Dass die Begriffe Cannabis und Cannabinoide verwandt sind, muss man wohl niemandem erklären. Die Wirkstoffe, die in Cannabis in großer Zahl und Vielfalt vorkommen, sind nach der Pflanze benannt, durch welche sie entdeckt wurden, nämlich Cannabis. Das bedeutet aber nicht, dass Hanf die einzige Pflanze ist, die Cannabinoide produziert. Vermutlich wäre es bei genauerer Überlegung sogar vermessen, davon auszugehen, sie würden nur in Cannabis vorkommen.
Da das Endogene Cannabinoid-System (ECS) in unterschiedlichen Lebewesen zu finden ist, und dieses mit den Cannabinoiden im Hanf arbeiten kann, liegt es nahe anzunehmen, dass diese in der Natur häufiger vorkommen und nicht nur eine einzige Pflanzengattung sie für sich beanspruchen kann. Neben Cannabinoiden werden von verschiedenen Pflanzen auch cannabinoidähnliche Substanzen produziert, sogenannte Cannabimimetika.
Cannabinoide und Co.
Wenn wir von Cannabinoiden sprechen, müssen wir diese eigentlich differenzieren. Es gibt Endocannabinoide, diese produziert unser Körper selbst. Bei Problemen mit dem körpereigenen Cannabinoidhaushalt kann die Zufuhr von Cannabinoiden von Pflanzen wie Hanf helfen. Diese von Pflanzen produzierten Stoffe bezeichnen wir mit dem Begriffe Phytocannabinoide. Die letzte Gruppe stellen die Cannabimimetika dar. Sie sind keine echten Cannabinoide, imitieren aber deren Effekte auf das Endocannabinoid-System, wenn sie eingenommen werden.
Andere Cannabinoid-Produzenten
Sonnenhut – Echinacea
Der Sonnenhut (Echinacea) wird bei vielen Symptomen eingesetzt, bei welchen auch Cannabis hilft. Echte Cannabinoide besitzt er nicht, doch einige Cannabimimetika, die unter anderem bei Erkältungen, Arthritis, Müdigkeit oder Migräne helfen können. Die Cannabimimetika interagieren in der Hauptsache mit dem CB2 Rezeptor, was das Immunsystem beeinflusst und etwa Entzündungen hemmen kann.
Jambú – Acmela Oleracea
Jambú (Acmella Oleracea) wird auch gern als Zahnschmerzpflanze bezeichnet und stammt aus dem Amazonasgebiet. Die Pflanze erzeugt eine Cannabinoid-artige Verbindung namens N-Isobutylamid, welche stechende Schmerzen bekämpfen kann, indem sie Schmerzrezeptoren blockieren. Nach Studien an der Universität von Cambridge gilt die Pflanze als vielversprechender Ausgangsstoff für Zahnschmerz-Medikamente.
Helichrysum Umbraculigerum
Die Helichrysum Umbraculigerum gehört zur Gattung der Strohblumen (Helichrysum). Es ist gewissermaßen Südafrikas Gänseblümchen und wird in der afrikanischen Naturheilkunde rituell benutzt. Die Blume produziert eine Substanz, die dem Cannabigerol (CBG) ähnelt. CBG ist ein bisher noch weniger beachtetes Cannabinoid, dem aber zunehmend Bedeutung in der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Leiden zukommt. Auch zum Einsatz gegen Entzündungen kann CBG, und auch das Cannabimimetikum aus der Helichrysum, verwendet werden.
Lebermoos – Radula Marginata
Radula Marginata, oder zu Deutsch Lebermoos, heißt eine medizinisch interessante Pflanze aus Neuseeland. Sie produziert Perrotetinsäure. Diese ist in ihren Wirkungen THC sehr ähnlich, bis auf die psychoaktive Komponente, die bei THC vorhanden ist, bei Perrotetinsäure nicht. Bronchitis, sowie Erkrankungen der Blase und der Gallenblase sind das Haupteinsatzgebiet für die Wirkstoffe der Radula.
Kakao – Theobroma Cacao
Kakao (Theobroma Cacao) und Schokolade steht auch bei uns im Ruf, die Stimmung zu heben. Gern wird Schokolade auch als Nervennahrung bezeichnet. Das kommt nicht von ungefähr, denn sie enthält gleich mehrere chemische Verbindungen, die unsere Laune positiv beeinflussen und Glücksgefühle erzeugen können, Theobromin, Tryptophan, Phenylethylamin und Anandamid, welches unser Körper auch selbst produziert.
Schwarzer Trüffel – Truber Melanosporum
Wie auch die Schokolade enthalten auch schwarze Trüffel (Tuber Melanosporum) Anandamid. Dieses bindet an CB1 Rezeptoren und hebt die Stimmung bzw. erzeugt eben Glücksgefühle. Die Pilze gehören zu den ältesten Pflanzen, die Anandamid erzeugen, sie existieren bereits seit über 150 Millionen Jahren auf dem Planeten, während Cannabis maximal 110 Millionen Jahre existiert.
Chinesischer Rhododendron – Rhododendron Anthopogonoides
Der chinesische Rhododendron (Rhododendron Anthopogonoides) ist eine wirklich effektive Heilpflanze. Sie enthält Flavinoide, Triterpene, Tannine und Folsäure. Laut einer Studie der Nihon Universität in Japan wirkt die Folsäure im chinesischen Rhododendron fast identisch wie Cannabinoide. Auszüge aus der Pflanze können viele Erreger bekämpfen und abtöten, darunter Staphylokokken oder auch Krebszellen.
Kava
Kava (Piper Methysticum) ist auf den pazifischen Inseln heimisch und wird auch Rauschpfeffer genannt. Als Tee gewinnt die Pflanze zunehmend an Bekanntheit und Bedeutung. Kava enthält viele Verbindungen, sogenannte Kavalactone. Eine davon, Yangonin, interagiert direkt mit dem CB1 Rezeptor. Damit kann der aus Kava zubereitete Tee verwendet werden, um Angstzustände und chronische Schmerzen zu lindern. Kava ist in Deutschland und vielen weiteren EU-Ländern illegal.