Es war der Jahreswechsel von 2004 zu 2005 und alles lief eher mäßig an, es stimmte einfach etwas nicht. Dann riecht es im Growraum nach Chlorophyll und Stroh. Die Mutterpflanzen und auch alle anderen Pflanzbereiche wurden täglich kontrolliert. Die Mutterbox wurde geöffnet und das Entsetzen nahm seinen Lauf: Das Blätterdach der Mutterpflanzen war komplett verätzt und scheint zu vertrocknen, der bereits zuvor wahrgenommene Geruch ist noch viel stärker. Bei genauerer Betrachtung wurde bemerkt, dass ein geplatztes Leuchtmittel die Ursache sein musste.
Das Außenglas des Leuchtmittels war einfach zerplatzt und die enthaltenen Gase sind ausgetreten. Diese sind ersichtlicher Weise so giftig, dass sie das gesamte Blätterdach der Mutterpflanzen verätzt haben, obwohl aus dieser Kammer raus gelüftet wird. Diese Luft wird dann durch den Vorraum in die Blüte rein und von dort nach draußen strömen. Bei den Blütepflanzen ließ sich kein Schaden feststellen. Ein einziges geplatztes Leuchtmittel wird allerdings noch für wochenlanges Fluchen sorgen.
Es ist lange her und einst wurde nach einer Quecksilberdampflampe gefragt, die ähnliche Licht-Eigenschaften wie Metallhalogen hat. Möglicherweise wurde mit dem Abnicken und übergeben vom Vorschaltgerät und Leuchtmittel doch eine Metallhalogenlampe ausgehändigt. Von diesen finden sich zumindest noch einige Leuchtmittel. Quecksilberdampflampen sind inzwischen vom Markt verschwunden, da sie vermutlich zu giftig oder unwirtschaftlich sind. Ob es jetzt das eine oder das andere Leuchtmittel ist: Im Innern sind in jedem Fall giftige Gase enthalten. Ein geplatztes Leuchtmittel sollte also nicht vorkommen.
Das Pflanzensterben
Das Bild der Pflanzen verschlechterte sich mit den Tagen. Wirklich alles an Laub vertrocknete. Die Pflanzen waren gerade gegossen worden, nun standen sie in der Staunässe. Mit dem Laub wären sie damit spielend fertig geworden. Somit begannen die Pflanzen auch noch mit den Wurzeln, die jetzt nicht genügend gebraucht wurden, zu verfaulen. Durch nur ein geplatztes Leuchtmittel starben die Pflanzen der Reihe nach ab. Diese Mutterpflanzen waren jedoch nötig, um alle drei Wochen neue Stecklinge zu schneiden. Es soll aber diese Genetik und nicht eine andere verwendet werden, von der man Stecklinge oder Seeds erhalten hätte. Der Schaden war auf lange Sicht kein Problem, da aus den bereits geschnittenen Stecklingen genug Mutterpflanzen nachwachsen würden. Für ein paar Monate hätten die Blütekammer jedoch nicht voll gestanden.
Nur einige wenige Mutterpflanzen kamen durch, sie wuchsen mit den Triebspitzen weiter. Sie lagen aber erst mal einige Wochen im Zeitplan zurück. Leider waren gerade die Jungpflanzen zu knapp, um direkt alle kaputten Mutterpflanzen zu ersetzen. Vom vorherigen Durchgang waren noch Stecklinge über, die zum Teil einfach abgeschnitten und erneut als Stecklinge genommen wurden, damit hinterher die Größe passt. Es wurden immerhin alle drei Wochen 18 neue Jungpflanzen für die Blütekammer benötigt. Ein paar der Stecklinge wurde als neue Mutterpflanzen eingeplant. Das alles hat dann so funktioniert, dass nur eine Altersstufe „luftig“ stand und es dann weiterging. So kann einem ein einziger „Störfall“ wirklich die ganze Planung über den Haufen werfen.
Warum ein geplatztes Leuchtmittel?
Warum die Röhre geplatzt ist? Die Pflanzen wurden vorab mit Neemöl besprüht, natürlich so, dass das Leuchtmittel nichts abbekommt. Vielleicht hat es aber doch ein paar feine Tropfen abbekommen. Wenn sich das Glas nun erwärmt, dann kocht das Öl auf diesem und es kann zu Spannungen kommen, wodurch das Glas zerplatzt. Deswegen sollen die starken Leuchtmittel für NDLs oder Metallhalogen nie mit den Fingern angefasst werden. Man zieht sich einen Einweghandschuh über oder greift das Leuchtmittel nur mit einem Stück Haushaltsrolle, wenn es ausgetauscht wird.
Natürlich ist das Leuchtmittel vor und nach dem Einsetzen noch einmal abzuwischen. Wer dieses nicht so macht und seine Glasröhre einfach mit den bloßen Fingern reindreht, der hinterlässt seine Fingerabdrücke. Diese sind fetthaltig. Dieses Fett fängt auf dem heißen Glas an zu kochen, und die gerade eingedrehte Glasröhre kann zerplatzen.
Ein geplatztes Leuchtmittel kann man sich ersparen, wenn nach dem Einsprühen bei bereits erloschenem Leuchtkörper dieser noch mit einem feuchten Tuch gesäubert wird. Viele Sprühmittel werden ohnehin direkt nach dem Ausgehen der Lampen aufgetragen, damit es nicht auf den Pflanzen zu Verbrennungen kommt und alles besser einwirken kann. Das Glas der Leuchtmittel, die eine enorme Hitze entwickeln, darf nie mit fettigen oder öligen Substanzen in Verbindung kommen oder muss vor dem Einschalten gereinigt werden.
Keine Billigröhren nehmen
In der beschriebenen Situation wurde eine Billigröhre verwendet, die nur wenige Wochen vor dem Wechsel gegen eine Qualitätsröhre stand. Leider wurde dieser Schrott mit dem ganzen Lampenset zusammen verkauft und dieses Leuchtmittel sollte natürlich nicht ungenutzt bleiben. Mit einer Markenröhre wäre ein geplatztes Leuchtmittel unwahrscheinlicher gewesen. Die Markenersteller verwenden ein dickeres und sogar doppelwandiges Glas. So ist man als Grower deutlich besser abgesichert. Die Billigröhre sollte deswegen gewechselt werden, da sie innerhalb von 6 Monaten bereits ein Drittel ihrer Leistung auf gleichem Stromverbrauch verliert. Markenröhren können einige Jahre eingesetzt werden und enthalten vielleicht auch weniger giftige Gase, die aber immer noch sehr giftig sein werden.
Fotoinfos
Titelfoto:
Geplatztes Leuchtmittel – der Tag danach: Es roch nach Stroh und Chlorophyll. Wenn jetzt die untere Vegetation noch gesund aussieht, so geht sie in den nächsten drei Tagen auch noch kaputt. Das Sterben zieht sich ein wenig dahin und die meisten Pflanzen sind komplett eingegangen. Soviel zum Thema Geiz bei Billigröhre und Homegrow, es verträgt sich einfach nicht!
Foto im Artikel:
Zur rechten Seite sind die neuen Mutterpflanzen zu sehen, die Kammer steht nicht einmal ganz voll. Zu diesem Zeitpunkt gab es in der Anlage wenige Stecklinge und Jungpflanzen, aber diese Genetiken sollten nicht aufgegeben oder zusammen mit anderen Strains angebaut werden. Links ist praktisch die einzige Pflanze, der nicht der „Gnadenschnitt“ gegeben wurde, da es sich um die Saatpflanze vom Steinschlag handelt. Mit den neu ausgeschlagenen Trieben sieht diese Pflanze sogar schon wieder gesund aus. Hanf ist einfach ein „Unkraut“. Wenn es nicht wirklich beschädigt ist, dann erholt es sich wieder. Aber auch einige Afghani #1 kamen durch, die jedoch so durch nur ein geplatztes Leuchtmittel gelitten hatten, dass sie gefällt wurden.