in keine Schublade passt. Ich bin so sonderlich, dass ich noch nicht mal viele der weniger schlimmen Drogen vertrage. Wer nicht mit konsumiert, gehört natürlich auch nicht so richtig dazu und kann noch mehr für sich allein bleiben.
Also wurden im Tatendrang auf Existenzsuche ein paar legale Sachen wie eine von Anfang an zum Scheitern verurteilte Selbstständigkeit als Händler für kleinere Elektronikartikel probiert. Aber das war der Weg, womit ab 2009 für verschiedene Zeitschriften und Onlinemagazine bis zum heutigen Tag geschrieben wird. Das war der Weg, womit dann 2013 die Selbstständigkeit als Texter und Supporter gelang. Das hatte abgesehen der Szenemedien nicht viel mit Hanf zu tun und doch kamen immer wieder Aufträge, wo die eigentlichen Auftraggeber aus der Hanfbranche kamen.
Immerhin eigenständig leben
Könnte man sich selbst alles aussuchen und hätte es alles in der Hand, hätte es viele schlimme Zeiten oder auch die Growzeiten gar nicht erst gegeben und ich hätte was ganz anderes gemacht. Man sucht es sich jedoch nicht aus und damit war der Anbau von Marihuana eigentlich der einzige Lichtschimmer, mit dem ich aus diesem Sumpf der sozialen Verelendung heraus steigen konnte.
Auch die heutige Selbstständigkeit ist wieder nicht der gelebte Traum, sondern der Kampf um die Eigenständigkeit, um nicht wieder in der finanziellen Zwangsjacke vom Amt abhängig mit „Lebenserhalt“ dahinzusiechen. Jetzt muss ich mir nicht mehr anhören, dass der geregelte Tagesablauf in der Arbeitstrainingswerkstatt mir so guttut, da ich keine Leistungen benötige. Ich bin auch nicht ständig irgendwelchen völlig versumpften und alkoholisierten Personenkreisen ausgesetzt. Ich arbeite einfach von daheim bei meinen Katzen, höre meine Musik und mache meinen eigenen Arbeits- und Tagesplan. Deswegen kann ich auch freier entscheiden, welchen Leuten ich begegne oder nicht, da ich nicht zu irgendwelchen Maßnahmen hin muss. Wer diese Maßnahmen kennt, der weiß, welch ein Wert das ist.
Aber auch diese zweite finanzielle Selbstständigkeit geht auf den Hanf zurück. Ohne diesen hätte ich im Jahr 2003 nicht damit begonnen, an der ersten Growbook Version zu schreiben. Und dann könnte ich vermutlich noch heute nicht schnell mit zehn Fingern schreiben, womit mir meine heutige Existenzgrundlage fehlen würde. Der Hanf ist für mein Leben eine Bereicherung. Diese heutige systematisch verblödete Gesellschaft nimmt es mir wieder. Soll ich jetzt böse auf den Hanf sein?
Fotoinfos
Titelfoto:
Ist das einfach nur eine Pflanze? Das kommt ganz darauf an, aus welchem Blickwinkel sie betrachtet wird. Der vermutlich nicht grundlose beschwerliche Lebensweg bot eigentlich keine Perspektiven, außer dahinzusiechen, bis die Idee kam, Marihuana anzubauen. Man kann natürlich auch für ein paar Jahre dahin vegetierend eine gute Zeit draus machen. Auf Dauer ist das jedoch nichts, selbst wenn man keine der wirklich schlimmen Drogen wie den Alkohol nimmt. Wegen der eingeschränkten Leistungsfähigkeit und dem Problem, aufgrund des prägenden Lebens in bürgerlichen Kreisen nicht mehr unterkommen zu wollen, gab es ebendiese Perspektiven mit Ausbildung, Jobsuche usw. nicht. Das sind noch immer keine Perspektiven. Wer einmal so weit aus der Gesellschaft rausgetreten und ausgegrenzt wurde, will da gar nicht mehr wieder rein, weil er die widerliche Systemsystematik versteht. Deswegen waren diese Pflanzen für einige Jahre mein Lebensinhalt und sind es irgendwie noch immer.
Foto im Artikel:
Ein Erinnerungsfoto beim Besuch von Freunden. Das Poster im Hintergrund ist mir erst Jahre später überhaupt bewusst geworden, als diese Fotos wieder durchforstet wurden. „Reefer Madness“ war der einstige Propagandafilm in den US-Kinos, mit dem erklärt wurde, man würde vom Marihuanakonsum zum rücksichtslosen und wahnsinnigen Mörder. Es war im Jahr 1936 kurz nach der Alkoholprohibition. Die Verfolger suchen schnell neue Opfergruppen, die sie schlechtmachen können, um ihre menschenverachtenden Taten auch noch als edel darzustellen und weiterhin ein Gehalt kassieren zu können. Ohne das Drogenverbot wäre der Marihuanaanbau für jemanden wie mich gewiss nicht interessant gewesen. Ich hätte es dann nie gemacht und vermutlich auch viele Probleme gar nicht gehabt, die eben auf die Schwarzmarktszene samt der stigmatisierenden Verfolgung und nicht auf die angeblich schlimmen Drogen zurückgehen.