Der Verdienst in der neuen Eigenständigkeit ist geringer als damals beim Marihuanaanbau. Das war bereits die Growbookautor Anfangszeit, einstige Versionen liegen noch immer vor. Die laufenden Ausgaben im neuen Leben sind ebenfalls deutlich geringer, es gleicht sich etwas aus. Ich muss auch nicht ständig zu irgendwelchen Leuten fahren oder diese empfangen. Die Growzeiten waren jedoch ganz klar die besseren Zeiten mit mehr Freizeit. Hätte es noch geklappt, eine neue Location zu finden und weiterzumachen, wäre auch damit die Zeit knapp geworden.
Man kann halt nicht, wie man möchte
Als jemand, der dem System beide Stinkefinger entgegenstreckt und nicht nur als Growbookautor vielen gewiss ein Dorn im Auge ist, fehlt das seit der Volljährigkeit abhanden gekommene Sicherheitsgefühl weiterhin, dass einem im Leben nichts gravierend Schlimmes passieren kann. Daran gewöhnt man sich aber irgendwann und stumpft ab, was eine innerhalb dieser Welt perfekte Lebensstrategie zu sein scheint.
Einstige Strukturen waren weggebrochen, Kontaktfreudigkeit war noch nie eine Charaktereigenschaft. Das ging nach der Haft zwischenzeitlich so weit, dass kaum noch einer der wirklich wertvollen Sozialkontakte für die Freizeitgestaltung vorhanden war und es nicht mal mehr wirkliche Anlaufpunkte gab. Andere gehen auf Partys und lernen viele Leute kennen, ich stehe da für mich allein rum, selbst wenn ich dort Leute kenne und mag es nicht. Deswegen auch die Suche nach einer Tätigkeit, die zudem ein Einkommen sichert. Growbookautor war da nur eine der Ideen. Für jemanden, der nicht gerne reist und auch was verdienen möchte, ist es eine schlechte Idee.
In einigen Lebensphasen wurde viel fern gesehen, Computer gespielt oder man versumpfte mit Freunden. All das bringt es heute nicht mehr und der kleine Workaholic ist am Zug. Arbeiten und Sachen erledigen, dass man kaum noch die Zeit findet, die inzwischen neu gewonnen Sozialkontakte zu pflegen.
Warum geht man nach dem Knast an die Öffentlichkeit?
Erst nach der Haft war das Interesse an dieser „Prohibition“ mit all ihren Mechanismen vorhanden. Erst nach der Haft war das Interesse da, was der Hanf insgesamt als Pflanze für eine Bedeutung hat. Es gibt so viel Input, man könnte all das ein Leben lang studieren, dafür fehlt jedoch die innere Geduld. Lieber selbst schaffen, lieber selbst etwas machen. Bevor das Schreiben für die Zeitschriften begann, wurde die einstige Website aufgesetzt, Flyer ausgedruckt und verteilt sowie ich als Growbookautor die damalige Version bereits on stellte. Heute gibt es unabhängig dazu bereits eine Aktivistengruppe in der Stadt. Der Rat von Münster hat bereits beschlossen, einen Antrag auf Modellprojekt an die BfArM zu stellen. Dass es dazu kam, liegt zu einem großen Teil an mir.
Der Hanf mag vielleicht innerhalb von Jahren legalisiert werden, meine persönlichen Ziele liegen dennoch in weiter Ferne. Die richtigen Menschen scheine ich im eigentlichen Privatleben nicht in Massen zu finden und innerhalb der materiellen Zwangsjacke kann ich nicht einfach ganz anders wohnen und leben. Andere machen das auch ohne Geld, sind aber auch bei anderer körperlicher Verfassung, wenn sie mit dem Daumen durch Europa reisen und in einer baufälligen Hütte das sonnige Klima in Spanien oder sonst wo genießen. Von Tag zu Tag sehen, wie man weiter kommt, wäre jedoch ein undankbarer Zustand für einen sesshaften Menschen, der mit einer gewissen Lagerhaltung und Finanzreserve arbeiten will.
Durch Schreiben als Growbookautor reich werden?
Als Growbookautor wird man natürlich nicht reich, aber ist nach einer Legalisierung wenigstens in der Materie. Aber wegen der Haft muss ich jetzt nicht mehr erst auswandern, um mit dem Hanf an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich dachte zwischenzeitlich, ich könnte in der Zelle verrecken, wie es auch anderen erging. Also habe ich für mich beschlossen, nichts mehr zu machen, womit ich dort hinkomme. Damit kann ich leider nicht weiterhin experimentierfreudig Marihuana hochziehen oder die entscheidenden Details fotografieren und bin gelegentlich nicht mehr ganz „auf dem Laufenden“. Aber deswegen kann und will ich mit diesen und anderen Themen auch an die Öffentlichkeit, soviel „hilft die Hilfe“ dann doch.
Fotoinfos
Titelfoto:
Noch immer reicht die Leistungsbilanz nicht für den „geregelten Arbeitsplatz“ oder Partys, womit beides auch keine Freude bringt. Sich viel unter Menschen zu mischen, ist noch immer nicht zur Leidenschaft geworden. Es hat vermutlich auch andere Gründe, als die eingeschränkte Leistungsfähigkeit und die durch Selbstständigkeit leider knappe Zeit. Es ist nun mal alles für die Katz, wie im Bild zu sehen ist. Und für die beiden Katzen reicht es, die sind nicht so anstrengend oder undankbar. Das vorherige Katzennetz musste leider weg, da die Deutschen das Deutschsein nicht lassen und das hat auch keine Aussicht auf Erfolg. Jetzt haben die Katzen halt eine Katzenplattform, die am Abend zur Seite kommt, wo sie über Nacht genutzt wird. Damit ist es keine bautechnische Änderung der Fassade. Zoe ist im Bild zu sehen und auch Dgani sitzt gelegentlich ohne mein Zutun auf der Plattform.
Foto im Artikel:
Ich mag die versumpften Kifferkreise nicht wirklich, denen ich einst selbst angehörte. Das hat auch seine Gründe. Es gibt allerdings auch viele aktive Kiffer, die aus ihrem Leben etwas machen. Einige sogar trotz Erkrankung, da sie nur wegen des Hanfes wieder ein normales Leben führen können. Mit vielen bin ich nun bekannt und möchte mit ihnen zusammen die Cannabislegalisierung vorantreiben, dieses Bedürfnis ist sogar zu einem Teil meiner selbstständigen Arbeit geworden.
Im Bild interviewe ich gerade den Schmerzpatienten Günter Weiglein für den YouTube Channel youtube.com/hanf-magazin. Er ist einer der ersten Patienten, die ihr Marihuana in Deutschland aus der Apotheke beziehen dürfen. Es ist noch erheblich schwieriger, ein paar Hanfblüten zu erhalten, als wenn nach Opiaten, Benzodiazepine oder sonstigen Medikamenten gefragt wird. Hier müssen viele nicht mal fragen, die viel lieber und viel angenehmer mit Hanf leben würden.
Wie hart die Systemverblödung ist, zeigt sich am Fall eines Bekannten, dessen Mutter jetzt tot ist. Auch mit dem Hanf wäre es zu dem Punkt vermutlich bereits viel zu spät gewesen, es wäre jedoch angenehmer verlaufen. Mit starken Krebsmedikamenten und Opiaten möchte sie Cannabinoide als Wirkstoffe der Hanfpflanze nicht probieren, sie nimmt keine Drogen. Das in der heutigen Zeit und dieser Situation noch in voller Überzeugung von sich zu geben, ist Ausdruck genug, wie blöd wir hier gemacht werden. Lieber sterben, als es nach den Jahrzehnten der „Märchenbuchvorlesung“ nur zu probieren. Man selbst möchte auch bald lieber dahin gehen, als diesem Verblödungssystem noch einmal schutzlos in vollem Umfang ausgesetzt zu sein.