Distickstoffmonoxid, im Volksmund als Lachgas bekannt, ist ein psychoaktives Inhalationsnarkotikum aus der Gruppe der Stickoxide, das sich als preisgünstiger Partyspaß seit über 200 Jahren großer Beliebtheit erfreut. Menschen aller Altersgruppen, die das süßlich schmeckende Gas mittels eines Ballons einatmen und sich kurz darauf grinsend und entspannt zurückfallen lassen, sieht man in der Partyszene des Öfteren.
Doch entgegengesetzt der weitläufig verbreiteten Meinung vieler Party- und Festivalbesucher, die denken, dass der Lachgas-Kick mit keinerlei Risiko verknüpft ist, gilt auch hier, was auf alle psychoaktiven Stoffe zutrifft: Missbrauch oder eine unsachgemäße, fehlerhafte Anwendung sind gefährlich und können dem User einen nicht unerheblichen Schaden zufügen.
Erfährt dieses Molekül jedoch eine sachgemäße Anwendung, das stimmt, dann sind zumindest ernst zunehmende Nebenwirkungen so gut wie ausgeschlossen.
Synonyme für Lachgas
Azo-Oxid, Ballon, Distickstoffmonoxid, Dickstickstoffoxid, E 942, Lustgas, N2O, Stickoxid, Stickoxidul, Stickoxydul, Dinitrogen monoxide (engl.), Dinitrogen oxide (engl.), Hyponitrous acid anhydride (engl.), Laughing gas (engl.), Nitrogen oxide (engl.), Nitrous oxide (engl.), gaz hilarant (franz.), Protoxyde d’azote (franz.), Stikstofoxyde (niederl.), Gas de la risa (span.), Óxido nitroso (span.)
Eigenschaften
Distickstoffmonoxid ist ein weitestgehend untoxisches, farb- und geruchloses, leicht süßlich schmeckendes Gas mit einer guten Ethylalkohol-, Fett-, Schwefelsäure- und Wasserlöslichkeit. Da Lachgas andere Stoffe oxidiert, gilt es zwar als brandfördernd, ist aber selbst weder brennbar noch explosiv. Die Dichte liegt bei 1,97 kg/m3, was bedeutet, dass es 1,5-mal so schwer ist wie Luft und sich deshalb nicht homogen im Raum verteilen kann, sondern zu Boden „fällt“. Wird das Gas inhaliert, hat der Körper es nach rund einer Stunde bereits vollständig ausgeschieden. Lachgas wird nämlich im Körper nicht verstoffwechselt, das heißt, dass es diesen beim Ausatmen in gleicher Form und Menge wieder verlässt.
Geschichte
Erstmalig synthetisiert wurde N2O im Jahre 1772 von dem englischen Chemiker Joseph Priestley (1733-1804). Die Entdeckung der psychoaktiven Wirkung haben wir jedoch dem Engländer Humphrey Davy (1778-1829) zu verdanken. Davy war ebenfalls Chemiker und der erste Psychonaut, der im Jahre 1797, begann, die psychoaktiven Effekte des Lachgases im Rahmen von Selbstversuchen zu erforschen und seine Ergebnisse zu veröffentlichen. Die Wirkung schien Davy zu gefallen, denn gemeinsam mit Freunden und Kollegen feierte der Chemiker ab dem Jahre 1800 regelmäßig N2O-Partys.
Der Gebrauch des Lachgases als Partydroge ist also inzwischen bereits über zweihundert Jahre alt. Seinen ersten medizinischen Einsatz erfuhr das schmerzstillende Gas, das heute übrigens den einhundert bedeutsamsten Pharmaka zugeordnet wird, im Jahre 1844 im Rahmen einer von dem englischen Zahnarzt Horace Wells durchgeführten Dentalbehandlung. Seit dem Jahre 1868 wird Lachgas als Anästhetikum zur Durchführung klinischer Operationen eingesetzt.
Heutige Verwendung
In der Medizin wird N2O heute als analgetisches und narkotisierendes Inhalationsanästhetikum verwendet, meist in Form eines Gemisches, bestehend aus Lachgas, Sauerstoff (O₂) und einem Hypnotikum, beispielsweise Halothan. Eine Lachgas-Sedierung hat sich besonders in der Zahnmedizin etabliert. Sie findet aber auch im Rahmen kleiner chirurgischer Eingriffe Verwendung. Daneben wird Lachgas technisch eingesetzt, beispielsweise in der Nahrungsmitteltechnik, zum Aufschäumen von Milch und Sahne sowie in der Antriebstechnik, nämlich zur Beschleunigung von Verbrennungsprozessen in Benzinmotoren.
Psychoaktive Wirkung
Der Rausch setzt binnen weniger Sekunden ein, erreicht schnell seinen Höhepunkt und klingt bereits nach ein bis zwei Minuten wieder ab. Charakteristisch ist eine stark analgetische sowie schwach narkotische Wirkung. Jedoch gehen die psychoaktiven Effekte sehr viel weiter, wie weit genau, ist immer abhängig von Dosis, Set und Setting sowie der Inhalationstechnik. So kommt es darüber hinaus sehr häufig zu einem starken inneren Kribbeln, das vom kleinen Zeh bis zur Schädeldecke den ganzen Körper ausfüllt.
Dieses Gefühl wird von vielen Personen als eine Art „Ganzkörperorgasmus“ erlebt. Begleitet wird dieser Zustand meist durch angenehme Gefühle von Wärme und Euphorie. Letztere mündet nicht selten im sogenannten Lachflash, daher auch der Trivialname Lachgas. Allerdings ist das Lachen explizit dadurch begründet, dass N2O leichte Krämpfe am Zwerchfell verursacht, sodass der Lachvorgang nur mechanisch stimuliert wird.
Die Euphorie trägt aber natürlich auch ihren Teil dazu bei, vorwiegend dann, wenn das Gas nicht allein, sondern in entspannter Gesellschaft inhaliert wird. Daneben sind starke Veränderungen der auditiven Wahrnehmung möglich. Diese können sich sowohl in einer Intensivierung als auch in einer Art Dämpfung äußern. Laute, bass reiche Musik wird für einen kurzen Moment meist zum alles überwältigenden Hochgenuss. Manchmal passiert es auch, dass die Bässe sichtbar werden (Synästhesie). Alles surrt, flattert und scheint zu vibrieren.
Höhere Dosierungen führen nicht selten zum typischen Tunnelblick. Auch solche Gefühle, sich nicht mehr im Körper zu befinden, mit „Gott“ zu verschmelzen, losgelöst von Raum und Zeit zu sein oder sein Ego zu verlieren, sind mit Lachgas möglich. Es kann also auch als Entheogen wirken, vor allem dann, wenn man es während eines LSD- oder Psilocybin-Trips inhaliert.
An dieser Stelle möchte ich den erfahrenen Psychonauten D. M. Turner zitieren, der, nachdem er LSD und Maprotilin (Ludiomil®) eingenommen hatte, ein Ballon Lachgas inhalierte:
„Ich kann es nur als einen äußerst genüsslichen Schmelzvorgang durch den Grund des Universums beschreiben, als es mich durchkreiselte. Dieses Gefühl des Schmelzens unterschied sich vollständig vom normalen Lachgasrausch.“ (TURNER 2012: 77)
Die gängigste Nebenwirkung des Lachgrasrausches ist ein Druckanstieg im Innenohr. Dieser ist durch eine Stickstoffverdrängung verursacht und fühlt sich so an, als befände man sich in einer Blase.
Wechselwirkung mit anderen Substanzen
- Lachgas + Cannabis = Diese beiden Psychoaktiva beeinflussen sich gegenseitig. Lachgas intensiviert den Cannabisrausch, während umgekehrt, der Lachgasrausch durch Cannabis verlängert wird.
- Lachgas + Alkohol = Diese Kombination ist völlig ungeeignet, denn sie mündet meist in Übelkeit und Erbrechen.
- Lachgas + Psychedelika = Lachgas auf LSD, Pilzen oder anderen Halluzinogenen sorgt für eine kurzzeitige, jedoch enorme Verstärkung der psychedelischen Effekte.
- Lachgas + MDMA = Dieser Mischkonsumform gilt zwar grundsätzlich als geeignet, allerdings besteht das potenzielle Risiko, dass die MDMA-induzierte Erhöhung der Körpertemperatur (Hyperthermie) durch das Lachgas verstärkt wird, was im Einzelfall gefährlich werden könnte.
- Lachgas + Poppers = Hierauf sollte verzichtet werden, da es aufgrund der stark blutdrucksenkenden Wirkung dieser Substanzkombination im schlimmsten Falle zu einer O2-Unterversorgung im Gehirn kommen kann.
Wer sollte auf Lachgas verzichten? Kontraindikationen
Grundsätzlich gilt zwar, dass Lachgas für gesunde Personen bei korrektem Umgang keine Gefahr darstellt. Dennoch gibt es Kontraindikationen und folglich auch Personen, die aus gesundheitlichen Gründen auf Lachgas verzichten sollten. Das gilt für schwangere und stillende Frauen sowie für Personen mit Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislaufproblemen oder einer Rippenfraktur. Ebenso sollten Menschen, die an einer Mittelohrentzündung erkrankt sind oder schon einmal einen Tauchunfall erlitten haben, von der Lachgas-Inhalation dringend absehen.
Gefahren der Lachgas-Inhalation
Im Umgang mit Lachgas stellen sich acht potenzielle Gefahrenquellen. Werden diese nicht ernst genommen, kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen. Umgekehrt, werden die Gefahrenquellen durch verantwortungsbewusstes Handeln von Beginn an ausgeschlossen, kommt es automatisch zur Minimierung des Risikos und es besteht kaum eine Gefahr.
Gefahr 1:
Die Kontraindikationen werden nicht berücksichtigt.
Gefahr 2:
Es wird nicht das reine, in der Medizin und Nahrungsmitteltechnik verwendete N2O, sondern technisches Lachgas genutzt. Dieses ist aufgrund von Beimischungen allerdings verunreinigt und wirkt mitunter sogar lebensgefährlich.
Gefahr 3:
Die Inhalation geschieht nicht mithilfe eines Ballons, sondern einer Inhalationsmaske, wodurch es zu einer gefährlichen Sauerstoffunterversorgung und Ohnmacht kommen kann. Zumindest dann, wenn vor der Inhalation nicht mehrmals kräftig Sauerstoff durchgeatmet wurde. Außerdem kann es passieren, dass die Maske am Ende nicht mehr vom Mund gelöst werden kann, wodurch die ernsthafte Gefahr besteht, zu ersticken. Deshalb sollten User niemals eine Inhalationsmaske anziehen, sondern ausschließlich Luftballons benutzen.
Gefahr 4:
Lachgas wird im Stehen inhaliert, wodurch sich durch einen möglichen Verlust der Körperkontrolle das Risiko erhöht, zu stürzen und sich schmerzhaft zu verletzen. Konsumenten sollten deshalb nur im Sitzen oder Liegen inhalieren.
Gefahr 5:
N2O wird mit Alkohol kombiniert.
Gefahr 6:
Es wird für die Inhalation kein Ballon verwendet, sondern das Gas wird direkt aus der Patrone oder dem Sahnespender inhaliert. Man bedenke, dass es sich bei dem N2O in den Sahnepatronen um Flüssiggas handelt, dass beim Ausströmen extrem kalt ist. Es kann passieren, dass der Mund am Sahnespender festfriert, aber auch, dass gravierenden Verletzungen am Kehlkopf und der Lunge entstehen.
Gefahr 7:
Lachgaspatronen sind kein Spielzeug. Für Kinder können sie potenziell sehr gefährlich werden, weshalb unbedingt darauf geachtet werden muss, dass die Patronen für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.
Gefahr 8:
Die letzte potenzielle Gefahrenquelle, die vom Lachgas Konsum ausgeht, ist jene des Missbrauchs bzw. der chronischen Zufuhr. Wird Lachgas mehrmals täglich inhaliert, kommt es zu einer Zerstörung von Vitamin B12, was mitunter irreversible Nervenschädigungen nach sich ziehen kann. Erste Anzeichen für eine Vitamin-B12-Störung sind taube Finger, später Koordinationsstörungen. Deshalb: Längere Konsumpausen einlegen!
Korrekte Anwendung
Für gewöhnlich wird das Lachgas in den überall erhältlichen Sahnekapseln gekauft. Eine Kapsel enthält üblicherweise 8 Gramm N2O. Ein 20er-Pack kostet um die 10 Euro. Mithilfe eines Sahnespenders, den es für einen Preis zwischen 20 und 40 Euro im Internet oder jedem Haushaltsgeschäft zu kaufen gibt, wird das Gas letztlich in den Ballon befördert. Für eine Konsumeinheit, also einen Ballon, reichen ein, maximal zwei Kapseln. Dann wird, damit sich präventiv schon einmal Sauerstoff in der Lunge sowie im Blut anreichert, einige Male tief ein- und ausgeatmet, gewissermaßen hyperventiliert, der Ballon an den Mund gehalten und langsam inhaliert. Grundsätzlich gilt, dass sich der Rausch am intensivsten ausprägt, wenn der inhalierte Inhalt kurze Zeit in der Lunge gehalten wird.
Insgesamt kann das Gas vier- bis fünfmal in den Ballon zurück geatmet und wieder neu inhaliert werden.
Man darf jedoch nicht vergessen, und das ist verdammt wichtig, zwischendurch auch normalen Sauerstoff einzuatmen. Bei ständiger Zufuhr von reinem N2O und nicht eines mit Sauerstoff angereicherten Gasgemisches kommt es unter Umständen zu einer gefährlichen Sauerstoffunterversorgung, die zur Ohnmacht oder Schlimmerem führt. Diese kann jedoch, wie zuvor besprochen, sehr leicht umgegangen werden, wenn man zwischendurch normale Umgebungsluft atmet. Bei einer versehentlichen Überdosierung muss schnell ein- und ausgeatmet werden, wodurch das Lachgas zeitnah wieder ausgeschieden wird.
Rechtslage
Solange das Gas nicht für psychoaktive Zwecke, sondern beispielsweise zum Aufschäumen von Sahne bestimmt ist, unterliegt es keiner rechtlichen Reglementierungen und kann legal im Supermarkt in Form der bekannten Sahnekapseln erworben werden. Personen jedoch, die auf Partys mit Lachgas befüllte Luftballons ans Partyvolk verkaufen, verstoßen gegen die Verordnungen des Arzneimittelgesetzes und machen sich strafbar.
Abschließend: Auch wenn Lachgas nicht dem BtMG unterstellt ist, möchte ich selbstverständlich nicht zum Konsum dieses Psychoaktivums anstiften. Im Gegenteil: Das Ziel ist Aufklärung, was unter anderem eine Erläuterung potenzieller Gefahren, aber auch Strategien eines sicheren Umgangs impliziert. Das Zauberwort heißt nämlich Drogenmündigkeit, was bedeutet, dass jeder Erwachsene nach erfolgter Aufklärung dazu in der Lage ist, selbstbestimmt entscheiden zu können, welche psychoaktiven Substanzen er sich zuführen möchte und welche besser nicht.
Quellen und weiterführende Links
Moscher, Richi: Die Lachgas Fibel,
Löhrbach: Grüne Kraft 2000 Turner,
D. M: Der psychedelische Reiseführer, 3. Auflage, Solothurn: Nachtschatten Verlag 2012.