Die Tabakpflanze gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. In unserem Kulturraum wurde die Tabakpflanze im 15. Jahrhundert eingeführt und zunächst als Zierpflanze für Gärten verwendet. Die Tabakpflanze produziert das Nikotin, eines der giftigsten Pflanzenwirkstoffe überhaupt und wurde schnell als Medizin und als nützlicher Wirkstoff in Medikamenten entdeckt.
Die Tabakpflanze gehört zu den Nachtschattengewächsen, die eng mit der Tollkirsche und der Engelstrompete verwandt sind. Viele dieser Gewächse sind giftig bis hochgiftig, besitzen aber auch heilende Wirkungen.
Tabak und die ersten Experimente
Der Tabak lässt sich als Rauchware verwenden, das hatten schon die Ureinwohner Amerikas erkannt. Erst wurden die Tabakblätter als Auflagen und Kompressen bei Wunden eingesetzt und man glaubte, dass der Rauch der Tabakblätter reinigt. Ebenfalls glaubten die Indianer an den direkten Zugang zur Götterwelt, wenn sie den Rauch der Tabakpflanze einatmeten. Der Franzose Jean Nicot, von dem dann auch der Name Nikotin abgeleitet wurde, war einer der Ersten, der mit der Pflanze experimentierte und erkannte, dass Nikotin für die Medizin eingesetzt werden konnte. Die Überzeugungen waren vielfältig in der Heilkunst und vieles davon ist heute längst überholt, denn heute weiß man, welche Schäden der Genuss von Nikotin auslösen kann.
Damals wurden Beschwerden wie Kopfschmerzen mit Nikotin behandelt, heute würde man darüber nur lächeln.
Der Tabak in der Forschung
Jedes Gift hat eine gute Seite, wenn es in geringen Maßen verwendet wird, so der Grundsatz nach Paracelsus. Die Dosierung macht die Wirkung aus und das gilt auch für die Tabakpflanze mit dem Giftstoff Nikotin. Die Tabakpflanze hat einige sehr interessante Eigenschaften, die sie für die Forschung beliebt macht. So ist zum Beispiel erkannt worden, dass die Tabakpflanze im Wettkampf um das Überleben in der Flora eine besondere Stellung einnimmt. Durch den ganz besonderen süßlichen Duft ihrer Pflanze lockt der Tabak Insekten an, die der Betäubung dienen sollen.
Auf der anderen Seite aber können sich die Insekten nicht zu lange an der Pflanze oder auf der Blüte aufhalten, weil sie sonst zu viel von dem Gift aufsaugen würden. Das Eigengift der Pflanze hindert also die blütenfressenden Insekten und Tiere daran, zu lange an der Pflanze zu verweilen. Biologen kamen diesen Vorgängen auf die Spur, indem sie einen groß angelegten Versuch starteten und Tabakpflanzen ohne Gift erzeugten. Das Insektenverhalten konnte so genau studiert werden.
Tabak im Schamanismus
Der Schamanismus hat vor allem in Südamerika eine reiche Tradition in Verbindung mit dem Tabak entwickelt. Dort gilt die Tabakpflanze als einer der mächtigsten Drogenpflanzen primär für die Schamanen. Die Rituale und Opfergaben für die Geister, der Rauch als Reinigung für die menschliche Seele oder als Objekt, um die Seele für die Reise in den Himmel vorzubereiten, waren im Schamanismus der südamerikanischen Einwohner die Vorstellungen, die mit dem Rauch der Tabakpflanze in Verbindung standen.
Der Tabak wirkt mit seinen Stoffen Norephinephrin, Epinephrin, Serotonin und Dopamin auf das gesamte System im Körper ein und kann sogar halluzinogene Wirkungen auslösen. Das Norephinephrin hat wie Meskalin und Psylocybin chemisch gesehen ähnliche Zusammensetzungen und verändert im Gehirn die Hormonstruktur, wobei es dann zu diesen spezifischen Wirkungen kommen kann.
Der Tabak kann chemisch gesehen zur Insektenvergiftung verwendet werden, denn die Eigenschaften sind den Giften ähnlich, die für diese Zwecke schon eingesetzt werden.
Die Schamanen haben Reinigungsrituale mit der Tabakpflanze vollzogen, die eine sehr wirkungsvolle Sorte von Naturtabak voraussetzte. Mapacho heißt diese spezielle Sorte Tabak, die auch als Heilkraut für die unterschiedlichsten Zwecke benutzt wurde.
Da dieser Tabak Mikroorganismen abtötet, stand er in Verbindung mit den Heilzeremonien und war das Sinnbild für die Reinigung. Das Ritual wurde auch das Tabakritual genannt und war bei südamerikanischen und auch nordamerikanischen Indianern bekannt. Der Tabak wurde durch seine anregende Wirkung auch zur Steigerung der Vitalität verwendet. Viele Mythen in der amerikanischen Region rankten sich um die Tabakpflanze, die Entstehung der Pflanze und die Wirkung auf den Menschen und seinen Glauben.