Natürlich haben wir alle schon viele Geschichten gehört von üblen Methoden, mit denen Händler auf dem Schwarzmarkt den Profit an Cannabisprodukten steigern wollen. Ob sie alle wahr sind, ist schwer zu sagen. Aber leider muss man davon ausgehen, dass das Hinzufügen von Substanzen, die das Gewicht oder den optischen Anschein von Qualität maximieren sollen, reale und gängige Praxis ist.
Aber das ist nicht der einzige Grund, warum der Konsum von Cannabis in den vergangenen Jahren immer riskanter und gefährlicher geworden ist. Das gilt insbesondere dann, wenn es auf dem Schwarzmarkt erworben wurde. Marihuana ist nicht mehr das gleiche wie noch vor zehn oder zwanzig Jahren.
Cannabiszucht für den Schwarzmarkt orientiert sich an THC
Jeder Gärtner, der Nutzpflanzen züchtet, ist darauf aus, am Ende eine maximale und qualitativ optimale Ernte zu erhalten. Was dies abgesehen von der Menge im Einzelnen bedeutet, hängt von der Pflanze ab, die man anbaut. Chili-Gärtner möchten immer schärfere, optisch spektakuläre Früchte ernten, Lavendelzüchter möchten schöne Farben und einen starken Geruch. Natürlich will auch ein Cannabis-Grower ein optimales Produkt erhalten. Auf den legalen Märkten, zum Beispiel in den USA, zeigt sich dies in einer berauschenden Sortenvielfalt mit ganz unterschiedlichen Konzentrationen der verschiedenen Cannabinoide und Terpene.
Gerade bei THC und CBD werden durch gezielte Zucht auf den unterschiedlichen Bedarf der Kunden abgestimmte Werte-Verhältnisse geschaffen. Auf dem Schwarzmarkt ist das in der Regel anders. Die Konsumenten können sich nur höchst selten über die Sorte oder den Wirkstoffgehalt im Klaren sein. Der Anbau für den illegalen Handel ist bisher einzig auf den berauschenden Hauptwirkstoff THC ausgelegt, der CBD-Wert wird vernachlässigt, bleibt folglich gleich oder wird sogar noch reduziert.
Man bekommt heute mehr THC, aber weniger CBD für sein Geld
Obwohl die Preise für Marihuana und Haschisch in den letzten Jahren im Durchschnitt angestiegen sind, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis eigentlich besser. Zumindest ist das so, wenn man die Qualität allein am THC-Gehalt festmacht. Wenn man eine möglichst angenehme Wirkung erzielen möchte, stimmt die Aussage allerdings nicht ganz, denn der THC-Rausch kann in der Wahrnehmung zu heftig sein, wenn das Wirkstoff-Verhältnis im Cannabisprodukt ungünstig ist. Die Cannabinoide und Terpene beeinflussen ihre Wirkung gegenseitig. In vielen Fällen können einzelne Wirkstoffe für andere ein Katalysator oder ein Verstärker sein. Für THC ist CBD in manchen Belangen eine Art Gegenspieler.
Es fängt die psychoaktive Wirkung ab, ohne die medizinisch relevanten Wirkungen zu eliminieren. Das Verhältnis der Wirkstoffe zugunsten von THC zu verschieben, macht das Cannabis also psychoaktiver. Dies erhöht das Risiko für Angstzustände, Paranoia, Unwohlsein und Psychosen. Da man Cannabis aber lange Zeit nur anhand von THC-Werten beurteilt hat, haben die Züchter diesen bewusst maximiert. Neue Zuchtmethoden und Technologien halfen dabei. Sowohl bei Marihuana als auch bei Haschisch hat der Käufer heute mehr THC für sein Geld. Und das, obwohl er einen teureren Grammpreis bezahlt. Da die meisten Konsumenten die Dosis aber nicht dem Wirkstoffgehalt anpassen, was angesichts der Unkenntnis über diesen gar nicht möglich wäre, nimmt er immer mehr THC zu sich.
Aufgeklärter Umgang mit THC und CBD kann helfen
Eine Analyse der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat die Daten über Cannabisprodukte, die zwischen 2006 und 2016 in 20 Ländern Europas beschlagnahmt wurden, ausgewertet. Die Untersuchung ergab, dass sich der durchschnittliche THC-Gehalt von Cannabisprodukten in diesem Zeitraum verdoppelt hat. Der CBD-Gehalt in der Zeit aber gleich geblieben oder leicht gesunken ist. Bei Haschisch zum Beispiel soll der THC-Wert von 8 auf 17 Prozent gestiegen sein. Der Preis pro Gramm Cannabis ist zwar auch gestiegen, aber nicht im gleichen Maße wie die THC-Werte. Ein legaler Cannabis-Markt könnte hier Abhilfe schaffen.
Eine verbesserte Aufklärung und Transparenz über die Qualität von Cannabis und die Cannabinoid- und Terpen-Profile der angebotenen Sorten würde den Konsumenten das russische Roulette des Einkaufs auf dem Schwarzmarkt ersparen. Der Kunde kann sich so die für ihn wirklich optimale Wirkung aussuchen und unangenehme Nebenwirkungen vermeiden. Wenn die Konsumenten die Möglichkeit haben, THC und CBD für das eigene Empfinden optimal aufeinander abzustimmen, können sie Nebenwirkungen wie Paranoia oder Psychosen wesentlich besser vermeiden.