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Majoun ist eine Spezialität auf Hanfbasis, die in Europa kaum bekannt ist. Weite Verbreitung findet sie jedoch in Nordafrika, insbesondere in Ägypten und Marokko. Es ist schon erstaunlich und im Grunde absurd, dass viele der bekanntesten Hanfprodukte aus Regionen der Welt stammen, in denen eine der restriktivsten Drogengesetze herrschen.
Wie so vieles in der Drogenpolitik ist auch die Korrelation zwischen einem Verbot und einem dennoch stattfindenden Konsum vollkommen absurd. Trotz drakonischer Verbote sind einige Gegenden Nordafrikas, besonders Marokko, als Produzent einiger der edelsten Hanfprodukte bekannt.
Zwar wurde 2021 in Marokko ein Gesetz erlassen, welches Hanfanbau in einem gewissen Rahmen für medizinische und landwirtschaftliche Zwecke erlaubt, der Freizeitkonsum zu Rauschzwecken ist jedoch weiterhin untersagt. Wer nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst entsprechende Süßwaren illegal zu besorgen.
Essbare Haschischkugeln
Das Wort Majoun stammt aus dem Arabischen und bedeutet wörtlich übersetzt „geknetete Paste“. Eine weitere Bezeichnung für diese Zubereitung ist marokkanische Haschkugeln. Der psychoaktive Hauptbestandteil von Majoun ist das Kief, also die ab gesiebten Trichome, aus denen Haschisch gepresst wird. Dieses wird mit Honig, Nüssen, Datteln und Feigen vermischt. Die Rezeptur kann je nach Region etwas abweichen. Verfeinert wird das Rezept mit verschiedenen orientalischen Gewürzen.
Der Teig wird geknetet, zu kleinen Kugeln geformt und gebacken, um eine Decarboxylierung zu erreichen. In der ursprünglich überlieferten Zubereitung wurden noch weitere berauschende Zutaten wie Opium und Stechapfel hinzugefügt. Von Stechapfel ist jedoch strikt abzuraten. Während die meisten Drogenwarnungen auf Mythen und Propaganda beruhen, ist dies bei Nachtschattengewächsen wie dem Stechapfel in der Tat anders. Dieser ist stark giftig und aufgrund der Schwankungen im Wirkstoffgehalt kaum kontrolliert zu dosieren.
Die berauschende und lebensgefährliche Dosis liegt sehr nahe beieinander. Ansonsten ist Majoun jedoch eine schmackhafte Süßigkeit, die sich in der nordafrikanischen Cannabiskultur seit Jahrhunderten großer Beliebtheit erfreut. Nicht zu unterschätzen ist die möglicherweise überraschend starke Wirkung. Während bei vielen anderen traditionellen Zubereitungen Blätter verwendet werden, in denen nur wenig THC enthalten ist, ist der Gehalt bei Kief sehr hoch.
Die wahrscheinlich älteste Hanfspezialität
Majoun ist vermutlich die älteste aus Hanf hergestellte Speise der Welt. Der exakte Zeitpunkt lässt sich kaum datieren, jedoch gehen Historiker davon aus, dass Majoun erstmalig von den Berbern im 11. Jahrhundert hergestellt wurde. Die Berber sind die Ureinwohner Nordafrikas, die bereits damals Hanf kannten und schätzten. Vom heutigen Iran ausgehend, verbreitete sich Majoun rasch im gesamten nordafrikanischen Raum. Im orientalischen Raum war Cannabis über Jahrhunderte hinweg ein fester Bestandteil.
Auch über dessen medizinische Qualitäten wusste man bestens Bescheid. In arabischen Medizinbüchern, die über Jahrhunderte eine Art Standardwerk darstellten, wurden Majoun und Cannabis erwähnt. Erst in vergleichsweise jüngerer Zeit wurde es allmählich verboten und stigmatisiert. Ägypten war das erste Land, welches um 1800 ein Gesetz erließ, welches den Anbau von Cannabis verboten hatte. Trotz dieser Verbote ist Majoun bis heute verbreitet. Auch bei Auswanderern war Majoun sehr beliebt und erlangte dadurch auch in der westlichen Welt größere Bekanntheit.
Der US-amerikanische Schriftsteller Paul Bowles, der 1947 nach Marokko auswanderte und Majoun in seinen Werken erwähnte, sorgte für eine gewisse Bekanntheit in Europa. Im Jahr 1954 veröffentlichte die Autorin Alice B. Toklas ein Kochbuch, in dem ebenfalls Majoun erwähnt wird. Das Rezept wurde im Laufe der Zeit abgewandelt und man vermutet, dass dies der Vorläufer der allseits bekannten Haschkekse ist. Deswegen wird Alice B. Toklas auch häufig als die Mutter der Haschbrownies bezeichnet.
Auch das Musikerpaar Richard Horowitz und Sussan Deyhim veröffentlichte 1997 ein gleichnamiges Album, dessen Name eine Anspielung auf Majoun ist. Die beiden konzipierten einen Musikstil, der unter anderem von orientalischer Volksmusik beeinflusst war. Dadurch wurden sie auch von Cannabis und Majoun inspiriert. Im Zuge der langsam aber sicher einsetzenden Entkriminalisierung von Cannabis erlangen vorwiegend in den USA und Kanada Edibles eine immer größere Bedeutung. Auch Majoun scheint nun wieder entdeckt zu werden. Es gibt bereits einige kanadische Shops, die dieses Produkt anbieten.