Dass Cannabis beziehungsweise Hanf eine immer wichtiger werdende Kulturpflanze darstellt, kann man allein daran erkennen, dass selbst vor der Beendigung der Prohibition hierzulande immer mehr Landwirte ihre Felder damit bestellen. In Niedersachsen wächst beispielsweise bereits drei Mal mehr Hanf als noch vor drei Jahren. Wie wichtig der Handelsmarkt in Gefilden ist, die in verschiedenen Orten Cannabis auch als Genussmittel legalisierten, zeigt ein aktueller Bericht. In diesem wurde über den generierten Geldfluss herausgefunden, dass Cannabis auf Platz 6 der wichtigsten Kulturpflanzen der USA steht, obwohl Produzenten weiterhin mit vielen bürokratischen Problemen konfrontiert sind.
2834 Tonnen Cannabis
Wie auf Forbes.com berichtet wird, hat der zweite jährliche Erntebericht des Portals Leafly zum Vorschein gebracht, dass im Jahr 2022 seitens ansässiger Cannabisproduzenten bereits 2834 Tonnen für den Genussmittelsektor in 15 Bundesstaaten hergestellt worden sind. Und obwohl Cannabis damit die sechs wichtigste Kulturpflanze in den Vereinigten Staaten darstellt, werden aufgrund des illegalen Status der Pflanze auf Bundesebene die Landwirte der Branche nicht geschützt. Dazu wird auch der Wert der Großhandelsproduktion stark beeinträchtigt. Sichtbar wird dies unter anderem daran, dass im Vergleich zum Vorjahr 554 mehr Tonnen Cannabis angebaut wurden – eine Steigerung von 24 Prozent – aber der Wert der Ernte wegen des Preisverfalls für legales Cannabis um rund eine Milliarde Dollar sank.
Es wird darüber berichtet, dass für das Jahr 2022 geschätzt werden kann, dass das in den USA angebaute Cannabis einen Wert von 5 Milliarden Dollar pro Jahr hat. Der Stellenwert der legalen Cannabisernte in Amerika stand im Jahr 2021 landesweit an fünfter Stelle. Nur Mais, Sojabohnen, Heu, Weizen und Baumwolle brächten auf Großhandelsbasis mehr Geld als Cannabis für den Genusssektor ein. Eingeholt wurden die Daten über 13,297 aktive Cannabisfarmen aus den 15 Bundesstaaten, in denen Cannabis legal gehandelt werden darf. Die Ernten von medizinischem Cannabis und der Anbau durch illegale Anbieter flossen in die Berechnungen nicht mit ein.
Regierung ignoriert Wert der Ernte
Entstanden ist der Bericht unter anderem aus dem Grund, da das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten (USDA) die Cannabisproduktion für Erwachsene nicht erfasst, weil die für Genusszwecke gebrauchte Pflanze auf Bundesebene immer noch als illegal eingestuft ist. „Die Bundesregierung ist nicht die einzige, die den Wert der Ernte ignoriert. Viele legale Staaten versäumen es immer noch, diese wichtigen Informationen zu erfassen“, heißt es dazu. Somit wurde das Wirtschaftsforschungsunternehmen Whitney Economics damit beauftragt, Daten zu sammeln, Interviews zu führen und die Großhandelspreise und Qualitätsklassen von Cannabis zu analysieren. Aus diesen gewonnenen Informationen könne nun sogar geschätzt werden, dass Cannabis in Alaska, Massachusetts und New Jersey auf Platz 1 der angebauten Produkte stünde. Es wird ebenfalls hervorgehoben, dass die Regulierungsbehörden in zwei dieser Staaten keine Produktionszahlen veröffentlichen würden.
Es bleibt schwer für Farmer
Dank der Einstufung als illegale Substanz der Liste 1 im Controlled Substances Act auf Bundesebene haben es die Cannabisproduzenten weiterhin mit vielen Problemen zu tun, die das Geschäft erschweren. Diese Illegalität beeinträchtigt die grundlegendsten Funktionen eines Unternehmens angemessen auszuüben. So dürfen Cannabisbauern weiterhin kein Bankkonto besitzen, keine Ernteversicherung abschließen und erhalten keine Kredite. Auch dürfen die Landwirte ihre Ernte nicht direkt an Verbraucher verkaufen und besitzen in der Regel nicht die nötigen Fachgeschäfte für das Absetzen ihrer Waren. Daher sind die Preise pro Pfund des für den Großhandel bestimmten Cannabis auch trotz der steigenden Inflation gefallen.
In Kalifornien wurden beispielsweise 63 Tonnen mehr Cannabis produziert, doch der Wert der Cannabisernte rutschte dort aufgrund der Preisrückgänge von Platz 5 auf Platz 8. „Das durchschnittliche ungeschnittene, getrocknete Pfund war im August 2022 im Großhandel vielleicht 786 Dollar wert, aber auf Feldern gezüchtete einzelne Pfunde haben nur noch Preise von bis zu 100 Dollar erzielt“, so die Analyse. Da einzelne Kommunen auch trotz Legalität den Verkauf von Genusscannabis unterbinden, entstanden auf Kosten der legalen Anbieter „wirtschaftliche Schutzzonen für nicht lizenzierte, illegale Cannabisverkäufer“.
Ungleichgewicht der Bundesstaaten
Zu diesen Problemen kommt hinzu, dass in den jeweiligen Bundesstaaten unterschiedliche Produktionsvorgänge ablaufen. Generell zeigt der Bericht ein Bild, in dem die Cannabisfarmer im Westen der USA im letzten Jahr zu viel Cannabis angebaut haben, während die Farmer im mittleren Westen und Osten nicht genug davon anbauten, um die Nachfrage in ihren Regionen zu decken. Dies habe dann dazu geführt, dass die Landwirte im Westen nicht auf genug Nachfrage stießen, um ihre Ernten zu verkaufen, während die Kunden im mittleren Westen und an der Ostküste zu viel Geld für Cannabisprodukte bezahlen müssen.
Dieses Problem kann aktuell aus dem Grund nicht gelöst werden, da der illegale Status von Cannabis auf Bundesebene es den Landwirten verbietet, ihre Waren für den Genussmittelsektor über die Grenzen der einzelnen Bundesstaaten hinweg zu verkaufen. Dies wirkt sich dann selbstverständlich wieder negativ auf die Preisgestaltung für Cannabis aus. Also, auch wenn nun die Erntezeit gekommen ist, werden die Cannabisfarmer in den USA nicht unbedingt in Jubel ausbrechen, wenn es um die erzielten Ergebnisse mit der sechs wichtigsten Kulturpflanze des Landes geht.