Der Gedanke der Gleichheit aller Menschen lässt sich auf Funde aus dem dritten Jahrtausend vor Christi zurückführen. 1966 verabschiedet die UN die Menschenrechte, die nun internationale Gültigkeit erhalten. Jeder Mensch hat gleiche Rechte und Freiheiten, die nicht über gewisse Grenzen hinaus eingeschränkt werden dürfen. Dass das in gewissen Ländern nicht vorbildlich umgesetzt wird, prangern wir ihnen gerne mit dem Belehrungsfinger an.
Gleiches Recht gilt eben nicht für jeden
Dass wir in unseren modernen, demokratisch zivilisierten Wohlstandsländern weit von der Anerkennung der persönlichen Freiheit eines jeden Einzelnen entfernt sind und demnach den Menschenrechten oder in Deutschland auch den Grundrechten nicht vorbildlich oder sogar nur mangelhaft bis ungenügend entsprechen, blenden wir hingegen für die schöne heile Welt die Kulisse aus. Wir sind immerhin gerne etwas Besseres als all diese anderen, nicht nur im internationalen sondern auch im nachbarschaftlichen Vergleich.
Geht es um die richtige Signalwirkung für Jugendliche, dann ist es doch naheliegend, erwachsene Bürger zu bevormunden, über sie als Unmündige zu entscheiden, sie ihrer Freiheiten zu berauben, ihren Besitz zu konfiszieren und als Kriminelle oder heute dank des geistigen Fortschritts als Kranke abzustempeln.
Das hat für Kinder die richtige Signalwirkung: Du nimmst Cannabis und die Gesellschaft macht dich zum Verlierer! Deine Eltern nehmen Cannabis und sitzen im Knast oder werden benachteiligt und deswegen ist dein Leben mies. Die richtige Signalwirkung sagt Kindern, dass Cannabis schlecht ist und man es nicht nehmen sollte, da einem sonst das Leben kaputtgemacht wird. Das ist ganz wichtig für die Kindererziehung und dann kann man die Menschenrechte und Grundrechte schon mal außer acht lassen.
Konsumenten im Knast als richtige Signalwirkung
Das gesellschaftliche Idealbild möchte den Normbürger und nicht, dass jeder sich nach Wunsch und Laune auslebt. Schwul sein ist unerwünscht, wird in vielen Ländern auch heute noch verboten und teils mit dem Tode bestraft. Einer anderen Religion angehören, ist ebenfalls nicht schick. Zu einer ethnischen Minderheit zu gehören sollte man tunlichst unterlassen. Man sollte zudem auch die richtige politische Einstellung haben, sich der bürgerlichen Ordnung unterwerfen und in jedem Fall mit dem Finger auf die derzeitig amtieren Sündenböcke halten, um dazu zu gehören.
Das alles entspricht unserer aufgeklärten und fortschrittlichen Kultur und gilt als die richtige Signalwirkung, damit all die Minderheiten es eben unterlassen, anders zu sein. Für diese richtige Signalwirkung kann man die Leute schon mal ausgrenzen, benachteiligen, verfolgen und über den Haufen schießen. All das ist für die Kindererziehung ganz wichtig und hat sich bereits in vergangenen Zeiten ganz toll bewährt. Man kann wieder stolz sein, ein Deutscher zu sein, wenn von der Leyen Wehrkampfübungen im Osten anordnet, damit wir uns vor dem Iwan auch im dritten Fortsetzungsteil verteidigen können. Wir haben ebene Traditionen, die wir pflegen.
Es ist gar nicht so, dass man keine Drogen nehmen sollte, man sollte jedoch nicht die Drogen der anderen nehmen. Dass man die Drogen für sich selber nimmt und anderen dadurch allein noch nicht Schaden zu fügt, sollte eigentlich allen klar sein. Aber wo kommen wir hin, würden alle für sich machen, was sie wollen? Das geht gar nicht, wenn sich die Gesellschaft nicht gleichschaltet, und dann müssen eben auch Konsumenten der anderen Drogen mal als Kriminelle in den Knast oder als Kranke in Therapie, um die richtige Signalwirkung zu geben.
Unsere Kinder sollten es uns wert sein, auf Menschenrechte und Grundrechte zu pfeifen und sie anderen nicht zu gewähren, wobei wir sie für uns selber uneingeschränkt einfordern würden. Das wäre dann aber was anderes, man muss aber auch mal an die Kinder denken und ein paar der anderen Erwachsenen entmündigen, benachteiligen und existenziell zerstören, so zumindest der vermutete Strategieansatz.
Die richtige Signalwirkung
Wir schimpfen über die Chinesen, die Menschenrechte nicht wahren. Wir schimpfen über Muslime, die Frauen unterdrücken. Wir schimpfen über Diktaturen in Afrika, wir schimpfen über unsere Nachbarn und einfach über alles und blenden uns selber dabei völlig aus. Die richtige Signalwirkung für Jugendliche gegenüber Drogen hält diese doch später nicht davon ab, diese oder andere Drogen dennoch im Übermaß zu konsumieren und macht diesen unvermeidlichen Drogenkonsum nicht sicherer. Nach rund 100 Jahren Prohibition werden weit mehr und gefährlichere Drogen genommen, Konsumenten verelenden, Kriminelle unterwandern die gesellschaftliche Ordnung. Wirkt diese richtige Signalwirkung denn jetzt gar nicht? Sie wirkt eben nicht und als Drogenverbot, macht sie Drogen nur noch schlimmer. Sie verrät damit die angeblichen Freiheitswerte unserer erleuchteten Nationen.
Diese „richtige Signalwirkung“ signalisiert lediglich, dass unsere freie, mündige und aufgeschlossene Welt eine Farce ist und de facto nicht existiert. Die angeblich richtige Signalwirkung ist eine intolerante sowie ignorante Verblendung der öffentlichen Wahrnehmung, die man bereits als böswillige Volksverdummung strafrechtlich melden müsste. Es handelt sich um einen gesellschaftlichen Rufmord, die anderen Drogenkonsumenten als kriminell oder krank darstellen zu wollen, um sie abzuwerten und um ihre bezweckte maßgebliche sowie vorsätzliche Benachteiligung zu rechtfertigen.
Es handelt sich um ein nicht anerkanntes, aber deswegen nicht weniger schlimmes Delikt der rechtswidrigen ungleichen Behandlung, Alkoholkonsumenten anzuerkennen, wohingegen Cannabiskonsumenten als kriminell oder immer noch krank gelten. Rechtlich zugesicherte Grundrechte und Grundfreiheiten müssen für alle gelten!