Es ist das Land der Dualität, das Land der Gegensätze. Nirgendwo anders liegen Reichtum und Armut, prachtvolle Schönheit und stinkender Müll, Freude und Entsetzen sowie Leben und Tod dichter zusammen als in Indien. Doch nicht nur für die allgegenwärtigen Gegensätze oder den chaotischen Straßenverkehr ist Indien bekannt, sondern auch für imposante Tempel, alte Kulturen, guten Tee, leckere Gewürze, traumhafte Strände, hohe Berge und handgeriebenes Charas.
Hotspot 1: Gokarna – Karnataka
Ein Ort, der bei den Einheimischen genauso angesagt ist wie bei Touristen. Denn für Hindus ist Gokarna („Kuhohr“) eine der heiligsten Städte Südindiens, während Touristen die Idylle vor allem deshalb aufsuchen, weil sie an den Stränden ungestört relaxen können und auch sonst alles vorhanden zu sein scheint, was man sich für den perfekten Urlaub wünscht. Beispielsweise kann man in Gokarna bei einem Glas „Bhang-Lassi“ den Sonnenuntergang genießen, während zeitgleich der Trommelsession gelauscht oder dem Feuertänzer am Strand zugesehen wird.
Und mit ein bisschen Glück hat man hier sogar gute Chancen, Delfine zu beobachten oder sich mit einem Affen anzufreunden. Letzteres geht aber eigentlich überall in Indien, nicht nur in Gokarna.
Unterkünfte und sogenannte Chai-Shops, die allerdings nicht bloß „Chai“ (Tee) verkaufen, gibt es an jedem der insgesamt fünf Strände. Diese liegen fußläufig jeweils etwa 20 Minuten voneinander entfernt: 1. Gokarna Beach, 2. Kudle Beach, 3. Om Beach, 4. Half Moon Beach, 5. Paradise Beach. Personen, die im Bundesstaat Goa, welcher inzwischen kaum noch von Hippies und Psychonauten, sondern primär von unzähligen wohlhabenden Pauschaltouristen bevölkert wird, nicht das gefunden haben, was sie gesucht haben, können in Gokarna sicherlich fündig werden – zumindest im Moment noch. Denn wer weiß, wie es in ein paar Jahren dort ausschaut.
Hotspot 2: Old Manali & Parvati Valley – Himachal Pradesh
Manali liegt am nördlichen Ende des Kullu-Tals und gilt schon lange als Hotspot für Menschen mit einer besonderen Vorliebe für das Kraut Shivas. In Manali wachsen Hanfpflanzen wild und die Produktion von Charas, also des handgeriebenen Harzes, hat hier eine lange Tradition und ist fester Bestandteil der lokalen Ökonomie. Zur Hauptsaison, wenn gelegentlich Polizisten durch die Gassen Old-Manalis streifen, sollte im Umgang mit Cannabis jedoch besser etwas diskret vorgegangen werden, da ansonsten eine Zahlung des sogenannten Bakschisch droht. Man bedenke, dass Charas trotz des recht offenen Umgangs nicht legal ist. Lässt man es aber mit Bedacht angehen, kann man in Manali eine tolle Zeit erleben, Joint rauchend im Hotelgarten sein Frühstück genießen und dabei die weißen Gebirgskämme des Himalayas bestaunen oder ausgiebige Trekkingtouren in die umliegenden Gefilde unternehmen – die alpine Natur in und um Manali ist einfach nur herrlich.
Besonders beliebt sind die heißen Quellen von Manikaran oder Trekkingausflüge zum heiligen Bergdorf Malana, das ebenfalls schon lange als Herstellungsort für exzellentes Charas bekannt ist – Stichwort: Malana Cream.
Die Besucher von Malana sollten sich aber unbedingt an die dortigen Regeln und Bräuche halten, da ansonsten eine Zahlung von Bußgeld verlangt wird. Zum Beispiel dürfen die Touristen weder die Einwohner von Malana, noch deren Besitz berühren.
Hotspot 3: Hampi – Karnataka
Hampi ist ein faszinierender Ort inmitten einer Landschaft aus alten Tempelruinen und bizarrer Felsformationen. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert hieß Hampi noch Vijanayagar und war Hauptstadt eines der größten Hindureiche in der Geschichte Indiens. Heute geht es an diesem Ort, über den die Einheimischen erzählen, dass sich hier einstmals die Geschichte des Dschungelbuchs zugetragen haben soll, sehr ruhig und entspannt zu. Reisende, die es aber besonders entspannt und locker mögen, quartieren sich nicht irgendwo am Basar ein, sondern in Virupapur Gaddi, dem Ortsteil auf der anderen Flussseite.
Die Gasthaus-Besitzer hier sind auf alle Wünsche der Reisenden eingestellt und lassen nichts unversucht, diese auch erfüllen zu können. Hampi ist der perfekte Ort, um in der Hängematte zu relaxen, zu klettern, aber vor allem, um auf eigene Faust oder im Rahmen einer Führung die alten Tempelruinen zu erkunden. Den Sonnenuntergang schaut man sich am besten vom Hanuman-Tempel aus an, welcher sich auf einem hohen Felsplateau etwas außerhalb des Zentrums befindet. Von hier oben lässt sich eine atemberaubende Aussicht genießen und auch sonst ist die Atmosphäre am Hanuman-Tempel, wo es logischerweise von Affen nur so wimmelt, einfach nur magisch.
Hotspot 4: Pushkar – Rajasthan
Pushkar ist ein kleiner und zauberhafter Ort am Rande der Thar-Wüste und besonders bekannt für den riesigen, einmal jährlich stattfindenden Kamelmarkt. Zu dieser Zeit ist es in Pushkar brechend voll und alles ist drei- bis viermal so teuer wie normal. Außerhalb dieser Zeit ist es hier deutlich ruhiger, wenn auch inzwischen trotzdem sehr touristisch. Shops, die bunte Klamotten, Tücher, Trommeln und Chillums verkaufen, gibt es hier en masse. Doch außer Shoppingtouren kann in Pushkar auch zahlreichen anderen Tätigkeiten nachgegangen werden. Beispielsweise lässt sich an den Ghats am Heiligen See hervorragend meditieren. Doch nicht vergessen, dass sich vor dem Betreten eines Ghats, wovon es am See über 52 Stück gibt, die Schuhe ausgezogen werden müssen und dort nicht geraucht werden darf. Daneben können die vielen Tempel besichtigt oder auf einem Kamel durch die Wüste geritten werden.
Tolle Aussichten auf den Sonnenuntergang hat man entweder vom Sun-Set-Point am See, wo sich zum allabendlichen Ritual Touristen und Einheimische versammeln, um unter Getrommel und dem Einsatz andere Instrumente den Sonnengott zu feiern.
Oder man schaut ihn sich vom Savitri-Tempel aus an, der sich auf einer Bergkuppel etwas außerhalb des Zentrums befindet und per pedes innerhalb einer guten Stunde erreicht werden kann. Das Pushkar eine ganz besondere Stadt ist, wo die Uhren scheinbar etwas anders ticken, merkt man vor allem daran, dass Bhang und Ganja, als heilige Produkte Shivas weitestgehend integriert sind und von allen Seiten geduldet werden, während der Genuss von Alkohol sowie der Verzehr von Fleisch streng verboten sind – ein Paradies für vegetarische Stoner.
Hotspot 5: Dharamsala – Himachal Pradesh
In Dharamsala befindet sich der Hauptsitz der tibetischen Exilregierung, weshalb die einstmalige „Hill-Station“ auch als „little Lhasa“ bezeichnet wird. Eigentlich ist der Ort zweigeteilt, nämlich in einen unteren und einen oberen Abschnitt. „Lower Dharamsala“ ist als das Wirtschaftszentrum des Ortes, abgesehen vom Basar und einem Kunstmuseum, ziemlich uninteressant. Spannender geht es in „Upper Dharamsala“ zur Sache, denn hier befindet sich der Sitz der Exilregierung. Zu besichtigen gibt es zum Beispiel den Tsuglagkhang Komplex, der unter anderem den offiziellen Amtssitz des Dalai Lama, die Namgyal-Gompa sowie das Tibetmuseum umfasst. In Letzterem sind wunderschöne visionäre Kunstwerke tibetischer Künstler ausgestellt, aber es gibt natürlich auch zahlreiche Informationen zur Flüchtlingssituation.
Daneben gibt es die Möglichkeit, an Meditationskursen teilzunehmen oder in einem der zahlreichen Restaurants ein traditionelles Gericht aus Tibet zu essen.
Doch nicht ausschließlich wegen des tibetischen Einflusses ist dieser Ort eine Reise wert, sondern auch aufgrund der angenehmen Temperaturen sowie der herrlichen Landschaft. Gemütliche Spaziergänge oder ausgedehnte Trekkingtouren sind daher unbedingt zu empfehlen. Personen, denen im Stadtkern zu viel los ist und die sich etwas Ruhe abseits der von Menschenmassen verstopften Wege wünschen, suchen sich am besten eine Unterkunft im zwei Kilometer entfernten Bhagsu. Hier ist es deutlich ruhiger und entspannter. Außerdem gibt es hier einen schönen Wasserfall, eine Quelle mit Bädern sowie einen Shiva-Tempel.
Hotspot 6: Idukki und Kumily – Kerala
Diese beiden Orte werden unter einem Punkt aufgeführt, denn sie befinden sich beide in den Westghats von Kerala und liegen nur unweit voneinander entfernt. Die Landschaft hier ist geprägt von dichten Wäldern sowie riesigen Kaffee- und Kardamom-Plantagen. Allerdings werden nicht nur diese Pflanzen angebaut, sondern auch das berühmte „Kerala Ganja“ stammt von hier. Ein wildes Hanfvorkommen gibt aber weder in Idukki noch in Kumily. Das Gras entstammt in erster Linie streng überwachter Plantagen, die sich uneinsehbar in der Gegend um Idukki befinden und von Touristen nicht besichtigt werden können.
Die Beschaffung des spottbilligen, mal mehr und mal weniger guten Materials gestaltet sich jedoch sehr einfach. Wer sich aber außer für rauchbare Hanfprodukte auch für ayurvedische Heilpflanzen oder Dschungeltrips interessiert oder mal in einem Baumhaus übernachten und sich wie Tarzan fühlen möchte, wird hier genauso fündig. Von Kumily ist es nämlich nur ein Katzensprung in den Periyar Nationalpark, wo neben Languren, Pferdehirschen und vielen weiteren Tieren auch Elefanten und sogar noch ein paar wenige Tiger leben.
Hotspot 7: Rishikesh – Uttarakhand
Das am Fuße des Himalajas sowie am heiligen Fluss Ganges gelegene Rishikesh ist als die „Welthauptstadt des Yoga“ bekannt. Nicht umsonst, denn hier gibt es alles, was das Herz eines Yogis höherschlagen lässt: Unzählige Ashrams, ruhige Plätze am Ganges, die zur Meditation einladen sowie sämtliche Arten von Yoga-Kursen. Kurzum: Rishikesh ist ein Anziehungspunkt für Spiritualisten aus der ganzen Welt, inklusive der einheimischen Sadhus.
Ein Ort also, wo Shiva ganz besonders präsent ist. Und da der große Mahayogi unter anderem als „Rauschgott“ bekannt ist, verwundert es auch kaum, dass man hier einen leichten Zugang zu den begehrten Rauchwaren hat. Alkohol hingegen wird verpönt.
Hotspot 8: Varkala – Kerala
Varkala gehört zu den idyllischsten Strandorten Indiens. Es ist ruhig, die Strände sind traumhaft und es gibt tolle Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, beispielsweise Yoga, Meditation, Ayurveda oder Massage. Der Hauptstrand (Papanasham Beach) liegt gleich unter der steilen Klippe und bietet, genau wie die anderen Strände, die sich etwas weiter nördlich befinden, eine gute Möglichkeit der heißen Mittagshitze zu entfliehen. Oben auf den Klippen gibt es viele Restaurants, günstige Unterkünfte, bunte Shops, Internetcafés etc. sowie tolle Aussichten, um den perfekten Sonnenuntergang zu genießen. Und wer das gewisse Etwas sucht, um den Sonnenuntergang noch schöner zu machen, als er ohnehin schon ist, der wird in Varkala ebenfalls fündig.
Doch nicht nur die etwas außerhalb liegende Gegend um die Steilklippen und Strände sind einen Besuch wert, sondern auch das Stadtzentrum selbst, denn auch in der Umgebung des über 2000 Jahre alten Tempels ist immer einiges los.
Aber Vorsicht: Da Varkala als Hochburg der Grapscher gilt, sollten Frauen aufpassen und nicht alleine durch abgelegene Viertel laufen.
Und im Bikini zeigt man sich am besten nur am Strand. Auf gar keinen Fall sollte in freizügiger Badekleidung in die Stadt gegangen werden, was natürlich auch für das männliche Geschlecht gilt.
Hotspot 9: Diu – Gujarat
Personen, denen der indische Trubel zu viel geworden ist, können sich in Diu wunderbar zurückziehen und neue Energie tanken. Diu ist eine Halbinsel im östlichen Bundesstaat Gujarat, die bis zum Jahre 1974 noch zu Portugal gehörte. Dies fällt heute vorwiegend an der mediterranen Architektur und den portugiesischen Kirchen auf. Die Größe der Insel beläuft sich in etwa auf eine Länge von 11 Kilometer und eine Breite von 3 Kilometer. Am besten mietet man sich ein Moped oder Fahrrad, sodass sich flexibel von einem Punkt der Insel zu einem anderen fahren lässt. Insgesamt bietet Diu vier Strände. Der schönste davon befindet sich in Diu-Stadt, aber die anderen sind auch nicht schlecht.
Wer es besonders ruhig, an manchen Tagen sogar einsam mag, findet am Gomptimata Beach definitiv ein ruhiges Plätzchen, allerdings keines mit Schatten, denn Palmen stehen an Dius Stränden nur ganz wenige. Dennoch versprüht die kleine Insel einen ganz besonderen Charme, welcher in dieser Form nirgendwo anders in Indien gefunden werden kann. Doch aufpassen: Da Alkohol in Diu legal verkauft werden darf, sollten Frauen, die sich allein in der Dunkelheit bewegen, sehr vorsichtig sein.
Hotspot 10: Goa
Der indische Bundesstaat Goa galt lange Zeit als das Hippie-Paradies par excellence. Doch stehen heute fast überall dort, wo früher noch Palmen- und Bambushütten standen, teure Hotels für Pauschaltouristen und vieles der einstmaligen Atmosphäre ist inzwischen leider verschwunden. Auch wilde Psytrance-Partys, wie sie damals noch an der Tagesordnung standen, sind heute tabu. Wenn überhaupt, dann dürfen sie nur noch am Tage stattfinden.
Wem es aber nur um schöne Strände und ein bisschen Entspannung geht, der wird in Goa sicher auch heute noch auf seine Kosten kommen, genau wie Personen, die eine Affinität für Strand- oder Wassersportarten haben.
Man muss eben schauen, welcher der über vierzehn Hauptstrände einen am ehesten anspricht. Während nämlich der Strand von Calangute & Baga mit Sonnenliegen übersät und eher für den Pauschaltouristen interessant ist, zieht es den Backpacker möglicherweise lieber nach Palolem oder Mandrem, wo auch noch heutzutage günstig in Bambushütten übernachtet werden kann und sich zum Sonnenuntergang am Strand für die Trommelsession getroffen wird.