Edibles, auf Deutsch „Essbares“ bezeichnet konsumierbare Produkte, welche mit THC versetzt sind. Sie erzeugen einen etwas anderen Rausch und sollten stets mit Vorsicht genossen werden, da die Dosierung und die eigene Verträglichkeit oftmals falsch eingeschätzt wird. Im Folgenden gehen wir genauer auf die Konsumform Edibles ein und erläutern, worauf es zu achten gilt.
Was sind Edibles?
Wie bereits oben erwähnt, kann die Bezeichnung „Edible“ für alles stehen, was ess- oder trinkbar ist und THC und/oder CBD enthält. Der Begriff ist nicht jedermann bekannt und doch hat vermutlich jeder schon einmal ein Edible konsumiert oder zumindest gesehen. Die alten Hasen kennen Edibles noch als Hash-Brownies, Space-Cakes oder die Grundzutat Cannabisbutter. Mittlerweile kann man die Formen und Arten von Edibles kaum noch aufzählen. Nachdem sich das Grundverständnis der Infundierung von THC in Lebensmittel großflächig verteilte und durch Legalisierungen die Nachfrage an neuen Produkten aufkam, gab es für kreative Köpfe keinen Halt mehr. In den USA und auch in einigen ausgewählten niederländischen Coffeeshops kann man solche Produkte erwerben und das Internet stellt ebenfalls eine breite Palette an Rezepten und DIY-Anleitungen bereit.
Welche Arten Edibles gibt es?
Um das Thema „verschiedene Arten von Edibles“ nicht ganz unberührt zu lassen, möchten wir hier noch einen groben Überblick geben.
Das Wichtigste ist es, zu verstehen, in welchen „Substanzen“ Cannabis löslich ist und wie sich dieses infundierte Material dann in ein wohlschmeckendes Gericht übertragen lässt. Um ein Beispiel zu nennen, schauen wir uns den Trägerstoff Fett an. Fette wie Butter, Öl oder das Fett in Vollmilch eignen sich hervorragend als Trägerstoff für THC/CBD. Es geht bei der Verarbeitung eine Verbindung mit dem Stoff ein und schließt die Wirkstoffe dabei ein. Nun hat man eine Grundzutat: Cannabis-Butter/Öl/Milch.
Diese Grundzutat kann nun in den verschiedensten Rezepten verwendet werden: Kuchen, Pesto, Salatdressing, Eiscreme und vieles mehr.
Doch an diesem Punkt ist noch lange nicht Schluss, denn auch Alkohol ist ein wunderbares Arbeitsmaterial. Legt man einige Blüten in hochprozentigen (trinkbaren!) Alkohol ein, lösen sich mit der Zeit die Trichome (Harzdrüsen) der Blüten und bleiben in der Flüssigkeit zurück. Diesen mit Wirkstoff angereicherten Alkohol kann man nun in eine kleine Flasche umfüllen und in geringer Dosierung für Getränke nutzen oder direkt auf/unter die Zunge träufeln.
Wenn man also nur diese beiden Materialien Alkohol und Butter betrachtet, wird klar, dass die Vielfalt von Produkten nahezu grenzenlos ist.
Worauf muss bei der Herstellung von Edibles geachtet werden?
Es gibt einen essenziellen Schritt, der bei der Herstellung niemals außer Acht gelassen werden sollte. Es handelt sich dabei um die Decarboxylierung. Um dem Wort seine Umständlichkeit zu nehmen: Es handelt sich dabei um die Erhitzung von Cannabis. Beim Erhitzen geschieht eine chemische Reaktion in den Harzkristallen des Cannabismaterials, welche den Stoff THCA/CBDA in THC/CBD umwandeln. Das A steht dabei für Acid (Säure). THCA ist nicht psychoaktiv und auch CBDA ist nicht wirksam, da es sich um die Rohform des Wirkstoffes handelt. Deswegen würde man auch niemals einen Rausch verspüren, wenn man Blüten von einer Cannabispflanze ernten und direkt verzehren würde.
Doch warum ist dieser Schritt nur bei der Herstellung von Edibles notwendig? Das liegt daran, dass es eigentlich ein Trugschluss ist, denn auch beim Rauchen eines Joints oder dem Verdampfen mittels Vaporizers geschieht dieser chemische Vorgang der Decarboxylierung. In diesem Fall wird durch die Flamme oder das Gerät so viel Hitze erzeugt, dass die Wirkstoffumwandlung binnen weniger Sekunden vonstattengeht. Allerdings braucht es für eine ordentliche Decarboxylierung deutlich geringer Temperaturen als die eines Joints.
Wenn es um die Umwandlung von THCA zu THC geht, reicht eine Temperatur von ca. 100-110 °C bereits aus. In den meisten Fällen wird die Decarboxylierung daher mithilfe eines Backofens durchgeführt. Das Cannabismaterial, egal ob Blüten, Haschisch oder Pollum/Kief, wird dann bei dieser Temperatur ca. 30-45 min “gebacken”. Erst danach ist das Material wirksam und kann weiterverarbeitet werden. Die Temperatur sollte bei diesem Vorgang niemals 130-140 Grad überschreiten, da sonst ein Wirkstoffzerfall stattfindet. Die Wirkstoffe lösen sich buchstäblich in Rauch auf, welcher den Backofen füllt und schließlich beim Öffnen der Klappe die gesamte Küche flutet. Je heißer die Temperatur, desto aggressiver und schneller findet die Decarboxylierung statt. Aus diesem Grund erzeugt ein Joint überhaupt erst einen Rausch – durch eine sehr schnelle und aggressive Wirkstoffumwandlung und -zersetzung.
Wirkung von Edibles
Die Wirkung bei oral konsumiertem THC oder CBD unterscheidet sich von der Wirkung bei gerauchtem oder verdampften Cannabis. Der Grund dafür ist die Art und Weise, wie der Wirkstoff in den Körper gelangt: Beim Rauchen oder Vaporisieren wird das THC direkt in der Lunge und in den Schleimhäuten im Mundraum absorbiert. Es wandert somit ins Blut und auf geradem Wege in den Kopf – der typische Cannabisrausch entsteht. Bei oral konsumiertem Cannabis verhält es sich allerdings so, dass der Wirkstoff im Trägermaterial (wir erinnern uns bspw. Fett oder Alkohol) in den Körper und den Verdauungstrakt gelangt. Dort muss das Edible erst einmal zersetzt werden, um anschließend über den Magen aufgenommen und über die Leber zur Blut-Hirn-Schranke in den Kopf zu gelangen. Insbesondere bei größeren Edibles wie Brownies oder Kekse benötigen etwas länger, um verdaut zu werden.
Doch was genau bewirkt diese andere Form der Aufnahme?
Ganz einfach: Durch das Verzehren und Verdauen eines Edibles bleibt der gesamte Wirkstoff im Trägermaterial erhalten, bis er von der Magensäure zersetzt wird. Beim Rauchen oder Vaporisieren geht immer ein Teil des Wirkstoffes verloren, während des Verdampfungs- oder Verbrennungsvorgang. Hinzu kommt, dass THC in der Leber zu einer weitaus stärkeren Form metabolisiert wird, was den Rausch zusätzlich verstärkt.
Dosierung bei Edibles
Einerseits ist diese Konsumform also relativ verlustfrei, doch hat der Konsum von Edibles auch einen Haken: Wie bereits oben erwähnt, muss der Magen das Edible erst einmal verdauen, bevor der Wirkstoff in den Kreislauf gelangen kann. Wie lange das dauert, ist von Person zu Person sehr unterschiedlich und kann daher zwischen 15 Minuten und 4–5 Stunden schwanken. Demzufolge ist beim Konsum von Edibles immer auch ein gewisses Maß an Geduld und Selbstbeherrschung gefordert. Nicht selten kommt es vor, dass man sich, enttäuscht von der Wirkungslosigkeit eines Edibles, direkt 30 Minuten später einen Nachschlag gönnt, den man zeitnah bereuen wird.
Man sollte die Dosierung von Edibles niemals mit dem (falls vorhanden) Rauchverhalten vergleichen. Wenn man als Patient bspw. 3 g Cannabis am Tag zu sich nimmt und dann ein Edible mit 3 g Cannabis verzehren würde, könnte die Wirkung um ein Vielfaches stärker sein und teilweise auch länger anhalten. Daher ist es ratsam, sich sowohl bei der Dosierung als auch beim anschließenden Verzehr etwas zurückzunehmen. Insbesondere dann, wenn die Edibles auch noch lecker schmecken. Man muss sich stets bewusst sein, dass THC/CBD enthalten ist.
Eine konkrete Angabe, wie viel THC/CBD in einem Edible enthalten sein sollte, damit man selbst es „gefahrlos“ verzehren kann, gibt es leider nicht. Wie auch bei der Verdauung ist es bei der Toleranz für Cannabis von Person zu Person unterschiedlich. Daher auch hier noch einmal der Hinweis: vorsichtig testen.
Als durchschnittlicher Wert hat sich inzwischen eine Grenze von 5 bis 10 mg THC für Gelegenheitskonsumenten und etwas zwischen 15 – 20 mg pro Edible für Erfahrene durchgesetzt. Mit diesen Werten kann man beginnen und sich dann je nach Bedarf und Wirkung weiter nach oben oder unten bewegen.
Dosierung bei Eigenherstellung
Bei der Eigenherstellung von Edibles sollte man sich ebenfalls an die oben genannten Richtwerte halten. Allerdings kann man sich bei der Eigenherstellung nie wirklich sicher mit den Angaben sein und sollte daher lieber immer etwas weniger als zu viel verwenden.
Im Prinzip ist es eine simple Rechnung, wenn man die einzelnen Komponenten kennt:
THC-Gehalt in Prozentwert * Menge an Blüten in Milligramm = Milligramm reines THC
Als Beispiel dazu nehmen wir eine Cannabisblüte, die laut Etikett 16 % THC enthält. Das bedeutet also, dass bereits 1g (1000 mg) einen Gehalt von 160 mg reinem THC aufweist. Wenn wir uns also wieder die Liste von oben anschauen, wird klar, dass bereits 1g ausreichen können, um 16 Edibles für Unerfahrene und knapp 8 für Erfahrene, die alle eine angenehme Wirkung haben sollten. Die Dosis an THC kann somit auch in verträglichen Etappen durch den Konsum eines weiteren Edibles erhöht werden.
Hat man erst einmal mit diesen Werten etwas herumexperimentiert, gelingt es schnell, die passende Dosierung für den eigenen Bedarf zu finden. Doch man sollte auch hier wieder eines beachten: Eine Dosierung, die einem selbst guttut, kann für einen anderen bereits zu viel des Guten sein. Aus diesem Grund ist auch von den meisten Internetrezepten abzusehen, welche mit stolzen 10 g Cannabis für ein Blech Kekse den Vogel abschießen. Diese Rezepte sind häufig in dem Sinne geschrieben, um dem Konsumenten einen besonders starken Trip zu verpassen – unter jungen Kiffern vielleicht noch spaßig, für einen Patienten unerträglich.
Verantwortung
Ein essenzieller Punkt ist die Verantwortung, welcher man sich stets bewusst sein muss, wenn man Edibles an andere Personen weitergeben sollte. Jeder Mensch reagiert anders auf bestimmte Dosen von THC/CBD und verträgt daher etwas mehr oder weniger. Der Wirkstoffgehalt in Edibles kann stark variieren. Auch wenn auf einer Verpackung eine genaue Angabe des Wirkstoffgehaltes verzeichnet ist, kann es immer noch sein, dass gerade in dieser Charge etwas bei der Zubereitung nicht ganz korrekt gelaufen ist – kleinere Schwankungen gibt es immer. Insbesondere bei Edibles von unbekannter Quelle, unerfahrenen Herstellern oder DIY-Produkte ist stets Vorsicht geboten. Nicht selten kommt es vor, dass jemand bei der Herstellung etwas zu großzügig in der Beigabe von THC war, mit dem Gedanken „Ach lieber etwas mehr, damit man auch was merkt.“
Niemals darf man Edibles an Unwissende verteilen! Es ist ein absolutes No-Go und auch in keiner Weise lustig, Unbeteiligten THC-infundierte Lebensmittel anzubieten. Es kam leider schon zu häufig vor, dass weniger intelligente Menschen sich einen Spaß daraus machten, auf einer Geburtstagsparty, einer öffentlichen Veranstaltung oder (sehr makaber) sogar auf einer Beerdigung Cannabis-Produkte an die nichts ahnenden Anwesenden zu verteilen.
Genauso wichtig ist es, Lebensmittel, welche THC enthalten, deutlich zu kennzeichnen und/oder außerhalb der Reichweite von Unbefugten aufzubewahren. Ein kleines Kind interessiert es nämlich nicht, dass die leckeren Kekse auf der Küchendiele „seltsam“ riechen. Auch ein geistig-verwirrter Mitbewohner, der sich ein bisschen vermeintliche „Kräuterbutter“ auf sein Steak geschmiert hat, ist nicht wirklich eine lustige Situation.
Ein unerwarteter Rausch, die Veränderung von Sinneswahrnehmungen und eine erhöhte Pulsfrequenz können einem unwissenden Konsumenten einen waschechten Horrortrip verpassen – ganz besonders für Cannabis-Fremde, junge und alte Menschen.
Medizinischer Nutzen von Edibles
Man sollte grundsätzlich mit kleinen Portionen beginnen, um die Intensität des Edibles besser einschätzen zu können. Vor allem, wenn es für den medizinischen Gebrauch vorgesehen ist, sollte man die Intensität im Vorhinein austesten, um nicht in unangenehme Situationen zu geraten.
Besonders zu empfehlen sind THC/CBD-Kapseln und Öle. Beides lässt sich sehr gut dosieren und der Wirkstoffgehalt ist nahezu immer derselbe. Hinzu kommt der einfache und vor allem unauffällige Konsum: Eine Kapsel schlucken oder ein paar Tropfen Öl auf die Zunge und schon ist die Medikation erledigt. Kapseln und Öle sind zudem weitaus verträglicher als verbranntes Cannabis und erzeugen keine stinkenden Finger und Klamotten. Als Patient sollte man stets die Ratschläge seines Arztes beherzigen, allerdings sollte man auch nicht davor zurückschrecken, den Konsum von Ölen oder Kapseln anzusprechen.