Der internationale Tag gegen die Todesstrafe wurde dieses Jahr auf den 10. Oktober gelegt. Auch in unseren Heimatländern war dies vor nicht allzu langer Zeit eine sehr häufig ausgesprochene und durchgeführte Strafe. Dabei sollten wir uns vor Augen führen, dass viele Hinrichtungen nicht nur aufgrund von schweren Taten, wie Mord oder Vergewaltigung, durchgeführt wurden, sondern bereits wegen harmloser Privatbelange.
Religiöse Ansichten, sexuelle Ausrichtungen oder demokratisch-politische Tätigkeiten waren häufig Anlass, um einen Menschen hinzurichten. Auch diverse Drogendelikte gehörten zu den Gründen, Menschen hinzurichten. Wir sprechen hier absolut nicht von kriminellen Handlungen, sondern höchstens, wenn überhaupt, von moralischen oder verwerflichen Handlungen und Einstellungen. Nun können wir froh sein, dass uns hierzulande der Cannabisbesitz höchstens viel Geld kostet und vielleicht eine mehrjährige Haftstrafe einbringt.
In welchen Ländern die Todesstrafe auf Cannabis verhängt wird
Es ist erschreckend, aber wahr – in noch über 30 Ländern kann für Drogendelikte die Todesstrafe ausgesprochen und verhängt werden. Dabei ist es vollkommen egal, welcher Nation du entspringst, ob du nur zum Urlaub in einem dieser Länder bist oder sogar auf Durchreise bist, wirst du mit Cannabis erwischt und ist das Maß der Toleranzmenge (nicht definiert, genau wie bei uns), erreicht, kannst sogar du für Cannabisbesitz umgebracht werden. Klingt ein wenig unglaubwürdig und für uns nicht vorstellbar, ist aber leider so.
Malaysia ist etwa ein sehr muslimisch geprägtes Land mit einer Gesetzgebung nach der Scharia. Alkohol trinken ist hier höchstens in den stillen vier Wänden gestattet, von rauchen in der Öffentlichkeit kann gar nicht erst angefangen werden und das Wort Cannabis sollte überhaupt hier gar nicht erwähnt werden. Ab 200 Gramm Cannabisschmuggel ist dann die Schwelle erreicht, welche automatisch zur Todesstrafe führt. Ohne Diskussion und meist ohne, dass es überhaupt eine faire Gerichtsverhandlung gibt. Da wird mit dem Hammer auf den Tisch gehauen und dann war es das. Wir wissen, dass es immer wieder Geschichten von geschnappten Touristen gibt, denen einfach Drogen untergeschoben wurden und diese selbst nichts davon ahnten. Allerdings schützt auch hier die Unwissenheit nicht vor Strafe, egal ob schuldig oder unschuldig. Und mal ehrlich – bei gewissen Haftanstalten ist der schnelle Tod bei Weitem humaner als eine lebenslange Haftzeit, welche ohnehin mit dem Tod enden wird. Die Inhaftierten haben kaum eine Möglichkeit auf einen fairen Prozess, falsche Geständnisse werden erzwungen, Richter erlauben keine Verteidigung und größtenteils wird im Eilverfahren entschieden.
Vielen Touristen und Geschäftsreisenden ist oft nicht bewusst, welchen Gefahren sie sich aussetzen, wenn diese in bestimmten Ländern einfach wie gewohnt ihrem Verhalten nachgehen. Unterschätzen wir die Gefahr beim nächsten Urlaub also besser nicht, im schlimmsten Fall verrottet man im letzten Loch. Das bedeutet in vielen Ländern aber nicht, dass man es sich in einer mit Betten ausgestatteten Zellen gemütlich machen muss, sondern erst einmal heftigen Prügelstrafen ausgesetzt ist. Und spricht der Richter diese Strafe nicht selbst aus, kommen meist Wärter oder andere Haftgefangene auf diese Idee.
Amnesty International
Amnesty International ist zwar nicht wirklich an der Legalisierung von Drogen oder Cannabis interessiert, diese setzen sich aber ziemlich kompromisslos gegen die Todesstrafe und für mehr Menschenrechte ein. Hinrichtungen für Drogendelikte gab es laut diesen in den vergangenen 2 Jahren in China, Iran, Indonesien, Malaysia, Kuwait, Saudi-Arabien, Singapur, Sri Lanka, Thailand, Vietnam und die Vereinigten Arabischen Emirate. Zu erkennen ist, dass es sich vor allem um muslimische oder asiatische Länder handelt, in denen Menschen für Drogendelikte getötet werden. Thailand ist jedoch eher buddhistisch geprägt, Vietnam kommunistisch und atheistisch, weswegen hier die Durchführung der Todesstrafe ein wenig verwunderlich ist. Von einem Moslem oder einem Kommunisten zum Tode verurteilt zu werden, scheint uns westlichen Menschen noch eher logisch und nachvollziehbar. Allerdings müssen wir uns einmal überlegen, dass wir hier von Cannabis, einem wirksamen Medikament sprechen, und nicht von Kokain oder Heroin. Ich mein, wo leben wir denn? Auf einer Welt, die sich im 21. Jahrhundert befindet, müssen Menschen, die mit Pflanzen heilen, sterben? Werden wir als Nächstes etwa noch der Hexerei bezichtigt und könnte der Tod auf dem Scheiterhaufen vielleicht wieder eingeführt werden? Es scheint beinahe so, als hätte sich die Menschheit nur technisch gesehen weiterentwickelt, und lebt ansonsten noch im Mittelalter.
Nun könnte man vielleicht widerlegen, dass solche Urteilsvollstreckungen abschreckend auf andere wirken und würde der eine oder andere beim nächsten Thailand Urlaub auf sein Mitbringsel verzichten, aber es ist definitiv widerlegt, dass es auf die meisten überhaupt nicht abschreckend wirkt. Die Verhängung der Todesstrafe aufgrund von Drogendelikten hat keinerlei Auswirkung auf die konsumierte Drogenmenge oder gar die Anzahl der Konsumenten. Durch eine weniger extreme Umgangsform mit den Konsumenten, Erzeugern und Dealern scheinen sich eher positive Effekte auf die Gesundheit und das öffentliche Leben erreichen. Und was machen die Chinesen? Sie richten mit Abstand die meisten Menschen aufgrund von Drogendelikten hin und verkaufen im Anschluss daran sogar noch die Organe. Der Iran folgt diesen mit rund tausend Hinrichtungen pro Jahr, Saudi-Arabien richten rund 100 Menschen pro Jahr hin.
Fakt ist, dass Hunderte bis Tausende Menschen immer noch jedes Jahr aufgrund von Drogenbesitz sterben müssen, und zwar selbst dann, wenn es sich nur um Cannabis handelt.