In wissenschaftlichen Versuchen werden kleine Nager häufiger dabei eingesetzt, um herauszufinden, wie Cannabis auf den Körper wirkt. So wurde erst wieder kürzlich herausgefunden, in welcher Weise der Einsatz des natürlichen Rauschmittels den Appetit anregt. In der Vergangenheit gab es aber auch andere Meldungen, die wohl eher mit etwas Humor aufgenommen werden müssen.
So gab es 2018 unter anderem in Argentinien, nach dem Verschwinden von 540 Kilogramm Cannabis aus einem polizeilichen Lager für beschlagnahmte Drogen, die Meldung, dass Mäuse die Substanz in dieser gewaltigen Menge ganz einfach verspeist haben sollen. Auch in Indien berichtete man über einen ähnlichen Fall vor zwei Jahren, in denen in der nordindischen Stadt Mathura 580 Kilogramm aus den Asservatenkammern zweier Polizeistationen verschwanden.
Jetzt hat es in den USA die Polizei in New Orleans erwischt, wo es jedoch tatsächlich in der Verantwortung einer misslichen Lage der dortigen Umstände liegen soll, dass sich eine Horde Ratten über die aufbewahrten Bestände beschlagnahmter Pflanzenteile hermachen konnte. Aufgrund des maroden Zustands des Polizeigebäudes hätten die Tiere leichten Zugang zum Aufbewahrungsort und würden sich laut der Polizeidirektorin mit Marihuana satt fressen.
„Sie sind alle high!“
Bei einer Anhörung des Stadtrats von New Orleans am 11.03.2024 über den beklagenswerten Zustand des Polizeipräsidiums der Stadt, erklärte die Leiterin der Polizeibehörde, Anne Kirkpatrick, dass Nagetiere jetzt in der Asservatenkammer der Behörde beschlagnahmte Drogen auffräßen. In dem maroden Gebäude hätte man insgesamt mit großen Problemen bezüglich der Sanitäranlagen, mit Schimmel und Ungezieferbefall zu kämpfen. Dies ginge so weit, dass sogar auf den Schreibtischen der Beamten teils Rattenkot aufzufinden wäre.
Kirkpatrick sagte bei der Anhörung vor dem Strafrechtsausschuss des Stadtrats: „Die Ratten fressen unser Marihuana. Sie sind alle high!“ Insgesamt wären die Bezirke der Stadt aber in einem regelrechten Zustand des hygienischen Chaos angekommen, so die Polizeidirektorin. Es wäre nicht nur im Polizeipräsidium so, sagte sie, sondern beträfe alle Bezirke. „Die Unsauberkeit ist unerträglich.“ Da sie aber nicht eindeutig beschrieb, welche Art von Cannabisprodukten von den Nagern über den Verdauungstrakt konsumiert worden sind, dürfen Zweifel bestehen, dass die Tiere tatsächlich von dem Verzehr „high“ werden könnten.
Zauberwort „Decarboxylierung“
Da aus Kirkpatricks Kommentar nicht hervorgeht, welche Art von Cannabisprodukten die Ratten angeblich gefressen haben, ist es unwahrscheinlich, dass unverarbeitete Marihuanablüten sie „high“ machen können. Die Untersuchungen haben ergeben, dass Ratten auf Cannabisrauch und -dampf ähnlich wie Menschen reagieren, aber unbehandeltes Marihuana kaum aktives THC enthält. Stattdessen enthält es THC-A, das einen als „Decarboxylierung“ bekannten Prozess durchlaufen muss, um tatsächlich psychoaktiv zu wirken.
Nahrungsmittel, Tinkturen und einige Konzentrate enthalten jedoch aktives THC und könnten die Ratten somit theoretisch einen Rausch verschaffen. Es klänge jedoch unwahrscheinlich, dass bekiffte Ratten gefährlicher wären als nüchterne. Forschungsergebnisse deuteten darauf hin, dass THC die Nagetiere träger macht und das Stresslevel bei weiblichen Ratten reduzieren könnte. Betreffend der in New Orleans beschäftigen Polizisten darf man die Aussage hingegen glauben, dass das beschriebene Arbeitsumfeld nicht dazu beiträgt, die bereits angeschlagene Moral zu verbessern.
Eine Frage des Geldes
Die Beamten bemühen sich aufgrund der Umstände nun um die Anmietung von Räumlichkeiten in einem anderen Gebäude, um den Hauptsitz zu verlegen. Dies wäre nach ihren Schätzungen billiger als die rund 30 Millionen benötigten Dollar, die eine Instandsetzung des aktuell genutzten Gebäudes kosten würde. Während in anderen US-Bundesstaaten eine ordentliche Menge Geld durch die legalen Verkäufe von Genusscannabis in die Staatskassen gespült wird, ist der Handel in Louisiana nach wie vor verboten. Der Besitz geringer Mengen Cannabis wird aber nur noch mit einer Geldstrafe von 100 Dollar geahndet.
Einzig medizinisches Marihuana ist legal und wird seit 2019 in Apotheken verkauft. Während 2013 nur 42 Prozent der Bevölkerung in Louisiana die Legalisierung von Cannabis befürworteten, sind heute sieben von zehn Erwachsenen für die Freigabe als Genussmittel. Man darf auch nicht vergessen, dass mit den eingenommenen Steuergeldern eine marode Polizeistation wesentlich leichter zu renovieren wäre, als wenn das Geld weiterhin für die Strafverfolgung unbescholtener Bürger verschwendet wird und die beschlagnahmten Waren unter strenger Aufsicht bewahrt werden müssen.
John Bel Edwards, der Gouverneur des Bundesstaates, hat jedoch erst in jüngster Vergangenheit erklärt, dass er davon ausgehe, dass Louisiana Cannabis für den Konsum durch Erwachsene legalisieren werde. Dann wäre das große Fressen aufseiten der Rattenfront auch mit Sicherheit recht schnell vorbei.