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Für die einen sind nikotinfreie Kräuterzigaretten und Kräutertabake effektvolle Hilfsmittel, die den Prozess der Nikotinentwöhnung erleichtern können, während sie von einigen nikotinfrei lebenden Hänflingen vor allem als Tabaksubstitute für die Gras- oder Haschischmischung gebraucht werden. Hierzu werden bevorzugt die im Internet- sowie in Headshops erhältlichen nikotinfreien Rauchmischungen verwendet, etwa Knaster®, greengo® oder die NTB-Kräuteretten®.
Viele Konsumenten stellen sich darüber hinaus ihre persönliche Rauchmischung auch selbst her, was nicht sonderlich schwierig ist, bedenkt man, dass eine Vielzahl der zu diesem Zwecke infrage kommenden Pflanzen entweder direkt vor der eigenen Haustüre wächst oder, sofern das nicht der Fall sein sollte, diese ganz einfach über die Apotheke oder den ethnobotanischen Fachhandel bezogen werden können.
Nun eine Auswahl an diversen Pflanzenspezies, die, entsprechend zubereitet, seit langer Zeit als Rauchkräuter von ethnobotanischer Relevanz sind. Die ersten vier der Auswahl, nämlich Haselnuss, Papaya, Eukalyptus sowie Minze, sind sowohl in den NTB-Kräuteretten® als auch im greengo® Tabak enthalten. Die im Anschluss vorgestellten Pflanzenarten, also Rotklee, Damiana, Helmkraut, Holunder und Löwenzahn gehören zu den zentralen Ingredienzien einiger Knaster®-Sorten.
Haselnussstrauch (Corylus avellana)
Der Haselnussstrauch, auch als gemeine Hasel bekannt, ist eine in heimischen Laubwäldern gedeihende Strauchart aus der botanischen Pflanzenfamilie der Birkengewächse (Betulaceae). Als wirkstoffhaltige Droge, die zum einen als traditionelles Heilmittel und zum anderen als Ingredienz von Rauchmischungen Verwendung finden, dienen die getrockneten Blätter. In den Kräuteretten beispielsweise beläuft sich ihr Anteil auf 67 %. Inhaltsstoffe, die in den getrockneten Laubblättern nachgewiesen wurden, sind die antioxidativ wirkende Chlorogensäure, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide, Taraxasterol und β-Sitosterol. Volksmedizinisch werden Haselnussblätter unter anderem zur Behandlung von Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden verwendet.
Papaya (Carica papaya)
Der Papaya- bzw. Melonenbaum ist primär als Lieferant der Papaya-Früchte berühmt. Weniger bekannt ist die traditionelle Nutzung der Blätter, die, genau wie die Samen, von einer Vielzahl indigener Kulturen medizinisch verwendet werden. Beispielsweise zur Behandlung von Gewebeschäden, Infektionen, Krebs oder Verdauungsstörungen. In der nigerianischen Volksmedizin kennt man des Weiteren das therapeutische Rauchen der Papayablätter bei Asthma und anderen bronchialen Erkrankungen. Zudem wird den gerauchten Papayablättern, zu deren Inhaltsstoffen unter anderem das Polyketid-Alkaloid Carpain, das Senfölglykosid Glucotropaeolin, das Verdauungsenzym Papain sowie Saponine gehören, eine leicht muskelrelaxierende Wirkung zugesprochen. Werden sie geraucht oder geräuchert, verströmen sie ein fruchtiges Aroma.
Eukalyptus (Eucalyptus spp.)
Die Arten der Gattung Eukalyptus gehören zu den traditionellen Heilbäumen der australischen Aborigines und sind die Lieblingsgewächse der Koalas. Neben dem aus Eukalyptus gewonnenen Öl sind es primär die getrockneten Blätter älterer Bäume, die von medizinischem Nutzen sind, primär im Kontext von Asthma und Erkältungskrankheiten, wie Halsschmerzen, Heiserkeit und Husten. Sie wirken nämlich schleimlösend und auswurffördernd. Eukalyptusblätter enthalten bis zu 3 % ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil 1,8-Cineol (Eucalyptol). Des Weiteren wurden Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpene sowie die Phlogroglucin-Derivate Euglobale und Eucalyptin identifiziert.
Minze (Menta spp.)
„Als Jugendlicher mochte ich keinen Tabak. Darum habe ich mir die Pfeife mit einer Mischung aus zerbröseltem Haschisch und zerriebenen Pfefferminzblättern gestopft. Das schmeckte nicht nur gut, sondern wirkte in mir auch gut“.
Christian Rätsch
Minzarten sind reich an ätherischem Öl, welches neben Menthol, auch Menthon, Menthylacetat, Menthofuran sowie ein wenig Jasmon beinhaltet. Lamiaceen-Gerbstoffe sowie Flavonoide sind weitere Inhaltsstoffe der getrockneten Minzblätter, die sowohl volks- als auch schulmedizinisch eingesetzt werden, beispielsweise zur Behandlung von krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden oder von Erkältungskrankheiten. Dass es sich bei der Minze außerdem um ein altes Rauchkraut handelt, das in vielen traditionellen Rauchmischungen enthalten ist, ist nichts Neues, genau wie Zigaretten, die mit Minz- und Mentholaroma versetzt werden.
Amerikanischer Rotklee (Trifolium pratense var. expansum)
Der amerikanische Rotklee ist ein naher Verwandter des hierzulande vorkommenden Wiesen-Klees (Trifolium pratense), der über folgende Inhaltsstoffe verfügt: Ätherisches Öl mit Methylsalicylat (Wintergrünöl), Methylanthranilat und Eugenol als Hauptbestandteile sowie Thiocyanate, Glykoside und Isoflavonoide.
Damiana (Turnera diffusa)
Damiana ist eine alte Ritualpflanze, die vermutlich schon zu prähistorischen Zeiten von den Mayas genutzt wurde. Und zwar zum einen als mild psychoaktive Ritualpflanze und zum anderen als wertvolles Heilmittel. So kennt die indianische Ethnomedizin Damiana beispielsweise als wirkungsvolles Asthmamittel, als stimulierendes und euphorisierendes Tonikum sowie als libidosteigerndes Aphrodisiakum. Teeaufgüsse aus dem getrockneten Kraut und den Blättern, die in traditionellen Kontexten auch geraucht oder geräuchert werden, wirken zudem diuretisch, also wassertreibend. Inhaltsstoffe, die in Turnera diffusa nachgewiesen wurden, sind Bitter- und Gerbstoffe, Arbutin, Harz, Tannin sowie ein ätherisches Öl, das über zwanzig verschiedene Substanzen beinhaltet, unter anderem 1,8-Cineol (Eucalyptol), α-Pinen, β-Pinen und para-Cymol. Viele Hänflinge, die ihr Gras mit Damianablättern mischen, berichten über die Wechselwirkung sehr positiv. Damiana unterstützt respektive potenziert die Cannabiswirkung und wirkt ihr nicht so, wie es beim Tabak der Fall ist, konträr entgegen.
Helmkraut (Scutellaria lateriflora)
Diese Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) hat seine botanische Heimat in Nordamerika. Das inzwischen weltweit kultivierte Helmkraut, das im Englischen auch Scullcap („Schädelkappe“) oder Mad Dog Weed heißt, wird auch heute noch von diversen Indianerstämmen als wichtige Pflanzenmedizin geschätzt. Vor allem als Beruhigungsmittel mit entkrampfendem Wirkspektrum. In vielen Fällen wird nach dem Konsum ein mildes „High“ beschrieben, weshalb die Pflanze in einigen Ländern auch als beliebter Marihuanaersatz bekannt ist. Helmkraut enthält ätherisches Öl, Harz, Flavonoide (Wogonin u. a.), Gerbstoffe sowie das Glykosid Scutellarin, welches letztlich auch die psychoaktive Wirkung induziert. Die Wirkungsdosis liegt bei ein bis zwei Gramm des getrockneten und gerauchten Blatt- oder Krautmaterials. Der in den Knaster®-Tabaken vorliegende Helmkraut-Anteil ist jedoch so gering kalkuliert, dass dieser keine psychoaktive Wirkung hervorrufen wird.
Holunder (Sambucus spp.)
Die Blätter von Arten der Gattung Holunder sind ebenfalls weltweit als Tabakersatz bekannt. Die in Mitteleuropa am stärksten verbreitete Holunderart ist der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), der als Ruderalpflanze nahezu überall wächst und sehr leicht zu finden ist. Ethnobotanisch betrachtet sind alle Pflanzenteile des Holunders von bedeutsamer Relevanz. Vor allem sind es jedoch die wirkstoffreichen Blüten, die aufgrund ihrer schweißtreibenden Wirkung noch heute zur Behandlung fieberhafter Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. In Rauchmischungen finden jedoch ausschließlich die Blätter Verwendung. Diese enthalten unter anderem ätherisches Öl, Flavonoide, Gerbstoffe sowie das Blausäureglykosid Sambunigrin.
Löwenzahn (Taraxacum spp.)
Auch der weitläufig bekannte Löwenzahn, der wohl keiner größeren Vorstellung bedarf, ist in einigen Rauchmischungen zu finden. Genutzt werden dafür die leuchtend gelben Blütenköpfe, die über Bitterstoffe (Taraxinsäureglykosid u. a.), Triterpene (Taraxasterol u. a.), Caritonoide, Flavonoide, Mineralstoffe und einen hohen Anteil an Kaliumsalzen verfügen. Volks heilkundliche Anwendung erfährt der Löwenzahn zum Beispiel bei Entzündungen, Rheuma oder Verdauungsstörungen.
Weitere nikotinfreie Rauchkräuter
Es gibt eine Vielzahl weiterer Pflanzen, die zwar in den erwähnten nikotinfreien Ersatzprodukten keine Verwendung finden, aber in der Ethnobotanik schon lange als traditionelle Rauchkräuter bekannt sind. Auch sie können für die Herstellung einer selbst gemachten und kostengünstigen Rauchmischung wunderbar herangezogen werden: Beifuß (Artemisia vulgaris), Betonienkraut (Betonica officinalis), Birkenblätter (Betula spp.), Brennnesselblätter (Urtica spp.), Blüten der männlichen Hanfpflanze (Cannabis spp.), Huflattichblätter (Tussilago farfara), Hopfenblüten (Humulus lupulus), Frauenmantelkraut (Alchemilla spp.), kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Lavendelblüten (Lavandula angustifolia), Rosenblätter (Rosa spp.), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Thymiankraut (Thymus spp.), Waldmeisterkraut (Galium odoratum) sowie Weinrebenblätter (Vitis vinifera).
Fazit
Wenn jemand durch und durch gewillt ist, den Nikotingenuss bleibenzulassen, dann schafft er es auch, ohne dabei irgendwelche nikotinfreien Pflanzensubstitute einzusetzen. Dennoch beschreiben einige Ex-Raucher, dass ihnen die nikotinfreien Rauchmischungen anfänglich sehr geholfen haben, bestimmte Situationen psychisch erträglicher zu machen. Vor allem jene Situationen, die normalerweise mit dem ritualisierten Zigarettenkonsum einhergingen, zum Beispiel nach einer eingenommenen Mahlzeit.
Personen jedoch, die den Tabakgenuss strikt ablehnen, aber auf den Cannabisrausch nicht verzichten wollen, können mit den vorgestellten Tabaksubstituten gute Ergebnisse erzielen. Und bestimmte Pflanzen, wie Damiana, gehen wirkungsspezifisch mit Cannabis sogar eine synergistische psychoaktive Verbindung ein. Einige Personen beschreiben auch, dass das kleine Habichtskraut in Kombination mit Cannabis bei ihnen synergistische Effekte hervorruft, allerdings trifft das nicht auf jede Person zu.
Wird Cannabis mit einer nikotinfreien Rauchmischung geraucht, deren Ingredienzien an sich über keine nennenswerte Psychoaktivität verfügen, wirkt es gemäß Erfahrungsberichten vergleichsweise so, als würde man Gras pur rauchen.
Wer jedoch glaubt, dass das Rauchen der nikotinfreien Kräuter gesund sei, liegt falsch. Denn inhalierter Rauch, egal von welcher Herkunft, enthält immer Verbrennungsstoffe, die potenziell gesundheitsschädlich sind. Etwa Substanzen wie Benzol, Phenole und Schwermetalle, die auch beim Zigarettenrauch entstehen und zu erheblichen Schäden führen können, etwa zu Bronchitis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder gar Krebs.
Demnach ist es also so, dass auch das Rauchen der pflanzlichen und nikotinfreien Tabaksubstitute einige Nachteile birgt, aber auch, und diese sind nicht zu verachten, zahlreiche Vorteile. Zum Beispiel enthalten sie weder suchterzeugendes Nikotin noch irgendwelche fragwürdigen Zusatzstoffe. Zudem sind sie, sofern sie direkt von Mutter Natur bezogen werden, sehr preiswert. Dunkle Geschäfte mächtiger Industrien werden auch nicht unterstützt, und Steuern kennt die selbst gemachte Rauchmischung aus der Natur auch keine.
Aber auch nur die Selbstgemachte, denn Kräuteretten® beispielsweise unterliegen in Deutschland, obwohl sie keinen Tabak enthalten, interessanterweise der Tabaksteuer.