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Sogenannte Dabs, also Cannabis-Extrakte und Konzentrate, werden immer bekannter und beliebter. Dabs sind Konzentrate von THC oder auch CBD mit einem sehr hohen Reinheitsgrad von 50 bis über 90 %. Sie wirken sehr stark und beim „Dabben“, dem Verdampfen auf heißem Nagel, inhaliert der Konsument kaum unerwünschte Schadstoffe. In Regionen mit normalisierten Cannabisgesetzen hat sich ein eigenes Marktsegment entwickelt. Und auch ohne offiziellen Segen extrahieren Hanfgärtner die Wirkstoffe aus ihrer Ernte. Es gibt unterschiedliche Produkte für Freizeitgebrauch und medizinischen Nutzen: Haschöl allein gehört der Vergangenheit an, sondern je nach Aussehen werden diese Wax (wie zähes Wachs), Shatter (klar und brüchig, wie Scherben, oder Budder (weich und butterartig) genannt.
Meist handelt es sich dabei um Variationen von sogenanntem BHO. Die Abkürzung steht für Butane Honey Oil, durch Flüssiggasextraktion gewonnene Extrakte, benannt nach dem beliebtesten Extraktionsmittel, Butangas. Das Lösungsmittel wird aus dem Druckbehälter flüssig über die harzhaltigen Kräuter laufen gelassen und nimmt dabei den Wirkstoff auf. Anschließend wird die Flüssigkeit aufgefangen. Da die Gase bei normalem Außendruck einen sehr niedrigen Siedepunkt haben, verdampfen sie in kürzester Zeit. Übrig bleibt das Pflanzenharz aus mehr oder weniger hochprozentigen Cannabinoiden.
Das ist natürlich alles unproblematisch, wenn man unter kontrollierten Bedingungen mit professionellen Extraktionsapparaten arbeiten kann, ein geschlossenes System, bei dem keine gefährlichen Dämpfe frei und das Lösungsmittel auch noch zur erneuten Verwendung recycelt werden kann.
Auch als Kleingärtner ist es möglich, mit wenig Aufwand BHO herzustellen. Es wird kritisch betrachtet, sowohl von Behörden als auch von professionellen Cannabisunternehmen. Der unkontrollierte Umgang mit explosivem Flüssiggas ist extrem gefährlich und kann ungesund und schädlich für die Umwelt sein. Zum Teil werden trotz liberalisiertem Cannabisgebrauch Extrakte weiterhin als gefährliche Substanzklasse betrachtet. Wer sich dazu entschließt, BHO zu Hause herzustellen, sollte sich der Gefahren bewusst sein. Bei einem Unfall würde man sich nicht nur selbst schaden, sondern die gesamte Cannabisbewegung in ein schlechtes Licht rücken.
Trotzdem sind die Mittel und Werkzeuge leicht und günstig zu erwerben. Wenn man sich so umhört, wie viele Leute inzwischen dabben und wie wenige davon explodiert sind, scheint es recht erfolgreich zu laufen. Natürlich ist es immer oberste Pflicht, die Explosionsgefahr ernst zu nehmen. Nicht nur Zigaretten, elektrische Geräte und Lichtschalter können Zündfunken erzeugen, das Gas ist schwerer als Luft und kann sich in Senken sammeln, ein offenes Fenster reicht nicht. Ohne Lüftungssystem muss die Prozedur im Freien stattfinden. Leichtsinn entsteht durch Routine. Man mag denken, wenn es fünfmal geklappt hat, beherrsche man das, jetzt kann nichts mehr schiefgehen.
Flüssiggas löst zuverlässig jeglichen Wirkstoff aus allen Pflanzenteilen. Die BHO-Methode eignet sich also auch zur Verwertung von Verschnitt. Aber je hochwertiger das Ausgangsmaterial, desto ergiebiger und besser das Ergebnis – aus wirkstoffreichen Blüten wird viel Extrakt.
Mit Handgeräten wird das Pflanzenmaterial grob geschreddert und dicht, aber nicht zu fest in eine Röhre gefüllt. Kleinere Röhren fassen 30 bis 50 Gramm Kräuter, größere 100 Gramm und mehr. Die Extraktorröhre hat immer zwei Öffnungen, einen Gaseinlass oben und einen Auslauf. Zum Auslauf hin werden die Kräuter in der Regel von einem feinen Sieb gehalten. Über den oberen Zulauf wird dann Gas aus der Dose eingesprüht.
Die Prozedur muss im Freien stattfinden. Es braucht Augen- und Atemschutz und isolierende Handschuhe, da die Geräte sehr kalt werden. Einfache Extraktoren müssen permanent in der Hand über die Auffangschüssel gehalten werden. Die Auffangschüssel sollte einen flachen, glatten Boden haben oder, bestenfalls, mit nicht haftender PTFE-Folie ausgekleidet sein, um den Extrakt später besser ablösen zu können.
Das Lösungsmittel fängt sofort an, zu verdampfen. Butan hat einen Siedepunkt von -0,5° C. Beschleunigt wird das Verdampfen, wenn die Schüssel in einem warmen Wasserbad steht. Die Dämpfe sollten nicht eingeatmet werden. Nach wenigen Minuten hat sich der Extrakt abgesetzt, je heller und fester, desto reiner ist er. Trübe Einschlüsse deuten auf Lösungsmittelrückstände hin und der Extrakt sollte noch gründlichst gereinigt werden. Das erfolgt am besten in einem Vakuumbehälter.
Als Lösungsmittel für BHO kommen Butangas oder Dimethylether infrage. Beide haben unterschiedliche Eigenschaften. Butan ist unpolar, es löst nur lipophile Stoffe, also Cannabinoide und Terpene, aber keine wasserlöslichen Stoffe wie Chlorophyll und liefert damit ein besonders reines Produkt. Allerdings hat es seine Tücken und mittlerweile einen schlechten Ruf. Butan ist, wie schon erwähnt, hochexplosiv. Ferner gibt es Berichte über gefährliche Schwermetallrückstände im Extrakt. Eigentlich ist Butan selbst nicht giftig und sogar zur Verarbeitung von Lebensmitteln zugelassen. Es gibt aber am Markt auch sehr billige Produkte und bei einem Lösungsmittel ist nicht ausgeschlossen, dass es auch Schadstoffe bindet. Unter den privaten BHO-Herstellern gilt es als Pflicht, nur hochwertiges, gereinigtes Butan zu verwenden und den Extrakt sorgfältigst im Vakuum zu reinigen.
Als gesunde und deutlich weniger gefährliche Alternative gilt seit einigen Jahren Dimethylether, kurz DME, welches von der Schweizer Firma Dexso speziell für Kräuterextraktion vertrieben wird. Dimethylether wird ebenfalls in der Lebensmittelindustrie und als Treibmittel in Kosmetika benutzt. Der Handel damit ist nicht eingeschränkt, aber es war nur in großen Mengen für die Industrie erhältlich, bevor Dexso eine verbraucherfreundliche Sprühdose auf den Markt brachte. Mit 12 Euro pro Dose kostet DME etwa dreimal so viel wie Butan. Aber es ist wesentlich stärkeres Lösungsmittel, man benötigt nur ein Drittel so viel, um dieselbe Menge Extrakt zu gewinnen. Auf eine Röhre mit 50 Gramm Pflanzenmaterial verbraucht man drei Dosen Butan, aber nur eine Dose DME. Der Preis gleicht sich also aus.
Dexso argumentiert weiterhin, DME sei deutlich weniger riskant als Butan, da man mehr Gas bräuchte, um ein kritisches, Gas-Luft-Gemisch zu bilden. Dieses ist dann aber wesentlich reaktionsträger – die Wolke sei also „nur“ entzündlich und nicht explosiv. Da weniger verbraucht wird, ist das Risiko insgesamt wesentlich geringer. Ferner reicht bei BHO aus gereinigtem Dexso-DME eine einfache Nachreinigung im Wasserbad, teure Vakuumreiniger sind nicht nötig. Allerdings ist DME polar und zieht auch anteilig Chlorophyll aus der Pflanze. Der Extrakt ist etwas dunkler und schmeckt intensiver als echtes BHO.
Wegen der höheren Lösekraft müssen die Extraktoren auch aus hochwertigem Material wie Glas oder Metall sein. Die billigen Honeybee-Röhren aus Plastik kommen nicht infrage, DME würde den Kunststoff angreifen. Dexso bietet deshalb auch Metallröhrenextraktoren an, mit einem praktischen Dreifuß, um sie direkt in die Auffangschüssel zu stellen. Preislich bewegen sich diese mit über 100 Euro im Rahmen der höherwertigen Glas- und Metallgeräte.