Die rechtliche Situation von Cannabis ist in Bewegung, in den letzten Jahren besonders. Zahlreiche Regionen weltweit haben Cannabis Gesetze gelockert, wenige haben sie verschärft. Was gewiss ist, ist, dass es bei dem Thema kein schwarz und weiß mehr gibt. Cannabis Gesetze von heute sind differenziert und zuweilen auch kompliziert. Der weltgewandte Kiffer mag im einen Moment denken, er kenne sich aus, weil er regelmäßig die Geschehnisse auf der ganzen Welt verfolgt und sich durch zahlreiche Berichte informiert. Bei Detailfragen scheitern dann viele schon an den Finessen, Unklarheiten und Grauzonen der eigenen, nationalen Gesetzgebung.
In Deutschland zeigt sich das aktuell am Fall der Braunschweiger Hanfbar, die um den rechtlichen Graubereich von CBD Blüten mit der Justiz streiten muss.
Woher nehmen, wenn nicht bestellen?
Wer in Deutschland privat Cannabis anbauen will, sieht sich zuerst mit der Beschaffung des Saatguts gefordert. Heutzutage wird gerne im Internet bestellt, Anbieter, zum Beispiel aus Spanien oder den Niederlanden, gibt es zur Genüge. Aber ist das eigentlich legal? In welchem Land darf ich Samen kaufen? Zu welchem Zweck darf ich sie kaufen? Und wie sieht das eigentlich in anderen Ländern in Europa aus? Diesen Fragen wollen wir hier kurz auf den Grund gehen.
Samen in der EU
Grundsätzlich sind Samen in Europa meist erst dann strafrechtlich relevant, sobald sie keimen. Hanfsamen sind allerdings vielseitig verwertbar, und so ist der Samen an sich in der Regel nicht illegal. Auch in den internationalen Verträgen der vereinten Nationen über gefährliche Substanzen ist der Cannabis Samen nicht in den verbotenen Drogen gelistet, da er keine der berauschenden oder Sucht provozierenden Stoffe beinhaltet. Er kann als Nahrungsergänzung, zur Ölgewinnung, als Vogelfutter oder zu vielen anderen Zwecken gekauft und verwendet werden. Ist allerdings die Keimung beabsichtigt, bewegt man sich schnell im strafbaren Bereich. Eine Ausnahme bildet hier der lizenzierte Anbau der EU-zertifizierten Sorten sowie anderer Nutzhanfsorten, die einen THC Gehalt von 0,2 Prozent in keinem Stadium überschreiten. Da auch die Samen von THC-reichem Cannabis keine Wirkstoffe aufweisen, sind sie, so gesehen, ebenfalls legal.
Deutschland
Während der Besitz und auch der Kauf von Hanfsamen erlaubt sind, hat Deutschland als einziges europäisches Land den Verkauf von Samen untersagt. Dies bedeutet, dass man sich sehr wohl aus dem Ausland Samen bestellen darf, und weder deren Kauf noch der Besitz illegal sind. Nur wird es entsprechend geltenden Rechts vorerst keine deutsche Seedbank geben, sondern man wird weiterhin aus Spanien oder Holland ordern müssen. Und dies natürlich nur zum Sammeln, denn das Keimen bleibt wiederum verboten.
United Kingdom
Auch im vereinigten Königreich geht es um den Keimprozess. Solange man damit nichts zu tun hat, hat man keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz zu befürchten. Der Kauf und Besitz sind legal, ob aus dem In- oder Ausland. Sobald im Beratungs- oder Verkaufsgespräch allerdings das Thema Keimung angesprochen wird, macht man sich strafbar.
Niederlande
Auch wenn man mit den Niederlanden gerne eine liberale Drogenpolitik verbinden möchte, so ist die Realität doch noch ein klein wenig anders. Die Grundlage, auf der die vielen Coffeeshops ihre Geschäfte machen, ist immer noch eine Gratwanderung zwischen legal und illegal. Auch besteht keine gesetzliche Basis, es wird lediglich eine Toleranzpolitik geübt und das Cannabis geduldet. Natürlich darf man Samen besitzen und Handel damit treiben. Keimung spielt dann eine Rolle, wenn sie in einem Ausmaß jenseits des tolerierten Eigenbedarfs stattfindet.
Spanien
In Spanien funktioniert es mit den Samen ähnlich wie in den Niederlanden, mit dem kleinen Unterschied, dass die Legalität dort besser gesetzlich verankert ist. Auch in Spanien dürfen Samen gehandelt und besessen werden. Außerdem dürfen auch hier einige wenige gekeimt werden für den persönlichen Gebrauch. Shops, die Hanfsamen verkaufen wollen, benötigen dafür eine spezielle Lizenz.
Italien
In Italien ist der Erwerb von Samen einfach, denn sie werden als Anbauzubehör in Grow-Shops angeboten. Paradoxerweise ist der Anbau dann aber wiederum verboten, und das, obwohl man alles dafür in einem Geschäft bekommt. Cannabis als solches ist in Italien illegal, auch wenn man für kleine Konsumvergehen nicht zwingend belangt wird.
Frankreich
Das Strafmaß, welches in Frankreich bei Cannabis-bezogenen strafbaren Handlungen angelegt wird, selbst bei Konsumdelikten, ist für europäische Verhältnisse ungewöhnlich hoch. Und doch sind Besitz und Erwerb von Cannabis-Samen legal. Auch hier betritt man mit der Keimung, oder der Absicht dies zu tun, den illegalen Bereich.
USA
In den USA ist die Cannabis-Gesetzgebung Sache der Bundesstaaten. Das Gleiche gilt demzufolge auch für das Saatgut. Die Unterschiede können sehr groß sein, da es von Staaten mit regulierter Abgabe zum Freizeitgebrauch bis hin zu Staaten, in denen noch nicht einmal Cannabis als Medizin erhältlich ist, alle möglichen gesetzlichen Voraussetzungen gibt.
Keine Konstante
In manchen Ländern Asiens werden Handlungen im Zusammenhang mit Cannabis noch schwer bestraft, teilweise mit dem Tod. In anderen Ländern wie Indien hingegen wächst die Pflanze wild. In Südamerika ist in Sachen Legalisierung viel im Wandel, nach Uruguay wurden auch schon aus Mexiko oder Brasilien Stimmen laut, die die Pflanze entkriminalisieren, oder sogar wieder in der Gesellschaft institutionalisieren wollen. Auf der Welt ist einiges in Bewegung, und so können die Angaben in diesem Bericht schon nach relativ kurzer Zeit überholt sein. Da macht es Sinn, sich regelmäßig aufs Neue einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht gibt es die Samen Deiner Wahl eines Tages auch um die Ecke.