Kaum ein pflanzlicher Inhaltsstoff hat in den vergangenen Jahren eine Aufmerksamkeit bekommen, die mit der vergleichbar ist, die dem Cannabidiol zuteilwurde. Das führte dazu, dass CBD heute sehr verbreitet und beinahe jedem bekannt ist. Obwohl diese rasante Entwicklung im Grunde im letzten Jahrzehnt stattgefunden hat, hat die Geschichte vom CBD schon viele Jahre zuvor begonnen.
Der Chemiker Dr. Roger Adams hatte bereits 1940 die Isolation des ersten Cannabinoids bewerkstelligt, hierbei handelte es sich um Cannabidiol. Adams‘ Leistung, die CBD-Extraktion, war die Basis für die spätere Entdeckung von Tetrahydrocannabinol (THC). Da das Team um Dr. Adams den Wert der von ihnen entdeckten Substanz nicht erkannten und die Forschung daran nicht weiter verfolgten, darum wird der Wissenschaftler selten im Zusammenhang mit CBD genannt. Erst 24 Jahre später hatte ein anderer Wissenschaftler der Hebräischen Universität in Jerusalem erneut CBD isoliert und daran geforscht.
Dr. Raphael Mechoulam beschäftigte sich mit der chemischen Struktur von CBD und hatte im Zuge dessen auch THC entdeckt. THC wurde dann schnell als der berauschende Wirkstoff von Cannabis bekannt und jahrzehntelang sprach kaum jemand über Cannabidiol. Doch die vielen gesundheitsfördernden Potenziale von CBD verschafften dem Cannabinoid schließlich den Durchbruch inmitten der Gesellschaft. Auch die Augen von Medizin und Wissenschaft hatten sich schließlich auf CBD gerichtet, begünstigt durch den immer liberaler werdenden Umgang mit Cannabis, primär in medizinischer Nutzung.
Die aktuelle Situation von Cannabis, Nutzhanf und speziell auch für CBD in Europa und der Welt ist immer noch verwirrend. In jedem Land gelten andere Gesetze, CBD ist fast nirgendwo vernünftig reguliert, und es scheint mitunter sehr gegenläufige Bewegungen zu geben. Zum einen wird in verschiedenen Ländern über die Legalisierung von Cannabis gesprochen und Reformen vorbereitet, andererseits jedoch werden in CBD Shops Razzien durchgeführt und mancherorts machen restriktiver werdende Bestimmungen der CBD-Branche das Leben schwer. Es gibt in den kommenden Monaten und Jahren also sehr viele Faktoren, die die Zukunft von Cannabidiol beeinflussen werden.
Wissenschaftliche Erkenntnisse über die medizinischen Eigenschaften von CBD
Bis heute wurden zahlreiche Eigenschaften an CBD entdeckt, die die Gesundheit positiv beeinflussen oder die Symptome und Beschwerden zum Teil schwerer Erkrankungen lindern können. Die Reduktion von Epilepsie Symptomen, sowie die entzündungshemmenden Effekten und die psychisch beruhigende und entspannende Wirkung ist schon bekannt und wird auch von vielen genutzt. Da die Forschung an Cannabinoiden erst mit der globalen Liberalisierung an Bedeutung gewonnen hat, ist davon auszugehen, dass die Zahl wissenschaftlicher Projekte mit Cannabis-Substanzen in den kommenden Jahren noch stark zunehmen wird. Dadurch werden neue Erkenntnisse gewonnen und ältere evaluiert werden. Das wird langfristig eine zunehmend evidenzbasierte, und dadurch verstärkt zielgerichtete, Behandlung mit CBD ermöglichen. Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich prognostizieren, dass sich der Einsatz von Cannabidiol mit dem Ziel der Erhaltung oder Verbesserung der gesundheitlichen Verfassung noch weiter verbreiten wird.
Wellness Bereich
Der Wellness Bereich der CBD-Industrie profitiert natürlich auch von den Erkenntnissen der Wissenschaft über die gesundheitsfördernden Effekte des Cannabinoids. Das ist nur logisch, denn wann immer eine medizinische Behandlung mit Cannabidiol erfolgreich ist, kann die Wirkung meist auch auf Wellness Anwendungen übertragen werden.
Manche Unternehmen, die mit Cannabinoiden im medizinischen Bereich arbeiten, würden das Geschäft mit CBD gern exklusiv auf dem medizinischen Markt sehen. Und auch andere Akteure wollen einen freien Umgang mit CBD nicht akzeptieren. Die Schweizerische Anmeldestelle für Chemikalien hatte erst vor einigen Monaten verfügt, dass CBD-Öle in der Schweiz vergällt, also ungenießbar gemacht werden müssen, um eine Einnahme zu verhindern. Es gibt also noch immer Bestrebungen den Verkauf von CBD-Produkten auf dem freien Markt zu unterbinden, doch im Wellness-Bereich ist CBD längst etabliert und nicht mehr wegzudenken. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Branche und auch für unseren Umgang mit Cannabidiol ist hauptsächlich, dass Nutzhanf und CBD-Produkte vernünftig reguliert werden.
Regulierung von Nutzhanf und CBD
In Deutschland, so wie in vielen anderen Ländern, ist Cannabidiol als Einzelsubstanz prinzipiell legal. CBD-Produkte enthalten größtenteils auch viele andere Hanf-Inhaltsstoffe. Dies allein schon verkompliziert die Sache ein wenig. Doch das große Hindernis für die Entwicklung der CBD-Branche in Europa ist die Novel Food Verordnung. Da diese Verordnung vorsieht, dass neuartige Lebensmittel, und dazu werden Hanflebensmittel und CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel in vielen Fällen gezählt, kostspielige und langwierige Zulassungsverfahren durchlaufen müssen, ehe sie in Verkehr gebracht werden dürfen.
Eines Tages werden einige dieser Zulassungsverfahren abgeschlossen sein, was manchen Produkten im Handel eine bessere Rechtssicherheit verschaffen wird. Auch werden gerichtliche Verfahren über die Legalität bestimmter Produkte, wie CBD-Hanfblüten, alle Instanzen durchlaufen haben, sodass die Rechtssprechung ein stärkeres Fundament bekommt und die Unsicherheit in vielen Details verschwinden wird.
CBD nach der Legalisierung von Cannabis als Genussmittel
Deutschland ist in Erwartung der Legalisierung von Cannabis als Genussmittel. Dies wird erhebliche Auswirkungen auf den Umgang mit allem haben, was aus Hanf hergestellt werden kann. Die CBD-Branche wird folglich davon nicht unberührt bleiben, die Frage ist nur in welcher Art und Weise. Womöglich wird manch ein CBD-Nutzer sich THC-reichen Produkten zuwenden und weniger Dinge kaufen, die lediglich Cannabidiol enthalten. Doch dies wird die CBD-Industrie natürlich nicht in Bedrängnis bringen, da vermutlich viele Unternehmen selbst Interesse daran zeigen werden, Produkte mit allen Cannabinoiden, auch THC, herzustellen. Die Märkte von THC und CBD werden sich demnach weiter ineinander verzahnen und zu einem großen Markt für Cannabinoid-Erzeugnisse mit unterschiedlichen Bereichen verschmelzen.
Weitere wichtige Aspekte der Legalisierung von Cannabis für CBD sind die bessere Regulierung der Hanfpflanze allgemein. Die Regulierung wird Rechtssicherheit schaffen, die Hersteller werden viel besser wissen, woran sie sind und woran sie sich zu halten haben. Dadurch werden CBD Hersteller und Vertriebe deutlich weniger Repressalien seitens der Behörden zu befürchten haben. Denkbar ist auch, dass ein Teil der Patienten, die sich aktuell in einer Cannabistherapie befinden, sich am freien Markt orientieren und ihre Cannabismedikation selbst in die Hand nehmen. Vor allem, wenn nach der Legalisierung der Zugang zu kontrollierter Qualität am freien Markt leicht möglich ist, vielleicht günstiger und nicht verbunden mit Besuchen bei Arzt und Apotheke, könnte das eine größere Patientengruppe betreffen. Diejenigen unter ihnen, die CBD-haltige Arzneien verwendet haben, werden dementsprechend verstärkt zu frei verkäuflichen CBD-Produkten greifen. Um dies zu verhindern, müsste im Zuge der Legalisierung auch am Zugang zu Medizinalcannabis gearbeitet und dieser erleichtert werden.
Eine vielleicht unterschätzte Folge der Legalisierung könnte die De-Stigmatisierung sein, die Cannabis erleben wird. Mit der Reform wird die Pflanze aus dem illegalen Abseits in die Mitte der Gesellschaft geholt. Stereotype und Klischees wird es mit Sicherheit auch danach noch geben. Diese werden sich jedoch eher im Bereich Comedy und Satire lange halten. Einige reale Vorurteile werden abgebaut werden, sodass viele Menschen sich Hanfprodukten mit einer anderen Denkweise nähern werden. Die Zielgruppe für CBD-Produkte sollte damit erheblich wachsen.
Die Prognose für die Zukunft des CBD-Markts
Wie genau die Zukunft von Cannabidiol aussehen könnte, wie sich das Konsumverhalten, die Herstellungspraxis oder andere Dinge entwickeln werden, lässt sich aufgrund all der genannten Fakten und Umstände nur schwer sagen. Entwicklungen von Preisen und Märkten sind heute allgemein schwer vorherzusagen, wie man gerade zum Beispiel bei Kryptowährungen sehen kann. Dennoch gibt es Experten und Institutionen, die sich realistische Prognosen für Hanf und CBD zutrauen. Eine solche Institution ist Grand View Research Inc., die den weltweiten Markt für legale Hanfprodukte untersucht haben. Angesichts derzeitiger Legalisierungs-Tendenzen, medizinisch und im Recreational-Bereich, geht Grand View Research davon aus, dass der globale Markt für legale Cannabinoid-Produkte im Jahr 2030 102,2 Milliarden US-Dollar umsetzen wird.
Zwischen 2022 und 2030 bedeutet das eine jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich 25,5 Prozent. Allein der CBD-Markt könnte schon im Jahr 2025 etwa 66 Milliarden Dollar wert sein. Nachdem sich in den vergangenen 20 Jahren vorwiegend auf dem amerikanischen Kontinent durch die Legalisierungswelle eine riesige Hanfbranche etablieren konnte, könnte diese Welle in den kommenden 10 Jahren auch große Teile Europas erfassen. Die meisten EU-Mitgliedsstaaten haben heute bereits einen florierenden Handel mit CBD, jedoch wird dieser in einigen Ländern immer wieder durch Konflikte mit Behörden und Gesetzen gestört. Solche Vorfälle werden mit hoher Wahrscheinlichkeit immer seltener werden, sodass sich die CBD-Branche der Zukunft freier und besser entfalten kann. Gleichmäßige Regulierungen über Landesgrenzen hinweg werden das Import-Export-Geschäft fördern und an vielen Stellen überhaupt erst ermöglichen.
Wir dürfen annehmen, dass für das Geschäft mit Cannabidiol noch viel ungenutztes Potenzial vorhanden ist, welches in den nächsten Jahren erschlossen werden kann. Dafür braucht es primär Bestrebungen, Evidenz für positive Wirkungen und Eigenschaften von CBD zu schaffen, und es braucht bei Entscheidungsträgern die Bereitschaft, Evidenz zur Leitlinie ihres Handelns zu machen. Unter diesen doch relativ realistischen Voraussetzungen steht einem weiteren Wachstum der CBD-Branche nichts im Weg, sodass mit diesen positiven Tendenzen auch in für die kommenden Jahre zu rechnen ist.