Bei essbarem Cannabis gibt es viel mehr Auswahl als nur Kekse. Im Prinzip kann man den lieben Hanf komplett in den Speiseplan integrieren. Die bekannteste Zubereitung ist die grüne Butter: Ein ordentliches Stück davon im Tiefkühlfach ist immer eine schöne Basis für allerlei Naschwerk. Aber manchmal gibt es Gerichte, wo Butter einfach nicht passt. Der gute Cannabis-Koch sollte immer ein paar Alternativen im Gewürzschränkchen stehen haben. Vor allem, wenn man sie ganz einfach selbst herstellen kann.
Öl & Alkoholauszug
Grundlage für alle Speisen sollte immer sorgsam decarboxyliertes Hanfkraut sein. Solches habe ich glücklicherweise immer zur Verfügung, da ich nur noch im Handvaporizer inhaliere. Davon reicht mir dann immer eine Ladung bei niedriger Temperatur, dann ist aber noch einiges an Wirkstoff in den Resten. Gegessen sind 0,2 Gramm der abgedampften Kräuter immer noch genug für einen mehrstündigen Rausch. Nun ist das Kraut pur aber recht ruppig in der Wirkung. Meine Lieblingszubereitungen sind die Alkoholtinktur und Rick-Simpson-Öl.
Cannabis-Schnaps: Mazeration
Für Alkoholtinktur verwende ich möglichst hochprozentigen Schnaps, am besten mit mehr als 40 % Alkohol. Die Sorte ist Geschmackssache, neutrale Spirituosen werden den Geschmack der Kräuter annehmen, ich bevorzuge Rum und werde demnächst mal Tequila ansetzen. Letztlich ist das aber nicht relevant, wenn die Tinktur ausreichend stark ist, reicht ein Teelöffel für die gewünschte Wirkung.
Die Zubereitung ist denkbar einfach, Kräuter und Schnaps kommen zusammen in ein Fläschchen und dieses zieht dann eine gute Woche lang im Tiefkühlschrank. Man sollte den Aufguss dabei gern dreimal täglich ordentlich durchschütteln. Wenn der Alkoholgehalt über 40 % lag, ist die Tinktur nach sieben Tagen fertig, bei schwächeren Likören sollte es länger ziehen. Anschließend kann die Flüssigkeit über einen Kaffeefilter abgegossen und kühl und dunkel gelagert werden. Die Kräuter sind dann weitgehend ausgelöst und können entsorgt werden.
Für diese Mazeration – so nennt man das kalte Auslösen des Wirkstoffs – gibt es natürlich unterschiedlichste Rezepte und Dosierungen. Man kann auch Schnittreste in einer Flasche Schnaps für ein Jahr in einer dunklen Kammer vergessen. Ich bevorzuge die Methode in der Tiefkühltruhe, mit wenig Schnaps und einer definierten Menge Kräuter. Kleine Probefläschchen mit 20 bis 40 Milliliter sind gerade genug, dass sie zwei bis drei Gramm Pflanzenmaterial großzügig bedecken. Wenn die Stärke der Kräuter bekannt ist, also ich in meinem Fall aus zwei Gramm acht bis zehn Essportionen gewinnen kann, übertrage ich das Verhältnis einfach auf die Tinktur. Diese kann pur genossen oder über beliebige Speisen und Getränke gegossen werden. Pur auf leeren Magen setzt die Wirkung sehr schnell ein und hält dann aber gewohnt lang und sehr gleichmäßig.
Extrakt mit Isopropanol – „Rick-Simpson-Öl“
Gerade für kleine Mengen Kräuter eignet sich auch die Extraktion mit Isopropanol ganz hervorragend. Isopropanol ist ein sehr starkes Lösungsmittel, in der Apotheke oder im gut sortierten Headshop erhältlich und relativ sicher in der Handhabung, wenn man sich der Risiken bewusst ist. Der bekannteste Verwender ist wohl Rick Simpson, der zahlreiche Videos von der Herstellung seiner Medizin veröffentlicht hat.
Es muss nun erwähnt sein, dass hochprozentiges Isopropanol – oder Isopropyl-Alkohol – betäubende und explosive Dämpfe erzeugt. Da bei der Herstellung von Extrakten das Lösungsmittel vollständig eingedampft wird, sollte man in jedem Fall im Freien arbeiten und jegliche Zündquellen fernhalten.
Das Verfahren ist noch einfacher und vor allem wesentlich schneller als die Herstellung der Alkoholtinktur. Grob zerkleinerte, decarboxylierte Kräuter und Isopropanol, beides tiefgekühlt, werden kurz verrührt und dann abgefiltert. Wieder braucht man nur so viel Lösungsmittel, dass alle Kräuter im Gefäß bedeckt sind. Über die Dauer des Lösevorgangs gibt es verschiedene Angaben, manche sagen, 30 Sekunden reichen, andere wollen in mehreren Minuten auch noch die letzten Reste an Wirkstoff auslösen. Ich erziele nach zwei Minuten befriedigende Ergebnisse. Beim Abfiltern wringe ich den Filter noch einmal ordentlich aus, es entsteht eine trübe Lösung, die dann eingedampft werden kann.
Bei größeren Mengen im Literbereich wird die Lösung zum Eindampfen erhitzt. Das geht auf einer Herdplatte im Wasserbad, Rick Simpson verwendet einen Reiskocher. Das beschleunigt das Verfahren, Isopropanol siedet bei 80° C. Es entsteht dabei natürlich viel gefährlicher Dampf. Für den „Hausgebrauch“ bevorzuge ich eine sanftere Methode. Meine Kleinstmengen Lösung kommen in ein möglichst flaches Gefäß, dieses wiederum in eine größere Schüssel mit heißem Wasser auf den Balkon. Regelmäßig wird aus dem Kocher das Wasserbad erneuert. 20 ml Isopropanol verdampfen in kaum einer Stunde, in der Zeit habe ich viermal heißes Wasser nachgegossen.
Anschließend sollte man den Extrakt gründlich reinigen. Hier ist man auf dem Herd wieder auf der sicheren Seite, das Ölgefäß sollte in kochendem Wasserbad so lange behandelt werden, bis es keine Blasen mehr wirft und dann mehrere Stunden lang trocknen, um auch die letzte Reste Isopropanol zu entfernen. Wenn ein hohes Gefäß, etwa ein kleines Einmachglas, verwendet wurde, kann das Wasserbad sprudelnd kochen, ohne dass Wasser ins Öl spritzt. Bei flachen Tellern geht das nicht, da muss man länger trocknen. Die letzte Schwierigkeit ist dann nur noch, das äußerst zähe Öl aus dem Gefäß zu kratzen, ein kleiner Metallspatel und etwas Geduld sind hier angebracht. Wenn in einem Gefäß mit flachem Boden gearbeitet wurde, geht auch eine Rasierklinge.
Das grünbraune Haschöl kann man nun pur essen, in leicht erwärmtem Olivenöl auflösen oder auch im Vaporizer inhalieren. Das einzige Problem ist die Dosierung. Man sollte abschätzen, wie stark das verwendeten Rohmaterial war und danach das Öl einteilen. Das klappt aber in der Regel nicht so gut, denn das Konzentrat ist wirklich sehr stark. Das macht aber nichts, denn das Öl verursacht einen auffallend klaren, medizinischen Rausch mit sehr stabiler Stimmung. Ein unangenehmer Trip ist eher nicht zu befürchten, man sollte nur einplanen, dass es ein wenig länger dauern kann.
Fotos: © Thomas Becker