Mit einer guten Idee, einer Erfindung oder Produktinnovation, beginnt oft ein neues und lohnenswertes Geschäft. Nach kurzer Zeit werden andere Unternehmen die Idee aufgreifen und ebenfalls vermarkten wollen, und bald schon gibt es einen Markt und einen Wettbewerb um die Zielgruppe, die potenziellen Kunden. Wenn das Geschäft mit dem eigentlichen Produkt einmal richtig angelaufen ist, dauert es nicht mehr lange bis einige Firmen versuchen mehr als nur das eigentliche Produkt zu verkaufen, es gibt dann solche Dinge wie Zubehör und Accessoires dazu.
Leider gibt es auf jedem Markt dann auch Wettbewerber, die für ihre eigenen monetären Bedürfnisse dazu bereit sind, Produkte zu verkaufen, die dem Kunden nichts nützen, oder schlimmer, die sogar Schaden anrichten können. Auch der Markt für medizinisches Cannabis funktioniert nach diesem Prinzip, daher sind auch Cannabispatienten eine Zielgruppe, die nicht nur von seriösen Unternehmen ins Visier genommen wird.
Jeder Markt hat Platz für schwarze Schafe
Cannabispatienten benötigen neben ihrem Medikament in der Regel noch einige Dinge, die ihnen bei der Einnahme behilflich sind. Die Apotheke kann hierfür Vaporizer liefern, ansonsten versorgen sich viele aber auch am freien Markt für Cannabis Paraphernalia mit Papers, Filter, Bongs und vielem mehr.
Die Versäumnisse der deutschen Politik öffnen aber auch anderen Geschäftsmodellen Tür und Tor, die unter anderem auch Cannabispatienten als potenzielle Kundschaft bedienen wollen. Eines der großen Themen, die im Zusammenhang mit der Cannabismedikation immer wieder für Schwierigkeiten sorgen, ist der Führerschein. Patienten werden noch oft behördlich drangsaliert und fürchten den Verlust der Fahrerlaubnis oder zumindest langwierige und teure Schikanen durch Behörden und Ämter. Bei einigen ist das Kind bereits in den berüchtigten Brunnen gefallen, bzw. der Führerschein an die Fahrerlaubnisbehörde, sie müssen die Strapazen der MPU und der Abstinenznachweise über sich ergehen lassen. Auf der Suche nach dem leichten Ausweg, oder besser dem Weg zurück zur Fahrerlaubnis, stößt man im Internet auf einige zweifelhafte Angebote.
Fahrerlaubnis, Abstinenznachweis und Patientenausweis mit Schutz vor Führerscheinentzug auf Bestellung
Der Anbieter führerscheinfabrik.com bewirbt in seiner Webpräsenz einige Angebote, bei welchem in einem gesunden Verstand sofort die Alarmglocken läuten sollten. Wie der Name der Homepage schon sagt, sind die Basisprodukte, die hier angeboten werden, Führerscheine, wahlweise der deutsche, schweizerische, der polnische, österreichische Pkw-Führerschein, Lkw-Fahrerlaubnis oder auch die Lizenz für das Führen eines Boots. Sollte man also wegen Cannabis die Fahrerlaubnis entzogen bekommen haben, so kann man sie hier einfach kaufen, angeblich legal, ohne MPU oder eine Prüfung.
Die meisten werden schnell durchschauen, dass es sich offensichtlich nicht um ein seriöses Angebot handeln kann. Trotzdem ist der Internetauftritt ausreichend professionell gestaltet, dass damit so manche naiven Hilfesuchenden um einige Euro erleichtert werden. Speziell für Cannabispatienten und -konsumenten bietet führerschein.com einen Patientenausweis an, der den Inhaber vor jedem Ärger mit den Behörden schützen soll.
Für stolze 650 Euro soll der Kunde einen von einem deutschen Mediziner ausgestellten Cannabinoid Patientenausweis erhalten. Im Wortlaut steht zu seiner Funktion tatsächlich, er ermögliche das Führen eines Kfz bei gleichzeitigem Cannabiskonsum. Obwohl die Website auf den ersten Blick wirklich nicht unprofessionell wirkt, sind doch einige Fehler zu finden. In der Beschreibung des Cannabispatientenausweis steht zum Beispiel, dass es seit 2016 möglich sei, einen Cannabis-Patientenausweis zu erhalten und legal Cannabis zu konsumieren. Überdies könne dem Inhaber des Ausweises der Führerschein nicht wegen Cannabis entzogen werden.
Natürlich sollte jedem klar sein, dass keines der angebotenen Dokumente legal ist oder einer genaueren Überprüfung durch die Behörden standhält. Insofern ist vom Kauf definitiv abzuraten und vor dem Anbieter zu warnen. So schön die Versprechen zunächst auch klingen mögen, leider führt in Deutschland kein Weg an den regulatorisch vorgesehenen Prozessen vorbei, die zur Fahrerlaubnis führen oder den Erhalt des Führerscheins sichern.
Quellen und weiterführende Links
fuehrerscheinfabrik.com