Karl Huber hat mit 30 Jahren den holperigen Absprung vom Alkohol nur durch Marihuana geschafft. Er hat über 30 stationäre Entgiftungen durch und zwei Langzeittherapien hinter sich. Seinen Schilderungen ist zu entnehmen, dass er kein außergewöhnlicher, sondern normaler Alkoholiker ist, wenn ihm Cannabis als Substitution hilft. Er sagt dazu, dass es vielleicht nicht jedem hilft. Aber wäre es nur einer von 20, dann wäre das doch bereits gut.
„Cannabis kann ich nicht verschreiben, Sie sind doch Suchtkrank“
Shorty ist mit seiner Geschichte so interessant, dass selbst Rosenheim24 vom 12. bis 16. September 2016 eine ganze Artikelserie über ihn verfasst hat, die sich mit Suchbegriffen auf der Website schnell finden lässt.
Shorty heißt im richtigen Leben Karl Huber, er ist inzwischen in der Altersgruppe von 50 Jahren und seit ca. zwei Jahren trocken dank legalem Marihuana aus der Apotheke. Er vernetzt sich mit anderen Erlaubnisinhabern für Apothekenmarihuana und hat die weite Reise aus Rosenheim bis nach Werl in NRW auf sich genommen, um das Hammf e. V. Sommerfest zu besuchen. Hier wurde die Gelegenheit genutzt, um ein Interview zu führen:
„Wenn du doch ein Suchtproblem hast und als Medizin oder Substitution beim Arzt Cannabis anfragst, dann wird der doch erwidern: Das darf ich Ihnen doch gar nicht geben, Sie haben doch ein Suchtproblem.“
Es ist eine kniffelige Frage, wie man als Alkoholiker, Opiatabhängiger oder Süchtiger den heutigen Medizinern begründen soll, dass man nur mit Cannabis als Substitution wieder ein normales Leben führen kann und man doch den Weg des geringeren Übels geht. Wie Shorty das geschafft hat, wie es vorher und wie es jetzt ist, das erklärt er im Video Interview.
Was ist denn eine „Sucht“?
Viele verwechseln Sucht mit körperlichem Entzug. Dieser körperliche Entzug kann mit Medikamenten für den Übergang abgefedert werden und ist nach einigen Wochen oder Monaten überstanden. Er ist in der heutigen Zeit nur ein kleines Problem. Fakt ist jedoch, dass Sucht eine Kopfsache ist. Solange man wie ferngesteuert wieder zurück zur „Substanz“ läuft, weil man in diesen Momenten nicht mehr anders kann, ist eben diese Kopfsucht das Problem.
Diese vielfach gepredigte abstinente Welt, in der ein trockener Alkoholiker oder Opiatsüchtiger nicht mehr Cannabis oder bestimmte Medikamente verwenden darf, ist für sehr viele Menschen nicht umsetzbar. Selbst wenn man sie einsperren würden, würden sie wie ein wildes Tier in ihrem Käfig unruhig auf und ab laufen und leiden, nicht für ein paar Wochen, sondern für den Rest ihres Lebens. Wenn diese „Abstinenzlerfantasien“ umsetzbar wären, würde es immerhin auch keine Exjunkies im Methadonprogramm geben, von denen viele bereits das rentenfähige Alter ansteuern.
Es gibt die substanz- und nicht substanzgebundene Sucht und vielen dieser Süchtigen kann Cannabis als Substitution helfen. Probiert man es aus und es hilft doch nicht, wäre der Schaden jedoch kaum größer, als hätte man es nicht wenigstens probiert.
Ist Cannabis als Substitution die Zukunft?
Wenn einem das Haus abbrennt, pennt man auch nicht draußen bei Wind und Wetter, sondern geht in das Gartenhaus. Wenn man zuckerkrank und fettsüchtig ist, hört man nicht mit dem Essen und Trinken auf. Der Mensch hat einfach Bedürfnisse und bei vielen spielt das Suchtverlangen leider eine übergeordnete Rolle, die sich nicht ausblenden lässt. Man kann jedoch den Weg des geringeren Übels wählen, wenn man eben in der Gartenhütte schläft, gesünder isst oder anstelle vom Alkohol oder den Opiaten den Cannabis wählt.
Wenn man nicht ohne kann, dann wäre Cannabis als Substitution für die allermeisten Personen mit massivem Suchtproblem erheblich besser, gesünder und ungefährlicher, als wenn sie einen Rückfall nach dem anderen bauen. Dieser Drang zurück in die eigene Problemsucht wird durch eine passend gewählte Substitution „betäubt“ und man kann in den kritischen Situationen stark sein. Denn jeder Süchtige kommt ständig in diese kritischen Situationen und es sind häufig nur wenige Augenblicke, die für den Rückfall genügen. Wenn man jedoch diesen Drang mit Cannabis als Substitution ausstellen kann, kann man auch stabil von der problematischen Substanz oder Handlung Abstand nehmen. Das wird nicht bei jeder Person oder Sucht klappen. Aber wenn es nur bei einem von 20 gelingt, dann wäre das doch schon einmal gut. Es wird vermutlich auch bei einem von Fünfen helfen.
Cannabis als Substitution kann zur offiziell anerkannten Ausstiegsdroge werden, mit der viele Menschen aus ihrem Elend heraus geholt werden können. Das geht jedoch nicht, wenn diese auf dem Schwarzmarkt kaufen und dafür vor dem Richter landen. Das endet wie bei Shorty fast immer mit einem schweren Rückfall, da dieser Repressionsdruck die Betroffenen instabil oder in Fachsprache „labil“ werden lässt.