Der Verlust des Führerscheins bedeutet oftmals nicht nur den Verlust der Freiheit, sondern vor allem auch den Verlust der Existenz. Besonders, wer in der ländlichen Gegend wohnt, wird ohne Führerschein den Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz nicht mehr so einfach erreichen können. Hier sind Jobverlust und Existenzängste vorprogrammiert. Dass der Führerschein auch dann noch abgenommen wird, wenn man bereits tagelang stocknüchtern ist, dürfte den meisten bekannt sein.
Das liegt daran, dass THC-COOH, das Abbauprodukt von THC, tagelang oder sogar wochenlang nachweisbar ist, da es fettlöslich ist und sich im Körperfett anreichert. Dass es daneben noch weitere Faktoren gibt, die einen positiven Drogentest auf THC auslösen können, ist noch nicht hinlänglich bekannt. Der Gesetzgeber macht dabei keinen Unterschied, ob der positive Drogentest durch den tatsächlichen Konsum von illegalem Cannabis herbeigeführt wurde, oder der Test falsch positiv ist, durch ein legales Produkt. Ist ein Drogentest positiv, ist man selbst in der Beweispflicht, nichts Illegales gemacht zu haben, was aber in vielen Fällen sehr schwierig sein wird. Für jemanden, der auf seinen Führerschein angewiesen ist, kann es lebenswichtig sein, zu wissen, wodurch fälschlicherweise ein positiver Drogentest ausgelöst werden könnte.
Legale Hanfprodukte sind nicht THC-frei
Seit einigen Jahren gibt es legale Hanfprodukte, die deshalb legal sind, weil deren THC-Gehalt nur maximal 0,3 % beträgt und daher vom Betäubungsmittelgesetz ausgenommen sind. Vor allem zu nennen sind hier die legalen CBD-Blüten, CBD-Haschisch, sowie im Grunde jedes Öl, welches aus Hanf gewonnen wird. Die Konsumenten wiegen sich hier oftmals in einer falschen Sicherheit und erwarten keinerlei Probleme, da sie ja ein legales Produkt benutzen. Der Überraschungseffekt kommt meist dann, wenn ein Drogentest positiv auf THC ist. Bei legalem Hanf, mit 0,3 % THC, reichen wenige Tage regelmäßiger Konsum aus, damit sich genug THC und THC-COOH im Körper angereichert hat, um einen Urintest für längere Zeit positiv ausfallen zu lassen.
In weiterer Folge ist auch der Bluttest positiv, denn es spielt keine Rolle, ob man legalen oder illegalen Hanf konsumiert hat. Der Mechanismus, der hier einen positiven Test erzeugt, ist in beiden Fällen der gleiche. In diesem Fall ist der Führerschein mit hoher Wahrscheinlichkeit weg. Wichtig zu wissen ist, dass es in Österreich keinerlei Grenzwert für THC gibt und in Deutschland den obligatorischen Wert von 1 ng/ml im Blut. Beides kann mit 0,3 % THC sehr schnell erreicht werden. Leider sind hier auch viele Hersteller intransparent zu ihren Kunden. Es finden sich gelegentlich schwammige Aussagen darüber, dass in seltenen Einzelfällen ein Vortest positiv sein könnte, doch dass die darauffolgende Untersuchung das Gegenteil beweisen wird. Doch das ist eine völlig falsche Sicherheit. Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Bei einem Bluttest kann nicht festgestellt werden, ob die THC-Spuren von legalen oder illegalen Produkten stammen. Wenn THC im Blut nachgewiesen wird, ist der Schein weg.
Rezeptfreie Medikamente verursachen positiven Urintest
Besonders heikel ist die Tatsache, dass manche Medikamente einen positiven Urintest auf THC auslösen können. Diese äußerst gefährliche Tatsache wird bis zum heutigen Tag auch nicht in der Packungsbeilage erwähnt. Ein solches Beispiel ist der Wirkstoff Pantoprazol. Dieser Wirkstoff findet sich in Medikamenten gegen Sodbrennen, da es sich bei ihm um einen Protonenpumpenhemmer handelt, welcher die Produktion von Magensäure eindämmt. Der Wirkstoff kann fälschlicherweise einen positiven Urintest auf THC, wie er bei polizeilichen Verkehrskontrollen üblich ist, auslösen.
Es ist zwar richtig, dass man Urintests verweigern kann und in diesem Fall die nachfolgende Blutprobe negativ wäre, doch jemand, der nicht weiß, dass sein Urin positiv ist, kann hier in eine fatale Falle tappen und den Führerschein verlieren, bis die Ergebnisse der Blutprobe vorliegen. Das kann oft wochenlang dauern, denn die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Das Gleiche gilt für das rezeptfreie und weitverbreitete Schmerzmittel Ibuprofen. Dieses kann ebenfalls einen positiven THC-Urintest auslösen. Auch hier findet sich bis zum heutigen Tag keinerlei Warnung in der Packungsbeilage. Immerhin wird aber bei Ibuprofen im MSD-Manual, einem weltweiten Standardwerk für Pharmakologie, auf diese Gefahr hingewiesen.
Wer diese Medikamente einnehmen muss, sollte entweder das Medikament wechseln oder den Urintest verweigern. Wenn jemand auf den Führerschein angewiesen ist, empfiehlt sich außerdem, selbst gelegentlich einen Drogentest durchzuführen, um mögliche bislang noch unbekannte Auslöser für einen positiven Test vorab isolieren zu können. Wichtig zu wissen ist, dass man durch ein solches Missgeschick auch in den Datenbanken der Behörde, als Suchtgiftkonsument aufscheint und man fortan, bei jeder Verkehrskontrolle, mit einer genaueren Überprüfung rechnen muss. Allein schon aus diesem Grund sollte man gelegentlich einen Drogentest durchführen, wenn man Medikamente einnehmen muss.
Unklarheit bei HHC-Produkten
Bei HHC-Produkten finden sich aktuell noch unterschiedliche Testergebnisse. Fakt ist, dass häufig als Trägermaterial für das HHC, die Blüten von legalem Hanf benutzt werden, welche maximal 0,3 % THC enthalten. Diese können selbstverständlich sowohl einen positiven Urintest, als auch Bluttest auslösen. Bei reinem HHC schwanken die Testergebnisse. Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob HHC aufgrund seiner starken strukturellen Ähnlichkeit zu THC einen positiven Test auslösen kann oder ob sein Abbauprodukt HHC-COOH in Vortests wie Urinkontrollen, fälschlicherweise als THC-COOH anschlägt. Bei wem die Existenz am Führerschein hängt, sollte zur Sicherheit auch von HHC-Produkten absolut die Finger lassen.
An dieser völligen Ungerechtigkeit, die bis heute vom Gesetzgeber völlig ignoriert wird, sieht man einmal mehr, wie wichtig ein realistischer und evidenzbasierter Grenzwert für THC im Straßenverkehr wäre.