Lange Zeit kursierte das bekannte Gerücht, das Cannabis als Einstiegsdroge beschrieb – zuerst der erste Zug am Joint, später dann das harte Zeug. Massenmedien sowie Politiker verteufelten Cannabis ständig als Auslöser oder Einstieg in ein Leben voller Drogenexzesse und Abstürze, doch dem wird jetzt faktisch ein Ende gesetzt. Amerikanische Wissenschaftler führten mehrere Untersuchungen durch und kamen zu einem Ergebnis, das dem gängigen Vorurteil trotzt und uns vor die erschreckende Realität stellt.
Laut Wissenschaftlern führt vorwiegend der frühe Konsum von Alkohol eher zum Griff nach härteren Drogen, so eine Studie aus den USA. Insgesamt wurden 120 Schulen untersucht und 14.500 Studenten befragt, nach welchen Substanzen sie schon gegriffen haben, die Ergebnisse sind so ernüchternd wie auch absehbar: Jugendliche im Alter von 17 Jahren konsumierten als allererstes Alkohol – und vor allem auch am allermeisten.
Eine andere Studie von dem Institut für Sozialforschung der University of Michigan, die den Konsum und Missbrauch von Alkohol, Tabak und anderen Substanzen untersuchte, bildete die Datengrundlage für die American School Health Association und ihre Resultate:
30 Prozent der Sechst- bis Zwölftklässler haben noch nie Alkohol probiert, während 54 Prozent angaben, noch nie Cannabis probiert zu haben.
Glaubt man den Schätzungen von weiteren Studien aus den Archiven der General Psychiatry, sind rund 59–71 Prozent der 17-Jährigen bereits mit Alkohol vertraut, 44 Prozent haben Cannabis probiert und 4–5 Prozent weisen sogar schon erste Erfahrungen mit Kokain auf. Alkoholkonsum steht bei diesen Jugendlichen noch vor Zigarettenkonsum.
Weiterhin kam bei den Ergebnissen heraus, dass Jugendliche, die früher zum Alkoholkonsum neigten, eher und auch schneller zu anderen Substanzen griffen, als jene, die erst später mit dem Alkoholkonsum begannen. Außerdem liege die Problematik des Suchtverhaltens bei den gesellschaftlich akzeptierten Drogen, die primär von Jugendlichen bereitwillig konsumiert werden, denn Menschen im jungen Alter weisen ein sechzehnfach erhöhtes Suchtpotenzial auf.
Viele Versuche der Gesellschaft und Politik, härter gegen Substanzabhängigkeit vorzugehen, werden auch weiterhin scheitern, wenn sich das Bewusstsein und die Einsicht, dass Alkohol die Einstiegsdroge Nummer Eins ist, nicht manifestiert. Bis dahin haben zahlreiche Jugendliche Zugriff zu legalen Drogen, deren Auswirkungen bewiesenermaßen den Weg zu anderen Substanzen ebnen und um einiges gefährlicher als Cannabiskonsum sein können.