Wenn es um das Thema Cannabis geht, stößt man immer wieder auf den Begriff Edibles. Aber, was ist das eigentlich genau? Das Wort Edible oder Edibles bezeichnet im Englischen lediglich Esswaren, Essbares, Lebensmittel. Im Kontext zu Cannabis bedeuten Edibles jedoch cannabishaltige Lebensmittel.
Hier mag man jetzt an das Hanfbrot vom Bäcker denken, welches sinngemäß aus der Übersetzung auch dazu zählen sollte, jedoch stammt der spezifische Ausdruck eher aus der Cannabis-Medizin und bezeichnet medizinische Lebensmittel, denen in erster Linie Cannabis-Extrakte beigefügt wurden. Allerdings ist der Esskonsum von Cannabis wahrscheinlich etwa ebenso alt, wie der nutzbare Kontakt zwischen Mensch und der Cannabispflanze selbst.
Im umgänglichen Sprachgebrauch können wir also davon ausgehen, dass als „Edibles“ Speisen benannt werden, welche über einen „nennenswerten“ CBD, THC, oder anderen Cannabinoidgehalt verfügen, also eine spürbare Wirkung verfügbar sein kann oder sollte. Wenn man es allerdings ganz genau betrachtet, reicht im Grunde eine minimale Anzahl von Cannabinoiden, um eine Speise als Edible definieren zu können. Wir sehen also, ganz genaue Richtlinien existieren in dem Sinne gar nicht.
Edibles können in unterschiedlichen Darreichungsformen verzehrt werden. Es gibt sie in essbarer Form, jedoch auch als Getränke. Die wohl ältesten und bekanntesten Formen sind Kekse, Kuchen und Brownies, doch inzwischen hat sich das Konsumieren von Cannabis und somit derer Cannabinoide auch in sämtliche anderen Bereiche der Nahrungsmittelbranche gezogen. Von süßen und sauren Weingummis über jegliche Arten von Drinks oder Heißgetränken, über Herzhaftes hin zu ganzen Menüs, die Nachfrage nach Cannabis infundierten Speisen wächst zusehends.
Kein Wunder, schließlich möchte nicht jeder, der Cannabis konsumiert, dieses auch rauchen oder vaporisieren. Besonders bemerkbar macht sich dies deutlich auf dem medizinischen Sektor, wo eine stetig steigende Nachfrage nach oralen Konsumformen besteht.
Der Verzehr von Cannabis ist die gesündeste Konsumform, allerdings darf hier etwas weiter gedacht werden. Es sollte möglichst viel Wert auf eine natürliche und organische Pflanze gelegt werden. Cannabis Sativa L. darf und sollte im Sinne von Reinheit betrachtet und bewertet werden, wie andere Lebensmittel auch. Pflanzenmaterial von einem profitorientierten Großhändler wird wahrscheinlich höhere Rückstände von Düngemitteln, Pestiziden und sonstigen Beimengungen aufweisen, als eine organisch gezüchtete Pflanze aus dem eigenen Garten.
Ein anderer Bereich, in welchem Edibles an hohem Interesse gewinnen, ist die Resteverwertung. Wer eigene Pflanzen groß zieht, hat hier oft mit der Frage der Resteverwertung von Pflanzenmaterial zu tun.
Es kommt immer auf das Stadium der Pflanze an, um zu entscheiden, welches die sinnvollste Verwendung dafür ist. So können Blätter aus der Vegetationsphase schon für einen schmackhaften Tee verwendet werden, der höchstwahrscheinlich noch keine psychoaktiven Effekte, dem Körper dennoch Cannabinoide und wertvolle Inhaltsstoffe bietet. Im Sinne von Mikrodosierung kann man den Tee wohl schon als trinkbares „Edible“ bezeichnen. Je reifer die Pflanze wird, desto mehr eignet sie sich dazu, Material für eine sinnvolle Verwertung in Speisen zu liefern. Besonders bei der Ernte, also wenn die Pflanze voll ausgereift ist, fällt viel wertvolles Biomaterial an.
Selbst der Blütenliebhaber, der die gereiften und veredelten Blütenknollen lieber durch Verdampfung inhaliert, beginnt schnell den hohen Wert an Cannabinoiden in seinem Ernte-Verschnitt zu erkennen. Hier sind es oftmals sogenannte „Sugar leafs“ oder winzige, sogenannte „Popcorn-Buds“, die beim Ernteschnitt entfernt werden, jedoch noch besonders hochwertiges Material darstellen. Je näher das Blatt an der Blüte saß, desto mehr wertvolle Trichome befinden sich an ihm.
Um dieses hochwertige Material nicht zu verschwenden, hat sich die Herstellung von Edibles als einfache, kostengünstige und effektive Variante der Verwertung herausgestellt. Nicht nur im privaten Hausgebrauch, wo es dem passionierten Pflanzenliebhaber auch sehr wichtig ist, alles aus seiner liebevoll groß gezogenen Pflanze zu verwerten, sondern auch und insbesondere im professionellen legalen Cannabis-Markt. Schließlich ist jedes Milligramm THC dort bares Geld wert.
Um Schnittreste zu Edibles zu verwerten, bedarf es keiner speziellen Ausrüstung und kann im Grunde mit ganz normalen Utensilien des täglichen Bedarfs durchgeführt werden.
Als Basis für die Zubereitung von Edibles werden Trägersubstanzen wie Fett oder Alkohol benötigt, da Cannabinoide nur eine verschwindend geringe Wasserlöslichkeit besitzen. Somit finden sich neben Canna-Butter auch andere infundierte Basisprodukte wie diverse Speiseöle oder Alkohollösungen.
Die wohl üblichste und bekannteste Methode ist aber das Herstellen sogenannter Canna-Butter, wobei Butter zusammen mit Wasser und Cannabismaterial für einige Zeit aufgekocht werden. Bei diesem Vorgang lösen sie die Cannabinoide in das Fett, gehen jedoch nicht ins Wasser über, da sie nicht wasserlöslich sind. Nach dem Abkühlen kann dann die erhärtete Butter mit den begehrten Inhaltsstoffen der Pflanze vom Wasser abgehoben und separiert werden.
Bei dieser Methode Schnittreste zu verwerten, findet auch zugleich die Decarboxylierung statt, ein Vorgang, der die Cannabinoide aktiviert, wie es im Sprachgebrauch genannt wird. Am deutlichsten wird dies bei THC, dem psychoaktiven Cannabinoid in Cannabis. Vor der Decarboxylierung liegt es in Säureform vor: THC-A, welches keine psychoaktiven Eigenschaften besitzt, macht also roh konsumiert nicht high. Durch Einfluss von Zeit und Hitze wandelt sich dieses nicht psychoaktive THC-A in THC, welches nun psychoaktive Eigenschaften besitzt. Dieser Erhitzungsprozess ist bei der Herstellung von Edibles also unverzichtbar und kann im Vorfeld oder aber beim Herstellungsprozess des Edibles selbst geschehen.
Canna-Butter z. B., die von Schnittresten wie Sugar Leafs und kleinen Blüten hergestellt wurde, ist in der Potenz meist schwer zu berechnen, da die Übersicht über THC-Gehalt des Grundmaterials fehlt. Im Hausgebrauch können oft nur grobe Schätzungen anhand der verwendeten Sorten sowie letztlich der Selbstversuch Aufschluss über die Effektivität des Edible geben. Tests in Labors, um den genauen THC mg Gehalt des Produkts zu erfahren, sind mehrheitlich sehr kostenintensiv und werden in erster Linie von professionellen Produktionsstätten genutzt.
Beim Selbstversuch von Edibles ist besonders dem gelegentlichen Konsumenten von Cannabis, zur Vorsicht geraten. Edibles haben eine intensivere Wirkung, obwohl die Cannabinoidkonzentration im Blutkreislauf tatsächlich geringer ist. Der Verzehr von Lebensmitteln mit Cannabis begrenzt die Absorption von THC und anderen Cannabinoiden im Blutplasma auf rund 10 bis 20 %. Im Falle von Edibles, gelangt das Cannabis erst in das Verdauungssystem, dort werden sie verdaut und gelangen danach erst in die Leber, wodurch das THC in eine stärkere molekulare Form umgewandelt wird als beim Rauchen.
Diese Form trägt den Namen 11-Hydroxy-THC und beeinflusst den Körper deutlich intensiver. Während die Wirkung beim Inhalieren von Cannabisrauch schon nach wenigen Minuten eintritt, dauert es bei Edibles mindestens eine halbe Stunde. Der Höhepunkt der Wirkung erfolgt erst etwa drei Stunden nach Konsumbeginn und kann bis zu 12 Stunden andauern. Eine Dosierung des Rauschs ist somit recht schwierig. Neuere Verarbeitungsmethoden, besonders in und aus dem medizinischen Bereich erreichen jedoch auch eine schnellere Bioverfügbarkeit der Cannabinoide im Körper. Die Wirkung kann hier schon nach wenigen Minuten oder gar Sekunden einsetzen.
Während jemand mit einem hohen regelmäßigen Konsum von Cannabis auch eine stärkere Dosierung vertragen kann, kann dieselbe Dosierung einem eher unerfahrenen Konsumenten eine intensive und eventuell sehr unangenehme Erfahrung bereiten. In den schlimmsten Fällen wird hier von Halluzinationen, Panikattacken, Schwindel oder stark veränderter Wahrnehmung berichtet.
Aber keine Panik, an THC ist bisher noch niemand gestorben, oder hat Folgeschäden von einem zu starken High davongetragen.
Im Fall einer zu starken Dosierung hilft auch hier wieder: keine Panik! Es klingt erst einmal komisch, doch es ist in der Tat so, dass eine ruhige innere Haltung enorm gegen die negativen Effekte eines Cannabis-high anwirken kann. Dieses liegt unter anderem auch daran, dass Cannabis Sinne verstärkend wirkt. Eine Meditation kann somit schon enorm helfen. Es gibt aber auch äußere Hilfsmittel, mit denen man einem zu starken Edible-Rausch entgegenwirken kann. So können etwa der Konsum von schwarzem Pfeffer oder CBD die Wirkung mindern. Wissenschaft und Experimente haben bewiesen, dass CBD direkt gegen THC wirkt.
Interessanterweise gibt es zahlreiche CBD-Produkte, die der Einnahme von zu viel THC potenziell entgegenwirken könnten. Quasi Edible mit Edible bekämpfen, jedoch ist es in solch einem Fall ratsam, auf ein CBD-Öl zurückzugreifen, da dieses schneller vom Körper aufgenommen werden kann.