Jetzt, da die Legalisierung in Deutschland langsam aber sicher in greifbare Nähe rückt, fällt dem ein oder anderen auf, dass es bei Cannabis doch deutlich mehr zu wissen gibt, als den längst obsoleten Unterschied zwischen Sativa und Indica. Wer sich in der Community schon etwas mehr profilieren will, als mit den Basics, der schaut meistens als Nächstes in die Richtung Terpene.
Doch wer hat sich jemals wirklich mit dem Geschmack oder dem Geruch von Cannabis beschäftigt? Mehr als „Boah, das riecht krass!“ oder „Riecht voll blumig“ ist da oft nicht drin. Warum nicht also etwas tiefer in die Materie einsteigen und die Fachbegriffe kennenlernen? Menschen, die sich mit dieser Materie auseinandersetzen, nennt man Cannabis-Sommeliers.
Einige ganz Wissbegierige haben sogar schon einen Kurs oder eine Fortbildung zum Cannabis-Sommelier absolviert. Doch da wir leider noch immer im Wartebereich sitzen müssen, ist die direkte Auseinandersetzung mit Cannabis und Terpenen noch ziemlich schwierig. Aber vielleicht kann man sich jetzt schon einen ersten Einblick und moderate Cannabis-Sommelier-Eigenschaften aneignen, ohne sich in die Illegalität zu begeben: wie wär’s denn mit CBD-Vape-Pens?
Was genau sind CBD-Vape-Pens?
Mittlerweile sind sie nichts Neues mehr: CBD-Vape-Pens. Ein stiftartiger Verdampfer, bestehend aus Batterie und einer mit CBD-Extrakt gefüllten Kartusche. Die Kartuschen enthalten in den meisten Fällen nicht einfach nur CBD, sondern auch Terpene. Einige von ihnen sind vom Terpenprofil her sogar ihren THC-haltigen Namensgebern nachempfunden. Die Anwendungsgebiete sind ebenso vielfältig wie die Sorten an sich. Manche nutzen CBD-Pens zur Stressreduzierung, andere für einen erholsamen Schlaf und wieder andere als kreativen Motivator.
Für mein kleines Forschungsprojekt habe ich mir vier verschiedene Kartuschen und eine Batterie von Vaay zukommen lassen. Royal Gorilla, Super Lemon Haze und Blueberry Kush haben ein annähernd gleiches Terpenprofil, wie die echten Kultivare. Die vierte Kartusche Full Moon enthält ein eigenes Profil und zusätzlich CBN, welches die schlaffördernden Eigenschaften dieser Sorte noch steigern soll.
Um die CBD-Vapes zu benutzen, muss man lediglich die Kartusche auf die Batterie schrauben, fünfmal auf den Knopf drücken und das Gerät ist einsatzbereit. Zusätzlich bietet die Batterie von vaay die Möglichkeit zwischen drei verschiedenen Volt, also Temperaturstufen zu switchen.
Terpene in CBD-Vape-Pens
Wer sich schon einmal mit dem Thema Terpene beschäftigt hat, der weiß, dass Terpene nicht nur in Cannabispflanzen, sondern in der gesamten Pflanzenwelt auftauchen. Das simpelste Beispiel ist Pinen, das wie ein harziger Nadelwald riecht oder Limonen, das eine Zitrone erst zitronig macht. Doch wie genau kommen diese Terpene jetzt in eine solche Kartusche? Durch spezielle Prozesse können Terpene aus Pflanzen und Früchten extrahiert und in einer flüssigen Form aufbereitet werden – also so etwas wie Terpentropfen. Dieses Extrakt wird anschließend in einem Trägerstoff mitsamt dem CBD vermischt und erzeugt somit den unverkennbaren Geschmack und Geruch der jeweiligen Terpene.
In den Vape-Cartridges von Vaay werden ausschließlich natürliche Terpene verwendet, um dem Original möglichst nahezukommen. Daher befindet sich in Super Lemon Haze eine größere Konzentration an Limonen, in Royal Gorilla das Terpen Caryophyllen, Myrcen in Blueberry Kush und jede Menge Linalool und Citronellol in Full Moon. Somit habe ich bereits für meinen Test eine Auswahl von fünf Terpenen, die in einem bestimmten Mischverhältnis vorliegen.
Worauf muss man achten?
Natürlich gibt es auch beim Testen bzw. der Terpenanalyse einige Dinge, die man beachten sollte, wenn man ein adäquates Ergebnis erzielen möchte. Einfach loszudampfen und auf den Geschmack zu achten, wäre doch etwas zu plump. Schließlich trinkt ein Wein-Sommelier auch nicht ein Weinglas nach dem anderen und versucht danach zu erraten, welche Weine er gerade probiert hat.
Die Temperatur
Ein wichtiger Faktor zur korrekten Terpenanalyse ist die Temperatur. Jedes Terpen hat einen eigenen Siedepunkt, ab dem es sich mit seinem vollen Geschmacks- und Geruchspotenzial entfaltet. Pinen zum Beispiel hat einen Siedepunkt von ca. 155 °C wohingegen Linalool erst ab ca. 195 °C beginnt zu verdampfen. Daher ist es von Vorteil, wenn die Batterie der Vape-Pens wie die von Vaay über eine Temperaturschaltung verfügen. Somit kann man die Terpene zumindest auf drei unterschiedlichen Temperaturen verdampfen und dadurch besser erkennen, ob sich das vermutete Terpen wirklich im Extrakt befindet oder nicht.
Die Gewöhnung
„Das habe ich noch nie probiert“ ist häufig der Satz, mit dem die Begeisterung für eine bestimmte Speise oder ein Getränk begonnen hat. Aber schon nach dem dritten oder vierten Mal schmeckt es dann doch ein wenig anders. Das liegt einfach daran, dass sich auch das Gehirn und die Geschmacksnerven erst an diesen neuen Eindruck gewöhnen müssen, um alle konsumierten Einflüsse verarbeiten und genauer analysieren zu können. Und so auch bei Terpenen. Man sollte für solche Tests ein Terpen erst ausgiebig kennenlernen, um seine Nuancen auch in Mischungen wahrnehmen zu können.
Die Zeit
Wie oben schon erwähnt, sollte man für ein solches Projekt Zeit einplanen. Und das gilt sowohl für den gesamten Testzeitraum als auch für die einzelnen Testphasen. Es bringt nichts, an einem Tag alle Samples zu testen und gleich am nächsten Tag zu versuchen, sie ohne Etikett auseinanderzuhalten. Zuerst sollte man die Terpene oder zumindest die Sorten einzeln kennenlernen. Auch dafür sollte man sich an einem Tag nicht zu viel vornehmen: Ein paar Züge über den Tag verteilt oder eine ausgiebige, konzentrierte Forschungsphase reicht vollkommen aus. Schließlich muss man auch bedenken, dass CBD allgemein eine eher entspannende Wirkung hat und man vielleicht nicht unbedingt 24/7 gechillt sein sollte/will.
Die Achtsamkeit
Der wohl wichtigste Faktor jedoch ist die „Achtsamkeit“. Damit soll jetzt nicht gemeint sein, dass man den Vape-Pen nur mit Samthandschuhen anfassen sollte. Es geht hierbei darum, die Sinne rundum auf den Geschmack, den Geruch und die Wirkung auf einen selbst genauesten zu fokussieren. Wonach schmeckt es oder erinnert dich der Geschmack an etwas Spezielles? Kommt dir der Geruch irgendwie bekannt vor oder kannst du ihn mit einem bestimmten Erlebnis in Verbindung bringen? Und ist das Gefühl nach dem Dampfen vergleichbar mit einem anderen Gefühl, das du bereits kennst? All das können später einmal kleine Gedächtnisstützen für ein eigenes Experiment und eine aufkeimende Expertise werden.
Das Training + Selbstprüfung
Kommen wir also endlich zum interessanten Teil: Wie läuft solch ein Projekt eigentlich ab? Wie bereits erwähnt, lagen mir vier verschiedene CBD-Vape-Kartuschen von Vaay vor, mit unterschiedlichen Terpenprofilen.
Der erste Schritt lag darin, alle vier Kartuschen ausgiebig zu testen und zu studieren. Ich habe jede Sorte eine Woche lang täglich gedampft: tagsüber ein paar Züge oder abends eine konzentrierte Analyse-Session im täglichen Wechsel. Die Sorte Full Moon, die eher schlaffördernden Eigenschaften aufweisen soll, habe ich tagsüber getestet, um zu schauen, wie stark dieser Effekt sich auf einen wachen Körper auswirkt. Auch wurden alle Sorten mit allen Temperaturstufen getestet, um den Geschmack und den Geruch der Profile unter allen Bedingungen zu testen.
Nachdem diese erste Phase des Kennenlernens abgeschlossen war, ging es über in Schritt zwei: Analyse mit Hilfestellung. Dazu habe ich alle vier Kartuschen nebeneinander gelegt, nacheinander an die Batterie angeschlossen und durchgetestet. Hierbei habe ich stets darauf geachtet, die angegebenen Terpene herausschmecken oder riechen zu können. Für jede Sorte wurde dafür die passende Temperatur herausgesucht. Auch diesen Prozess habe ich im zweitägigen Abstand über eine Woche hinweg durchgeführt.
Der letzte Schritt war selbstverständlich die Analyse ohne jegliche Hilfestellung: von allen Cartridges wurde das Etikett entfernt, sodass sie völlig identisch aussehen. Anschließend wurde auch dieses Mal wieder eine Kartusche nach der anderen auf die Batterie geschraubt und mit der niedrigsten Temperaturstufe verdampft. Diesen Prozess wiederholte ich mit allen drei Heizstufen. Nun galt es herauszufinden, welche Kartusche welche war, wofür man, ganz ehrlich gesagt, schon einiges an Aufmerksamkeit, Konzentration und Expertise benötigt. Auch ein Glas Wasser ist an dieser Stelle nicht verkehrt. Nicht nur, weil man durch das ganze Dampfen einen ziemlich rauen Hals bekommt, sondern auch, weil man so den Geschmack der vorherigen Terpene zumindest etwas neutralisieren kann. Den letzten Part habe ich mehrmals durchgeführt, dabei aber immer mindestens drei Tage verstreichen lassen, um mir letztlich ein Urteil zu bilden.
Das Fazit
Ich muss gestehen, dass ich es mir etwas leichter vorgestellt hatte, doch im Groben und Ganzen kann man sagen, dass sich das Experiment gelohnt hat. Die vier Sorten nur anhand des Geschmacks und Geruchs auseinanderzuhalten, fällt mir nicht mehr schwer. Mittlerweile traue ich mir sogar zu, die bisher kennengelernten Terpene bei einer Geschmacks- und Geruchsanalyse einer Blüte rudimentär zuordnen zu können. Eventuell ist es mir jetzt sogar möglich, aus vielen unterschiedlichen Blüten ein Royal Gorilla, Super Lemon Haze oder Blueberry Kush erschnüffeln zu können.
Allgemein kann man also sagen, dass man sich mit CBD-Vape-Pens jetzt schon einen kleinen Vorsprung zu anderen verschaffen kann, indem man sich mit der Analyse und dem Erkennen von Terpenen beschäftigt. Schließlich beinhaltet der Job eines Cannabis-Sommeliers auch diese wichtige Eigenschaft der Analysefähigkeit, die ihn überhaupt erst zu einem solchen Experten macht. Und auch wenn nun einige kritische Stimmen sagen werden „CBD-Vape-Pens und Cannabisblüten sind doch überhaupt nicht zu vergleichen!“ habe ich auch dafür eine Antwort parat: Jein!
Im Grund ist es richtig, dass sich die Terpene in einer Blueberry Kush Blüte von denen einer CBD-Kartusche dahin gehend unterscheiden, dass sie bei der Blüte natürlich vorkommen, dem Extrakt jedoch hinzugefügt werden müssen. Aber dennoch handelt es sich bei beiden um echte Terpene, nur eben aus einem anderen Ursprung. Schlussfolgernd kann man sagen, dass man durch Experimente oder „Training“, wie das meine, definitiv nicht zum Cannabis-Sommelier wird – dazu gehört weit mehr! Aber es kommt dem Ganzen in Sachen Terpenanalyse schon recht nahe. Man versucht anhand von inhalierten Dampf/Rauch Geschmäcker und Gerüche wahrzunehmen. Zudem ist es sehr interessant, einen CBD-Vape-Pen mit seinem namensgebenden Kultivar zu vergleichen.
Ich für meinen Teil werde mich weiterhin auf die Suche nach neuen Terpenen begeben, die ich in mein Wissensportfolio inkludieren kann. Denn es kann sicher nicht schaden, wenn man in Fachgesprächen Sätze wie „Ja, riecht wie eine Mischung aus Limonen und Caryophyllene. Ist das ein Lemon Haze Kultivar?“ parat hat, anstatt „Riecht echt stark!“