Die Rinde des Tropenbaums Pausinystalia yohimbe wird in Afrika schon lange als ausgezeichnetes Aphrodisiakum geschätzt, genau wie als schamanische Einweihungsdroge für Fetisch- und Ahnenkulte. Doch nicht nur in Afrika, sondern auch in der westlichen Schulmedizin ist der zentrale Wirkstoff dieses Rötegewächses, nämlich das Indolalkaloid Yohimbin, eine wichtige Ingredienz potenz- und luststeigernder Arzneimittel.
Von einigen Personen wird die wirkstoffhaltige Rinde des Yohimbebaums deshalb auch als pflanzliches Viagra® angepriesen.
Warnung
Aber Vorsicht: Eine Überdosierung mit Yohimbin, die bei Männern beispielsweise in einer schmerzhaften Dauererektion münden kann, ist definitiv keine erstrebenswerte Erfahrung und sollte daher unbedingt vermieden werden.
Botanische Synonyme
Corynanthe johimbe, Pausinystalia yohimba
Volkstümliche Namen
Johimbe, Liebesbaum, Lustholz, Potenzbaum, Potenzrinde, Yohimba, Yohambine (arab.), Yohimbe tree (engl.), Yohimbéhé (franz.)
Aussehen
Der Yohimbebaum, der leicht mit anderen Arten der Gattung Pausinystalia verwechselt werden kann, ist ein immergrüner, meist mit Flechten bewachsener Baum mit einer hellen, rötlich-graubraunen und rissigen Rinde. In freier Natur erreicht der Baum eine Wuchshöhe von bis zu dreißig Metern. Die Blätter sind eiförmig, spitz zulaufend und im Durchschnitt 10 cm lang. Das geflügelte Saatgut entwickelt sich aus den in Büscheln wachsenden Blütenständen.
Vorkommen
Heimisch ist der Yohimbebaum in den tropischen Wäldern von Gabun, Kamerun, Kongo und Nigeria.
Inhaltsstoffe
Die Rinde älterer Bäume enthält als Hauptinhaltstoff das Indolalkaloid Yohimbin (= Aphrodin, Corynin, Hydroergotocin, Quebrachin) sowie α-und β-Yohimbin, Ajmalicin, Corynanthin, Corynanthein, Pseudoyohimbin, Yohimbinin, Gerbsäure sowie eine ganze Reihe weiterer Stoffe.
Gelingt die Anzucht im eigenen Garten?
Die Anzucht des Yohimbebaums ist in europäischen Gefilden ein schwieriges Unterfangen. Ethnobotanisch interessierte Personen, denen einen warmes Gewächshaus mit einer hohen Luftfeuchtigkeit oder zumindest ein sonnendurchflutetes Zimmer zur Verfügung steht, können eine Anzucht aber durchaus wagen. Die Vermehrung geschieht über Samen sowie über Stecklinge. Die Samen sind allerdings nur schwer zur Keimung zu bringen.
Es gilt: Je frischer die Samen, desto höher die Keimfähigkeit. Leichter gelingt die Anzucht über Stecklinge, doch sind diese nur sehr schwierig aufzutreiben, es sei denn, man kennt eine Person, die bereits eine Pflanze erfolgreich am Kultivieren ist. Die Idealtemperatur beläuft sich auf 20 bis 30 °C. Frost verträgt die Pflanze überhaupt nicht genau wie Trockenheit. Die Erde muss deshalb immer ein bisschen angefeuchtet sein. Ansonsten hat der Yohimbebaum einen sehr hohen Nährstoffbedarf, weshalb eine regelmäßige (biologische) Düngung der Pflanze nicht vorenthalten werden sollte.[
Da die Rinde (Cortex yohimbe) aber auch freiverkäuflich zu erhalten ist, beispielsweise über den gut sortierten ethnobotanischen Kräuterhandel oder die Apotheke, muss der Baum nicht zwingend selbst gezogen werden, um die Rinde nutzen zu können. Potenzsteigernde Arzneimittel auf Yohimbebasis unterliegen im Gegensatz zur Rinde allerdings der Rezeptpflicht.
Yohimbe als Ritualdroge
In Westafrika wurde Yohimbe in der Zubereitung eines Trankes zur Einweihung in Fetish- oder Ahnenkulte eingenommen. Möglich jedoch nicht eindeutig belegt ist, dass die afrikanische Ethnie der Fang zu rituellen Anlässen Yohimbe außerdem in Kombination mit Iboga verwendet hat. In Europa sowie in Nordamerika wird die Pflanze aufgrund der aphrodisierenden Wirkung gerne in erotischen, sexualmagischen Ritualen eingesetzt. Rituale, die sich beispielsweise am indischen Tantra sowie an okkulten Techniken orientieren.
Yohimbe in der Medizin
In der westafrikanischen Volksmedizin wird Yohimbe-Rinde bei Impotenz sowie sexueller Schwäche und Unlust empfohlen. Auch in der westlichen Schulmedizin ist die Rinde ein anerkanntes pflanzliches Aphrodisiakum. Der Wirkstoff Yohimbin ist in zahlreichen potenzsteigernden medizinischen Fertigpräparaten enthalten, aber auch in solchen, die im Sexshop zu erhalten sind. Doch nicht bloß human-, sondern auch veterinärmedizinisch wird Yohimbe zur Potenzsteigerung eingesetzt. Daneben kennt die westliche Medizin Yohimbe als betäubendes Lokalanästhetikum. Einige Personen verwenden Yohimbe auch in Selbstmedikation zwecks Gewichtsverlusts als sogenannten „Fat Burner“, was jedoch sehr umstritten ist und daher unbedingt mit dem Arzt des Vertrauens abgesprochen werden sollte.
Wirkung
Yohimbin blockiert die selektiven a2-Adrenorezeptoren, was zu einer Hemmung des Sympathikus sowie zu einer Blutdrucksenkung und Gefäßerweiterung führt, vor allem in den Gefäßen der Sexualorgane.
Daneben kommt es zu einer verstärkten Freisetzung der endogenen Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin.
Die Effekte beginnen nach ungefähr 30 Minuten. Es kommt zu angenehmen Gefühlen im Bereich der Wirbelsäure sowie des Beckens, was gleichermaßen für Männer als auch für Frauen gilt. Daneben verspürt der Konsument eine recht starke Stimulation und meistens kommt es zur sexuellen Erregung. Manchmal wird auch der ganze Körper extrem sensibilisiert, sodass zärtliche Berührungen im akuten Rauschzustand sehr aufregend sein können. Es ist dann so, als wäre der ganze Körper eine erogene Zone. Daher empfiehlt es sich, die Rinde besser nicht alleine einzunehmen, sondern gemeinsam mit seinem Partner bzw. seiner Partnerin.
Zu beachten ist jedoch, dass Yohimbin nicht als Empathogen oder Entaktogen wirkt, weshalb die sexuellen Aktivitäten unter Umständen sehr „animalisch“ verlaufen. Oder anders formuliert: Der Geist des Yohimbe steht nicht auf Kuschelsex.
Abhängig der Dosis induziert Yohimbin außerdem eine leichte Wahrnehmungsveränderung sowie ein leichtes Gefühl im Kopf. Manche Konsumenten sprechen auch von einem „High“ und beschreiben gewisse Ähnlichkeiten zu einem milden LSD-Rausch, jedoch weniger emotional, sondern eher körperliche Phänomene betreffend. Insgesamt hält dieser Zustand ungefähr zwei Stunden an.
Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen sind eine Erhöhung der Speichel- und Schweißproduktion, Magenverstimmungen und Herzrasen. Im Fall des Yohimbe muss unbedingt darauf geachtet werden, dass es zu keinen Überdosierungen kommt. Bei Männern münden diese nicht selten in einer unangenehmen und sehr schmerzhaften Dauererektion.
Herzrhythmusstörungen, Atemnot, Zitteranfälle und Lähmungen sind weitere Symptome eine Überdosierung, die im schlimmsten Falle auch zu ernsthaften, zum Tode führenden Komplikationen führen kann.
Wirkdosis
Die aphrodisierende und potenzsteigernde Dosis liegt bei 5 bis 10 mg Yohimbin. Höhere Dosierungen zwischen 15 und 25 mg induzieren zusätzlich psychoaktive Effekte. Bei der Verarbeitung von Rindenpulver kann sich an einer Dosierung von ein bis drei Teelöffeln orientiert werden.
Kontraindikationen
Kinder, schwangere oder stillende Frauen sowie Personen mit Diabetes, Schizophrenie, Posttraumatischer Belastungsstörung, Depressionen, Ängsten, Herz-, Leber oder Nierenerkrankungen, Prostataproblemen oder Blutdruckstörungen sollten von dem Gebrauch absehen.
Aufgrund von potenziell gefährlichen Wechselwirkungen sollte Yohimbin nicht mit Insulin, Mao-Hemmern, Antidepressiva, Stimulanzien oder Arzneimitteln gegen niedrigen Blutdruck eingenommen werden.
Ist Yohimbin ein MAO-Hemmer?
Häufig wird Yohimbin zu den MAO-Hemmern gezählt, was aktuellen Erkenntnissen entsprechend aber revidiert werden muss. Wahrscheinlich ist es so, dass die Reinsubstanz Yohimbin HCL nicht als MAO-Hemmer wirkt, die Pflanze aber schon.
Entsprechende Diätvorschriften sollten daher sicherheitshalber eingehalten werden, was bedeutet, dass vor und nach der Einnahme keine Tryptophan- und Tyramin haltigen Lebensmittel eingenommen werden sollten.
Wie wird die Yohimbe-Rinde zubereitet?
Teeaufguss
Für zwei Personen nimmt man 4 bis 8 Teelöffel des zermahlenen Rindenpulvers und kocht dieses 15 Minuten lang in einem halben Liter Wasser. Danach abfiltern und etwas abkühlen lassen. Optional kann dem Tee 1 Gramm Vitamin C (Ascorbinsäure) oder Zitronensaft hinzugefügt werden, wodurch sich Geschmack und Wirkung positiv verändern. Zum Süßen eignet sich Honig, Agaven- oder Apfeldicksaft.
Räucherwerk
Die getrocknete und zu Pulver gemahlene Rinde eignet sich hervorragend als aphrodisierende Zutat für die psychoaktivierende Liebesräucherung, etwa in Kombination mit der Alraunwurzel, Copal, Cannabisblüten oder -harz, Damiana und/oder Styrax.
Seltener wird die pulverisierte Rinde geschnupft, geraucht, in Kapselform eingenommen, als alkoholische Tinktur getrunken oder einfach mit Wasser runtergespült.
Literatur
Christian Rätsch (1998): Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT Verlag.